Hand in Hand befuhren sie gemeinsam die Halfpipes im Park und Zane zeigte Gemma, wie sie sich am besten bewegte, damit sie sich konstant auf den Beinen halten konnte, ohne ins Straucheln zu kommen. Lachend hielt sie sich mehr als einmal an ihm fest, weil sie fast hingefallen wäre, was Zane jedes einzelne Mal mit einem sanften und doch amüsierten Kuss quittierte, während er sie zielsicher davor bewahrte, dass sie hinfiel und sich verletzte.
„Machst du das eigentlich absichtlich, Gem?“, fragte er irgendwann sichtlich erheitert und sie schüttelte ihren blonden Schopf, während sie sich wieder von ihm löste und verlegen über den Asphalt rollte. „Oder bist du wirklich so aus der Übung?“
„Ich bin schon ewig nicht mehr gefahren und ein klein wenig aus der Übung, fürchte ich...“
„Das wird schon wieder. Bei gutem Wetter kommen wir einfach öfter her und wir kriegen dich zusammen wieder fit, hm?“, grinste er zärtlich und fuhr rückwärts an ihr vorbei, die Hände hatte er dabei hinter dem Rücken verschränkt. „Dann kannst du es auch wieder perfekt.“
„Perfekt habe ich noch nie eine Sportart beherrscht, im Gegenteil zu dir, Zane Williams.“
„Perfekt? Ich? Nein, ich kann nichts wahrhaftig perfekt. Davon bin ich weit entfernt. Ich lege mich nur ins Zeug und bleibe im Thema, nicht mehr und auch nicht weniger. Und wenn man immer am Ball bleibt, kann man besser werden und das Level halten“, erwiderte er ernst und grinste dann wieder jungenhaft, ehe er sich drehte und die große Halfpipe ansteuerte. „Aufgepasst.“
Er ging in die Hocke, fuhr in die Pipe und vollführte einen kleinen Spin, als er am höchsten Punkt ankam, um danach die Halfpipe wieder herunterzufahren. Wenn er das machte, sah es überhaupt nicht schwierig aus, doch Gemma wusste aus eigener Erfahrung, wie kräfteraubend die einzelnen Tricks sein konnten. Sie seufzte und lächelte dann ergeben.
„Angeber“, rief sie ihm zu und betrachtete nachdenklich die kleinste der Halfpipes.
„Du solltest nicht einmal darüber nachdenken, Sunshine.“
Sie warf ihm einen Blick zu, welcher ihn zum Auflachen brachte, hob beide Hände abwehrend vor sich und zwinkerte ihr dann verschwörerisch zu, ehe er die rechte Hand auffordernd nach ihr ausstreckte. Mit einem unterdrückten Lächeln fuhr sie auf ihn zu, ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her, denn ihr stand nicht mehr der Sinn danach im Park die Halfpipes abzufahren. Viel eher wollte sie mit ihm gemütlich essen gehen und schauen, wie er sich ihr gegenüber nach ihrer deutlichen Stellungnahme dem Rotschopf gegenüber verhielt, wenn sie sich in der Öffentlichkeit eines Lokals aufhielten.
„Wir werden jetzt zu diesem kleinen Imbiss fahren, den du so magst, denn ich habe Hunger“, informierte sie ihn und sah für einen winzigen Augenblick über ihre Schulter.
„Du willst zu Nesrim?“, fragte er verwundert nach, denn sie mochte seinen türkischen Kumpel nicht zwingend, weil er sie vor einigen Jahren mal angegraben hatte, als er auf der Toilette war. „Du sagtest doch, dass du ihn nicht leiden kannst, Gem, bist du dir sicher?“
„Das ist schon Jahre her, vielleicht hat er sich ja geändert. Man sollte Menschen immer eine zweite Chance geben. Naja, zumindest einigen.“
Dass sie dabei nun an Dexter dachte war für ihn kein Geheimnis. Wenn sie diesem Vollpfosten eine zweite Chance gewähren würde, könnte Zane für nichts mehr garantieren. Innerlich knurrte er auf und fuhr sich dann wieder herunter, da er keine Gefahr in Verzug sah. Immerhin befand Dexter sich in Seattle und Gem war hier. Sollte dieser Idiot hier wider Erwarten auftauchen, würde er sein blaues Wunder erleben.
„Ich muss aus diesen Dingern raus“, stöhnte Gemma nun auf und blieb mit ihm an der Hand stehen. „Meine Füße bringen mich noch um.“
Er ging vor Gemma in die Hocke und sah grinsend zu ihr hoch.
„Stützt dich auf mir ab, ich zieh sie dir aus, der Boden ist warm genug“, forderte Zane sie auf und machte sich daran, ihre Skates zu öffnen. „Los.“
Zane spürte ihre Hände auf seinen Schultern und zog ihr einen Inliner nach dem nächsten aus, bis sie auf Socken vor ihm auf dem Boden stand, schloss mit geübten Fingern die Schnallen der Schuhe und setzte sich dann auf den Boden, damit er sich selbst die Skates von den Füßen ziehen konnte. Gemma hatte derweil ihren eigenen Rucksack abgenommen und holte ihre leichten Sommerschuhe heraus, damit sie hineinschlüpfen konnte. Ehe sie dazu kam, sich zu bücken, hatte Zane bereits den ersten Schnürsenkel am Wickel und band ihr eine Schleife.
„Hey, ich kann das allein“, murrte sie amüsiert und er warf ihr einen ebenso belustigten Blick zu, während er die andere Seite band. „Danke, Zane.“
„Es war mir ein innerliches Blumenpflücken, Gemma Pearl.“
Seine Skates verstaute er in seinem Rucksack und zog eine Wasserflasche heraus, damit er einen Schluck nehmen konnte. Prüfend wanderte sein Blick zu Gemma und er hielt ihr mit einem fragenden Blick die Flasche hin, welche sie lächelnd entgegennahm, um selbst einen Schluck zu trinken. Er rappelte sich auf und verstaute die Flasche wieder, als sie ihm diese reichte und sie stopfte ihre Skates in ihren Rucksack, verschloss ihn, zog ihn sich wieder über den Rücken und band sich den Zopf neu, welcher sich gelöst hatte.
„Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie schön ich dich finde?“, fragte Zane aus heiterem Himmel und sie hielt in ihrem Tun überrascht inne, damit sie ihn anschauen konnte. „Mir fällt es immer wieder aufs Neue auf.“
„Hm, bis jetzt noch nicht, nein“, erwiderte sie erstaunt und spürte, wie sie errötete.
Lächelnd trat er dich vor sie, zog sie mit einem Arm an seinen Körper und senkte seinen Kopf, bis ihre Nasen sich fast berühren.
„Wunderschön“, raunte er an ihren Lippen und küsste sie dann sanft, was Gemma eine Gänsehaut verpasste und sie leise aufseufzen ließ. „Und ich hoffe, dass ich dich mit meinen offenen Worten vorhin nicht verschreckt habe.“
„Was? Nein!“
„Nicht? Muss es nicht seltsam für dich klingen, wenn ich dir sage, dass ich schon seit Jahren etwas für dich empfinde, was über alles gekannte hinausgeht?“, wollte Zane erstaunt wissen und sie grinste ihn an, während sie ihre Arme um seine Mitte schlang.
„Ein bisschen überrascht hast du mich damit, weil ich dachte, dass du mich als Neutrum siehst, so wie du es Tia und mir gegenüber gesagt hast“, gab sie offen zu und sah ihm in die Augen. „Aber bei näherer Überlegung macht es sogar Sinn.“
„Sinn? Inwiefern?“, war es nun an ihm, erstaunt zu sein.
„Du hast so impulsiv auf Dexters ganze Aktion reagiert… Genauso impulsiv und hitzköpfig wie Ethan, als es um seine Tiara ging. Erinnerst du dich? Ich sage nur Paul.“
„Sollte ich Dexter jemals zwischen die Finger bekommen, kann er sich warm anziehen und...“, reagierte Zane prompt und Gemma kicherte los, was ihn dazu brachte, ertappt zu verstummen. „Das hast du mit Absicht gemacht, huh?“
„Du bist eifersüchtig, Zane...“, neckte Gemma ihn mit einem Schmunzeln und er seufzte ergeben.
„Wenn du es unbedingt hören willst: ja, ich war und bin eifersüchtig auf Dexter.“
„Musst du aber nicht. Nicht mehr.“
„Nicht? Was macht dich da so sicher?“, zog er fragend eine Augenbraue hoch und sie lächelte ihn an, ehe sie sich auf Zehenspitzen stellte und ihre Lippen auf seine legte.
„Ich war vorhin auch eifersüchtig, auch, wenn ich das nicht gern zugebe. Aber dieser Rotschopf hat dich eindeutig einmal zu viel angeschmachtet“, erwiderte Gemma, als sie von seinen Lippen abließ.
„Eigentlich wollte ich ihr gerade sagen, dass ich keinerlei Interesse habe, doch du warst irgendwie ein klein wenig schneller“, verriet er ihr mit einem Schmunzeln und küsste seinerseits nun sie. „Mein Herz gehört wirklich nur dir allein, Gem. Schon seit ich denken kann.“
„Und das verrätst du mir erst jetzt?“
„Naja… immerhin warst du lange Zeit in festen Händen und da gehört sich das nicht...“
„Aber ich bin schon eine ganze Weile wieder Single.“
Er seufzte leise auf und lehnte seine Stirn sanft gegen ihre.
„Ich bin halt manchmal ein verdammter Esel. Gerade dann, wenn es um dich geht, Sunshine.“
„Findest du?“, grinste Gemma in an und er lachte leise und rau auf.
„Allerdings“, meinte er nur leise und hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen, ehe er sich von ihr löste und sie an die Hand nahm. „Und nun lass uns zu Nesrim, sonst verhungerst du mir nachher noch, hm?“
- - - - - -
Bis über beide Ohren grinsend kam Jannis mit seinem Handy in der Hand zu Tiara hinter die Bar und drückte ihr das Gerät in die Hand, ehe er sich eines der Trockentücher schnappte und an seiner Gürtelschlaufe befestigte. Er lehnte sich zu ihr und schmunzelte, denn ihre Augen wurden immer größer, als sie las, was in der geöffneten Nachricht stand.
„Sie sind zusammen bei Nesrim und halten am Tisch sogar ganz offensichtlich Händchen?“, vergewisserte Tiara sich mit einem verblüfften Blick auf Jannis und sah ihn nicken. „Unsere Gemma? Mit unserem Zane?“
„Steht da zumindest. Und ich glaube, Nesrim ist genauso erstaunt wie du gerade, sonst hätte er mir das nicht geschrieben“, erwiderte Jannis amüsiert und tippte über ihren Arm hinweg auf Antworten. „Frag ihn mal bitte, ob er mir ein Foto von unseren beiden Turteltauben schicken kann.“
Ihr Lachen ließ Ethan den Blick heben. Schmunzelnd stellte er fest, dass sie über Jannis‘ Handy die Köpfe zusammensteckten und trat leise zu ihnen heran, um zwischen ihren Schultern auf das Display schauen zu können.
„Interessant“, meinte er dann mit tiefer Stimme und sah amüsiert dabei zu, wie sie auseinanderfuhren und Tiara fast das Handy im Spülwasser versenkte. „Was genau wird das hier?“
„Ich glaube, mich ruft einer der Gäste, entschuldigt mich bitte“, lachte Jannis verlegen, nahm seiner Freundin und Kollegin sein Handy aus den Fingern und trollte sich an seinen Arbeitsplatz zurück.
Mit belustigt zuckenden Mundwinkeln verschränkte Ethan die Arme vor seiner Brust und betrachtete seine Verlobte, die ihn verlegen ansah und am Saum ihrer weißen Bluse herumnestelte. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und wartete darauf, dass sie sich erklärte.
„Was soll Nesrim Jannis denn fotografieren?“, wollte er wissen, als sie stumm blieb und sie stieß die angehaltene Luft aus.
„Zane und Gemma sitzen gerade bei ihm und halten Händchen, während sie sich eine Pizza teilen und sich gegenseitig füttern“, rückte Tiara mit der Sprache heraus und Ethan stutzte überrascht.
„Sollte er ihr wirklich seine Gefühle gestanden haben? Das wäre etwas, was meinem Bruder bisher noch nie über die Lippen gekommen ist.“
„Ich kann es dir nicht sagen, aber Jannis fordert gerade ein Foto der beiden an, um zu prüfen, ob man etwas von ihren Gesichtern ablesen kann.“
Mit einem Lächeln nahm sie ihr Glas Cola und trank einen Schluck, ehe sie es wieder abstellte und zu ihm hochsah. Er seufzte lautlos und zog sie dann mit einem Arm an sich, damit er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchen konnte.
„Ich glaube, Zane ist endlich angekommen und hat seinen Ruhepol gefunden, auch wenn ich niemals angenommen hätte, dass es sich um die Frau seines Herzens um Gemma handelt“, sinnierte Ethan und ließ seinen Blick dann durch die Lounge gleiten.
„Und dass Gemma dann auch noch seine Gefühle erwidert?“, hakte Tiara nach, als er nicht weitersprach und sah an ihm vorbei. „Sag mal… kann es eventuell sein, dass Dexter sich gerade in Deutschland aufhält?“
Tiara zog irritiert ihre Augenbrauen zusammen und meinte Gemmas Ex zu erkennen, der sich suchend an einigen Gästen vorbeischob. Bisher hatte sie nur einige Bilder gesehen und war sich unsicher, ob sie wirklich richtig mit ihrer Vermutung lag, hörte jedoch Ethan entnervt aufstöhnen, als er sich in ihren Armen umdrehte.
„Das ist tatsächlich Dexter. Was will er hier? Vor allem unangemeldet“, bestätigte er ihre Annahme und trat neben ihn. „Rufst du Zane an und warnst ihn vor? Ich schnappe mir Dexter und finde heraus, was er hier will.“
„Ja, mache ich“, erwiderte sie und ging ins Treppenhaus, nachdem sie den Code eingegeben hatte, damit sie ihr Handy zücken und Zanes Nummer anwählen konnte. „Zane?“
„Tia, ist bei euch alles in Ordnung?“, wollte er sogleich wissen, als er das Gespräch angenommen hatte und sie lächelte. „Ist...“
„Stopp, Zane. Im Prinzip ist alles in Ordnung, aber...“
„Aber? Will ich wissen, was sonst los ist?“, brummte er ins Telefon und sie seufzte leise.
„Ist Gemma grade in der Nähe?“
„Ich bin kurz vor die Tür, wieso?“, informierte er sie und Tiara konnte heraushören, dass er irritiert war. „Spuck es aus, sonst muss ich wohl in die Lounge kommen.“
„Das würde ich mir an deiner Stelle überlegen.“
„Weil?“
„Dexter ist hier gerade aufgetaucht und scheint jemanden zu suchen. Und ich befürchte, dass er nicht Ethan zu suchen scheint, sonst wäre er als erstes an die Bar gekommen…“, rückte sie nun mit der Sprache raus und hörte ein Knurren am anderen Ende der Leitung. „Du klingst wie dein Bruder, wenn ich den Namen Paul ausspreche.“
„Entschuldige bitte, aber was zur Hölle macht er hier?“
„Das versucht Ethan gerade herauszufinden. Ich sollte dich anrufen und dir Bescheid sagen. Vermutlich war Dexter vorher bei Bungalow, aber...“
„Da Gem bei mir ist, hat er sie nicht angetroffen. Gott sei Dank weiß dieser Idiot nicht, dass ich umgezogen bin. Sollte er jetzt auf den Trichter kommen, dass er sie zurück will… verflucht, Tia, ich habe ihr gerade erst gestanden, dass ich schon lange mehr für sie empfinde und sie scheint langsam, aber sicher auch Gefühle in diese Richtung für mich zu entwickeln, jedoch… Was ist, wenn sie für ihn noch etwas empfindet? Immerhin waren sie eine verdammt lange Zeit zusammen und haben alles miteinander geteilt.“
Tiara seufzte leise und konnte sich nur zu gut in ihn seine Lage versetzen. Zane hatte Angst sie direkt schon wieder an den Mann zu verlieren, der ihr erst das Herz gebrochen und sie dann auch noch belogen hatte. Nach all den Monaten tauchte er hier wieder auf.
„Vielleicht ist er auch einfach nur wegen etwas anderem in Deutschland und wollte hallo sagen“, versuchte sie ihn ein wenig zu beruhigen, wusste jedoch, dass es nicht helfen würde.
„Nein, Tia. Da steckt mehr hinter. Und wenn ich ehrlich bin, will ich es überhaupt nicht wissen. Aber wir können Gem auch nicht verschweigen, dass ...“, wiegelte er angespannt ab und unterbrach sich, als Tiara Gemmas Stimme im Hintergrund vernahm, die ihn fragte, was man ihr nicht verschweigen sollte. „Sunshine, ich...“
„Zane, soll ich mit ihr sprechen?“, bot Tiara sich an und er seufzte leise auf.
„Tia erklärt es dir, Gem. Ich bin zu parteiisch, befürchte ich“, sagte er an Gemma gewandt und reichte das Handy hörbar an sie weiter.
„Was ist los?“, wollte Gemma beunruhigt wissen und Tiara rieb sich mit den Fingern über die Stirn.
„Dein Ex ist im ZEE, Gem. Er scheint aber nicht die Männer zu suchen, sondern dich. Ethan hat ihn sich geschnappt und er will wissen, was er hier – unangekündigt – will“, erklärte sie ihrer Freundin und schnalzte mit der Zunge, als Gemma sie unterbrechen wollte. „Lass mich noch kurz etwas dazu sagen, okay? Bitte. Es ist wichtig, wirklich.“
Gemma seufzte und Tiara wusste, dass es der temperamentvollen Blondine schwerfiel zu schweigen, wenn es um ein so prekäres Thema ging.
„Okay...“
„Zane hat Angst, Gem. Bitte überlege dir, wie du reagieren wirst. Ich hoffe nur, dass du nicht noch Gefühle für Dexter hegst und Zane sich in etwas verrennt… Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich glaube, es würde Zane das Herz brechen, wenn Dexter hier wäre, um dich zurückzuerobern und du feststellst, dass du genau das auch willst. Nesrim hat Jannis geschrieben, dass ihr Händchenhaltend bei ihm im Imbiss sitzt und ihr augenscheinlich wohl verliebt ausseht. Dass Zane es ist, wissen wir. Aber ich kann absolut nicht einschätzen, wie deine Gefühle diesbezüglich aussehen.“
„Tia...“
„Du musst dazu nichts sagen. Ich wollte dich nur darum bitten, in dich zu gehen und für dich herauszufinden, was du wirklich willst. Ohne dich unter Druck setzen zu wollen. Das ist nicht meine Intension“, fügte Tiara hinzu und sah zeitgleich, wie Ethan und Dexter durch die Tür kamen. „Ich muss Schluss machen, Ethan kommt gerade zurück. Du wirst das Richtige tun.“
Mit diesen Worten beendete sie das Telefonat mit Gemma und steckte das Handy in ihre Gesäßtasche, während Ethan mit missmutiger Miene auf sie zukam und Dexter ihr lächelnd seine Hand entgegenstreckte.
„Du bist dann wohl Tiara, von der ich schon so einiges gehört habe“, sagte Dexter und sie schüttelte seine Hand mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. „Ich bin Dexter, jedoch nennen mich Freunde und Familie Dex. Freut mich dich kennenlernen zu dürfen.“
„Normalerweise bin ich nicht so direkt und frech, aber… Ehrlich gesagt freue ich mich nicht, dich kennenzulernen. Du hast Gemma und Ethan belogen; ihnen eine Geschichte aufgetischt, die beide zutiefst geschockt haben und dann hast du, nach hartnäckigem Nachfragen seitens Gem, zugegeben, dass du gelogen hast. Weil du zu feige warst einfach einen Schlussstrich zu ziehen und zuzugeben, eine andere zu haben“, konnte Tiara sich nicht zurücknehmen und funkelte ihren Gegenüber zornig an. „Und wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind es solch Typen wie dich, die meinen sie könnten andere Menschen verletzen, ohne dass sie Gegenwind bekommen. Da bist du bei mir allerdings schief gewickelt. Solltest du also wegen Gemma hier sein, Dexter: lass sie verdammt noch mal in Ruhe, hörst du? Jetzt entschuldigt mich bitte, sonst vergesse ich mich vollends.“
Mit einem verständnislosen Kopfschütteln lief sie schnellen Schrittes an den Männern vorbei, konnte Ethans halb verblüfften und halb belustigten Gesichtsausdruck sehen und ballte eine Hand zur Faust, während sie mit der anderen die Türklinke betätigte und wieder in die Lounge ging. Was dachte dieser Schnösel sich? Glatt nach hinten gegelte Haare, falsches Lächeln, der Ausdruck in seinen Augen hinterlistig und berechnend. Mit diesem Idioten war Gemma all die Jahre zusammen gewesen? Holy shit… Wenn sie, Tiara, nicht aufpasste, würde sie diesem Mistkerl wohl noch ganz andere Dinge an den Kopf knallen. Der sollte es nicht wagen, sich wieder an ihre Freundin heranzumachen. So jemanden wie ihn hatte sie definitiv nicht verdient.