Geschrieben: 18:00 - 18:10 Uhr
Warnungen: Es klingt schlimm, aber ich verspreche, es geht gut aus.
Chris stöhnte leise auf. Sein Schädel dröhnte und er wollte sich an den Kopf fassen, konnte sich aber nicht bewegen. Verwirrt blinzelte er und sah an sich herab. Er war an einen Stuhl gefesselt. Wieso und warum wusste er nicht.
»Advent, Advent,
Ein Lichtlein brennt
Erst die Kerze, dann das Haus!
Da hauchst du dann dein Leben aus!«
Der liebliche Klang der singenden Kinderstimme wollte so gar nicht zum Inhalt passen.
Chris versuchte sich von dem Stuhl, an den er gefesselt war, loszureißen, aber der Stuhl war zu stabil.
Der Singsang kam näher und Chris sah sich Cassiopeia, dem seltsamen Nachbarskind gegenüber. Sie hielt eine weiße Stumpenkerze in den Händen und betrat den Raum.
Behutsam stellte sie die Kerze auf dem Holzboden ab und betrachtete Chris als wäre er ein besonders interessantes Exemplar eines exotischen Käfers.
Dann verließ sie das Zimmer wieder und kam kurz darauf mit einem Benzinkanister in den Händen zurück. Sie goß das Benzin vor Chris aus, bevor sie ihn lieblich lächelnd ansah.
»Advent, Advent,
Ein Lichtlein brennt
Erst die Kerze, dann das Haus!
Da hauchst du dann dein Leben aus!«
Sie drehte sich um und stieß beim Verlassen des Raumes die Kerze um.
Hinter ihr knisterten und loderten mit einem Mal die Flammen.
Von seiner Angst getrieben und auf sein eigenes Überleben fixiert warf sich Chris mit dem Stuhl nach hinten. Er hatte Glück, dass der Stuhl doch brach.
Flammen leckten an seiner Kleidung, aber er schlug sie aus und rannte dann so schnell er konnte aus der Hintertür heraus.
Es dauerte nicht lange und das Haus stand vollkommen in Flammen.
Chris kniete im Gras hinter dem Haus und fragte sich, was genau da eigentlich passiert war.
Da hörte er sie wieder singen.
»Advent, Advent,
Ein Lichtlein brennt
Erst die Kerze, dann das Haus!
Da hauchst du dann dein Leben aus!«
Ohne nachzudenken sprang er auf und rannte zurück nach Hause in die schützenden Arme seiner Eltern.