Die Trauung war wunderschön und Gemma war dahingeschmolzen, als Madison und Nolan sich ihren ersten Kuss als verheiratetes Paar gegeben hatten. Die Rede von Diego Mendoza, Trauzeuge des Bräutigams, war amüsant und ehrlich gewesen und auch der Brautvater Adam Gardner hatte etwas zur Feier des Tages gesagt. Doch beide waren keine großen Redner, im Gegenteil zum Bräutigam. Diese Hochzeit war wirklich grandios und man konnte die Liebe des Brautpaars quasi greifen. Gemma sah zum Platz der beiden und schmunzelte, denn sie wusste was nun kommen würde. Immerhin war ihr Zukünftiger ein begnadeter Choreograph, der den Männern des Abends in den vergangenen knapp zwei Wochen einige Schritte und Bewegungen beigebracht hatte.
Zane und Rhys traten grinsend zu Nolan und sahen ihn auffordernd an. Ebenfalls grinsend erhob der Bräutigam sich und Madison schaute ihn verwundert an.
„Wir haben für die restliche Gesellschaft etwas vorbereitet“, verkündete Zane geheimnisvoll und winkte Myles, Elias, Shane, Ethan, Thomas und auch Cole zu sich – Diego brauchte keinerlei Aufforderung und schob die Hände lässig in die Taschen seiner Anzughose. „Um ein wenig Pepp in die Feier zu bringen, haben wir nun die letzten zwei Wochen unermüdlich geübt und eine Choreografie auf die Beine gestellt, die sich definitiv sehen lassen kann.“
Er deutete auf die Bühne die eigens für diese Choreografien aufgebaut wurde und nickte Nolan, Ethan, Shane und Rhys zu. Diese zogen ihre Jacketts aus und warfen sie über ihre Stühle, ehe die Gäste sich vor der Bühne versammelten und die Braut Madison in ihre Mitte nahmen. Die Tänzer positionierten sich in jeweils eine der Ecken auf der Bühne und Nolan nickte Thomas zu, der den Track startete, zu der die einstudierte Choreografie erfolgen sollte.
Da Shane, der Bruder der Braut und heutige Fotograf, mittanzte, hatte er seine Kamera an Cole übergeben. Immerhin blieb das gute Stück dann in der Familie, da es sich bei diesem um Shane und Madisons Cousin handelte.
Macklemore mit Can't Hold Us ertönte aus den Boxen und Nolan joggte entspannt die Stufen hinauf zur Bühne, lief federnd im Kreis und passte sich fast schon perfekt dem Rhythmus des Songs an, grinste dabei in Richtung Madison, die ihn lächelnd beobachtete. Er sprang rhythmisch auf der Stelle, um kurz darauf den Beat in der Luft mitzutrommeln, während Zane, Ethan, Shane und Rhys auf den Bräutigam zusprangen und mit ihm gemeinsam in die Hocke gingen, um sich langsam aufzurichten und synchron anfingen zu tanzen. Gemma konnte ihre Augen nicht von Zane lassen, der unwahrscheinlich sexy war, wenn er eine Choreographie tanzte und ihr dabei immer wieder heiße Blicke zuwarf. Wenn er von der Bühne herunter kam, dann würde er sie erst einmal ausgiebig küssen müssen, so viel war sicher.
An einer Stelle tanzten nur Nolan, Zane und Shane miteinander und die Gäste klatschten begeistert im Takt, während hier und da Pfiffe ausgestoßen wurden.
Die Tänzer sprangen im Takt des Lieds die Treppe herunter und Nolan umschwärmte tanzend und grinsend seine Braut, während Zane mit einem verführerischen Grinsen Gemma antanzte, die lachend mitmachte und die Moves schnell nachahmen konnte, die er ihr vormachte. Ethan hatte sich bei Tiara eingefunden, die ihn mit einem Funkeln in den Augen beobachtete, während Shane und Rhys sich gegenseitig feixend antanzten und den Spaß ihres Lebens hatten.
Das Lied endete und der Applaus und die Pfiffe wurden noch einmal lauter.
„Wow, ist das anstrengend“, keuchte Rhys und die fünf Männer klatschten sich gemeinsam vor der Bühne ab. „Geile Nummer, Jungs! Mal schauen, ob die anderen uns toppen können.“
Nolan, Zane und Ethan holten sich ihre Getränke von den Tischen und traten zu ihren Mädels. Shane und Rhys sahen sich schulterzuckend an und stießen ihre Biere aneinander, um schlussendlich davon zu trinken, denn sie waren die beiden Singlemänner dieser Tanztruppe.
Während die zweite Gruppe auf die Bühne ging und ihre Choreographie zum Besten gab, stand Zane stolz mit Gemma im Arm an der Seite und beobachtete die Bewegungen von Diego, Cole, Thomas, Elias und Myles mit Argusaugen. So gut wie jeder Schritt saß und besonders der Latino, Diego Mendoza, stach heraus, da er sich bewegte, als würde er den ganzen Tag nichts anderes machen. Ein wahres Naturtalent.
„Und das hat Diego innerhalb von zwei Wochen gelernt?“, erkundigte Gemma sich erstaunt und sah zu Zane hoch, der sie nun ansah und liebevoll lächelte.
„Ja. Der Typ ist einfach bombastisch.“
„Hoffentlich sieht seine Begleitung das auch bald“, bemerkte die kleine Blondine in seinem Arm und er wandte den Kopf zu der ebenfalls blonden Riley Hudgens, die Diego kaum aus den Augen ließ, während er die Bühne zum Beben brachte. „Sie tänzeln umeinander herum und trotzdem macht keiner der Beiden den ersten Schritt.“
„Komplizierte Kiste, meinte er. Aber er wollte nicht darüber sprechen. Wobei ich denke, dass Nolan im Bilde ist, so oft wie sie schon die Köpfe zusammengesteckt und miteinander gesprochen haben. Manche Menschen brauchen eben mehr Zeit“, grinste Zane zweideutig und zwinkerte Gemma bedeutungsschwanger zu. „Wir waren immerhin auch nicht die schnellsten, oder?“
„Was aber nicht an dir lag“, erwiderte sie und schmunzelte leicht.
Tiara trat zu ihnen und grinste.
„Die Hochzeit wird schwer zu toppen sein, findet ihr nicht auch? Es ist alles so stimmungsvoll. Von der Location, über die Dekoration bis hin zur Trauung und der Unterhaltung der einzelnen Anwesenden. Ich bin wirklich tief beeindruckt“, begann Tia das Gespräch und Zane grinste.
„Du willst doch wohl niemanden übertrumpfen, oder? Sonst muss ich mit unserer Hochzeit noch eure schlagen. Jede Feier ist auf ihre eigene Art toll; ebenso die Trauung an sich“, ging er auf die Bemerkung seiner zukünftigen Schwägerin ein und Gemma lachte leise auf.
„Nein, natürlich nicht. Aber man macht sich als baldige Braut so seine Gedanken. Gerade, wenn man schwanger heiratet. Ich möchte eigentlich nicht weinend am Altar stehen und Ethan das Ja-Wort geben…“
Besagter Mann trat soeben zu ihnen und legte seinen Arm um ihre Taille, um sie sanft an seine Seite zu ziehen und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe zu hauchen. Er gab ihr ein Glas Orangensaft und lächelte, als sie einen Schluck davon trank.
„Wenn du weinen musst, dann ist das eben so, Honey“, sagte er und Zane stimmte ihm nickend zu. „Immerhin weiß ich ja, dass du es vor Glück und nicht aus Trauer tust.“
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„Du willst mit Ace Castillo den Club hier in Braunschweig führen, weil der bisherige Besitzer in Rente geht und dessen Kinder kein Interesse daran haben?“, hörte Zane Gemma überrascht am Telefon sagen und trat hinter sie, um seine Arme um ihre Mitte zu schlingen. „Nächsten Monat schon? Wow, was für Neuigkeiten, Diamond.“
Ah, sie telefonierte mit ihrem Bruder. Vier Jahre älter als Gemma und lebte mal hier, mal in Los Angeles. Selfmade Millionär mit mehreren Clubs und Bars. Maßgeblicher Tippgeber, als Ethan und Zane die Lounge-Bar geplant hatten. Nun wollte er mit seinem besten Freund Ace also einen Club in der Stadt übernehmen. Gemma lehnte sich an ihn und legte ihre freie Hand auf seine Hände, seufzte leise.
„Natürlich können wir uns treffen, wenn deine Zeit es dir erlaubt. In Ordnung, lass uns einfach die Tage nochmal telefonieren oder schreiben“, erwiderte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und lachte dann leise auf. „Mache ich. Hab dich auch lieb, großer Bruder.“
Sie beendete das Telefonat und drehte sich dann in Zanes Armen um, damit sie ihn anschauen konnte. Er sah ihr in die blauen Augen und lächelte.
„Dein Bruder will hier einen Club mit Ace kaufen?“
„Sieht so aus, ja. Ab nächsten Monat bereits. Und für die Anfangszeit der Übernahme, will er hierbleiben. Ich soll dich schön grüßen und dir ausrichten, dass du seine kleine Schwester ja glücklich machen sollst, weil du es sonst mit ihm zu tun bekommst.“
„Mit ihm und welcher Armee?“, amüsierte Zane sich, denn als Kinder und Jugendliche hatten Diamond und er sich oft aneinander gemessen und meist hatte der Ältere unterlegen, da Zane der wendigere von ihnen beiden war. „Vermutlich bin ich noch immer flinker als er unterwegs.“
„Er hat sich sehr verändert. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“, fragte Gemma erheitert.
„Einige Jahre dürften es sicherlich schon sein.“
„Du wirst überrascht sein“, lachte sie leise auf und schlang ihre Arme um seine Taille, um ihren Kopf an seine Brust zu lehnen. „Ich könnte schon wieder schlafen gehen.“
Sein Blick ruhte auf ihrem Scheitel und ein Grinsen umspielte seine Lippen. Seit der Hochzeit von Madison und Nolan waren bereits vier Wochen vergangen und Gemma war ruhiger und ausgeglichener geworden. Außerdem sehr viel anhänglicher als vorher. Nicht, dass Zane sich beschweren würde, doch wo sie vorher seine Nähe gesucht hatte, wenn er direkt bei ihr stand, so suchte sie diese jetzt, wenn sie wusste er befand sich im gleichen Raum. Er hatte eine Vermutung und bereits vorgesorgt, damit diese hoffentlich zur Gewissheit wurde.
„Dabei bist du erst seit ungefähr zehn Minuten wach“, streichelte er ihr über die Haare und hob dann, mit Zeigefinger und Daumen an ihrem Kinn, ihren Kopf sanft an, damit er sie anschauen konnte. „Ich habe ein paar Schwangerschaftstests gekauft und würde dich bitten, dass du einen machst, Sunshine.“
„Weißt du mehr als ich?“, schmunzelte sie und löste sich ein wenig von ihm, um ihn richtig anschauen zu können. „Oder hoffst du darauf?“
„Ich vermute und hoffe es“, zwinkerte er ihr zu und hauchte dann einen Kuss auf ihre Lippen.
„Dann werde ich dir deinen Wunsch gern erfüllen und einen Test machen.“
„Die Tests liegen im Badezimmerschrank“, grinste Zane und strich ihr eine Strähne ihres blonden Haars aus der Stirn. „Ich mache uns Frühstück, damit du was in den Magen bekommst.“
„Ein Traum“, sagte sie und ließ ein verzücktes Seufzen folgen.
„Als ob ich das nicht fast jeden Morgen kredenzen würde, Miss Lawrence.“
Kichernd küsste sie ihn und verschwand dann mit einem betont sexy Hüftschwung in den Flur, um die Treppe nach oben zu nehmen. Tief durchatmend machte Zane das Frühstück und sah immer wieder nervös auf die Uhr an der Küchenwand. Die Sandwichs waren schnell belegt, der Kaffee lief durch und er lehnte mit dem Hintern an der Anrichte, während er mit den Fingern angespannt gegen die Unterschränke trommelte. Wann war er jemals so durch den Wind gewesen? Das Lampenfieber vor seinen Abschlüssen und vor jedem Auftritt waren nichts gegen das gerade. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Gemma die Pille absetzte und wenn es passierte, passierte es. Er war bereit für die Vaterrolle und konnte es kaum erwarten, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Andere sahen ihn mit hochgezogener Augenbraue an, doch die, die wussten wie lang er auf Gemma gewartet hatte, verstanden ihn.
Mit einem minimalen Lächeln manifestierte sich seine Traumfrau in diesem Moment im Türrahmen der Küche und schwenkte den durchgeführten Test leicht in der Luft. Mit klopfendem Herzen trat er vor sie und nahm ihr den Gegenstand aus der Hand, um mit angehaltenem Atem das Ergebnis abzulesen. Positiv. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er zog sie fest in seine Arme und an seine Brust.
„Tiara und ich müssen besonders fruchtbar sein oder ihr Williams Brüder seid einfach die Befruchter schlechthin“, amüsierte Gemma sich und er lachte leise auf.
„Vielleicht eine Kombination aus beidem?“
„Mag sein. Ich bin wirklich sprachlos und freue mich. Auch, wenn es sich noch sehr unwirklich anfühlt“, erwiderte sie und sah zu ihm hoch. „Dann hast du bald einen neuen Nebenjob.“
„Nebenjob? Also mein Vollzeitjob bist primär du, gefolgt von unserem Kind und dann kommt erst alles andere. Kitschig oder nicht, aber ich habe da meine Grundsätze“, stellte er richtig und sie lächelte. „Theoretisch könnten Ethan und ich uns komplett aus dem aktiven Geschäft rausziehen, aber dafür macht es viel zu viel Spaß. Trotzdem verwette ich meinen Hintern darauf, dass mein Bruder stark in den Hintergrund tritt, wenn Tias Schwangerschaft weiter voranschreitet und sie selbst nicht mehr hinter der Bar steht. Und wenn meine Nichte, oder mein Neffe, auf der Welt ist, dann wird er maximal Unterlagen im Büro wälzen – wenn überhaupt.“
„Du wirst es sicherlich nicht anders machen.“
„Da liegst du richtig. Allein lasse ich dich ganz sicher nicht arbeiten, während ich die Füße hochlege. Denn du wirst nicht aufhören, bis dein Körper dich zwingt – oder das Gesetz“, erörterte er die Fakten und stupste seinen Finger gegen ihre Nase.
„Erwischt“, gab sie zu und schlang ihre Arme um seine Hüften. „Vielleicht einigen wir uns ja alle und treffen uns in der Mitte?“
„Könnte man so machen“, lächelte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Jetzt habe ich einen Kickstart hingelegt. Dich gefragt, ob du meine Freundin sein möchtest, habe ich dich gebeten mich zu heiraten und nun direkt geschwängert. Ob ich wohl übereifrig rüberkomme?“
„Vielleicht ein ganz kleines bisschen“, erheiterte Gemma sich und wandte ihr Gesicht dann dem Essen zu. „Und nun verlangen wir nach Essen.“
„Das klingt schön“, schmunzelte Zane glücklich und seufzte leise. „Eine eigene Familie.“
„Du, unser Kind und ich. Plus Onkel Ethan und Tante Tiara. Und dann kommen da noch meine Geschwister und Jannis. Der wird ausflippen vor Freunde.“
„Du weißt aber schon, dass ich dich jetzt noch mehr im Auge behalte als so schon?“
Sein Grinsen war ansteckend und sie legte ihren Kopf schräg.
„Meinst du, mir will jemand etwas böses?“
„Nein, aber ich erinnere dich an den unhöflichen Rempler im Club von vor ein paar Wochen.“
„Der hat lediglich meinen Oberarm erwischt, Mr. Williams.“
„Ja, aber es geht ums Prinzip. Ich habe einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt was dich anbelangt und jetzt kommt noch ein klitzekleines Detail dazu“, erläuterte er ernst.
„Ich schwanke zwischen oh wie süß und du bist doof, ich kann auf mich selbst aufpassen.“
Leise lachte er und schüttelte leicht seinen Kopf.
„Was auch vollkommen okay ist. Ich möchte nur, dass es dir gut geht“, sagte er sanft und ließ seinen Blick zu Gemmas noch flachen Bauch wandern. „Dass es euch gut geht.“
„Wir fühlen uns rundum wohl. Sollte sich daran etwas ändern, werde ich es dir sagen.“
„Versprochen?“, vergewisserte Zane sich mit eindringlichem Blick und sie grinste.
„Hoch und heilig.“
„Dann lasse ich das so gelten.“
Sie löste sich von ihm und griff nach einem Sandwich mit Käse, da der Hunger sie nun wirklich antrieb und seufzte zufrieden, als der erste Biss in ihrem Mund war. Zane schnappte sich an ihrem Körper vorbei ein Salami-Sandwich und lehnte sich dann wieder mit dem Hintern an die Anrichte, während er in Gedanken versunken Gemma ansah und mit dem Schwangerschaftstest in seiner anderen Hand spielte. Ein Kind. Wer hätte gedacht, dass er noch vor seinem dreißigsten Geburtstag Vater werden würde. Er selbst jedenfalls nicht. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er niemals eine eigene Familie gründen könnte, da sein Herz nun einmal vergeben war und niemand anderes infrage kam als Gemma. Doch das Blatt hatte sich gewendet und nun hielt er den Beweis ihrer Liebe zueinander in der Hand.
Alles richtig gemacht, Zane. Und dann auch noch fast zeitgleich mit Ethan und Tiara.
Langsam kaute er und stellte sich vor wie sein Bruder reagieren würde, wenn er ihn über die Schwangerschaft von Gemma informierte und grinste in sich hinein. Vermutlich artete das Ganze in anstoßen und darauf trinken aus. Mit einen amüsierten Blick beobachtete sie Zane und nahm sich ein zweites Sandwich, während sie sein Handy aus der Hosentasche zog und die Nummer ihres Gynäkologen wählte.
„Guten Morgen. Gemma Lawrence hier“, meldete sie sich, als das Gespräch von der Sprechstundenhilfe angenommen wurde. „Ich benötige einen Termin, bitte.“
Zane ging ins Wohnzimmer, sah sich kurz prüfend um und legte den positiven Schwangerschaftstest auf das Regal neben dem Fernseher, damit er ihn immer wieder im Blick hatte und schüttelte, über sich selbst grinsend, seinen Kopf. Nun mutierte er wirklich zu einem Softie – doch ein solcher war er gern für Gemma, wenn es sie glücklich machte. Immerhin galt er jahrelang als Aufreißer und Weiberheld. Als ein Kind von Traurigkeit hatte man ihn nicht bezeichnen können, doch all die Frauen hatten ihn nicht über Gemma hinwegtrösten können. Lediglich ein paar Stunden vergessen, oder verdrängen, waren ihm vergönnt gewesen.
„Morgen Vormittag habe ich einen Termin. Wenn du möchtest, darfst du mich gern begleiten“, kam Gemma in den Raum und sah ihn fragend an.
„Ich verstehe die Frage nicht, Sunshine. Um nichts in der Welt würde ich dich allein gehen lassen, denn ich war maßgeblich bei der Zeugung dabei“, wackelte er grinsend mit den Augenbrauen und brachte sie damit zum Lachen. „Und wenn es auf der Hochzeitsfeier in Winchester passiert ist, dann würde ich mich behaupten, dass wir beide mehr als angeturnt waren.“
„Wenn ich mich nicht vertue, dann bin ich mittlerweile in der sechsten oder siebten Schwangerschaftswoche“, entgegnete sie schmunzelnd und er stieß einen leisen Pfiff aus.
„Dann habe ich mich ja wirklich ordentlich ins Zeug gelegt.“
Unterdrückt lachend ging sie an ihm vorbei und verpasste ihm einen sanften Schlag gegen die Schulter, denn Zane hatte all seinen männlichen Stolz in seine Stimme gelegt, die er auftreiben konnte. Gespielt verwirrt drehte er sich zu ihr um und beugte sich ein wenig vor, als sie sich auf das Sofa setzte und die Beine unter sich zog.
„Lachst du mich etwa aus?“
„Niemals würde mir das einfallen, Schatz.“
Er grinste, denn rot wurde er schon seit einiger Zeit nicht mehr. Irgendwann hatte er sich an den Kosenamen gewöhnt und genoss es regelrecht so von ihr genannt zu werden. Ein Allerweltskosewort, doch ihm war es recht. Zumal sie Dexter nie einen solchen verpasst, sondern seinen Vornamen genutzt hatte.
„Dann bin ich ja beruhigt. Willst du noch warten, bis wir unsere Familie und Freunde informieren?“
„Ethan und Tiara würde ich es schon erzählen wollen. Ansonsten wäre es mir lieb, wenn wir bis zur zwölften Woche abwarten, nur um sicher zu sein. Und erst, wenn wir die Bestätigung von meinem Frauenarzt haben.“
Unsicherheit huschte über ihr Gesicht und er setzte sich neben Gemma, damit er sie zärtlich in seine Arme ziehen konnte.
„Du entscheidest, Baby. Es ist dein Körper. Ich kann dich leider nur emotional unterstützen und dir einige Dinge im Alltag abnehmen, so weit wie möglich. Doch unser Kind trägst du in dir“, sagte er sanft und fuhr mit seinen Lippen sanft über ihre Schläfe.
„Das hast du süß gesagt“, lächelte sie und lehnte sich vertrauensvoll an ihn. „Ein wenig Angst habe ich schon, dass bis zur sicheren Zeit irgendwas passiert. Ich verstehe gar nicht, wie Tiara so entspannt dabei bleiben konnte. Jetzt ist sie einfach nur noch entspannter, weil sie die zwölf Wochen rum hat.“
„Es hat auch meine Gene und ich gebe niemals auf. Schließlich habe ich fast mein halbes Leben lang geduldig auf dich gewartet. Und so wird auch unser Nachwuchs sein. Geduldig und hartnäckig“, grinste er sie an und sie schüttelte erheitert den Kopf.
„Ich bin so froh, dass du all die Jahre, wenn auch mehr unbewusst, auf mich gewartet hast und wir uns gefunden haben. Auch wenn es gedauert hat.“
Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und Zane wischte sie behutsam mit dem Daumen fort, die Hand dabei sanft an ihrer Wange. Sein Blick versank in ihrem und dann trafen sich ihre Lippen zu einem liebevollen Kuss, welcher Gemma augenblicklich beruhigte.