Sandkastenliebe …
Als ich den Prompt gelesen habe, musste ich direkt an Sebastian denken.
Meine Sandkastenliebe.
Mit vier Jahren hat er mir damals vor der Rutsche gesagt, dass wir mal heiraten, wenn wir groß sind.
Damals fanden alle das sehr süß.
Wie verliebt wir waren.
Wie wir Händchen haltend durch die Gegend geeiert sind.
Wie er mich vor den anderen doofen Mädchen beschützt hat.
Und wie ich immer mit ihm und den anderen Jungen gespielt habe.
Beim Vater, Mutter, Kind spielen war ich immer der Vater.
Keine Ahnung wieso.
Nach dem Kindergarten und der Grundschule haben sich unsere Wege getrennt.
Ich habe hin und wieder von meinen Eltern mal zu hören bekommen, dass es ihm gut geht.
Immerhin ist er der Sohn ihrer Steuerberaterin.
Vor ein paar Jahren hab ich ihn dann selbst getroffen, als ich bei seiner Mutter einen Termin hatte.
Er war zu Besuch und Wunder oh Wunder, wir haben einander tatsächlich wieder erkannt, obwohl wir uns das letzte Mal mit zehn Jahren gesehen haben.
Von meiner einstigen Sandkastenliebe war nichts mehr übrig.
Vorbei war es mit den Pausbacken und dem hellbraunen Wuschelhaar und den leuchtenden Augen.
Muskeln und Kurzhaarschnitt hatten das süße Kindergesicht älter und männlicher werden lassen.
Nur die leuchtenden Augen, die sind geblieben.
Wir haben nur wenige Worte miteinander gewechselt, aber selbst dabei war mir klar, dass wir keinerlei Interessen miteinander teilten.
Wo ihm Sport und Ausgehen mit Freunden wichtig war, bevorzugte ich stille Abende daheim mit einem guten Buch und statt der Disco war mir ein Besuch im Kino deutlich lieber.
Aus der Traum die Sandkastenliebe zu heiraten.
Nicht, dass ich diesen gehegt und gepflegt hätte.
Das waren eher unsere Eltern.
Aber vergessen werd ich ihn nie, diesen pausbäckigen Charmeur mit den leuchtend blauen Augen und dem Wuschelhaar.