Angst:
Verstörende Schreie hallten durch die Gänge der Anstalt. Tobias fühlte sich hilflos in dem kleinen Rollstuhl, den Sarah durch die weißen Hallen schob.
Endlich erreichten sie den Teil des Gebäudes, der für die Hell-Hopping-Tour abgeriegelt war. Jedem wurde eine Einzelzelle mit vergitterten Fenstern zugewiesen. Nachdem der weißgekleidete Arzt, der sie hierher gebracht hatte, gegangen war, hielt nichts die restlichen Gäste in ihren Zimmern. Sie trafen sich auf dem Flur, der in lebloses Neonlicht getaucht war. Tobias ließ den Blick über die Versammelten schweifen: Dreizehn, mit Sarah. Elena war nicht wieder aufgetaucht.
„Das ist schon ein bisschen krass“, sagte die zierliche Lea und sah sich um. „Ein echtes Irrenhaus mit echten Irren!“
„Die sind doch hoffentlich alle harmlos!“, stimmte Mona ihr zu.
„Oh nein. Geisteskranke sind niemals harmlos! Weil man sie nicht einschätzen kann. Die sind unberechenbar“, sagte Salim. Kevin, Patrick und James brachen ob der entgeisterten Gesichter der Mädchen in Gelächter aus.
Tobias grinste ein bisschen, aber im Grunde war er nervös. Er hatte viel Zeit in Hospizen verbracht, in denen mehrere Behinderte unterkommen konnten, um deren Familien zu entlasten – oder um betreut zu sterben. Da hatte es auch viele Kinder mit geistigen Behinderungen gegeben, aber trotzdem war das hier etwas ganz anderes. Die Kranken waren hier eingesperrt, weil sie eine Gefahr darstellen konnten. In einem Kinderhospiz hätte man sie bestimmt nicht angetroffen.
„Ich will jedenfalls nicht in so einer Zelle schlafen“, meinte Ronja jetzt. Abenteuerlustig sah die braunhaarige sich um. „Lasst uns das Gelände erkunden!“
„Das geht in Ordnung“, mischte sich Sarah ein. „Aber wenn ich sage, dass ihr irgendwo nicht weiter dürft, müsst ihr auf mich hören. Ist das klar?“
„Klar“, murmelten die Jugendlichen und junge Erwachsene ihrer Tour. Sarah und Tobias' Rollstuhl wurden in die Mitte der Gruppe genommen und sie traten wieder nach draußen in den eisigen Wind. Bibbernd steckte Tobias die Hände unter die Achseln, aber seine Abenteuerlust war neu erwacht. Vielleicht gab es hier ja einen gruseligen Folterkeller?