Ich betrete mein Zuhause nach endlosen Tagen im Krankenhaus.
In meinen Armen halte ich einen kostbaren Schatz.
Jonne, meinen jüngsten Sohn, mein Nesthäkchen, das fast ein Sternenkind geworden ist.
Nur fast, aber das hat gereicht, um mein Herz stehenbleiben zu lassen für einen Moment.
Kaum ist die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, legt sich Matthias' Arm um mich, stützt mich und dirigiert mich ins Wohnzimmer.
Ich weiß, dass sie der Rest der Familie sich im Haus herumtreibt, aber ich muss mich erst einmal setzen.
Jonne schnuffelt ein wenig, wacht aber nicht auf, wofür ich dankbar bin.
Ich habe ihn vorhin in der Klinik noch gestillt und auf der Fahrt hierher ist er eingeschlafen.
Seine Geschwister haben ihn noch nicht gesehen.
Die Fahrt zur Klinik von unserem Zuhause aus ist zu weit, als dass sie sie mit dem Rad bewältigen könnten und Matthias hat seine knapp bemessene Zeit zwischen der Arbeit hier auf dem Hof, der Familie und mir aufgeteilt.
Auf leisen Sohlen kommen Isla, Ellen, Levi und Niilo ins Wohnzimmer geschlichen.
Sie knien um mich herum auf dem Sofa und dem Boden und betrachten gebannt das winzige Bündel Mensch in meinen Armen.
"Er ist so klein … kleiner als Levi und Niilo", sagt Isla, meine mit ihren 17 Jahren älteste Tochter.
Ellen mit ihren vierzehn Sommern nickt zustimmend. "Ja. Ich versteh nicht, wie er so klein sein kann. Ich mein, dass Zwillinge kleiner sind, ist klar, weil da weniger Platz im Bauch ist, aber …", sie verstummt mit roten Wangen.
Ich muss unvermittelt lachen. Ich liebe es, wenn Ellen einfach so drauflos plappert. Sie ist ein kleiner Sonnenschein. Wobei, so klein ist sie auch nicht mehr. Fast schon eine junge Frau. Ich werde alt.
Levi und Niilo, die neunjährigen Zwillinge ziehen beide eine Schnute. "Wir waren nicht klein.", stellen sie klar und bringen ihre Geschwister ebenso wie mich zum Lachen.
"Darf ich, Mama?", fragt Isla mich und einen Moment lang möchte ich nein sagen. Jonne loszulassen fällt mir schwer.
Letztendlich lege ich ihn aber in die Arme seiner Schwester, die ihn sicher und liebevoll hält.
"Herzlich Willkommen, Jonne", sagt sie und küsst ihn sanft auf die Stirn.
Im Schlaf verzieht sich Jonnes Gesicht zu einem Lächeln.
Ellen hält Isla auffordernd die Arme hin und Jonne wechselt schon wieder seinen Schlafplatz.
Auch sie begrüßt ihn liebevoll, während wir alle zusehen.
Matthias umarmt mich von hinten und küsst meine Wange.
"Schau nur, wie sie sich um ihren kleinen Bruder sammeln. Unser Nesthäkchen kann keine besseren Beschützer haben als diese vier und uns", sagt er sanft.
Ich nicke einfach nur.
Levi und Niilo trauen sich beide nicht ihn zu halten, aber sie sprechen von einer Überraschung.
Fragend blicke ich zu Matthias, der verschmitzt grinst. "Du hast ihnen die Gestaltung des Kinderzimmers überlassen", sagt er nur und hilft mir auf.
Ich folge meinen Kindern hinauf in den ersten Stock, wo unsere Schlafzimmer liegen. Als ich das Kinderzimmer direkt neben unserem Schlafzimmer betrete, habe ich das Gefühl eine andere Welt zu betreten.
Die ehemals cremefarbenen Wände mit den Winnie Pooh Motiven sind einer waren Farbexplosion gewichen. Ich brauche einen Moment, um die Charaktere aus Alice im Wunderland zu erkennen. Da sind Alice, der Hutmacher, die Grinsekatze, Tweedledee und Tweedledum, die Herzkönigin und so viele andere liebevoll gestaltete Bilder.
Mir laufen vor Freude Tränen über die Wangen und dann setzt sich Isla auch noch an das alte Klavier in der Zimmerecke und beginnt zu spielen. Ihre Brüder und sie beginnen zu singen, während Ellen Jonne hält und nach kurzem zögern mit einstimmt. Sie singen Anson Seabra's Welcome to Wonderland und mir wird unendlich warm ums Herz.
"Welcome to Wonderland, we've got it all
Potions and pastries that make you grow tall
Forests and cottages, castles and cards that can talk
Welcome to Wonderland, look where you're at
Maddest of hatters, the Cheshire Cat
Magical cabins and lovely white rabbits with clocks
Dancing through a dream underneath the stars
Laughing 'til the morning comes
Everyone that leaves has a heavy heart, oh, Wonderland I love
Welcome to Wonderland, I'll be your guide
Holding your hand under sapphire skies
Let's go exploring or we could just go for a walk
Welcome to wonderland, where should we go
There's a teaparty along down the road
Make an appearance and maybe they'll sing us a song
Dancing through a dream underneath the stars
Laughing 'til the morning comes
Everyone that leaves has a heavy heart, oh, Wonderland I love
Nothing around here is quite as it seems
Not sure if anything's real or a dream
And the only thing sure from the start
Is the song that's inside of your heart
Don't let it leave
If this was a dream, then at least I've got
Memories for when morning comes
Now that I must leave with a heavy heart, oh, Won-derland
I love"
Solch eine Heimkehr hatte ich nicht erwartet, aber meine Kinder waren einfach die Besten, die man sich wünschen konnte. Klar war es nicht immer einfach, aber wir liebten einander. Und mehr konnten wir alle uns nicht wünschen. Auch nicht für unseren jüngsten Schatz.