Besprechung:
Samstag erhob sich mit steifen Beinen, nachdem endlich der letzte der Gäste und Bediensteten gegangen war. Schon beim ersten Mal hatte er den Aufenthalt in diesem Raum als lang empfunden. Wenn man unter einem Tischtuch hockte, einem die Beine einschliefen und man zusätzlich jeden Moment entdeckt werden konnte, vervielfachte sich dieses Empfinden.
Amy und Luca sahen aus, als wären sie bereits fertig mit sich und der Welt. Samstag würde ihnen noch viel mehr zumuten müssen. Es tat ihm leid, aber andererseits war das die beste Chance für die beiden, zu überleben.
„Ich denke, wir wissen bereits, mit was wir es hier zu tun haben“, sagte er und sah sich in dem Raum um. Er hatte Hunger und hoffte, dass man irgendwelche Essensreste übersehen hatte.
Leider waren die Freunde von Amy und Luca, sowie die anderen Bediensteten sehr sorgfältig gewesen.
„Echt?“, fragte Luca.
Samstag nickte. „Das Hotel richtet sich nach Dantes Hölle. Was gehört in eine Hölle?“
„Der Teufel“, meinte Mira mit belegter Stimme.
„Teufel und Dämonen“, meinte Amy und riss die Augen weit auf.
„Ja, aber wir wissen, dass die Dämonen am letzten Hotel auf uns warten“, meinte Samstag. „Also gibt es hier nur Teufel.“
Luca lehnte sich zu Mira vor und flüsterte so laut, dass es jeder von ihnen hören konnte: „Hast er gerade echt „nur“ gesagt? Weil ich finde Teufel schon mehr als genug!“
„Novize!“, sagte Samstag streng.
Luca drehte sich um und sagte gedehnt: „Meister?“
Samstag schüttelte den Kopf: „Du musst noch Respekt lernen, Junge.“ Dann lächelte er, immerhin hatte er selbst das nie gelernt. Es war ihm allerdings auch nicht unbedingt gut bekommen.
„Teufel sind relativ einfach zu besiegen“, sagte Mira, die offenbar keine Lust hatte, dem Spiel von Samstag und Luca weiter zuzusehen. „Sie fürchten sich vor Weihwasser, man kann sie mit Kreuzen, Gebeten oder bestimmten Ritualen vertreiben.“
Die beiden anderen schwiegen. Dann räusperte sich Luca: „Haben wir das etwa vor? Die Teufel zu besiegen?“
Samstag nickte. „Die Teufel, und alle anderen, die noch auf uns warten. Aber wir müssen das geschickt anstellen. Ich will nicht, dass Samira gewarnt wird. Wir brauchen also einen Zauber, der erst nach einiger Zeit wirkt.“
Amy und Luca tauschten einen Blick.
„Wir sollen wirklich Teufel auslöschen?“, fragte Amy wieder. „Und dann durch die Hotels ziehen und das immer wieder tun? Können wir nicht einfach unsere Freunde befreien und fliehen?“
„Nein. Weil Samira uns überall finden wird“, sagte Samstag.
„Du sagtest -“, fing Luca wütend an.
„Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber es ist noch nicht vorbei. Samira ist stark und sie will Rache. Wir müssen ihr zuvor kommen. Und dazu brauchen wir einen Exorzismus, der am besten erst in einigen Tagen losgeht!“
Er funkelte Luca und Amy an. Das Mädchen sah aus, als wäre sie den Tränen nah. Luca beherrschte nur mühsam seine Wut.
Im Grunde schlugen sich die beiden sehr gut für zwei Zivilisten. Samstag wusste selbst nicht, wie es sich anfühlte, wenn die Mauern der Realität plötzlich überall einstürzten. Er war damit aufgewachsen, aber viele Zivilisten, die in seine Welt eingeweiht wurden, waren bald wahnsinnig. Amy und Luca hatten es besonders schwer, denn sie mussten sich zum zweiten Mal in die ausgeklügelte Falle eines furchtbaren Dämons begeben.
Ja, Samstag musste die beiden bewundern. Sie trugen ihr Schicksal mit mehr Fassung, als er verlangen durfte.