»Mama?«
»Ja, Nikita?« Erwiderte Melody und sah ihren Sohn fragend an. Aus Erfahrung wusste sie, dass er ihr sagen würde, was genau er brauchte.
»Kann Onkel Noah mich heute zum Therapeuten begleiten?«
Melody hielt inne. Bisher war sie es immer gewesen, die ihn begleitet hatte. Stephen sträubte sich nach wie vor sich in irgendeiner positiv zu konnotierenden Art und Weise mit dem Thema Transsexualität zu beschäftigen und weigerte sich standhaft seinen Sohn zu einer Eltern-Kind-Sitzung zu begleiten. Inzwischen waren mehr als zwei Jahre seit Nikitas Coming-out vergangen und im Vorjahr hatten Melody und Stephen sich scheiden lassen. Stephen sah Rosalie regelmäßig, mied aber den Kontakt mit dem Kind, dass er nicht verstand.
»Okay? Warum möchtest du denn, dass Onkel Noah mitgeht? Gibt es einen besonderen Grund?«, wollte Melody wissen. Grundsätzlich hatte sie nichts dagegen, dass ihr Bruder ihren Sohn begleitete, aber ein wenig neugierig war sie schon.
»In meiner letzten Einzelsitzung ging es um männliche Vorbilder in meinem Leben und ich hab ihr von Onkel Noah und Onkel Ryan erzählt. Onkel Ryan hat sie ja schon kennen gelernt, weil er mich abgeholt hat, aber Onkel Noah noch nicht und weil er noch mehr Einfluss aus mich hatte, als Onkel Ryan wollte sie gern mit ihm reden.«, erwiderte Nikita mit einem Achselzucken.
Melody nickte einfach nur. »Wenn Onkel Noah nichts dagegen hat dich zu begleiten, kannst du ihn gern mitnehmen«, sagte sie schließlich und zog den inzwischen zwölfjährigen Jungen in eine Umarmung.