Geschrieben: 18:00 - 18:15 Uhr
Isabella ging mit vorsichtigen Schritten langsam durch den Wald. Ihr Blick haftete am Laub, welches zu Hauf am Boden lag.
Hin und wieder beugte sie sich schwerfällig hinab, um das ein oder andere Blatt aufzuheben, zu studieren und bei Gefallen in den Ordner unter ihrem Arm zu klemmen. Bei Nichtgefallen ließ sie das Blatt los und beobachtete es dabei, wie es langsam zu Boden schwebte.
Sie brachte Stunden damit zu Blätter zu begutachten und aufzusammeln. Am Ende beherbergte der nun prall gefüllte Ordner bald 2000 bunte Blätter.
Mit Mühe schaffte sie es zurück in ihre Wohnung ließ sich aufs Sofa sinken. Der Ordner ruhte neben ihr.
»Was hast du denn draußen getrieben?«, erkundigte Johannes sich bei ihr, während er sich vor ihr hinkniete und ihr die Stiefel auszog. Seit ihrem Unfall fiel es Isabella manchmal schwer diese allein auszuziehen, wenn sie lange unterwegs war und Johannes half seiner Frau nur zu gern.
Isabella lächelte dankbar und zog Johannes in einen sanften Begrüßungskuss, bevor sie ihm antwortete: »Noemi möchte doch so gern als Laubhaufen gehen zu Halloween. Also war ich im Wald und habe bunte Blätter gesammelt, die ich auf Stoff nähen möchte und dann können wir den Stoff auf das Drahtgestell spannen, dass ich gestern mit ihr zusammen gebastelt hab.«
Johannes blinzelte.
»Dafür ist dieses Ungetüm in ihrem Zimmer? Ich hab mich schon gefragt, was ihr zwei wieder ausheckt.«, sagte er amüsiert.
Isabella zwinkerte. »Blödsinn, wie immer. Du kennst uns doch«, meinte sie.
Johannes setzte sich neben sie und zog sie in seine Arme. »Und für all diesen Blödsinn liebe ich euch zwei wahnsinnig«, sagte er und wollte seine Liebste in einen innigen Kuss ziehen, als Noemi, die vierjährige Tochter der beiden, um die Ecke geschossen kam und ihnen praktisch in die Arme sprang.
»Mama, du bist wieder daaaaaaaaaaaaa«, rief sie begeistert und ignorierte die schmerzverzogenen Gesichter ihrer Eltern, nur um dann ein »Können wir jetzt endlich meinen Laubhaufen basteln?« dranzuhängen.
Johannes rollte mit den Augen und Isabella ließ die Luft ein paar Mal langsam aus ihren Lungen strömen, um den Schmerz, der sich ihre Wirbelsäule entlang zog, wegzuatmen, bevor sie ihrer Tochter antwortete.
»Es ist schon fast Zeit fürs Bett, Noemi. Die Mama macht jetzt gleich das Abendbrot fertig, dann geht es in die Wanne und danach ab in die Federn. Aber Morgen, wenn du aus dem Kindergarten kommst, dann können wir mit dem Basteln anfangen.«, versprach sie.
Noemi zog eine Schnute, nickte aber. Sie wusste, dass Protest ihr in dieser Situation nicht viel brachte, zumal sie sehen konnte, dass ihre Mama müde aussah.
»Na gut«, muffelte sie.
»Danke, Liebling«, murmelte Isabella und küsste die Schläfe ihrer Tochter.
»Bleib du mit ihr hier sitzen. Ich deck den Tisch.«, sagte Johannes und löste sich von den beiden.
Isabella lächelte geschafft.
»Danke«, murmelte sie abermals und schloss ihre Augen.
Noemi kuschelte sich warm an ihre Seite und während Johannes in der Küche geräuschvoll den Tisch deckte, driftete Isabella langsam weg.