»Mama?«
»Ja, Nikita?«
»Ich hab Post von Papas Anwalt.«
Nikita biss sich auf die Unterlippe und blickte von dem geöffneten Umschlag zu seiner Mutter und wieder zurück. Er wusste, dass er solche Briefe eigentlich nicht öffnen sollte, auch wenn er der Adressat war.
»Und warum hast du den Brief geöffnet?«, hakte Melody nach.
»Papas letzte Email war sowas wie ein Silberstreif am Horizont. Er scheint sich damit abgefunden haben, dass ich ein Junge bin und mich nicht mit weiblichen Pronomen und allem, was so zum Mädchen sein gehört, wohlfühle. Er hat angedeutet, dass er endlich seine Zustimmung gibt ... auch wenn er das wegen der Sorgerechtssache ja eigentlich nicht mehr muss ... und ich war neugierig«, gab der Vierzehnjährige zu.
Melody rollte gutmütig ihre Augen und hielt ihre Hand in Richtung Nikita, damit dieser ihr den Umschlag aushändigte.
»Und?«, wollte sie wissen.
»Papa hat ›Ja‹ gesagt und auch die letzten Einsprüche gegen den Entscheid vom Gericht zurückgezogen, wenn ich das richtig verstanden habe«, erwiderte Nikita.
Melody zog ihren Sohn in eine Umarmung und drückte ihm einen Kuss auf das kurze, wuschelig gestylte Haar.
»Das freut mich unglaublich für dich. Ein Stressfaktor weniger für uns alle. Ich hoffe, dass er bei dieser Entscheidung bleibt«, sagte sie.
Nikita nickte leicht. »Ich auch. Ich glaube, die Therapie, der er sich unterzieht, hilft ihm sehr«, stimmte er zu.
Melody hielt ihren Sohn einfach nur fest. Die Umarmung drückte mehr aus, als Worte es jemals gekonnt hätten.