Nachgeschrieben: 29.08.2020
Ryan nippte an seinem Whiskey und ließ seinen Blick durch die Bar schweifen. Er dachte an den Tag zurück, an dem er die Bar zum ersten Mal aufgesucht hatte.
Er war zum ersten Mal hier. Unruhe hatte ihn aus dem Haus getrieben und er war ziellos mit dem Wagen durch die Stadt und schließlich stadtauswärts gefahren.
Die Bar am Straßenrand hatte ihn magisch angezogen und er hatte so abrupt gestoppt, dass er den trockenen Staub auf der Straße aufgewirbelt hatte. Außer seinem Wagen standen noch einige Motorräder vor dem Gebäude. Er hatte es betreten, abwesend einen Whiskey bestellt und sich dann in eine der Nischen zurückgezogen, um das Geschehen zu beobachten.
Neben der Bar gab es mehrere Türen und einen Treppenaufgang. Eine der Türen schien zur Küche und zum Lager zu führen, die andere zu den Toiletten. Wohin der Aufgang führte, wusste Ryan nicht, aber jemand kam die Treppe herunter. Das konnte er sehen.
Ein Mann in Bikerstiefeln, mit Lederhose und weißem Shirt, kam die Stufen hinunter und trat in Ryans Sichtfeld. Sein kurzes braunes Haar mit den von silbrigen Fäden durchzogenen Schläfen und der von silber durchzogene Bart und die stechenden blaugrauen Augen ließen ihn wie einen einsamen Wolf erscheinen. Die Tattoos, die seine Haut zierten, unterstrichen den Eindruck noch.
Ryan atmete tief ein und ließ seinen Atem dann ganz langsam entweichen. Er hatte keine Ahnung, wer der Mann war, aber er wirkte unendlich attraktiv auf ihn.
Der Mann grüßte in die Runde und die meisten Anwesenden murmelten einen Gruß zurück oder hoben zumindest ihren Drink zum Gruß. Der Mann trat an die Bar, sprach mit dem Bartender und einen Herzschlag später hielt er eine Flasche Bier in der Hand, wandte sich von der Bar ab und kam direkt auf Ryan zu.
Er setzte sich ihm gegenüber hin, musterte Ryan eingehend, bevor er ein »Noah« brummte und sein Bier leicht hob.
Ryan schluckte, ließ den Rand seines Whiskeyglases leicht gegen die Lippe der Bierflasche klicken und erwiderte »Ryan«.
Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die im Laufe der Zeit zu so viel mehr wurde.
Noah ließ sich neben ihm nieder und legte seinen Arm um Ryans Schultern, zog ihn gegen sich. »Woran denkst du?«, wollte er wissen.
Ryan lächelte. »An mein erstes Mal hier, einsamer Wolf«, erwiderte er und drückte einen Kuss gegen die bärtige Wange seines Partners.
Noah lachte. »Du warst so bleich, als ich mich zu dir gesetzt habe. Dachtest wohl ich wollte dich fressen, hm?«, sagte er.
Ryan schüttelte amüsiert den Kopf. »Jain ... ich wollte dich so sehr, ich hab mich selbst erschreckt«, gestand er.
Noah warf seinen Kopf in den Nacken und lachte lauter. Selbst nach so vielen Jahren konnte Ryan ihn noch überraschen.