OT: Ich möchte meiner treuesten Leserin und kleinen Schwester herzlich zu ihrer Premiere am Theater gratulieren! Du machst das klasse und ich bin so stolz auf dich <3
„Janina, ich muss dich um einen Gefallen bitten!“, Delina stand vor dem schäbigen Sofa, auf dem Janina sich hingelegt hatte.
„Mal sehen, ich habe Ken aus der Bärenfalle befreit und dir geholfen ihn in UNSERE sichere Unterkunft zu bringen. Ich denke mein Pensum für heute ist erfüllt!“, erwiderte diese genervt.
Delina seufzte: „Aber die Wunde von der Falle sieht schrecklich aus wir müssen sie irgendwie reinigen!“
Janina schwang sich lustlos auf: „Ich war Turnerin, keine Krankenschwester!“
Delina warf ihr einen flehenden Blick zu: „Aber du bist ein Vampir, euer Blut kann Wunden heilen!“
Janina verdrehte die Augen: „Keine Kräfte hier, hast du das schon vergessen?“
Delina schüttelte den Kopf: „Aber Churchs Kräfte funktionieren hier zum Teil und Celles sagte du warst schon ein magisches Wesen bevor du verwandelt wurdest, du könntest es wenigstens versuchen!“
Janina ließ einen Laut des Unmuts los und schlenderte genervt zu Jack, der an die Wand gelehnt saß. Seine Stirn war voller Schweißperlen und er schien schreckliche Schmerzen zu haben. Durch seine aufgerissene schwarze Hose konnte man die nässende Wunde der Bärenfalle sehen.
„Was genau ist ein Nephilim?“, fragte Janina nach.
„Ein Sohn eines Engels, in dem Fall eines gefallenen Engels!“, klärte Delina sie auf.
Janina machte sofort einen Schritt zurück: „Okay, ich bin raus!“
Delina hielt sie am Arm fest: „Janina bitte!“
Janina riss sich los: „Selbst wenn ich wollte. Ich habe gesehen was es anrichten kann, wenn ein Wesen der hohen Himmel das Blut eines Schattenwesens trinkt!“
Delina versuchte sie umzustimmen: „Aber im Grunde ist er kein Wesen der hohen Himmel! Bitte Janina, ich denke er stirbt sonst und damit verlieren wir unsere Spur zu Chruch!“
Janina musterte Delina kurz, dann ging sie doch zurück zu Jack, zückte ihr Messer und schnitt sich in den Unterarm. Delina konnte sehen, dass sie von dem Schmerz überrascht war und war fast ein wenig schadenfroh.
„Achtung, weit aufmachen!“, Janina zwang Jack seinen Kopf in den Nacken zu legen und den Mund zu öffnen, dann presste sie ihren blutenden Unterarm in seinen Mund, „Schön schlucken!“
Delina versuchte Jack zu beruhigen: „Es ist zu deinem besten!“ Nach einem kurzen Moment zog Janina den Arm wieder weg und stellte verwundert fest, dass ihre Wunde bereits verheilt war. Und auch Jacks Wunde begann sich auf wundersame Art und Weise zu verschließen.
Langsam stand er auch und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund: „Wie ist das Möglich?“
Delina grinste: „Vampirblut kann magische Wesen heilen und sie haben enorme…“ Janina schwankte, ihr Kreislauf schien den Blutverlust sehr wohl zu bemerken. Delina stützte sie schnell und führe sie zurück auf das Sofa, auf das sie sich fallen ließ.
Jack sah sie ernst an: „Ich schätze ich muss mich bei euch bedanken! Also, warum suchst du Chruch?“
Delina war überrascht: „Du kennst ihn besser?“
Jack nickte: „Normalerweise gehen wir zusammen auf Mission, aber Gott hat ihn weggeschickt, um jemanden zu fangen!“
Delina zog eine Braue hoch: „Gott? Sag nicht er redet wie ein Irrer und trägt eine gruselige goldene Maske?“
Jack kniff die Augen zusammen: „Was weißt du eigentlich nicht über diesen Ort?“
Delina lachte: „Der, den ihr Gott nennt, wird sonst auch Silas genannt, und ja seine Kräfte sind gottgleich, aber er ist bestimmt nicht Gott!“
Janina stöhnte: „So oft Gott in einem Satz!“
Jack zog eine Braue hoch: „Es scheint ihr schon besser zu gehen!“ Janina raffte sich auch: „Als ich noch ein Mensch… Oder was auch immer war litt ich an Blutarmut, also sollten wir dieses Retten von Streunern dringend unterlassen.“
Jack zog eine Braue hoch: „Wann fühlst du dich wieder fit genug, um in die Sicherheitszone aufzubrechen?“
Janina verzog das Gesicht und Delina fragte sich, was wohl hinter dieser Sicherheitszone auf sie warten würde, wobei sie natürlich auf Church hoffte.
„Wie weit ist es?“, fragte Delina vorsichtig.
Jack schien beide seltsam zu mustern: „Eine knappe Stunde, ihr wart nah dran!“
Janina sprang von Sofa auf: „Bereit, gibt es dort eine Dusche? Mit warmem Wasser?“
Jack nickte: „Die Infrastruktur ist begrenzt, aber ein paar Minuten Warmwasser sollte ich dir verschaffen können.“
Delina seufzte, Janinas Prioritäten kamen ihr ein wenig seltsam vor, aber was sollte man machen.
„Sind dort noch andere wie du?“, wollte sie dann wissen.
Jack schien die Frage seltsam zu finden: „Natürlich, wo sollten sie den sonst sein? Hier draußen als Streuner in einem Abbruchhaus?“ Das Wort Streuner betonte er als Retourkutsche für Janinas bissigen Kommentar.
Diese warf ihm einen sehr hochnäsigen Blick zu: „Und wer versichert mir das du uns nicht dort hinlockst um uns, wie dein Freund geplant hatte, aufzufressen?“
Jack warf ihr einen genervten Blick zu: „Wenn ich euch hätte töten wollen hätte ich es ab dem Moment getan, wo ich wieder stehen konnte!“
Janina rümpfte die Nase: „Denkst du wirklich du hättest eine Chance gegen uns?“
Jack zuckte mit den Schultern und griff Janina unvermittelt an. Diese duckte sich unter dem Schlag weg, machte einen Rückwärtssalto über das Sofa und landete wieder perfekt auf ihren hohen Absätzen.
„Wie langweilig du doch bist!“, spottete sie, aber Jack hatte ihren Moment des Triumphs genutzt, um dem Sofa einen Tritt zu geben, welches gegen sie stieß und sie ins Wanken brachte. Dann machte er einen Satz darüber und entriss ihr das Messer, welches in ihrem Gürtel steckte.
„Hört sofort auf!“, rief Delina, aber sie konnte an den Blicken der beiden sehen, dass sie gerade erst angefangen hatten. Janina machten einen Satz zurück und sprang auf die Überreste eines Sessels, Jack eilte auf sie zu und versuchte sie zu packen. Aber Janina stütze sich an seinen Schultern ab und schwang sich elegant über ihn hinüber. Jack drehte sich so schnell er konnte um, was Janina wohl gehofft hatte, den sie ließ sich auf den Boden fallen und nutzte seine Körperdrehung um ihm ihre spitzen Absätze in die Wade zu rammen. Natürlich wich Jack zurück, was sein Stolpern und Fallen verursachte. Er rollte sich zwar geschickt ab aber Janina verpasste ihm einen Tritt in die Rippen, sodass er auf dem Rücken landete. Dann stellte sie ihren Absatz mit leichten Druck auf seinen Hals.
„Jetzt wärst du wohl tot!“, verkündete sie siegessicher.
„Nein!“, keuchte er und packte ihren Unterschenkel um sie ebenfalls zu Fall zu bringen.
„Wow, das ist ja wirklich ganz toll, wie ihr euch gegenseitig zeigt, wie stark ihr doch seid! Ich könnte eurem pubertären Balzverhalten noch Stunden zusehen weil ihr ja so cool seid. Aber wir müssen leider weiter, schließlich sind wir ja hier um Church zu finden, oder Janina?“, Delina klatschte, sichtlich unbeeindruckt und auch der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Wie lange müssen wir noch durch diesen verdammten Wald laufen?“, Janina rieb sich die Oberschenkel, sie schien an ihre Grenzen zu kommen. Jack legte ein unglaubliches Marschtempo vor und Delina war froh, das sie im Gegensatz zu Janina, flache Schuhe trug.
Die Umgebung bedrückte sie, der so normal wirkende Wald wurde in das Licht des violetten Himmels getaucht, welcher egal wie viel Zeit verging, seine Farbe beibehielt. Was hätte Delina für einen einzigen sanften Sonnenstrahl gegeben, es war nicht wirklich kalt, aber trotzdem fröstelte es sie.
Plötzlich verschwand Jack zwischen zwei Bäumen und Delina sah sich verzweifelt um. Janina holte sie ein und blieb neben ihr stehen, misstrauisch behielt sie ihre Umgebung im Auge.
„Dieser Mistkerl, ich wusste von Anfang, an das wir ihm nicht trauen können!“, empörte sich Janina über das Verschwinden ihres Führers.
„Jack?“, rief Delina in den Wald, sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben Church mit seiner Hilfe zu finden.
Plötzlich stand Jack hinter Janina und zog ihr ein großes Stück Holz über den Kopf, sodass sie bewusstlos zusammenklappte.
Delina wich einen Schritt zurück und realisierte, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hatte.
„Bleib ganz ruhig!“, Jack warf den Ast weg, „Ich kann dir das erklären!“ Dann hob er Janinas Körper auf und warf ihn sich wie einen nassen Sack über die Schulter.
„Lass sie sofort wieder runter!“, verlangte Delina, ihre Stimme klang zittrig vor Angst.
„Keine Sorge, ich musste sie ausschalten. Sie hätte am Tor alles versaut! So kann ich behaupten, dass sie schläft, den, wenn man ihre Fähigkeiten bemerkt, dann wird man sie wegsperren und eliminieren!“, erklärte Jack sein seltsames Verhalten.
„Und ich stelle keine Gefahr da, um das Tor zu passieren?“, fragte Delina verwirrt.
Jack schüttelte den Kopf: „Du kannst dich im Gegensatz zu ihr beherrschen. Du wirst nur nicken, wenn ich etwas sage, mach auf keinen Fall den Mund auf! Und kein Wort über Chruch!“
Delina nickte, war sich aber unsicher ob sie ihm vertrauen konnte, nachdem er Janina ohne Vorwarnung oder auch nur den Versuch eines Gesprächs ausgeschaltet hatte. Sie folgte Jack weiter durch den Wald, bis dieser sich lichtete und die Ruinen einer kleinen Stadt sichtbar wurden. Ein Wall aus Holzstämmen war um sie gezogen worden und Delina konnte schwarz gekleidete Männer sehen, die davor Stellung bezogen hatten. Sie gingen geradewegs auf das eiserne Tor zu, vor welchem weitere Männer Wache hielten.
Delina versuchte sich zu beruhigen, sie wusste, dass in den nächsten Momenten so ziemlich alles passieren konnte.
„Jack, da bist du ja wieder!“, ein hoch gewachsener Mann mit Stoppelglatze und Dreitagebart nickte ihm freundlich zu, dann musterte er Delina und die bewusstlose Janina misstrauisch, „Aber wen hast du da dabei?“
Jack winkte ab: „Zwei Neuankömmlinge, Anna und Larissa!“
Delina winkte freundlich: „Ich bin Larissa!“
Der Mann musterte sie noch einen Moment kritisch: „Larissa also. Ich bin Berthold! Willkommen in der Sicherheitszone!“
Im selben Moment öffnete sich das Tor und die Wachen traten beiseite. Delina folgte Jack durch das Tor und merkte sofort das er nicht begeistert war.
„Ich sagte nicht reden!“, zischte er ihr dann zu, „Gott ich hätte euch beide ausschalten sollen!“
Delina beschloss seine Bemerkung zu ignorieren und starrte auf das große Gebäude, welches den Mittelpunkt der Sicherheitszone bildete. Sie bewegten sich durch die staubige, rissige Straße genau darauf zu, es fühlte sich unheimlich an.
„Das war einmal ein Hotel, jetzt tagt der Rat dort, und Gefangene werden oben gehalten. Unten sind die Massenquartiere für alle ohne besondere Fähigkeiten!“, erklärte Jack ihr das Gebäude.
Delina schauderte beim Gedanken gerade auf ein Gefängnis zuzugehen: „Und wohin bringst du uns? Ich dachte alle mit besonderen Fähigkeiten werden um... eliminiert!“
Jack ignorierte ihre Frage und schlug auf einmal einen anderen Weg ein, weg von der ins Zentrum führenden Straße. Er bog rechts ab, Janina entdeckte sofort die aneinandergereihten Häuser in besserem Zustand. Sie schienen wieder vollständig aufgebaut worden zu sein.
„Ich nehme euch mit zu mir, schnell jetzt!“, Jack sah sich hektisch um aber niemand schien auf der Straße zu sein, „Eigentlich darf ich das nämlich nicht!“
Delina folgte ihm bis zu einem kleinen Bungalowhaus mit notdürftig geflicktem Gartenzaun. Jack deutete ihr, das nun keine Zeit war, den Garten zu betrachten und so eilte Delina ihm nach durch die Türe, die er sofort hinter ihr zuschlug.
„Warum darfst du uns hier nicht herbringen?“, fragte Delina außer Atem.
„Weil nur meine Familie in dem vom Rat zur Verfügung gestelltem Haus leben darf, ich hätte euch in das Quartier bringen müssen!“, erklärte Jack, als wäre das normal.
„Du darfst also nicht entscheiden, wen du in dein Haus einlädst?“, fragte Delina überrascht.
Jack lachte: „Der Rat trifft alle Entscheidungen, aber heute ist eine Feier in der ehemaligen Hotellobby, ich werde eure Ankunft also offiziell bekannt machen!“
Er platzierte Janina, die langsam stöhnend aufwachte, auf dem Sofa, das zu Delinas Überraschung nicht so widerlich aussah, wie das in dem Haus, in welchem sie aufgewacht war. Generell war der Boden wie auch die Wände zwar beschädigt, doch hatte man versucht die Zeichen der Zeit auszubessern und auch die kleine Küche sah nicht so abgestanden aus. Die Fliesen im angrenzenden Badezimmer waren zum Teil gesprungen, aber die Dusche wie auch das Waschbecken sahen intakt aus.
„Was ist passiert?“, fragte Janina verwirrt und rappelte sich auf. Bevor Jack etwas sagen konnte erklärte Delina: „Dir ist ein großer Ast auf den Kopf gefallen! Jack war so nett dich zu tragen!“ Jack sah Delina verwirrt an und Janina verzog angewidert das Gesicht.
Dann streckte sie sich: „Gut, ich gehe jetzt duschen!“
Jack sah sie verwirrt an: „Du hast keine Fragen? Wie wo wir sind zum Beispiel?“
Janina schüttelte den Kopf: „Nein, ist mir egal! Ich will einfach nur duschen!“ Dann verschwand sie im Bad und schloss die Türe hinter sich ab.
Delina zuckte mit den Schultern: „Du hast ihr wohl zu fest auf den Kopf geschlagen!“