Geschrieben: 18:00 - 18:16 Uhr
Warnungen: Psychische Erkrankung, Selbstverletzung
Artie fuhr sich mit den Fingern durch ihre langen dunkelbraunen Locken, zerrte an ihnen und verdrehte die Augen.
Sie zitterte wie Espenlaub.
Ihre Haut bleich.
Ihre Augen umrahmt von dunklen Ringen.
Sie kauerte am Boden, wippte langsam mit dem Oberkörper vor und zurück.
Unverständliche Laute entwischten ihren Lippen.
Ihr Zwillingsbruder kniete neben ihr, zog sie in eine feste Umarmung.
"Artemis? Artie?", sprach er sie an.
Sie reagierte nicht auf ihn.
Stattdessen kratzte sie sich mit den Nägeln über ihre Wangen, bis ihre Haut blutete und murmelte Worte vor sich hin, die er erst nicht verstand.
"I'm peeling the skin of my face
'Cause I really hate being safe
The normals, they make me afraid
The crazies, they make me feel sane
I'm nuts, baby, I'm mad
The craziest friend that you've ever had
You think I'm psycho, you think I'm gone
Tell the psychiatrist something is wrong
Over the bend, entirely bonkers
You like me best when I'm off my rocker
Tell you a secret, I'm not alarmed
So what if I'm crazy? The best people are
All the best people are crazy, all the best people are"
Wieder und wieder wiederholte Artemis diese Worte und Apollo hatte Schwierigkeiten sie davon abzuhalten sich noch blutiger zu kratzen.
"Hat sie ihre Tabletten wieder nicht genommen?", fragte jemand und Apollo blickte auf, sah einen der Pfleger, die Artemis betreuten.
"Keine Ahnung … vielleicht auch zu wenig oder zu viel oder sie wurde schon wieder umgestellt", murmelte Apollo und gab ein 'Uff' von sich, als Arties Ellbogen sich in seinen Bauch bohrte.
Der Pfleger seufzte und zückte eine Spritze mit einem Beruhigungsmittel. Mit erstaunlichem Kraftaufwand streckte er Arties Arm aus und injizierte das Mittel direkt in die Vene.
Artie sackte protestierend in sich zusammen und ihr Körper verlor alle Spannung.
Apollo seufzte und erhob sich mit ihr in den Armen.
Er trug sie in ihr Zimmer und legte sie auf ihr Bett. Seine Finger strichen durch die dunklen Locken, bevor er sich darum kümmerte die Kratzer auf Artemis' Wangen zu säubern und zu verbinden.
Als Artemis' Arzt den Raum betrat, sah er ihn mit vor Unmut dunkel funkelnden Augen an.
"Ich weiß, meine Eltern haben ihre Therapie für einen Hoffnungsschimmer gehalten, aber es ist genug. Das hier", er zeigte auf die unzähligen Kratzer und blauen Flecken, die den Körper seiner Schwester zierten, "ist ihre Schuld. Ich weiß, dass Artie nicht ganz normal ist, aber das hier … das ist erst recht nicht normal. Sie verletzt sich selbst und das kann ich nicht zulassen."
Seine Worte klangen hart und klar durch den Raum.
Der Arzt begann zu protestieren, aber mit einer scharfen Geste stoppte Apollo ihn.
"Ich will nichts hören. Machen sie ihre Entlassungspapiere fertig. Ich nehme Artie noch heute mit nach Hause. Wenn meine Eltern sich nicht um sie kümmern wollen, ist das okay. Ich kümmere mich um sie.", sagte er.
Dann ignorierte er den Arzt und begann die Sachen seiner Schwester zu packen.
Am Abend kehrte er mit Artemis an seiner Seite in die Wohnung zurück, die sie sich jahrelang geteilt hatten, bis ihre Eltern Artemis zwangseingewiesen hatten.
Artie war noch ein wenig von der Beruhigungsspritze benebelt, ging aber an seiner Seite. Sie seufzte erleichtert auf, als sie in ihr Zimmer zurückkehrte.
Die ängstliche Anspannung, die sie seit ihrer Einweisung in die Klinik geplagt hatte, wich langsam aus ihrem Körper. Sie setzte sich auf ihre Bettkante und blickte Apollo an.
"'Pollo? Danke … ich bin froh, wieder hier zu sein. Wo ich hingehöre", sagte sie leise.
Apollo kniete sich vor ihr hin, nahm ihre Hände in die seinen und küsste ihre Stirn.
"Wir kriegen das schon hin, Artie. Zusammen werden wir ihnen schon zeigen, dass wir nicht so verrückt sind, wie sie vermuten, selbst wenn wir es sind, hm?", sagte er.
Artie nickte und dann beugte sie sich vor, um ihn zu küssen.