Nachgeschrieben: 28.08.2020
Ryan lehnte sich zurück und starrte an die schmierige Decke der ranzigen Bar, in die er sich nach dem langen Tag vor Gericht verzogen hatte. Er hatte verloren und jetzt ging ein Unschuldiger in den Knast. Ryan machte sich Vorwürfe, dass er nicht alles getan hatte, was er konnte.
Hatte er auch nicht, weil sein Vorgesetzter ihm Steine in den Weg gelegt hatte. Er hätte so viel mehr tun können, aber man hatte ihm nahegelegt, es nicht zu tun, weil es ihn den Job kosten würde. Sein Job hatte ihm zu sehr am Herzen gelegen und jetzt fragte er sich, ob er das Richtige getan hatte.
Die verqueren Gedanken, die sich nach und nach in seinem Kopf ausbreiteten, trieben ihn immer tiefer in die Flasche Whiskey, die er an der Theke erstanden hatte, bevor er sich in eine der Nischen zurückgezogen hatte, um in Ruhe zu trinken. Bevor er zu betrunken war, hatte er Noah geschrieben, wo er sich aufhielt. Nur zur Sicherheit.
*~*~*~*
Noah seufzte leise auf, als er die WhatsApp las.
›Verloren. Kummer ertränken. Hol mich später bitte.‹
Die Nachricht beruhigte in keinster Art und Weise. Seit dem Erhalt der Nachricht waren zwei Stunden vergangen und Noah beschloss, dass nun ›später‹ war.
Ausnahmsweise fuhr er mit dem Auto, da er keine Ahnung hatte, wie tief Ryan ins Glas geschaut hatte, und er ihn nicht auch noch vom Asphalt kratzen wollte.
Als er die Bar in der nähe des Gerichts betrat, konnte er Ryan zunächst nirgendwo entdecken. Also stapfte er zur Theke, schlug zweimal mit der Hand auf das vom Bier klebrige Holz, um die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen und sah diesen mit fragend gehobener Braue an.
Der Barkeeper kannte ihn vom Sehen und wusste, wen Noah suchte. Er deutete nach hinten zu den Nischen, welche die Wand säumten.
Noah nickte ihm dankbar zu und ließ seinen Blick über die einzelnen Abteile schweifen, bis er Ryan entdeckte. Dieser lehnte mehr als das er saß mit gelöster Krawatte und glasigen Augen am Tisch. Sein Gleichgewichtssinn war eindeutig mehr als beeinträchtigt und die Flasche, die vor ihm stand war leer. Im Glas, welches danebenstand war noch ein Finger Whiskey.
Ryan hatte also mal wieder bis zum Blackout getrunken.
Noah zog Ryan in eine stehende Position, legte sich seinen Arm um die Schultern und schleifte ihn aus der Bar. Erst vor der Tür nahm er ihn auf den Arm und trug ihn zum Auto. Er setzte ihn auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und drückte ihm einen Eimer, den er vorsorglich mitgenommen hatte, in die Hand. Dann kurbelte er das Fenster noch einen Spalt breit runter, bevor er sich hinters Steuer klemmte und Ryan mit zu sich nach Hause nahm.