geschrieben: 07.10.2020
»Bitte, Onkel Ryry ... ich hab doch heute Geburtstag,« quengelte Rosalie, die auf Ryans Schoß saß. Sie blickte ihn mit ihrem besten Dackelblick an und Noah wusste, sie würde bekommen, was immer sie wollte.
»Okay, okay ... aber das ist eine Ausnahme, junges Fräulein. Ich werde dir und deiner Schwester ein Kapitel aus dem neuen Buch vorlesen. Nicht mehr!«, sagte Ryan und zog selbst eine Schnute.
Der Barbesitzer konnte nicht anders und lachte. Seine Schwester und sein Schwager stimmten mit ein. Vor allem, als Rosalie und Nikita Ryan ungeduldig in Richtung von dessen Schreibzimmer zerrten.
»Dein Partner geht so liebevoll mit unseren Mädchen um,« merkte Noahs Schwester Melody an.
»Warum sollte er auch nicht?«, hakte Noah nach und nippte an seinem Kaffee.
»Naja ... er ist so anders als wir«, sagte sein Schwager vorsichtig.
»Inwiefern anders?« Noah war sich nicht sicher, was Stephen meinte.
Stephen blickte Noah ein wenig unsicher an.
»Naja ... er ist wie du?«
»Ist er nicht, Stephen. Ryan ist ... um es für euch einfach zu machen ... er ist bisexuell. Aber was er im Bett bevorzugt oder nicht, bestimmt nicht, ob er gut zu deinen Mädchen ist oder nicht. Ryan ist einfach nur ein guter Mensch. Er hat seine guten und schlechten Seiten, wie jeder andere auch,« erwiderte Noah mit fester Stimme.
Er war immer noch fasziniert davon, wie engstirnig sein Schwager sein konnte. Als ob jemand nur aufgrund seiner Sexualität ein besserer oder schlechterer Mensch als andere war. Dabei zählte doch allein der Umgang mit seinem gegenüber.
Melody stieß ihrem Mann ihren Ellbogen in die Rippen.
»Heute ist nicht der Tag für solche Diskussionen,« zischte sie.
Noah lachte. »Als ob er am Geburtstag seiner Tochter eine Ausnahme machen würde, Mel. Mach dir keine Gedanken darüber. Ryan und ich können das ab. Ich bin ja schon dankbar, dass ihr mit den beiden herkommt, bevor ihr den Nachmittag mit dem Rest der Familie verbringt«
Melody errötete.
»Es tut mir leid, dass Mama und Papa dich und deinen Lebensgefährten immer noch nicht sehen wollen«, sagte sie und klang betroffen.
Noah zuckte mit den Achseln.
»Ich bin daran gewöhnt das ungeliebte Kind zu sein, Melody. Ich gehorche Vater nicht aufs Wort, lebe mein Leben nicht nach seinen Vorstellungen, also bin ich Abschaum ... so ist das halt,« erwiderte er.
»Das heißt nicht, dass es nicht wehtut,« antwortete Melody.
Noah nickte. »Das ist wahr«
Stephen wollte sich in das Gespräch der Geschwister einschalten, als Nikita und Rosalie plappernd zurück in den Raum gelaufen kamen. Ryan folgte ihnen einen Moment später.
»Boah ... das wird ein tolles Buch, Onkel Ryry. Ich kann es kaum erwarten, dass es rauskommt,« verkündete Nikita.
»Ich auch nicht,« echote Rosalie.
Ryan setzte sich neben Noah, küsste seine Schläfe und blickte in die Runde. »Alles okay?«, hauchte er fragend.
Noah nickte und trank abermals einen Schluck Kaffee.
Ryan bedankte sich bei den beiden Mädchen und nahm die Aussage seines Partners für den Moment so hin. Er würde der Sache später auf den Grund gehen.