War das eines von Zanes Betthäschen? Gemma musterte die dunkelhaarige Schönheit unauffällig unter gesenkten Wimpern und nippte dann wieder an ihrer Cola, um sich abzulenken von dem was nun vermutlich kam. So wie es aussah, stellte das Mädchen Ansprüche an Zane, die er nicht gestellt bekommen wollte. Aber sie schien das gänzlich anders zu sehen als er, wenn Gemma diese Situation richtig einschätzte.
„Louisa“, grüßte Zane mit einem Tonfall, der verriet, dass er nicht erbaut war sie zu sehen.
Sie strahlte, als er ihren Namen sagte und überbrückte die wenigen Schritte die sie von ihm und Gemma entfernt stand, setzte sich mit Schwung seitlich auf seinen Schoß und schlang ihren rechten Arm um seinen Nacken. Ihr Armband klimperte dabei und ein perlendes Lachen sprudelte aus ihrer Kehle. Gemma war automatisch ein gutes Stück beiseite gerutscht und starrte befremdet auf die Szene, welche sich neben ihr abspielte.
„Was zum Teufel“, entkam Zane genervt und packte sie unsanft an den Hüften, damit er sie von sich und seinem Schoß schieben konnte. „Geht’s noch? Ich habe dir bereits mehrfach gesagt, dass ich von dir nichts will und aus uns auch nichts werden wird.“
Irritiert stand sie wieder auf ihren Füßen und verengte die dunklen Augen zu Schlitzen als sie ihn anblitzte und die Hände in die schmale Taille stemmte. Eine gelöste Strähne ihres schwarzen Haars fiel ihr über die linke Schulter, während sie sich vorbeugte und Zane anfauchte.
„Du weißt überhaupt nicht was du verpasst, Zane Williams! So eine Frau wie ich wird dir nie wieder über den Weg laufen und so etwas wie Liebe für dich empfinden. Du bist ein verdammter Weiberheld und nicht fähig zu lieben“, ihre Stimme bebte vor Wut. „Mit mir hättest du alles haben können: Geld, Macht, Ruhm, Liebe, eine Familie. Aber du bindest dich nicht an eine Frau, nicht wahr?“
Ihre Augen schossen geradezu Blitze und Zane verschränkte seine Arme vor der Brust, ließ eine Augenbraue arrogant nach oben wandern und musterte sie demonstrativ von oben bis unten und schaute ihr dann ohne jegliche Gefühlsregung ins Gesicht, ehe er etwas auf ihre Tirade erwiderte.
„Ich lege keinerlei Wert darauf, dass ausgerechnet du auf mich abfährst, Louisa. Schau dich an, hm? Du kleidest dich als ob jeder Mann in dieser Location dich haben könnte, wenn er nur wollte. Wenn es wirklich so wäre, wie du behauptest, dann hättest du dich dezenter präsentierst. Und nur zu deiner Information – ich brauche weder Geld, noch Macht oder Ruhm. Die Liebe wird mich treffen, wenn die Richtige an meiner Tür klingelt und eine Familie habe ich bereits, wie du weißt. Und nun tu mir bitte den Gefallen und such dir ein anderes Opfer, den du an dich ketten kannst. Bei mir bist du definitiv an der falschen Adresse.“
„Opfer? Pah!“
„Wie würdest du das Ganze sonst bezeichnen? Jemanden in dein Bett locken und ihm präparierte Kondome unterjubeln, damit du schwanger werden kannst und dir ein laues Leben machen kannst, ist definitiv keine Art und Weise. Ich bin froh, dass ich mich auf dich nicht eingelassen habe, weil ich rechtzeitig vor dir und deine Machenschaften gewarnt wurde.“
Gemma versuchte wirklich nicht zuzuhören, aber das gestaltete sich als unmöglich, denn die Beiden unterhielten sich klar und deutlich. Sie wusste natürlich, dass Zane vor ihr keinerlei Geheimnisse hatte, war sich aber nicht sicher, ob er ihr gerade solche Dinge gern auf die Nase band. Diese Louisa war ziemlich aufgebracht und sah aus, als wollte sie ihm die wundervollen grünen Augen aus dem Gesicht kratzen, beherrschte sich jedoch. Sie deutete mit ihrem rechten Zeigefinger auf ihn und sah ihn warnend an.
„Erzähl diesen Müll weiter und ich zeige dich an, ich schwöre es dir!“
„Ich erzähle niemanden irgendwas, denn ich spreche mit dir. Wenn du meinst, mich in der Öffentlichkeit anmachen zu wollen, sodass ich nicht anders reagieren kann, als dich auf Abstand zu halten, dann musst du mit der bitteren Wahrheit irgendwie klarkommen. Ich will nichts von dir. Also lass mich in Ruhe, hörst du? Finde deinen Mr. Right – ich bin es definitiv nicht.“
„Weil du sie hast, huh?“, deutete Lousia mit dem Kinn auf Gemma, welche ihren Kopf nun langsam in ihre Richtung drehte und die Augenbrauen fragend hob. „Hast du sie gerade in deinem Bett?“
Er stand auf und trat auf sie zu, was sie dazu veranlasste einige Schritte rückwärts zu machen und warf dabei einen schnellen Blick über ihre rechte Schulter, damit sie niemanden anrempelte. Seine Hände ballte er zu Fäusten und sah sie aus grün glühenden Augen wütend an. Louisa hatte gehört, dass er gefährlich aussehen konnte, wenn er zornig war, hatte dieses aber nie selbst erlebt. Jedoch musste sie den Leuten zustimmen – es war beängstigend. Nicht, dass er jemals die Hand gegen eine Frau erheben würde. Daran glaubte sie nicht.
„Lass sie da raus, Louisa. Geh.“
„Zane…“, startete sie noch einen Versuch und biss sich dann auf die Unterlippe.
„Jetzt!“
Mit hocherhobenem Kopf machte sie auf dem Hacken kehrt und stürmte mit klackenden Absätzen von dannen, während Zane innerlich kochte und am liebsten irgendwas an die Wand geworfen hätte, weil dieses Frauenzimmer ihn so auf die Palme brachte. Noch während er darüber nachdachte, wie er sich wieder beruhigen sollte, schob eine zierliche Hand sich in seine als er die Faust wieder öffnete und sie erneut ballen wollte. Überrascht sah er nach links und begegnete Gemmas sanften Blick, der ihn augenblicklich wieder runterfuhr und entspannen ließ. Wenn jemand ihn angriff, machte ihm das überhaupt nichts aus. Aber wenn jemand gegen seine Familie schoss, war bei ihm der Spaß ganz eindeutig vorbei. Sie hatte weder mit Louisa, noch mit der Tatsache zu tun, dass er sie nicht wollte. Louisa Gemini war nett anzuschauen und von ihrem Wesen her freundlich, allerdings machte sie den entscheidenden Fehler, sich alles nehmen zu wollen wonach sie verlangte. Bekam sie es nicht, fuhr sie ihre Krallen aus und versuchte mit allem was ging es zu bekommen. Koste es, was es wolle.
„Ich hab Lust zu tanzen, Zane“, lächelte Gemma ihn an und er seufzte innerlich. „Komm mit.“
Sie zog ihn sanft an ihrer Hand hinter sich her und er betrachtete ihre blonden Engelslocken, die ihr bis zur Mitte des schmalen Rückens fielen. Wobei sie nun ein Stückchen höher endeten, da sie eine Kapuze an dem Hoodie-Kleid hatte. Ihr wohlgeformtes Hinterteil zog seinen Blick verführerisch auf sich und ließen ihn trocken schlucken als er ihr folgte und sich fragte, wie er diesen Abend überleben sollte, ohne sie an sich zu ziehen und zu küssen. Alles in ihm verlangte danach; doch es war falsch. So verdammt falsch. Von der Gesellschaft und dem Rechtssystem durchaus anerkannt, aber für ihn moralisch verwerflich, denn immerhin war ihr Vater der Bruder seines Vaters. Wie konnte er auch nur solche Fantasien zulassen?
Weil sie die Frau ist, die dich mit einer einzelnen Berührung aus deinem Zorn und deiner Wut holen kann, wenn sie es will? Weil sie dein Herz schneller schlagen und deinen Puls hochjagen lässt? Weil sie die Eine sein könnte, wenn du es zulassen würdest?
Zane riss sich zusammen, damit er nicht laut aufknurrte und der Stimme in seinem Kopf den Mund verbot, denn diese war wenig hilfreich in diesem Moment. Wie sollte er sich zusammenreißen, wenn sie ihn anfeuerte genau das Gegenteil von dem zu tun was richtig war? Sich Gemma zu schnappen, sie an sich zu ziehen und so zu küssen, als wäre er ein Ertrinkender auf der Suche nach lebensrettendem Sauerstoff? Verflucht nochmal. Das musste aufhören. Vermutlich musste er sich eine willige Frau suchen, die ihn für ein paar Abende seine anbetungswürdige Cousine aus dem Kopf vögelte. Anders würde er auf lange Basis nicht mit ihr unterwegs sein können damit sie auf andere Gedanken kam. Und er wollte sie nicht als reines Sexobjekt sehen, wenn er sie so schon nicht haben konnte – haben durfte. Seine Familie würde ihn verurteilen, wenn er das wagte.
T sah zu ihnen hinüber, als sie die nicht sehr volle Tanzfläche betraten und grinste ihm zu, was Zane dazu brachte leise zu seufzen. Gemma blieb mit ihm stehen, drehte sich zu ihm um und grinste dann herausfordernd, weil sie den Song, welcher gerade gespielt wurde, gern hörte. Zu AJ Mitchell ft. Ava Max - Slow Dance hatte sie bisher noch nie getanzt und sie war gespannt, wie Zane sie führen würde, da er eher die schnellen Tänze mochte und im Schlaf beherrschte.
Er sah ihr in die Augen, schlang einen Arm um ihre schmale Taille und zog sie eng an sich, nahm mit der freien Hand die ihre, fing an sich rhythmisch im Takt der Musik mit ihr zu bewegen und sich im Einklang mit ihr über die Fläche zu bewegen. Zane vollführte leichte Drehungen mit ihr, ließ immer wieder platz zwischen ihnen und zog sie dann in seine Arme, zurück an seine Brust, fühlte jeden Beat in seinem Körper klingen und konzentrierte sich auf die Frau direkt vor sich, die sich mit ihm bewegte, als hätte sie in ihrem Leben nie etwas anderes getan als das, was ihn erstaunte. Ihm war nicht bewusst, dass sie tänzerische Erfahrung hatte und fragte sich, ob sie öfter tanzte, oder es sich um ihre Premiere handelte. Gemeinsam mit ihm.
I wanna slow dance if you feeling me now
If we don't hold hands you'll be killing me now
We need a romance, one chance
I just wanna know, will you slow dance?
And do you mind if I say it?
Just wanna have you around, ooh
We take, then we give it
Something lifts us off the ground
Der Text des Songs hallte in ihm wider und er fragte sich, ob sie nur die Musik spürte, oder ob sie auch auf den Inhalt dieser achtete. Er hielt eine ihrer Hände und tanzte langsam mit ihr, während er sich mit ihr eine Chance wünschte, die er wohl niemals bekommen würde… Aber er begnügte sich damit, in ihrer Nähe sein zu können und zu nehmen, was sie ihm anbot. Auch, wenn es ihn früher oder später vermutlich töten würde. Irgendwann lernte sie einen Mann kennen, der sie auf Händen trug, ihr irgendwann einen Antrag machte und ernsthaft zu seiner Ehefrau machen wollte. Und wenn sie dann gemeinsame Kinder hatten, wäre er womöglich noch immer ein Casanova für die Außenwelt. Wie es innerlich in ihm aussah wusste tatsächlich niemand. Nicht einmal seine eigene Familie. Für sie spielte er den Playboy, der sich die Hörner abstieß, bis er eines Tages an die Richtige geriet und eine eigene kleine Familie gründete. Er selbst zweifelte an dieser Zukunft, denn sein Herz hatte er bereits vor einigen Jahren an eine ganz bestimmte Frau verloren.
Tiara sammelte soeben die leeren Gläser ein, da Fee gerade zur Toilette gegangen war und beobachtete die beiden in sich selbst versunkenen Menschen auf der Tanzfläche, denen sie von ganzem Herzen wünschte, dass sie ihr Glück fanden. Am besten miteinander. Doch wie sollte das funktionieren, wenn Zane nicht wusste, dass er freie Bahn hatte und nur zugreifen musste? Warum sprach Gemma mit niemandem? Wovor fürchtete sie sich so sehr? Die Familie würde sie niemals verstoßen, nur weil ihre Mutter alle jahrelang an der Nase herumgeführt hatte. Belinda und Howard, ebenso Jane und Jim, würden sie trotzdem noch mit offenen Armen empfangen und sie mit absoluter Sicherheit auch als Frau an Zanes Seite willkommen heißen, sollte es schlussendlich so geschehen, wie Tiara es sich erhoffte. Wenn sie sich nicht komplett irrte, war Zane bereits seit geraumer Zeit an Gemma interessiert. Er flirtete mit ihr, wann immer sich die Möglichkeit ergab und wäre wohl am liebsten nach Seattle geflogen als er erfahren hatte, dass Dexter ihr wehgetan hatte, indem er sie für eine andere Frau verließ und eine widerliche Lüge zur Tarnung inszenieren wollte. Selbst Ethan wurde diese Lüge aufgetischt.
Sie balancierte das volle Tablett mit den leeren Gläsern an die Bar und schob es Jannis entgegen, der sie angrinste und es entgegennahm, damit Sandra sie spülen konnte.
„Hast du gesehen? Gemma hat Zane auf die Tanzfläche geschleppt“, raunte er Tiara zu, nachdem er sich über die Theke gebeugt hatte. „Seit wann tanzt sie?“
„Ich weiß nicht“, zuckte Tiara die schmalen Schultern und strich sich die Haare mit einer Hand aus dem Gesicht. „Sie erwähnte, dass sie als Teenager irgendwann mal Tanzunterricht genommen hatte. Mehr weiß ich auch nicht.“
„Und Zane tanzt langsam. Ich muss nach Feierabend unbedingt drei Kreuze in den Kalender machen“, lachte Jannis leise und warf Ethan einen Blick zu, der nun neben ihm stand. „Dein Bruder macht eine gute Figur bei einem langsamen Tanz wie diesem.“
„Er tanzt gerade? Mit Gem?“, war der ältere der Brüder überrascht und Tiara nickte ihm zu.
„Ich habe gerade Gläser zusammengesammelt und die zwei gesehen. Er beherrscht alle Tanzstile, oder?“
„Ziemlich. Tanzen ist sein Leben“, bestätigte Ethan, was sie sich bereits dachte. „Aber das er plötzlich zum Gentleman mutiert hätte ich nicht gedachte.“
„Warum nicht?“
„Er ist ein Womanizer. Wie sieht es aus, wenn er mit einer hübschen jungen Dame so eng umschlungen in der Öffentlichkeit tanzt? Wäre es nicht Gemma, von der wir hier reden, und ich würde nicht wissen, dass sie unsere Cousine ist, könnte man denken, er hätte ernsthaftes Interesse an ihr und würde sein Lotterleben an den Nagel hängen, wenn sie ihn nur als Freund nimmt“, erklärte Ethan nachdenklich.
„Meinst du, er hätte ernsthaftes Interesse an ihr, wärt ihr nicht blutsverwandt?“, fragte sie ihren Verlobten, der aufmerksam eine Augenbraue hob. „Ich frage mich nur, welchen Typ Frau er bevorzugt.“
„Soweit ich mitbekommen habe, hat er ausschließlich dunkelhaarige Mädels im Schlepptau. Und auch nur für maximal zwei gemeinsame Nächte; noch lieber sind ihm One-Night-Stands.“
„Und alle Frauen hatten bisher dunkle Augen“, warf Jannis amüsiert ein. „Ich glaube Gemma wäre ganz und gar nicht sein Fall.“
Für Tiara sah alles verdammt danach aus als ob Zane mit Absicht Frauen datete, die ihn von Gemma ablenkten, wollte diesen Verdacht jedoch für sich behalten, da sie nicht wusste, wie Ethan und Jannis auf diese Vermutung reagieren würden. Schließlich hatten sie nicht ihren Wissensstand und waren der Meinung, es herrschte ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen Ethan, Zane und Gemma.
„Gibt es eine Tanzrichtung, die du nicht beherrscht?“, wollte Gemma schmunzelnd von Zane wissen, als der Track endete und er die Tanzfläche mit ihr an der Hand wieder verlassen wollte.
„Mit Sicherheit“, meinte er und zuckte eine Schulter lässig.
„Einen Tanz möchte ich noch mit dir“, sagte sie und hielt ihn an der Hand zurück. „Warte einen Augenblick, ich bin gleich wieder zurück.“
Lächelnd ging sie zu T und beugte sich ein Stück über sein DJ-Pult, damit er sie besser verstehen konnte, was Zanes Blick unweigerlich wieder auf ihren anbetungswürdigen Hintern lenkte und ihn innerlich aufstöhnen ließ. Bei allen Heiligen, sie würde ihn noch ins Grab bringen, ohne dass sie davon wusste. Er verschränkte die Arme vor der Brust und war gespannt, was sie im Schilde führte. Sie hatte vor einigen Jahren Tanzunterricht genommen und einige Zeit lang zu Hause geübt, jedoch hatte er keine Ahnung auf welchem Level sie sich tänzerisch befand und war mehr als gespannt auf ihre Songauswahl und den Tanz dazu.
Die Tanzfläche war nicht sehr voll und die wenigen Gäste verließen diese, neugierig darauf, was Gemma vorhatte. Sie drehte sich lächelnd um und positionierte sich in der Mitte der Fläche, auf der sie ihre Performance abliefern würde und sah ihm herausfordernd in die Augen.
Als die ersten Töne des Songs erklangen zuckten Zanes Mundwinkel amüsiert, jedoch ließ er das breite Grinsen nicht zu, welches durchzubrechen drohte und er machte ein möglichst ernstes Gesicht, während sie eine abgewandelte und sehr elegant aussehende Choreographie zu Macarena tanzte und es zwischendurch sogar sehr sexy auf ihn wirkte, da sie ihren Körper in dieser Hinsicht sehr beherrschte und die Hüften gekonnt kreisen ließ. Zane fiel es schwer ein Pokerface beizubehalten und still stehen zu bleiben, konzentrierte sich voll und ganz auf die künstlerische Version des Ganzen. Gemma strahlte vor Begeisterung und ihre Locken flogen geradezu um ihren Kopf und die Gäste, die sich interessiert zugewandt hatten, applaudierten – manche pfiffen anerkennend und er knurrte innerlich. Sie hatte mit ihm tanzen wollen, doch er traute sich aktuell nicht über den Weg und beließ es dabei ihr zuzuschauen.
Sie hatte die volle Aufmerksamkeit aller Männer schlagartig auf sich gezogen und er würde sie am liebsten schnappen und von ihr wegbringen, damit sie ihren biegsamen Körper nicht der halben Männerwelt präsentierte. Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck ließ sie ihre Hüften erneut wie hypnotisierend kreisen und einer der Zuschauer gab ihr einen Klaps auf den Hintern, als sie sich in dessen Nähe bewegte, was sie dazu brachte ihn überrascht anzuschauen, ehe die Ereignisse sich überschlugen und Gemma sah, wie Zane sich aus seiner Position löste, die wenigen Schritte zu ihr überbrückte und sie mit einem Arm eng an seine Seite zog, während er mit seiner freien rechten Hand die des frechen Grabschers ergriff, da dieser seine Hand direkt auf ihrer Kehrseite hatte liegenlassen wollen.
„Ganz ruhig – ich wusste nicht dass sie dein Mädchen ist“, ging der Kerl, welcher vielleicht Ende zwanzig war, in die Defensive und hob abwehrend die Hand, die Zane nicht umklammert hielt. „Sorry, war keine böswillige Absicht.“
„Dass was du da gerade getan hast, ist sexuelle Belästigung; ich hoffe du bist dir dessen bewusst“, knurrte Zane und würde diesem Typen am liebsten mit seinen Fäusten Manieren beibringen. „Fass nie wieder eine Frau so an, ohne dass du mit ihr bekannt bist und weißt wie sie darauf reagieren wird. Hast du mich verstanden?“
„Klar und deutlich“, erwiderte der Fremde mit zusammengezogenen Augenbrauen und rieb sich mit verzogenen Lippen sein schmerzendes Handgelenk, welches Zane mit einem Ruck freigegeben hatte.
Erstaunt sah Gemma zu ihm auf und erkannte seine angespannte Kiefermuskulatur, bevor er sich mit ihr zum Gehen umwandte und die Bar ansteuerte. Währenddessen sprach er kein einziges Wort und sie fragte sich, warum er so wütend war. Hätte er nicht schneller reagiert, hätte sie diesem frechen Kerl eine saftige Ohrfeige verpasst. Doch Zane hatte sich schneller bewegt als die Polizei erlaubte, um ihr zur Hilfe zu eilen und den Unbekannten in seine Schranken zu verweisen.
„Was war da gerade los“, verlangte Ethan alarmiert zu wissen und kam hinter der Bar hervor, als sie bei dieser ankamen. „Alles in Ordnung bei euch?“
„Alles bestens. Ich habe nur einem Grabscher deutlich gemacht wo er seine Hände zu lassen hat und wo besser nicht. Es grenzt bereits an sexueller Belästigung was dieser Penner abgezogen hat“, beantwortet Zane die Frage seines älteren Bruders unwirsch.
Sie konnte sehen und hören, dass er mehr als wütend war und lehnte ihre Schläfe an seine Schulter, was ihn dazu brachte überrascht zu ihr hinunterzuschauen, da er ein ganzes Stück größer war als sie; auch wenn sie High Heels trug und somit einige Zentimeter wettmachte. Sein Blick wurde weicher und seine grünen Augen überzeugten sich von ihrer Unversehrtheit. Einigermaßen beruhigt stellte er fest, dass es ihr gut ging und sie außer Reichweite weiterer Männerhände war – wenn man von seiner Hand absah, die fast schon besitzergreifend auf ihrer Hüfte lag und sie dicht bei sich hielt. In diesem Moment musste er sie so nahe wie möglich bei sich spüren, damit sein Blut aufhörte zu brodeln und er sich wieder beruhigen konnte.
„Wenigstens hast du dich nicht geprügelt“, schmunzelte der ältere der Brüder und Zane verzog unwirsch den Mund als er ihn ansah.
„Der Kerl hatte Einsehen und hat sich, mehr oder weniger, entschuldigt. Außerdem war er friedfertig. Also alles kein Problem, Ethan.“
„Setzt euch, ich mache euch noch was zu trinken, wenn ihr wollt“, bot Ethan an und Zane ließ widerstrebend die Frau an seiner Seite los, damit sie sich setzen konnte wenn sie wollte. „Noch einen Barrel?“
„Für mich bitte einen Swimming Pool“, lächelte Gemma und setzte sich auf den Barhocker rechts von Zane. „Hast du ein paar Erdnüsse da?“
„Selbstverständlich.“
Ethan ging in die Hocke und füllte einige Erdnüsse in eine kleine Schale, damit er sie zwischen Gemma und Zane auf die Theke stellen konnte und zwinkerte ihr dann mit einem Grinsen zu. Sie griff zufrieden hinein und ließ sich einige Nüsse in den Mund fallen, um den Lippenstift nicht zu verschmieren. Ihr Blick wanderte zu Tiara, die gerade einigen Gästen ein Bier zapfte und sich mit Jannis unterhielt, der ihr die vollen Gläser abnahm und auf die Theke stellte, damit sie das nicht noch tun musste, was Gemma ein Lächeln entlockte. Dann sah sie Zane an und legte ihren Kopf leicht schräg, was ihn dazu brachte eine Augenbraue fragend nach oben zu ziehen.
„Danke, Zane.“
„Wofür?“, wollte er erstaunt wissen und sie seufzte leise, ehe sie ihm leicht gegen die Schulter boxte. „Für das Zurechtweisen dieses Lackaffen eben?“
„Ja, genau dafür.“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich dann ebenfalls auf einen der Barhocker, winkte Tiara zu sich und deutete leicht grinsend auf sie.
„Machst du mir einen Bellazza, Tia?“
„Oh, ist dass eines der neue Cocktailrezepte, welche du eingebracht hast?“, wollte sie lächelnd wissen und rieb sich voller Tatendrang die Hände. „Das mit dem weißen Pfirsich und den Himbeeren?“
„Du liegst richtig.“
„Kommt sofort, Zane.“
Neugierig beobachtete Gemma ihre Freundin bei der Zubereitung des neuen Cocktails von dem sie bisher noch nichts gehört hatte und fragte sich wie er wohl schmeckte. Jannis hatte ihr vor wenigen Sekunden ihren bestellten Swimming Pool vor die Nase gestellt, auf den sie nun aber schon fast keine Lust mehr hatte.
Ganz bewusst trank Zane nun einen alkoholfreien Cocktail und nahm sich vor die Menschen um sich und Gemma herum unauffällig im Auge zu behalten. Nicht, dass er von Natur aus ein misstrauischer Mensch war, aber der blonde Wildfang war heute die reinste Verführung für jeden Mann der nicht gerade ausschließlich auf das männliche Geschlecht abfuhr. Er fuhr sich mit einer Hand unbewusst durch das Haar und seufzte innerlich tief. Warum musste alles so verflucht kompliziert sein? Wäre er irgendein Fremder, der sie hier und jetzt kennenlernte, würde er sie charmant anflirten und sie zu einem Drink ihrer Wahl einladen – doch lagen die Fakten anders und er musste sich zusammenreißen und sich etwas einfallen lassen, damit er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte, welche sich immer und immer mehr zuzog.
Sie hing, dabei mit dem Stohhalm im Cocktail rührend, ihren Gedanken nach und ging die Szene von vorhin noch einmal durch. Der Typ hatte gesagt, er hatte nicht gewusst das sie Zanes Mädchen war und er hatte es nicht richtiggestellt. Warum nicht? War es ihm etwa nicht aufgefallen? Hatte er ihm nicht richtig zugehört? Noch immer spürte sie die Wärme seiner Hand an ihrer Hüfte und biss sich leicht auf die Unterlippe, nahm dann einen kleinen Schluck des Cocktails und betrachtete Zane aus dem Augenwinkel.
„Hier, einmal für dich“, kicherte Tiara und reichte ihm den Drink den er geordert hatte, welchen er sogleich entgegen nahm. „Lass ihn dir schmecken.“
Ihr Blick fiel auf Gemma, die lustlos mit dem Strohhalm im Cocktail stocherte und Löcher hineinstarrte. Hier herrschte Stimmung auf dem Nullpunkt und sie konnte sich, zumindest was die Laune von Zane betraf, ausmalen warum dass so war. Wenn sie nicht alles täuschte, haderte er gerade mit seinem vermeintlichen Schicksal, welches ihm verbot mit seinen Gefühlen Gemma gegenüber offen und ehrlich zu sein. Viel lieber brütete er düster vor sich hin, während sie nichts von alldem ahnte, weil sie Angst hatte ihre Familie zu verlieren, die doch nicht ihre Familie war. Zumindest wenn man von der genetischen Abstammung ausging.
„Oh“, sagte Tiara laut und schlug sich die Hand augenrollend gegen die Stirn. „Zane, für dich wurde etwas abgegeben als ihr auf der Tanzfläche wart.“
„Für mich?“, fragte er irritiert und sah sie abwartend an, ehe sie ihm einen kleingefalteten Zettel reichte, den er ihr stirnrunzelnd abnahm. „Von wem ist der?“
„Sie sah aus wie eine Femme Fatale, wenn du mich fragst. Pechschwarzes Haar, rotes Kleid, Mörderpumps und einem Blick der Wasser zu Eis gefrieren lassen könnte“, gab sie zurück und zuckte die Schultern ratlos.
Ein leises Knurren entkam ihm und er überlegte, ob er den Zettel einfach von Tiara in den Müll werfen lassen sollte, entschied sich jedoch dagegen und faltete ihn genervt auseinander damit er ihn lesen konnte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er zerknüllte den Zettel in seiner Faust. Am liebsten würde er dieser falsche Natter den schlanken Hals umdrehen, wenn er könnte. Wie konnte sie es wagen eine Drohung in Gems Richtung auszusprechen? Hatte dieses Weibsbild den Verstand verloren? Nur weil ihr Daddy ein reicher Geschäftsmann war, hieß das noch lange nicht, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen mussten.
„Zane?“
„Hm?“, brummte er und unterdrückte seine Wut mit aller Kraft, bevor er sich Gemma zuwandte, welche ihn gerade besorgt ansprach.
„Was steht auf dem Zettel?“
„Nichts von Relevanz, Gem. Nur sinnloser Bullshit. Ich ignoriere das einfach.“
Von wegen ignorieren. Louisa wollte sich mit ihm anlegen und ihn bis aufs Blut reizen? Den Gefallen konnte ihr tun. Aber nicht nach ihren verdammten Spielregeln, sondern nach seinen eigenen. Sie würde den Tag verfluchen, an dem sie ihm diesen Zettel hatte zukommen lassen.