geschrieben: 06.10.2020
Ryan trat von einem Fuß auf den anderen. Er war gerade vom Treffen der Anonymen Alkoholiker zurückgekommen. Danach hatte er noch lange mit seinem Sponsor Christopher zusammen gesessen und über seinen aktuellen Job und die Probleme, die er damit hatte, gesprochen. Er hasste Heimlichkeiten, aber er wollte erst die Meinung von jemand absolut Unbeteiligten haben, bevor er mit Noah sprach.
Bei Donuts und Automatenkaffee hatte er ihm von dem Druck unter dem er stand erzählt, von dem Wunsch den Stress mit Alkohol wegzuspülen oder zu ganz anderen Dingen zu greifen.
Christopher hatte ihm stumm zugehört ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen, bevor er sagte: »Was ist die andere Möglichkeit?«
Ryan hatte ihn eine Weile lang einfach nur angesehen. Dann hatte er mit einem »Den Job aufgeben« geantwortet.
»Gut. Kannst du dir das leisten?«, wollte Christopher wissen. Er wollte nicht, dass Ryan seinen Job aufgab, nur um dann doch in der Flasche zu landen, weil er arbeitslos war.
Ryan nickte. »Mein Partner unterstützt mich. Der Job im Call Center war ohnehin nur eine Ablenkung, damit ich daheim nicht vor Langeweile eingehe wie eine Topfpflanze ohne Wasser«
Christopher nickte.
»Geh heim und rede mit ihm, bevor du hinschmeißt. Ihr solltet solche Entscheidungen zusammen fällen.«, riet er noch, bevor er aufstand, um die leeren Kaffeebecher wegzuwerfen.
Ryan hatte genickt und sich auf den Heimweg gemacht. Jetzt stand er seit geraumer Zeit vor der Treppe, die hinauf zur Wohnung über der Bar führte.
Ned schlug ihm mit einem Lappen auf den Hintern. »Jetzt geh schon rauf. Noah wartet auf dich«, sagte der jüngere Mann.
Ryan gab sich einen Ruck und ging nach oben.
»Hey«
Noah begrüßte ihn mit einem Lächeln. Ihre Lippen trafen sich zu einem sanften Kuss. Ryans Schuhe landeten auf dem Regal und dann saßen sie nebeneinander auf dem Sofa.
Der Ältere legte Ryan einen Arm um die Schultern, zog ihn gegen seine Seite. Er bohrte nicht nach, wie das Treffen gelaufen war. Er wusste, Ryan würde reden, wenn er soweit war.
Tatsächlich raffte Ryan sich wenige Minuten später auf und sagte leise: »Ich möchte den Job im Call Center aufgeben. Das ist nichts für mich. Ich rede gerne. Ich überrede auch gerne Leute, aber das, was die mir da abverlangen ... unschuldige Leute zu belügen und betrügen und das mit Schlagzahlen, die außer auf dem Papier nicht machbar sind ... das treibt mich nur wieder in die Flasche oder Gott bewahre zu noch schlimmerem«
Noah hörte ihm aufmerksam zu, nickte schließlich. »Okay. Dann mach dein Kündigungsschreiben fertig und wir bringen es noch heute Abend hin.«
Er hatte in den letzten Wochen durchaus gemerkt wie mies es Ryan mit diesem Job ging, aber er wollte ihm nicht in diese Entscheidung reinreden. Allerdings war er froh, dass Ryan sie jetzt getroffen hatte und nicht erst am Boden einer Flasche Whiskey.
Alle Anspannung wich aus Ryans Körper und er seufzte erleichtert. Auf seinen Noah war eben immer Verlass.