Nächtliche Rufe
Gib mir mein Reisfeld zurück
Arbeit oder Flucht
Der Dorotabō (jap. 泥田坊 (Kanji) どろたぼう (Hiragana)) ist ein Yōkai aus der japanischen Mythologie. Der Name des Wesens bedeutet so viel wie "Schlammiger Reisfeldmönch".
Dieser Yōkai wurde erstmals von Toriyama Sekien in seinem dritten Buch, dem Konjaku Hyakki Shūi (今昔百鬼拾遺, "Ergänzung zu den hundert Dämonen aus Gegenwart und Vergangenheit"), dokumentiert und abgesehen von dessen Illustration ist nur wenig über dieses Wesen bekannt.
Der Yōkai wird meist als sehr metaphorisch betrachtet
Merkmale
Dorotabō sind die verwandelten Geister alter Männer, die so hart auf ihren Reisfeldern gearbeitet haben, dass sie sich diesem sehr verbunden fühlen. Sie entstehen allerdings nur, wenn der Folgebesitzer nicht ähnlich hart an dem Feld arbeitet und so die Arbeit des Verstorbenen nicht mehr in Ehren hält. Sie erscheinen als einäugige, dreifingerige humanoide Gestalten, die bis etwa zur Hüfte aus dem Reisschlamm aufsteigen. Gelegentlich steigen sie nicht nur bis zur Hüfte, sondern komplett aus dem Feldschlamm (Es muss nicht zwingend ein Reisfeld sein, es ist aber meist der Fall), mit zwei schlammigen Beinen. Gelegentlich sollen die Körper auch Skelett ähnliche Strukturen zeigen und an verwesende Leichen erinnern. Auch wenn sie als einäugig beschrieben werden, ist die Darstellung als Zyklop, mit der einäugien Stirn, eher unüblich. Deutlich häufiger ist die Darstellung mit einer leeren Augenhöhle und einer Augenhöhle mit einem Auge, dass einen stechenden, zornigen Blick besitzt.
Es wird im japanischen Volksglauben davon ausgegangen, dass die fünf Finger der menschlichen Hand drei Laster und zwei Tugenden darstellen: Zorn, Gier, Unwissenheit, Weisheit und Mitgefühl. Ein Dorotabō erscheint nur mit den Fingern der Laster, da es die Laster seines Nachfolgers sind, die ihn wieder in die Welt der Lebenden brachte.
Vorkommen
Er existiert hauptsächlich auf ehemals bestellten und nun verwilderten Reisfeldern. Da der hierfür fruchtbare Boden, hauptsächlich in den Niederungen Japans anzutreffen ist, handelt es sich hierbei um ein Wesen der Niederungen.
Gelegentlich treten sie in Obstgärten oder Getreidefeldern auf.
Lebensweise
Ernährung
Dorotabō ernähren sich nicht, ihre Rachegelüste erhalten sie allein am Leben.
Verhalten
Dorotabō durchstreifen die verwilderten Felder, welche ihnen einst gehören und rufen mit trauriger Stimme: "田を返せ、田を返せ」と罵ったとある!" zu Deutsch "Gib mir mein Reisfeld zurück!" Nur in der Nacht erscheint der Dorotabō und besichtigt sein ehemaliges Feld. Sie verhindern mit ihren Rufen den Schlaf der Bewohner oder führen anderweitig zu Unbehagen. Dorotabō suchen so lange die Felder heim, bis der Nachfolger flieht oder sich des Feldes so annimmt, wie es der Dorotabō wünscht. Der Dorotabō verschwindet aber nicht einfach, sondern tritt nur in Erscheinung, wenn er falsche Feldpflege (bzw. nicht existente) anprangert. Ist er zufrieden, wird sich seine Energie auf Reduzierung von Schädlingen und einen höheren Ertrag auswirken.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
In dem Buch "東北怪談の旅" zu Deutsch "Tohoku Geistergeschichte der Reise" des Schriftstellers Norio Yamada wird die folgende Geschichte aus der Präfektur Yamagata als "Doro-Tabo" erwähnt.
Eine Frau namens Aki, die in Shonai lebte, war jeden Tag zu Hause faul, ihr Mann Hanzamon, war damit beschäftigt den Flussbau und die Verteidigung des Ortes voranzutreiben. Die anderen Bewohner Shonais waren jedoch nicht so faul und bestellten die Reisfelder, um nicht als faul zu gelten, verließ sie ebenfalls das Haus, blieb stehen und baute keinen Reis an.
Irgendwann traf Aki, die den nahen Berg betrat, einen jungen Mann, den sie vorher noch nie gesehen hatte, und fing an, diesem jeden Tag näherzukommen. Schließlich, als Hanzaemon seine Arbeit beendete und nach Hause ging, war Aki nicht aufzufinden. Er hörte, dass Aki häufiger zum Berg ging und suchte sie dort auf, er rechnete nicht damit, sie beim Akt mit einer Schlange zu sehen. Nicht nur dies bestürzte ihn, denn sie legte nun sogar Eier. Er war zornig und wollte sich von ihr scheiden lassen, da sie nun kein Anrecht mehr hatte auf dem Berg zu verweilen, den es war sein Berg, stieg sie herab und kreuzte das Reisfeld. Da erschien ihr ein schlammiger, rasierter Mann namens "Doro-Tabo" und sagte: "Pflanze, um Reis zu pflanzen, anstatt Schlangenjungen!"
Trivia
- Dorotabō treten in der Manga-Reihe GeGeGe no Kitarō (später auch in der Anime-Adaption) auf.
- Der Yokai Schlammampf aus Yo-Kai-Watch 2 basiert auf dem Dorotabō besitzt aber fünf anstatt drei Finger.
Verehrung
Sie werden als eine Form von Kami (jap. Gottwesen) angesehen, welche sich dem Schutz der Heiligkeit und der Produktivität der Landwirtschaft gewidmet haben. Es existieren auch Skulpturen dieses Yokais, wie eine Bronzestatuein Sakaiminato City, in der Präfektur Tottori an der Shigeru Mizuki Road.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Ein Großteil Japans ist von Gebirgen durchzogen und so für die Landwirtschaft nicht geeignet. Dementsprechend war der Landbesitz in früherer Zeit ein extrem wertvolles Gut. Selbst ein kleines Stück Land konnte ein ganzes Leben Arbeit bedeuten, ein verschwenderischer Sohn, der die hart verdienten Felder seines Vaters zugunsten von Laster wie Spielen und Trinken aufgibt, sollte möglicherweise mit diesen Geschichten von seinen Lastern abgebracht werden und zur Erkenntnis gebracht werden.
Bis auf die von Toshiyama Toshiyama angefertigte Zeichnung ist dieses Wesen in der alten Literatur der Frühen Neuzeit nicht überliefert worden, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass dieses Wesen erst in der gleichen Epoche als neues Wesen etabliert wurde.
Taxonomische Stellung
Taxonomisch ist der Dorotabō schwierig einzuordnen, da er Elemente eines Rachegeists, mit denen eines Zombies und dem elementaren Material eines Feldes kombiniert. Letzteres erscheint durch die Rache des Wesens beseelt, sodass diese Taxonomie annimmt, dass es sich beim Dorotabō um einen humanoiden Rachegeist mit Zombiecharakteristiken handelt.
Nachweise
- Yokai.com – the online database of japanese ghosts and monsters (Matthew Meyer) Suche nach "Dorotabō" http://yokai.com/dorotabou/ Abgerufen am 22.01.2024
- https://yokai.fandom.com/wiki/Dorotab%C5%8D Abgerufen am 22.01.2024
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- https://gegegenokitaro.fandom.com/wiki/Dorotab%C5%8D
- https://yokaiwatchworld.net/de/game/yokai-watch-2/medallium/yokai/Mudmunch/
- Hiroko Yoda, Matt Alt, Tatsuya Morino "Yokai Attack!: The Japanese Monster Survival Guide (Yokai ATTACK! Series) (English Edition)", 2013, 208 Seiten, ISBN-13: 978-1462908837
- https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ja/e/e1/Sakaiminato_Mizuki_Shigeru_Road_Dorotabo_Statue_1.JPG
- https://thecreaturecodex.wordpress.com/2016/10/23/dorotabo/