Geschrieben: 18:00 - 18:10 Uhr
Warnung: Achtung! Es geht hier um ein Sternenkind.
Ich hielt meine Augen geschlossen. Ebenso wie mein Herz.
Mit langsamen Schritten gehe ich die ausgetretenen Pfade zwischen den Gräbern entlang.
Kies knirscht unter meinen Schuhen.
Blätter rascheln im Wind.
Der Himmel ist grau, wolkenverhangen.
Mein Blick streift für einen Moment zum Himmel, bevor sich meine Augen auf mein Ziel fixieren.
Dein Grab.
Ich knie vor dem Stein nieder und streiche mit den Fingerspitzen deinen eingravierten Namen nach.
Dein Grab ist so winzig.
Nicht, weil es ein Urnengrab ist. Nein.
Es ist so winzig, weil du von mir gegangen bist, bevor ich dich jemals in meinen Armen halten durfte.
An einem Regentag … wie heute …
Es jährt sich nun zum dritten Mal.
Der Himmel über mir reißt auf und die Wolken weinen, aber zum ersten Mal tue ich es nicht.
Ein weiches Lächeln liegt auf meinem Gesicht und meine Hand ruht schützend über meinem Bauch.
»In ein paar Monaten wirst du ein großer Bruder sein, Noah. Auch wenn deine kleine Schwester dich genau wie dein Papa und ich nie kennen lernen kann, so weiß sie schon jetzt von dir. Wir werden dich niemals vergessen.«
Die Worte perlen mir über die Lippen und mit einem Mal scheint die Welt um mich herum verstummt zu sein.
Kein Blätterrauschen, kein leises Plätschern vom Regen am Boden.
Einfach nur Stille, die mich wie eine Umarmung umfängt.
Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus und ich vermute, du hast mich gehört, wo auch immer du bist, mein kleiner Stern.