Tausend Augen
Am nächtlichen Tempel
Flucht der Diebe
Hyakume (jap. 百目 (Kanji) ひゃくめ (Hiragana)) ist ein Yōkai aus der japanischen Mythologie. Sein Name bedeutet wörtlich übersetzt "Einhundert Augen".
Merkmale
Hyakume sind in ihrer Gestalt ein fleischiger, menschengroßer Körper. Dieser ist, überseht, mit unzähligen, blinzelnden, gelben Augen. Selbst der Mund besteht aus Augen und es existiert kein Organ, dass einem Mund ähnelt.
Mit geschlossenen Augen ähneln sie rosa Fleischklumpen und sind von Nuppeppō (die in einem ähnlichen Lebensraum leben) kaum zu unterscheiden. Sie sind in der Lage, mit allen Augen zu sehen und diese auch vom Körper zu lösen und an einem anderen Lebewesen anzuheften, um so die Umgebung zu sondieren. Es handelt sich um sehr aufmerksame und scheue Yōkai.
Vorkommen
Dieser Yōkai besiedelt verlassene Häuser, Tempel, Höhlen und andere schattige Bereiche.
Lebensweise
Ernährung
Vermutlich ernähren sie sich nicht und existieren einfach.
Aktivitätszeit
Da ihre Augen selbst unter schwächsten Lichtverhältnissen gestochen scharf sehen, ist helles Tageslicht für sie viel zu grell, sodass diese Yōkai nur nachtaktiv sind.
Kulturelle Bedeutung
Interaktionen mit Menschen
Hyakume sind scheu und versuchen, menschlichen Kontakt zu vermeiden. Kommt ein Mensch einem Hyakume auf wenige Meter näher, löst sich eines seiner Augen von seinem Körper und fliegt auf die Person zu. Das Auge bleibt am Körper der Person haften, solange sie sich in der Nähe befindet, und hält nach kriminellen Aktivitäten Ausschau. Schließlich kehrt das Auge zum Yōkai zurück, wenn dieser wahrnimmt, dass keine Gefahr besteht. Wenn sich Hyakume bedroht fühlen, springen sie bedrohlich aus der Dunkelheit. Sie sind nicht besonders gewalttätig und verlassen sich auf ihre Größe und ihr furchterregendes Aussehen, um Menschen abzuschrecken.
Sollte man wider Erwarten so viel Unmut auf sich geladen haben, dass Hyakume sich zu drastischeren Taktik genötigt gesehen, empfiehlt es sich eine helle Lichtquelle parat zu haben.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Hyakume traten erstmals in der Showa-Zeit (25. Dezember 1926 bis zum 7. Januar 1989) auf und sind eine Erfindung von Shigeru Mizuki (jap. 水木 しげる, Mizuki Shigeru; * 8. März 1922 in Sakaiminato, Präfektur Tottori; † 30. November 2015 in Tokio).
Der "Yōkai Gamma", der in der ersten Folge der Spezialeffekt-TV-Sendung "Akuma-kun" (1966-1967) erschien, die auf Mizukis Originalwerk basiert,
wird als "Hyakume Yōkai Gamma" oder "Hyakume Gamma" in Zeitschriften bezeichnet. Später nahm Mizuki den Yōkai als Hyakume in eine seiner Yōkai-Abhandlungen mit auf. Dieser Quellen-Ursprung wurde aber nicht von Folklorematerialien bestätigt. Da unter anderem sich Yōkai Gamma von Hyakume insofern unterscheidet, dass Yōkai Gamma Menschen und Leichen Augen stiehlt, was bei einem Hyakume nicht erwähnt wird. Daher werden sie als verschiedene Yōkai betrachtet, mit gleichem Design.
Kenji Murakami (jap. 村上 健司, Murakami Kenji; *1968), ein Yōkai-Forscher, weist darauf hin, dass ein Gemälde aus der späten Edo-Zeit (1603 bis 1868) bis zur frühen Meji-Zeit (25. Januar 1868 bis zum Tod des Kaisers am 30. Juli 1912), welches in "Japanischer Humor" 1910 veröffentlicht wurde, die Ursprungs-Referenz für Hyakume ist. Diese Zeitschrift wurde von den Deutschen Curt Adolph Netto (21. August 1847, Freiberg , Sachsen – 7. Februar 1909) und Gottfried Wagener (* 5. Juli 1831 in Hannover; † 8. November 1892 in Tokio) publiziert, es ist aber leider unbekannt, wer das 1910 veröffentliche Gemälde malte oder aus welcher Sammlung es übernommen wurde. Das dortige Wesen wurde als "Der Hunteraugige" betitelt, was auch den Namen von Hyakume prägte.
Da eine ähnliche Zeichnung auch in einem handgezeichneten Manuskript existiert, wird angenommen, dass die ursprüngliche Idee des Hyakume
aus einem Werk eines Schülers von Katsushika Hokusai (jap. 葛飾 北斎; * vermutlich am 31. Oktober 1760 in Warigesui, Honjo, östliches Edo/Kreis Katsushika, Provinz Musashi (heute: Sumida, Tokio); † 10. Mai 1849 in Henjōin, Shōten-chō, Asakusa; ein japanischer Maler und einer der wichtigsten Vertreter des Ukiyo-e-Genres).
Taxonomische Stellung
Die taxonomische Stellung des Hyakume stellt sich als schwierig dar, da nur wenig über sie bekannt ist. Da sie eine gewisse Ähnlichkeit zu den Nuppeppō besitzen und diese unter Vorbehalt zu den Homunkuli gestellt werden, könnte es sein, dass es sich bei Hyakume auch um Homunkuli handelt.
Nachweise
- Yokai.com – the online database of japanese ghosts and monsters (Matthew Meyer) Suche nach "Hyakume" https://yokai.com/hyakume/ Abgerufen am 17.11.2024
- 水木しげる『決定版 日本妖怪大全 妖怪・あの世・神様』講談社(講談社文庫)、2014年、614頁。ISBN 978-4-062-77602-8。
- 講談社 編『大伴昌司《SF・怪獣・妖怪》秘蔵大図解』講談社、2014年、155頁。ISBN 978-4-06-364963-5。
- 京極夏彦『妖怪の理 妖怪の檻』角川書店〈KWAI BOOKS〉、2007年、299頁。ISBN 978-4-04-883984-6。
- 村上健司他編著『百鬼夜行解体新書』コーエー、2000年、105頁。ISBN 978-4-87719-827-5。
- 村上健司編著『日本妖怪大事典』角川書店〈Kwai books〉、2005年、280頁。ISBN 978-4-04-883926-6。
- ユング『変容の象徴 精神分裂病の前駆症状』(Symbole der Wandlung)が『日本のユーモア』から引用。同書の邦訳では「百目鬼」とキャプションされている(1985年、筑摩書房、199頁、ISBN 4-480-84137-7。底本となったのは1952年刊行のRaschr版)。
- 高山洋吉『日本のユーモア』雄山閣、1958年、67頁。
- 香川雅信 著「概説 マンガの源流としての妖怪画」、兵庫県立歴史博物館、京都国際マンガミュージアム 編『図説 妖怪画の系譜』河出書房新社〈ふくろうの本〉、2009年、6-11頁。ISBN 978-4-309-76125-1。
- 『Ayakashi江戸の怪し 浮世絵の妖怪・幽霊・妖術使たち』図録、浮世絵 太田記念美術館、2007年