Langsam hatte er sich wieder heruntergefahren, ließ jedoch seine Umgebung nicht für eine Sekunde aus den Augen. Die Türsteher wussten Bescheid und würden Dexter nicht wieder in die Lounge lassen, doch Zane ging es ums Prinzip. Wenn jemand ein Nein nicht verstand, verstand er keinen Spaß und würde sich am liebsten auf diese Person stürzen, um ihr Manieren beizubringen. Und Gemmas Ex gehörte definitiv zu diesem Typ Mann.
„Machst du mir einen Mojito und ein Bier?“, bat Jack mit einem Grinsen und Zane warf ihm einen überraschten Blick zu, während er das Bier zapfte und ihm hinstellte, ehe er sich an den Mojito machte. „Hast du dem Idioten richtig eins auf die Nase gegeben?“
„Ich muss dich leider enttäuschen, Jack, aber ich habe mit ihm lediglich den Lagerboden aufgewischt. Wobei ich das auch nicht unbedingt war, sondern eher die Tür“, sinnierte Zane und beugte sich dann mit einem amüsierten Funkeln in den Augen zu seinem Freund hinüber. „Die ich aber stilecht mit der Schulter aufgerammt habe, nachdem ich den Zugangscode eingegeben habe.“
Belustigt mixte Zane den Cocktail zusammen und stellte ihn vor Jack auf den Tresen.
„Passt schon. Ich lade euch beide ein, weil ihr Gemma geholfen habt“, winkte Zane ab, als sein Gegenüber die Geldbörse zückte und wurde erstaunt angeschaut. „Ja, auch Louisa hat sich einen Dank von mir verdient.“
„Aber du hast Gemma doch schlussendlich geholfen, Zane.“
„Wärt ihr nicht zu mir und Ray gekommen, hätte ich das Mikro erst wieder in Gang gebracht. Wer weiß, was Dexter in der Zeit eingefallen wäre“, winkte der Angesprochene ab und wischte mit dem Lappen über den Tresen. „Er war schon immer einfältig und arrogant – aber das hat echt alles getoppt.“
Louisa nahm einen Schluck von ihrem Mojito, den Jack ihr gereicht hatte und sah dann Zane an.
„Kannst du Gemma bitte fragen, ob sie einen Moment für mich hat? Ich würde mich gern bei ihr für mein Verhalten entschuldigen“, brachte sie nach einem Moment den Mut auf und Zane lächelte sie an, weil er gehofft hatte, dass sie über ihren Schatten sprang.
„Klar. Warte eine Sekunde“, erwiderte er und drehte sich um, da Gemma an dem Platz in seinem Rücken stand. „Sunshine?“
Sie sah über ihre Schulter fragend zu ihm und er betrachtete ihr gerötetes Gesicht. Hier drin war es wieder unsäglich warm, da die Menschen sich dicht an dicht aneinander drängten, doch die Röte stand ihr ausgezeichnet.
Ob ihr Gesicht nach einer heißen Nummer auch so gerötet ist?
„Was gibts? Hast du Sehnsucht?“, grinste sie neckend und er zog seine Augenbrauen hoch.
„Auch. Aber Louisa fragt, ob du einen Augenblick für sie übrig hast.“
Gemma wollte zuerst ablehnen, sah jedoch, dass Zane sie bittend ansah und seufzte dann leise auf.
„Ja, sicher. Lass mich nur kurz die Getränke ausschenken.“
„Danke“, sagte er weich und lächelte ihr zu, ehe er sich wieder umdrehte und sich nach vorn zu Jack und Louisa beugte.
Stirnrunzelnd seufzte Gemma innerlich und konzentrierte sich wieder auf den Cocktail, den sie gerade dabei war zu mixen. Louisa war also mit Jack hier und wollte mit ihr sprechen. Vermutlich hatte sie eingesehen, dass es nicht die feine englische Art war, wie sie sich gegenüber anderen benahm, in denen sie eine mögliche Konkurrenz sah. Doch wenn Jack hier war, dann hatte er wirkliches Interesse an ihr. Normalerweise hielt er nichts von lockeren Dates ohne Aussicht auf eine langfristige Beziehung, weswegen sich der Gedanke auftat, dass er mehr vorhatte. Wünschen würde sie es ihm auf jeden Fall, dass er eine Frau fand, die ihn glücklich machte, auch wenn sie noch nicht einschätzen konnte, ob Louisa zu ihm passte.
Lächelnd verteilte sie die bestellten Getränke und kassierte ab, ehe sie das Wechselgeld rausgab und dann direkt neben Zane trat. Louisa sah sie mit einem ernsten Ausdruck in den hellgrünen Augen an und Gemma stutzte irritiert. Hatte die Dunkelhaarige nicht eigentlich braune Augen? Gemma sah kurz zu Zane hoch und er scheuchte sie mit einem Grinsen zum Durchgang, damit sie um den Tresen herumging und sich zu Louisa stellte.
„Es tut mir aufrichtig leid, Gemma. Ich wollte dich nicht…“, begann die Dunkelhaarige sofort zerknirscht und ihr Blick fuhr zu Gemmas Wange, die sie geohrfeigt hatte, ehe sie ihr wieder in die Augen sah. „… schlagen. Oder beleidigen. Aber ich habe mich beeinflussen lassen und mir eingeredet, dass ich mich einfach nur noch mehr anstrengen müsste, damit ich gesehen werde.“
„Und das ist nun anders?“, wollte Gemma wissen und konnte einen Hauch von Misstrauen nicht aus ihrer Stimme verbannen.
Louisas Blick ging kurz zu Jack und sie seufzte leise. Dann nickte sie Gemma zu und biss sich leicht auf die volle Unterlippe. Anscheinend wollte sie für den breit gebauten Mann hinter sich ein besserer Mensch werden. Und wenn etwas überzeugender war als Worte, dann Blicke und Taten. Jeder Mensch verdiente eine zweite Chance.
„In Ordnung – Entschuldigung akzeptiert.“
„Ehrlich?“, ruckte Louisas Kopf überrascht nach oben und in ihren grünen Augen stand das Erstaunen. „Ich meine… ich freue mich. Aber… ich war wirklich gemein zu dir.“
„Jeder Mensch macht Fehler. Und ich finde, du hast dir eine zweite Chance verdient. Wir fangen einfach von vorn an“, erwiderte Gemma lächelnd und reichte ihr ihre Hand. „Ich bin Gemma, hi.“
Mit einem Schmunzeln ergriff ihre Gegenüber die Hand und drückte sie sanft.
„Louisa“, entgegnete sie und sog kurz ihre Unterlippe in ihren Mund. „Aber seit kurzem nennt man mich Lou.“
Der Blick der Blondine ging amüsiert zu dem Türsteher Jack, welcher sich unschuldig grinsend an Zane wandte und sein leeres Bierglas über den Tresen schob.
„Nicht Isa?“, hakte Gemma laut genug nach, sodass auch Jack sie nicht überhören konnte, der sogleich reagierte und zu ihnen sah.
„Nein“, brummte er und hob dann die Augenbrauen. „Isa wäre zu brav für diesen Wirbelwind.“
Nun errötete Louisa bis in die Haarspitzen und trank von ihrem Mojito, um niemanden anschauen zu müssen, was Gemma schmunzeln ließ. Scheinbar was das hier die echte Louisa und alles andere vorher war gespielt. Doch wieso spielte sie jemanden, der nicht existierte? Fakt war, dass Jack sie aus ihrem Schneckenhaus holte.
„Noch einen Cocktail, Lou?“, erkundigte Zane sich etwas lauter, da über die Distanz und das Stimmengewirr der anderen Gäste kaum ein Wort zu verstehen war.
Die Angesprochene schüttelte verlegen den Kopf und stellte, nach wenigen Schritten zur Bar, das leere Glas auf dem Tresen ab, strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht und sah dann Jack an, der eine Hand auf ihre Schulter legte.
„Möchtest du, dass ich dich nach Hause bringe, Vortice?“
„Was bedeutet das Wort, Jack?“, wollte Gemma interessiert wissen und stieß ihn mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. „Verrat es mir.“
„Ganz schön neugierig, Kleines“, feixte er zurück und Gemma verzog den Mund.
„Nenn mich nicht so.“
Zane schüttelte unmerklich den Kopf, als er zu einer Antwort ansetzte und Jack schloss den Mund wieder. Wenn sein Freund nun den Finger in die Wunde drückte, würde Gemma augenblicklich auffauchen. Immerhin kannte Zane sie schon sein Leben lang.
„Es bedeutet Wirbelwind“, erwiderte der Türsteher ersatzhalber und lächelte Gemma an.
„Oh, okay. Passt irgendwie, hm?“, fand sie und grinste Louisa offen an.
„Wo sind eigentlich Tiara und Ethan?“, erkundigte Jack sich nun, um das Thema zu wechseln und sah wie Zane seinen Mund kaum merklich verzog.
„Tia hat es übertrieben und hat Doppelschichten geschoben, damit Gemma und ich mehr Zeit miteinander verbringen können. Das hat sich heute gerächt. Ethan hat sie nach oben gebracht. Die nächsten Tage wird sie Sendepause haben und ich springe ein“, erklärte Zane knapp und trank einen Schluck von der Mango Limonade, die er sich nebenbei eingeschenkt hatte. „Sie sah ziemlich geschafft aus, wenn du mich fragst.“
Gemma entschuldigte sich bei Louisa und gesellte sich wieder zu Zane hinter die Bar, nahm ihm das Glas grinsend aus der Hand und leerte es in einem Zug, was ihn zum Seufzen brachte.
„Frau“, brummte er und griff nach der Flasche, um nachzuschenken. „Fang so an und ich leg dich übers Knie.“
„Willst du mich etwa verdursten lassen?“, fragte sie gespielt pikiert und trank einen weiteren Schluck aus seinem Glas, um ihn zu ärgern. „Ich lasse dir auch etwas übrig.“
„Habe ich irgendwas verpasst?“, schaltete Jack sich irritiert ein, der das Ganze beobachtet hatte und Zane schmunzelte ihm zu. „Irgendwas ist anders.“
„Findest du?“, fragte Gemma unschuldig und gab Zane das Glas zurück, der selbst einen Schluck nahm und es dann wieder wegstellte. „Wie kommst du darauf?“
„Ihr benehmt euch… anders.“
Louisa wandte sich an Jack und deutete in die Richtung von Zane und Gemma, ehe sie leise lachte.
„Das sieht man doch, Sciocco“, meinte sie dann amüsiert und Jack sah sie aus schmalen Augen an. „Die beiden sind verliebt. Schau doch, wie Zanes Augen strahlen. Selbst dir müsste es auffallen.“
„Willst du etwa gerade frech werden, hm?“, fragte er sie und sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, ich bringe doch jetzt wirklich nach Hause, Vortice. Du scheinst müde zu sein, sonst schlägst du nicht so über die Stränge.“
„Vielleicht hast du Recht“, stimmte sie ihm zu und Jack sah sie überrascht an. „Ich bin schon seit heute früh um fünf wach und sollte nicht übertreiben.“
Amüsiert beobachtete Zane die beiden und schlang dann einen Arm um Gemmas Taille, damit er sie eng an sich ziehen konnte. Verwundert sah sie zu ihm hoch und er lächelte sie zärtlich an, ehe er sie, mit beiden Händen an ihrer Taille, ohne Schwierigkeiten hochhob und auf den Mund küsste. Ihre Hände legten sich überrascht auf seine Schultern und Zane hörte, wie Jack einen leisen Pfiff ausstieß. Ein Grinsen huschte über Zanes Lippen und er setzte seine kostbare Fracht auf den unteren Bereich des Tresens vor sich ab, damit er sich zwischen ihre Beine stellen konnte.
„Wie sieht denn dass jetzt aus, Zane?“, fragte Gemma verlegen und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust, was sein Grinsen nur vertiefte. „Wir sind auf Arbeit.“
„Und ich bin einer der Chefs – who cares?“, erwiderte er und streichelte mit beiden Daumen über ihre Taille. „Wenn es jemanden stört, kann er oder sie gehen.“
„Zane!“
„So heiße ich, Sunshine“, erwiderte er mit einem rauen Lachen und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, ehe er zu Jack und Louisa sah. „Na, zufrieden?“
„Ich hab es doch gesagt“, kicherte Louisa und stieß sanft ihren Finger gegen Jacks Brust, der ihn sich leise knurrend schnappte und sie warnend ansah. „Lass uns gehen, Jack.“
Die zwei verabschiedeten sich und Zane schüttelte erheitert seinen Kopf, während er die Nähe zu seiner Gemma genoss, die sich an seine Brust geschmiegt hatte und sich keinen Millimeter mehr rührte. War sie etwa eingeschlafen? Mitten im Trubel der hier stattfand? Vorsichtig lehnte er sich ein wenig nach hinten und senkte seinen Kopf, sodass er sie anschauen konnte. Leise lachend stellte er fest, dass der lange Tag seinen Tribut gefordert hatte und sie tatsächlich eingeschlafen war.
„Jannis?“, rief er leise über seine Schulter hinweg und hielt Gemma dabei schützend in seinen Armen, damit sie nicht im Schlaf zur Seite kippte.
„Zu Diensten“, meldete Jannis sich neben ihm und sah verwundert auf Gemma. „Irgendwie haut es heute jede Frau aus den Socken. Sollte ich mir um Sandra und Fee Gedanken machen?“
„Ich glaube, Gem ist einfach nur geschafft. Immerhin waren wir schon ausgiebig im Park skaten.“
„Du kannst meinen Wagen nehmen“, sagte Jannis und angelte seine Schlüssel aus der Hosentasche, um sie Zane zu reichen. „Ich hole ihn mir später einfach ab. Nachher holt mich sowieso ein schnuckeliger Hottie ab.“
„Alter Aufreißer“, neckte Zane ihn grinsend und nahm ihm den Schlüssel ab. „Danke. Stehst du an der üblichen Stelle?“
„Jup. Brauchst du vielleicht Hilfe?“
„Die Türen aufhalten wäre echt nett“, entgegnete Zane nach kurzer Überlegung und stellte sich leicht schräg zu Gemma, während er sie mit dem linken Arm um den Rücken stabilisierte und seinen rechten Unterarm unter ihre Beine schob, um sie im Brautstil tragen zu können. „Hier kommt die Braut.“
„Du bist verdammt weit in deiner Planung, Zane“, merkte Jannis amüsiert an und warf seinem Freund einen Blick zu, ehe er voranging und ihm den Zugang zum Treppenhaus gewährte.
„Wenn man, so wie ich, jahrelang auf diesen Moment gewartet hat, kann es gar nicht mehr schnell genug gehen. Bei Nesrim hätte ich ihr fast einen Antrag gemacht, man“, erklärte Zane sich leise und blickte Gemma ins Gesicht, welches glücklich und entspannt aussah. „Aber ich habe die Kurve bekommen und sie, mit einer Hand voll Baccara Rosen, auf Knien gefragt, ob sie meine Freundin sein will.“
Nun lachte Jannis leise und erntete von Zane einen warnenden Blick. Behutsam trug er seine Freundin bis zum Nebeneingang und sein bester Freund öffnete ihm auch diese Tür, damit Zane aus dem Gebäude treten konnte. Sie gingen bis zu Jannis‘ Auto, welches Zane geschickt mit der Funkfernbedienung öffnete und ließ sich von dem anderen die Autotür öffnen, damit er Gemma vorsichtig auf den Beifahrersitz gleiten lassen konnte.
„Geschafft“, lächelte Zane und schnallte sie ordnungsgemäß an, ehe er die Tür leise schloss und sich zu Jannis umdrehte. „Vielen Dank.“
„Keine Ursache, Zane. Dafür sind Freunde da“, erwiderte dieser und schlug bei Zane ein. „Ich verziehe mich wieder hinter die Bar, sonst tritt Ethan mir noch in den Hintern, wenn er mitbekommt, dass der Rest da drin allein rotiert.“
Als Jannis wieder im Gebäude verschwunden war, stieg Zane auf der Fahrerseite ein und betrachtete die schlafende Gemma, was ihn lächeln ließ. Die Tür schließend, schnallte er sich an und startete den Motor des Audis, den sein bester Freund sein Eigen nannte und steuerte den Wagen durch die Straßen der Stadt, welche ruhig dalag. Zu Fuß wäre es auch nicht unbedingt weit, doch wollte er Gemma nicht wecken und dann noch einen Fußmarsch mit ihr durchziehen, weswegen er froh darum war, dass Jannis ihm einfach so seine Autoschlüssel in die Hand gedrückt hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, seinen Bruder zu fragen. Doch vermutlich schlief er bereits mit seiner Tiara im Arm den Schlaf der Gerechten.
Grinsend lenkte er den Audi in eine der Parkbuchten in der Nähe seiner Doppelhaushälfte und schaltete den Motor aus. Mit einem matten Seufzen rieb er sich über das Gesicht, zog den Schlüssel ab und öffnete die Tür, während er sich abgurtete und ausstieg. Die Tür ließ er leise in das Schloss fallen, umrundete den Wagen und öffnete die Beifahrertür, damit er vor der Frau in die Hocke gehen konnte, die er seit wenigen Stunden seine Freundin nennen durfte. Sein Herz machte einen Freudenhüpfer und er grinste schief, weil er sich nie wirklich zu den Romantikern gezählt hatte. Doch die spontane Aktion mit den Rosen… kniend vor ihr. Heiliger. Was Nesrim wohl gedacht hatte? Kopfschüttelnd schnallte er Gemma ab und hob sie wieder auf seine Arme, um sich aus den Beinen heraus in eine stehende Position zu drücken. Vielleicht brauchte er keine Studiosessions mehr, sondern nahm sich einfach seine Süße zur Unterstützung. Diese Art Gewichtheben war deutlich ansehnlicher. Bei näherer Überlegung sollte er ihr lieber nicht verraten, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war.
Mit dem Bein stieß er die Tür zu, schloss über die Funkfernbedienung ab und trug die Frau in seinen Armen zur Haustür, damit sie endlich in seinem Bett liegen und vernünftig schlafen konnte. Dass sie einen verdammt tiefen Schlaf hatte, wusste er bereits, doch das hier toppte einfach alles. Um es einfacher zu haben, könnte er sie wecken, doch alles in ihm sträubte sich dagegen. Die Sache mit Dexter steckte ihr mit Sicherheit in den Knochen, auch wenn sie es ihm und anderen gegenüber nicht zugeben würde, weshalb er den Haustürschlüssel, welchen er in weiser Voraussicht bereits in der rechten Hand hielt, mit der er ihre Beine stützte, ins Schloss steckte und sich mit zusammengepressten Lippen in den Flur schob und den Schlüssel abzog, damit er mit dem Fuß die Tür ins Schloss schieben konnte.
„Dafür sollte ich eine Zehn von Zehn auf der Punkteskala bekommen“, murmelte er amüsiert vor sich hin und unterdrückte ein Aufstöhnen, weil das Tragen einer Person auf Dauer sehr anstrengend wurde; auch wenn er gut im Training war. „Auf in den Endspurt.“
Tief durchatmend begab er sich zur Treppe und trug die selig schlafende Frau in seinen Armen hinauf in sein Schlafzimmer, um sie behutsam auf dem Bett abzulegen und leise seufzend neben sie zu sinken, damit er sich für einen Moment ausruhen konnte und zu Atem kam. Die Müdigkeit zerrte an ihm und ächzend setzte er sich auf, zog erst sich und dann Gemma die Schuhe aus und ließ sie achtlos vor dem Bett liegen, ehe er sich aufraffte und den Lichtschalter für den Bereich im Flur betätigte, sich danach bis auf die Boxershorts auszog und auf allen vieren ins Bett kroch. Gemma murmelte etwas im Schlaf, als er sie an seine Brust zog und die Decke über sie beide ausbreitete, lächelte erschöpft und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.
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Schweißgebadet schreckte Tiara aus dem Schlaf und schob sich die wirren Haare aus dem Gesicht, realisierte, dass sie schlecht geträumt haben musste und war froh, dass sie sich an diesen Traum nicht erinnern konnte. Mit leicht zittrigen Beinen schob sie sich aus dem Bett und schlich sich, damit sie Ethan nicht weckte, aus dem Schlafzimmer, um in der Küche ein Glas mit Wasser zu füllen und daran zu nippen. Tief durchatmend stützte sie sich mit den Ellenbogen auf den Esstisch, während sie sich in einen der Stühle sinken ließ und schloss für einen Moment die Augen.
Ihr Kopf pochte und ihr war flau im Magen, doch obgleich sie müde sein müsste, fühlte sie sich lediglich matt und erschöpft. Langsam beruhigte sich ihr Puls, doch dieses unangenehme Gefühl in ihrem Bauch blieb beständig. In letzter Zeit war ihr dieses Gefühl gehäuft aufgefallen, doch sie schob es auf die Tatsache, dass sie zu wenig aß und zu viel arbeitete, um Zane und Gemma mehr gemeinsame Zeit zu ermöglichen. Wenn Zane mal fehlte, war das nicht ganz so dramatisch, denn immerhin war er einer der beiden Inhaber und konnte sich mehr freie Tage nehmen als die Angestellten. Bevor Zane sich so um Gemma bemüht hatte, hatte er jedoch selten einen freien Tag genommen, weswegen auch Ethan diese Wandlung begrüßte.
„Alles in Ordnung, Baby?“, hörte sie die verschlafene Stimme von Ethan und drehte ihm ihr Gesicht zu. „Du bist nie um kurz nach fünf wach.“
„Ich habe nur schlecht geträumt, kann mich an den Traum jedoch nicht erinnern“, lächelte sie ihn an und nahm einen weiteren Schluck Wasser. „Und ich habe Kopfschmerzen, welche auszuhalten sind.“
Er ging neben ihrem Stuhl in die Hocke und sah sie aus verschlafenen grünen Augen an, was Tiara schon immer sexy an ihm gefunden hatte. Seine schwarzen Haare standen zerwühlt in allen Richtungen ab und vervollständigten den out-of-bed Look nur noch. Und wie immer schlief er lediglich in engen Boxershorts. Sie seufzte leise und er schenkte ihr ein schiefes Grinsen.
„Scheinbar lenke ich dich genügend ab, hm?“, neckte er sie und strich mit einem Finger zärtlich über ihren Unterarm, was ihr Körper direkt mit einer Gänsehaut quittierte.
„Mhm… vielleicht“, lächelte sie und stellte ihr Glas auf dem Tisch ab.
„Kommst du noch mit ins Bett?“, lockte er sie lächelnd und strich mit seinem Finger ihrem Arm hinauf und sah ihr dabei tief in die blauen Augen. „Oder willst du hier sitzen bleiben und den Sonnenaufgang beobachten, wenn es soweit ist?“
„Als ob ich ausschlagen würde, mich an dich kuscheln zu können“, entgegnete sie lächelnd und sah Ethan dabei zu, wie er sich erhob und sie an ihren Händen sanft vom Stuhl hochzog.
„Ich kann es kaum erwarten dich wieder im Arm zu halten“, zwinkerte er ihr mit einem Grinsen zu und zog sie sanft mit sich ins Schlafzimmer zurück.