Sondierung der Lage:
Sie hockten zu viert im Gebüsch und starrten auf das Hotel. Es wimmelte von Menschen in heller Kleidung. Die meisten schienen nur spazieren zu gehen oder sich auf dem Sportplatz zu tummeln, aber Mira sah auch viele, offenbar Angestellte, die an strategischen Positionen standen wie Wachen. Sie rauchten oder tuschelten in kleinen Gruppen, aber die Wächterin bemerkte die wachsamenBlicke, die durch den Garten schweiften. Dazu kamen die Kameras, die an jedem Winkel des Gebäudes angebracht waren – sicher gab es noch unzählige unsichtbare Überwachungsmethoden.
„Tja, ich denke, da kommen wir nicht rein“, sagte sie. „War ja einen Versuch wert, gehen wir.“
Samstag warf ihr einen strengen Blick zu – er würde vermutlich immer ihr Lehrer bleiben – und meinte: „Jetzt ist nicht die Zeit für Witze. Wir müssen da rein.“
„Was haben die denn diesmal für Monster?“, fragte Amy. „Wir müssen nicht wieder Menschen töten, oder?“
Mira grinste, weil sie eine Gelegenheit entdeckte, ihren Aufbruch ein wenig hinauszuzögern: „Amy, auf welcher Geschichte baut das Hotel hier auf?“
Amy blickte nur kurz in ihr gezücktes Notizbuch. „Als wir hier waren, habe ich fest an 1984 gedacht.“
Mira nickte. „Genau. Wer war der Bösewicht in dem Buch?“
Diesmal musste Amy etwas überlegen. „Die Gedankenpolizei? Das wären aber wieder Menschen!“
„Die Gedankenpolizei war ja nur ein Werkzeug“, widersprach Mira.
Amy ging ein Licht auf: „Big Brother?“
„Der große Bruder, ja“, sagte Mira.
„Tschuldigung, ich hab das Buch nur auf Englisch gelesen“, murmelte Amy.
„Du solltest diese Begriffe alle auch auf Deutsch kennen, das ist besser“, riet Mira, bevor sie mit ihrer Befragung weiter machte. Samstag und Luca hörten geduldig zu.
„Welche Probleme stellen sich uns jetzt?“, fragte Mira.
„Der große Bruder taucht niemals als Person auf, und es ist fraglich, dass er überhaupt existiert. Seine Geheimdienste sind gefährlich und dazu kommt die Tatsache, dass die Öffentlichkeit willentlich belogen und getäuscht wird -“
„Jetzt bist du wieder in der Schule“, knurrte Mira. „Für uns ist nur wichtig, dass wir niemandem trauen und uns außerdem nicht auffällig verhalten.“
Amy nickte.
„Die Masterfrage an beide“, mischte sich Samstag ein. „Wie tötet man Big Brother.“
Für die Benutzung des englischen Namens schenkte Mira ihm einen missbilligenden Blick. Er machte ihre ganze Ausbildung kaputt!
Amy und Luca überlegten beide. Selbst Mira war sich nicht ganz sicher, deswegen betrachtete sie abwartend, wie Sams Grinsen in die Breite wuchs.
„Na, wir zerstören seine Kommunikation“, platze es endlich aus dem Mann heraus. „Ohne Kameras ist er blind, ohne Lautsprecher ist er stumm, ohne Wanzen ist er taub! So kann er seinen Dienern nichts befehlen und ohne sie hat er auch keine Hände und Füße.“
„Wir sollen jede einzelne Wanze von den Wänden knibbeln und alle Kameras ausschalten?“, ächzte Luca.
„Es muss einen zentralen Raum für das alles geben. Eine Steuerzentrale, sozusagen das Gehirn des großen Bruders. Es reicht, wenn wir dort alles zerstören.“
„Klingt nach Explosionen“, meinte Mira, die sich nicht sicher war, ob das gut oder schlecht wäre.
Sam nickte. „Sie sollten nichts wieder aufbauen können. Unser Problem ist, dass Samira inzwischen wissen muss, dass jemand die Tour manipuliert. Die Sicherheitsvorkehrungen werden extrem sein. Wir müssen vorsichtig vorgehen.“
Mira kaute auf ihrer Unterlippe. „Dann fangen wir mal an zu planen!“