Kapitel 13
Alexander Solomon wäre nicht Alexander Solomon, wenn er jetzt hier aufgeben würde. Die Halle der Aufzeichnungen - ja, sie war unter der Sphinx! Er wusste es wieder. Er hatte gewusst, dass dort unten etwas ist. Etwas sehr Wertvolles. Und eines stand fest: Er wollte es haben und zwar so schnell wie nur möglich. Er hatte in diese Sache schon viel investiert und nun würde er sich seinen Lohn abholen. Im Moment war zu viel los auf dem Plateau. Er wollte etwas Gras über die Sache wachsen lassen. In ein paar Tagen würde sich sicher alles hier wieder beruhigt haben. Es galt nun die Zeit gut zu nutzen mit den nötigen Vorbereitungen für den Einstieg. Die richtigen Leute mit dem richtigen Equipment mussten schnellstens her. Ein guter Plan musste ausgearbeitet werden. Wenn sich die Situation beruhigt hat, würden weniger Sicherheitsleute hier herum schwirren, das würde sein Vorhaben erleichtern.
Dick Tucker hatte ihm sehr wertvolle Informationen gegeben. Dann der Traum. Der weitere Weg war klar für ihn. Es war noch sehr früh am Morgen, aber Alexander Solomon war das egal, er sprudelte nur so vor Energie. Er rief an der Rezeption an und bestellte Frühstück für zwei Personen auf sein Zimmer. "Und vergessen Sie den frischen Lachs nicht, das ist wichtig!", wies er den Mann von der Rezeption an. "Ohne Lachs zum Frühstück ist Mr. McIntosh nicht zu ertragen." Und jetzt wecken Sie ihn und schicken ihn zu mir auf mein Zimmer, sofort!". "Sehr wohl, Mr. Solomon," antwortete der Mann von der Rezeption und leitete sofort alles Nötige in die Wege. Vor einigen Tagen hatte er erlebt, wie Solomon aufdrehen konnte. Einer seiner Kollegen hatte Mist gebaut und vergessen, ihn über ein wichtiges eingegangenes Telefonat zu infomieren. Abends war er nicht mehr da. Entlassen! Dieser amerikanische Mistkerl schien über ausgezeichnete Kontakte und Verbindungen zu verfügen.
Al Solomon sass frisch geduscht und zufrieden in seinem Hotelzimmer vor seinem Frühstück. Es wurde nun langsam hell und die Stadt erwachte zum Leben. Er dachte nach. Gemeinsam mit seinem Freund Bud hatte er sehr viel erreicht in seinem Leben. Er gehörte sicherlich zu den reichsten Männern der Welt. Mehrere Millarden Dollar konnte er sein eigen nennen. Er besass Grundstücke und Immobilien auf der ganzen Welt und war an vielen lukrativen Firmen beteiligt. Firmen, die ihm bei seinen Aktivitäten nützlich waren, wie z. B. bei den Bohrungen auf dem Gizeh-Plateau. Die Firma gehörte ihm. Sein Name stand natürlich nicht dran und er tauchte auch nicht offiziell auf - wozu gab es schliesslich Strohmänner? Mit seinen Verbindungen zum Militär und seinem Organisationstalent hatte Bud sein Vermögen während des Irakkrieges mehr als verdreifacht. Was der Bursche an Antiquitäten in den Kriegswirren ausser Landes geschafft hatte, war der reine Wahnsinn. Man glaubt ja gar nicht, wie verrückt einige Sammler sind. Sie könnten diese Stücke niemals öffentlich zeigen und müssen sie im Geheimen verstecken und doch sind sie bereit, gigantische Unsummen dafür auf den Tisch zu blättern, um solche Altertümer um sich zu haben. Aber all dieses ganze Geld..... Das war es nicht wirklich, was Solomon faszinierte, nein. Es war die unglaubliche Macht dieses Ringes, die ihn so sehr reizte. Und wenn es gelang, den zweiten Ring auch zu finden und in seinen Besitz zu bringen..... Eine Gänsehaut kroch seine Arme hoch...
Es klopfte und Bud McIntosh betrat sein Zimmer. "Ah, Du hast schon nett an mich gedacht, Al," sagte McIntosh lächelnd. "Frischer Lachs und Kaffee, das wird ein guter Tag!" "Setz Dich Bud". "Wir haben viel zu tun." Er schenkte McIntosh eine Tasse Kaffee ein und sah ihn lächelnd an. Bud McIntosh beschlich ein merkwürdiges Gefühl, als er Solomon so ansah. "Wie lange kennen wir uns jetzt eigentlich schon, Bud?", fragte Solomon nachdenklich.
Etwas überrascht schaute McIntosh seinen Freund an. "Nun es werden an die dreissig Jahre sein, Al. In der Uni fing es an mit uns und danach sind wir nie mehr voneinander losgekommen." "Wären wir verheiratet, hätten wir unsere Silberhochzeit schon hinter uns." Solomon musste lachen. "Bevor wir anfangen Bud, möchte ich mich mal bei Dir bedanken, für alles." "Aber Al". "Nein, lass mal Bud," unterbrach ihn Solomon mit einer Handbewegung, die keinen Zweifel aufkommen liess. "Du hast immer treu zu mir gestanden, warst immer auf meiner Seite und bist mir nie auf den Sack gegangen. Bist n' echter Freund und das ist mal ein "Danke" wert." Dabei legte er freundschaftlich seinen Hand auf McIntosh's muskulösen Arm. "Wir haben gemeinsam schon so viel erlebt und jetzt kommt die Krönung von allem, Bud."
"Ich weiss nun, dass es die Halle der Aufzeichnungen tatsächlich gibt und dass sie unter der Sphinx liegt. Es gibt eine Treppe unterhalb der Vorderpranke, die in einen Gang führt. Über diesen Gang gelangt man in die Halle. In dieser Halle sind Dinge aufbewahrt".....Solomon stockte. "Die komplette Geschichte müsste neu geschrieben werden....." McIntosh bemerkte die völlige Ergriffenheit seines Freundes. "Ich hab' schon bemerkt, dass es Dich ganz besonders anspricht, die ganze Geschichte hier. Na ja , ich kenn Dich ja nun lang genug." Solomon nickte nur wissend. "Ja, es ist was ganz Besonderes Bud, in der Tat!"
"O.K., kommen wir zum Geschäft. Ich habe meine Verbindungen spielen lassen, um noch einmal auf das Gelände zu können. Deine Aufgabe soll es nun sein, die Spezialeinheit aus dem Irakkrieg noch einmal zusammen zu trommeln, damit sie uns hier helfen können. Die Jungs sollen mit ihrer kompletten Ausrüstung hier anrollen und uns in die Halle bringen. Dort wird es viele interessante Dinge geben, aber mich interessiert nur eines. Ein Ring! Er ist goldgefasst, hat einen roten Stein und ist sehr mächtig! Keiner darf ihn berühren ausser mir, Bud - das musst Du mir versprechen, wenn Du ihn siehst!" Bud McIntosh war die Intensität seiner Gefühle nicht entgangen. "Ist in Ordnung Al, Du kannst Dich zu 100% auf mich verlassen - wie immer." Solomon war beruhigt. "Gut, dann setze Dich nun mit den Jungs in Verbindung, wir wollen in drei Tagen hier beginnen, bis dahin sollte alles hier sein und die Vorbereitungen abgeschlossen sein. Ich selber werde heute bei einigen offiziellen Stellen vorstellig werden und ein paar unangenehme "Knöpfchen" drücken müssen, damit wir hier weiter kommen."
Ein wissendes Lächeln huschte über McIntosh's Gesicht. Er kannte seinen Freund lange genug um zu wissen, dass Al Solomon mit allen Mitteln arbeitete, wenn er etwas wollte. Mit allen erlaubten und mit allen unerlaubten. Wenn nötig, schaffte er Umstände die gewisse Menschen erpressbar machten und machte sie so für sich nutzbar und gefügig - wenn es sein musste auch mit einem gewissen Nachdruck. Er hatte immer schon so gearbeitet. Auf der Uni, beim Aufbau seines Geschäftes, in den Kriegswirren im Irak, bei seinen archäologischen Forschungsprojekten und auch.....
in früheren Leben....
Doch davon wusste Bud McIntosh nicht allzu viel. Er glaubte auch nicht an diesen ganzen Quatsch von Reinkarnation usw. Wenn's hier vorbei war, dann war es eben vorbei. Schluss aus. Das war seine Meinung. Und solange er hier war auf der Erde, wollte er es sich so gut wie möglich gehen lassen. Bud verliess das Zimmer von Al Solomon und begab sich an seinen Computer in seiner eigenen Suite, um die nötigen Kontakte herzustellen. Eile war geboten, denn in drei Tagen musste alles stehen. Es musste viel organisiert werden, Geld musste fliessen, viel Geld....,aber das war das geringste Problem. Al Solomon hatte mehr als genug davon. Bud McIntosh machte sich ein wenig Sorgen um seinen Freund. Er schien ihm irgendwie verändert zu sein, geradezu besessen von dieser merkwürdigen Geschichte mit dem Ring. Aber Al würde schon wissen, worauf er sich da einlässt. Letztlich hatte er immer das bekommen, was er wollte und wenn es mal eng wurde, hat er immer dafür gesorgt, dass es am Ende doch gut für die beiden ausging. Und so würde es diesmal auch wieder sein, hoffte er.