Geschrieben: 18:15 - 18:34 Uhr
"Derek?"
"Ja?"
"Kannst du am Wochenende auf Amber und Nico aufpassen?"
Derek blinzelte und sah seine ältere Schwester Laura dann entsetzt an.
"Ich soll was?", fragte er.
"Auf Amber und Nico aufpassen. Don ist bis Mitte nächster Woche auf Geschäftsreise, ich hab am Wochenende ein Seminar, dass ich nicht absagen kann und Mum muss sich schon um Dad kümmern, weil der doch gerade erst aus dem Krankenhaus wieder da ist. Da kann ich die beiden nicht bei ihnen lassen. Du weißt doch, wie wild sie sind.", erwiderte Laura geduldig.
"Aber ich hab doch gar keine Ahnung von Kindern.", sagte Derek. In ihm machte der Gedanke, das Wochenende mit der dreijährigen Amber und dem neun Monate alten Nico zu verbringen, Angst und das sah man ihm auch an.
"Sieh es als Probelauf … ich mein, Braeden ist schwanger. Bald hast du deinen eigenen Krümel, den du versorgen musst.", merkte Laura unbekümmert an.
Derek starrte sie mit großen Augen an.
"Braeden ist WAS?", entfuhr es ihm.
"Schwanger? Sag nicht, du weißt es noch nicht, Derek. Sie ist mindestens im vierten Monat.", sagte Laura nun doch etwas vorsichtiger und blickte ihren Bruder forschend an.
"Sie hat nicht ein Wort gesagt, Laura. Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll", flüsterte er und sah seine Schwester fassungslos an.
"Ich würde sagen, du musst mit ihr reden. Schnellstmöglich", erwiderte Laura und zog ihn in eine feste Umarmung.
Derek nickte langsam und vergrub sein Gesicht an Lauras Schulter, atmete tief den vertrauten Geruch ein.
Laura strich ihm beruhigend über den Rücken, bis sie merkte, wie er sich entspannte.
Während sie so im Wohnzimmer standen, öffnete sich die Wohnungstür. Braeden war zurück. Sie blinzelte etwas verwirrt, begrüßte die Geschwister aber mit einem Lächeln.
Laura löste sich von Derek, drückte seine Schulter sanft.
"Rede mit ihr, Der", flüsterte sie ihm zu, lauter sagte sie dann: "Ich lass euch zwei dann mal allein"
Braeden winkte zum Abschied.
Derek brauchte einen Moment. Laura hatte die Tür fast schon geschlossen, da rief er: "Ich nehm die Monster am Wochenende."
Laura lächelte und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Braeden blickte ihn verblüfft an.
"Seit wann gibst du dich freiwillig mit den Kindern ab?", wollte sie wissen.
Derek musterte sie. Registrierte zum ersten Mal die Veränderungen, die ihr Körper in letzter Zeit durchgemacht haben musste.
"Seit meine Schwester mir gerade mitgeteilt hat, dass ich in einem halben Jahr meinen eigenen Krümel zu versorgen habe. Ich sollte lernen, was ich kann, bevor er oder sie da ist, oder nicht?", erwiderte er ruhig. Er stand immer noch unter Schock, aber Vorwürfe konnte und wollte er Braeden nicht machen.
Beim Thema Kinder machte er immer sofort dicht. Er verließ den Raum oder sprach direkt über andere Dinge. Einfach weil er bei Kindern Angst hatte zu versagen. Alles falsch zu machen, was er falsch machen konnte.
Zwar hatte er gute Vorbilder gehabt, aber dennoch war er ein sehr unsicherer Mensch, der Angst hatte seinen Kindern das Leben zu verbauen, aus dem einfachen Grund, dass er keine Ahnung hatte, was er mit ihnen tun sollte.
Braeden blinzelte ihn mit großen Augen an. "Sie hat … sie hat es dir gesagt?", fragte sie leise.
"Sie dachte, ich wüsste es, Brae", flüsterte Derek und zog sie in seine Arme.
Braeden schmiegte sich an ihn und ihre Hände hielten sich an seinem Shirt fest.
"Es tut mir Leid … ich hab versucht was zu sagen … aber …"
"Shhh … ist okay. Ich weiß selbst, wie ich auf Gespräche über das Thema Kinder reagiere. Es tut mir Leid, dass du bis jetzt allein warst.", unterbrach er sie und entschuldigte sich bei ihr.
Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf Braedens Gesicht.
"Jetzt bist du ja da … magst du das erste Bild von unserem Kind jetzt sehen?", fragte sie ihn.
Derek nickte leicht und führte sie zum Sofa.
Sie saßen nebeneinander und Braeden holte ihren Mutterpass aus ihrer Tasche und öffnete ihn. Sie begann zu erzählen, was ihr Frauenarzt ihr gesagt hatte, zeigte ihm die beiden bisher vorhandenen Ultraschallbilder und holte Derek voll und ganz mit ins Boot.
Derek hörte aufmerksam zu und stellte hin und wieder fragen. Als er die Bilder sah, begannen seine Augen zu leuchten. Ein Probelauf mit den Kindern seiner Schwester war vermutlich gar nicht so verkehrt. Bald hatte er wirklich seinen eigenen Stammhalter zu versorgen und wie er feststellte, freute er sich sogar darauf.