Mit einem Grinsen im Gesicht betrachtete Zane das Babybettchen und rieb sich zufrieden die Hände. Der Aufbau war nicht schwierig gewesen und Gemma wartete neugierig darauf sich das Ergebnis anzuschauen zu dürfen. Momentan saß sie mit Tiara im Wohnzimmer und sah sich verschiedene Kataloge durch. Babyklamotten und Lernspielzeug für die gefühlt nächsten sechs Jahre standen auf der Agenda der Mädels.
„Ihr könnt euch das Zimmer anschauen, ich habe alles aufgebaut“, informierte er und deutete über seine Schulter hinweg in den Flur.
„Ich bin wirklich gespannt was du da gezaubert hast“, lächelte Gemma ihn an und er machte den Frauen platz, damit sie an ihm vorbei gehen und er ihnen folgen konnte.
„Hast du eigentlich schon das Bild von eurer Hochzeit verschickt, Zane?“, erkundigte Tiara sich schmunzelnd bei ihm und Gemma sah sie überrascht an.
„Wir haben doch bereits alle Bilder verschickt, oder?“, wollte sie irritiert wissen und Zane grinste verhalten vor sich hin. „Was habt ihr ausgeheckt?“
Unschuldig sahen sich Tiara und Zane an und fast synchron antworteten beide „nichts“.
„Na gut. Fast nichts“, gab er dann nach, als Gemma ihre Arme demonstrativ über ihrem Bauch verschränkte und auffordernd die Augenbrauen hob. „Wir haben ein besonders schönes Bild von unserer Hochzeit rausgesucht und künstlerisch stilvoll in Szene gesetzt. Dieses Kunstwerk ging per Expresszustellung an Dexter.“
Tiara bebte vor unterdrücktem Lachen und Zane warf ihr einen amüsierten Blick zu.
„Ihr seid unmöglich ihr zwei“, zuckten Gemmas Mundwinkel verräterisch, doch sie riss sich zusammen und schüttelte sachte ihren blonden Schopf. „Vermutlich wird er an gebrochenem Herzen sterben.“
„Vermissen würde ich ihn jedenfalls nicht“, gab Tiara trocken zu und zuckte die Schultern.
Sie betrat nun endlich das Babyzimmer und sah sich neugierig um, während Gemma es ihr gleichtat. Zarte Blau- und Gelbtöne an den Wänden und wunderschöne Babyzimmermöbel in einem neutralen Weiß. Hier und da liebevolle Dekorationen und hübsche, farblich dazu passende Gardinen samt Vorhänge.
„Wow“, hauchte Gemma überwältigt und lächelte Zane mit Tränen in den Augen an. „Ich wusste gar nicht das so ein Deko-Genie in dir steckt.“
Er grinste amüsiert und stieß sich von der Türzarge ab, gegen die er sich mit der Schulter gelehnt hatte, um zu dem Mobile über dem Babybett zu gehen und es sachte zu berühren.
„Das hier haben Ethan, Diamond, Jannis und ich gemeinsam gemacht. Vom Holzkauf bis hin über giftfreien Lack und dem Zusammenbasteln. Hand in Hand für unseren Sohn“ erklärte er mit hörbarem Stolz in der Stimme und blickte dann zu Tiara. „Für eure Tochter haben wir übrigens auch eins gemacht. Du hattest uns ja erwischt.“
Ein Schmunzeln huschte über die Lippen seiner Schwägerin und ihre Augen blitzen neckisch auf.
„Allerdings. Ihr habt ja auch Lärm für zehn Mann in der Lounge gemacht. Ich habe euch bis oben ins Schlafzimmer gehört.“
„Stimmt ja gar nicht“, lachte er leise auf und strich mit der Hand sanft über den Rand des Bettchens.
„Nicht mehr ganz vier Monate und ihr könnt euren kleinen Mann in eure Arme schließen“, zwinkerte Tiara ihm zu und lächelte dann Gemma warmherzig an.
„Und eure Kleine ist dann schon einen Monat alt.“
„Ich kann noch gar nicht glauben dass unsere Kinder miteinander aufwachsen werden“ sagte Tiara und strich sich mit der Hand über den Bauch. „Und die Zeit rast gefühlt nur noch. Bald liege ich im Krankenhaus und bringe mein erstes Kind zur Welt. Im letzten Jahr um diese Zeit habe ich Ethan erst nach und nach kennengelernt. Es fühlt sich an wie in einem Märchen von 1001 Nacht.“
„Irgendwie kann ich es nachvollziehen, auch wenn ich das komplette Gegenteil von dir erlebt habe und meine Traumfrau bereits ewig kannte“, schmunzelte Zane und legte einen Arm um Gemma.
„Manchmal hat man sein Glück direkt vor der Nase und bemerkt es nicht“ erwiderte diese verlegen. „Aber auch wir haben dann einen Schnellstart hingelegt.“
„Wahre Worte, Sunshine. Habt ihr vier Hunger? Ich könnte uns Hübschen Pizza bestellen und wir holen Ethan dazu. Er dürfte aus seinem Termin wieder raus sein“ fragte Zane mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Du schickst ihm eine Nachricht, Tia, und ich bestelle etwas?“
„Klingt nach einem guten Plan“ stimmte Tiara lächelnd zu und ging in den Flur um ihr Handy aus der Handtasche zu nehmen. „Ich nehme bitte eine Schinkenpizza.“
„Für mich eine Pizza vier Jahreszeiten. Vorher gehe ich noch eben duschen“, bat Gemma mit einem Kuss auf Zanes Lippen schmunzelnd.
„Ohne mich? Frechheit“, grinste er zurück und nickte dann.
„Irgendwer muss sich derweil um Tia kümmern. Es wäre unhöflich sie einfach sitzen zu lassen, während wir uns vergnügen.“
„Ich werde mir vorstellen wie du nackt unter der Dusche stehst und der Schaum an deinem fantastischen Körper hinabrinnt…“, raunte er an ihrem Ohr und sie kicherte leise.
„Das ist in Ordnung. Bis gleich.“
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Gemma zuckte leicht zusammen und legte eine Hand beruhigend auf ihren Bauch, denn Romeo hatte sie soeben ungünstig in die Rippen geboxt. Vielleicht hatte ihm die Pizza nicht geschmeckt und er drückte so einen Unmut aus. Wenn er nach Zane kam, dann bevorzugte er eindeutig Ananas und keinen Schinken. Ein leises Lächeln lag um ihre Mundwinkel und Zane sah sie fragend an. Er war aufmerksam und bemerkte direkt, wenn etwas im argen lag.
„Dein Sohn hat mich geboxt oder getreten“, informierte sie ihn schmunzelnd.
„Mein Sohn?“, zog er verwundert eine Augenbraue in die Höhe und grinste schief.
„Mein Sohn würde das nie tun.“
Ihr ernster Blick brachte ihn zu einem leisen Lachen und Ethan schüttelte amüsiert seinen Kopf.
„Nicht? Dann weiß ich nicht wessen Kind du unter deinem Herzen trägst?“
Sie streckte ihm die Zunge raus und deutete auf das letzte Stück Pizza auf seinem Teller.
„Isst du das noch, oder darf dein Sohn sich daran bedienen?“
„Du isst Ananas?“, konnte er nur verdattert gegenfragen und Tiara lachte leise auf.
„Das Baby mag anscheinend das Gleiche wie du. Gem würde freiwillig keine Ananas essen. Schon gar nicht warm“, warf sie helfend ein und er zog die Augenbrauen irritiert zusammen.
„Wenn du dir sicher bist…“, hielt er Gemma das Pizzastück entgegen und sie beugte sich etwas nach vorn, damit sie abbeißen konnte.
„Mhm…“, summte sie genussvoll und Zane klappte der Mund auf, während sein Blick zwischen seiner Frau und dem angebissenen Stück Pizza in seiner Hand hin und her wanderte.
Prustend lehnte Tiara sich gegen Ethan, der umgehend einen Arm um ihre Schultern schlang und sie liebevoll anlächelte. Er war froh dass sie in Gemma so eine gute Freundin und mittlerweile auch Schwägerin gefunden hatte und auch mit seinem Bruder eine Einheit bildete. Anfangs hatte Zane Tiara misstraut und sie beobachtet. Ziemlich offensichtlich sogar. Doch sein kleiner Bruder passte nun auf seine Tia auf, wie auf seine Gem.
„Da ist jemand auf den Geschmack gekommen“, stellte Ethan unnötigerweise fest.
„Anscheinend stimmt es wirklich was man so hört und liest“ entgegnete Zane verzögert und ließ Gemma nochmals abbeißen. „Ich bin gespannt ob du Ananas auch nach der Schwangerschaft noch mögen wirst.“
„Du beliest dich?“, wollte Ethan erstaunt wissen und Zane wandte ihm sein Gesicht grinsend zu.
„Allerdings. Ich habe mich in einem Forum für werdende Väter angemeldet. Dort kann man sich wunderbar austauschen und sich einigen Input holen. Zum Beispiel sollte man in der Schwangerschaft keinen Thunfisch essen, denn dieser enthält Schwermetalle die schädlich fürs Baby sein können. Da Gem und Tia sowieso keinen Thunfisch mögen sind sie jedoch sicher.“
„Wow, nicht schlecht, Bruderherz. Ich hätte nicht gedacht dass du das tust. Ich hingegen habe mir lediglich einige Fachbücher zugelegt und blättere im Büro oder abends vor dem zu Bett gehen darin. Nicht ganz so spannend, wenn man bedenkt dass du das Ganze interaktiv gestaltest.“
Verdutzt sahen die Frauen sich an und gackerten dann gleichzeitig hinter vorgehaltener Hand los, was die Männer dazu brachte sich irritiert anzustarren. Was war denn nun passiert? Weshalb lachten die beiden plötzlich?
„Ihr klingt…“ japste Gemma dann atemlos, als sie sich ein wenig beruhigt hatte „wie ein rüstiges Rentnerpaar auf Kaffeefahrt, im Austausch über verschiedene Möglichkeiten des Informationsaustauschs.“
„Aber eher über die neumoderne Erziehung der Enkelkinder“, fügte Tiara hinzu und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
Schnaufend verschränkte Zane die Arme vor der Brust und schüttelte mit zuckenden Mundwinkeln den Kopf. Ethan unterdrückte ein Grinsen und sah seine Frau schräg von der Seite an. Diese erwiderte den Blick mit engelgleicher Unschuld und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Ihr seid schon nette Ehefrauen. Womit haben wir das nur verdient? Wir informieren uns wie zuverlässige, werdende Väter das so tun und ihr macht euch einfach über uns lustig, hm?“, zog Ethan seine Tiara auf und sah sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen weiterhin an.
„Es tut mir sehr leid“, entgegnete sie mit einem unterdrückten, deutlich hörbarem Lachen in der Stimme und atmete tief ein.
„Weshalb nur kaufe ich dir das nicht ab, süßes Eheweib?“
„Kann ich mir nicht erklären“, schüttelte Tiara den Kopf und zog eine Unschuldsmiene.
„Zane, wir werden hops genommen. Ich glaube wir sollten mehr die Seele baumeln lassen und unsere Füße hochlegen, als uns weiterzubilden und alles dafür zu tun, dass es unseren Frauen und Babys gut geht. Vermutlich kommen sie ohne uns Männer auch viel besser klar.“
„Das ist eine wirklich ausgezeichnete Idee, Bruderherz“ stimmte der Jüngere feixend zu und lehnte sich zurück, ehe er die Beine unter dem Tisch ausstreckte und seufzte „Viel entspannter als ständig auf der Hut zu sein und auf alles zu achten was die Gesundheit beider Parteien angeht.“
„Och, kommt schon, ein bisschen ärgern wird doch wohl noch erlaubt sein, oder?“, schmollte Gemma mit herzerweichendem Blick in Zanes Gesicht, der augenblicklich auf sie reagierte und seine Arme ausbreitete, damit sie sich an seine Brust schmiegen konnte.
Ein resigniertes Stöhnen war von Ethan zu hören und Zane schielte zu ihm hinüber. Auch er hatte Tiara in seine Arme gezogen und hielt sie beschützend an sich gedrückt. Den bittenden Blicken ihrer Frauen waren sie nicht gewachsen. Ganz und gar nicht. Und schon gar nicht wenn sie schwanger und voller Hormone waren. Jederzeit konnte Spaß in Ernst umschlagen und Tränen flossen. Besonders Tiara hatte es hart getroffen, was Stimmungsschwankungen betraf.
„Ich liebe dich, Sunshine“, raunte Zane seiner Gemma zu und strich mit dem Daumen seiner rechten Hand zärtlich über ihren Nacken.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte sie leise und legte ihr Ohr gegen die Stelle über seinem Herzen, weil der Klang sie immer wieder aufs neue beruhigte.
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„Frohe Weihnachten auch euch“ umarmte Gemma Belinda mit einem strahlenden Lächeln und ließ sich kurz danach von Howard in die Arme schließen. „Ich bin so froh, dass ihr die Feiertage und Silvester mit uns gemeinsam verbringen könnt.“
„Nichts tun wir lieber als das“, entgegnete Zanes Vater mit seiner tiefen und brummigen Stimme.
„Dad, möchtest du auch einen Single Malt?“ erkundigte Ethan sich und sah fragend zu ihnen hinüber „Oder lieber etwas anderes?“
„Ich trinke mit, was ihr trinkt, Sohn“, erklärte Howard grinsend und entließ Gemma sanft aus seinen Armen, ehe er auch Tiara an sich zog und vorsichtig drückte.
„Merry X-Mas“, sagte sie leise und atmete den vertrauten und beruhigenden Duft nach Aftershave ein, den sie in New York im letzten Jahr schon so gemocht hatte.
„Dir auch eine frohe Weihnachten, Kindchen“ lächelte er und wandte sich dann Diamond zu. „Und du bist auch hier? Hast du noch immer nicht deine Traumfrau an Land gezogen?“
„Ich habe Zeit, Howard. Mich hetzt doch niemand.“
„Das stimmt, doch du solltest dein Schicksal selbst in die Hand nehmen, Junge. Wenn du Pech hast, ist deine Mrs. Right bereits in festen Händen, weil du deine Zeit verplemperst. Schon mal daran gedacht, huh?“
„Ach was. Und selbst wenn. Sollte sie vergeben sein und meine Mrs. Right, dann wird sie mir verfallen wenn sie mir gegenüber steht. Wirst schon sehen. Ein Lover ist dann Schall und Rauch.“
„Überhaupt nicht von sich überzeugt dieser Kerl“, amüsierte Belinda sich und knuffte Diamond in sie Seite, ehe sie auflachte weil er ihr einen Kuss auf die Wange drückte und dann grinste.
„Du bist ganz schön frech, Tantchen.“
„Ich geb dir gleich Tantchen, Jüngelchen“, neckte sie ihn und kniff ihn sanft in die Wange.
Er verzog leicht das Gesicht und stöhnte dann auf, als Tiara und Gemma vergnügt kicherten.
„Ihr findet das also lustig, ja?“, erkundigte er sich und schob die Hände in die Hosentaschen.
„Ein klein wenig“, gestand Gemma schmunzelnd und sah Tiara verschwörerisch an.
Gemeinsam traten sie zu ihren Männern und positionierten sich neben ihnen.
„Wir möchten euch im Übrigen mitteilen wie wir unsere Kinder nennen werden“ eröffnete Gemma und lächelte in die Runde der im Loft anwesenden Gäste. „Unser Sohn hat seinen Namen recht spontan und unverhofft bekommen.“
„Entschieden haben wir uns für den Namen Romeo“ verkündete Zane feierlich und legte seinen Arm um Gemma. „Ausgesucht hat ihn allerdings der stolze Onkel Diamond.“
Alle Blicke richteten sich auf diesen und Diamond räusperte sich verlegen.
„Ich hoffe natürlich dass Ethan und Tiara ihre Tochter nicht schon vorab Julia nennen wollten“, scherzte er und die Anwesenden lachten auf.
„Tatsächlich nicht, nein“ beruhigte Ethan ihn schmunzelnd und drückte einen zärtlichen Kuss auf Tiaras Scheitel. „Wir haben uns für den Namen Kiara Malou entschieden.“
Jannis grinste und Diamond zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
„Welcher der beiden Namen stammt aus deiner Ideenkiste, Jannis?“, grinste er dann amüsiert.
„Kiara. Ein wunderschöner Name. Malou fand Ethan toll und Tiara hat entschieden, dass die kleine Prinzessin einfach zwei Namen erhalten wird. So kann sie sich aussuchen, mit welchem sie angesprochen werden möchte“, gab Jannis lächelnd zur Antwort.
„Wundervolle Namen. Allesamt“ sagte Belinda und tupfte sich mit einem Taschentuch über die Augen. „Ich kann es kaum erwarten meine beiden kleinen Lieblinge in meine Arme zu schließen.“
„Sollte Romeo nicht auch einen zweiten Namen bekommen?“
Diamond stellte diese Frage und blickte zwischen Gemma und Zane hin und her, ehe er Jannis anschaute.
„Ich werde seinen Spitznamen präsentieren. Das ist viel cooler für einen Jungen“ grinste der Barkeeper verschmitzt und rieb sich vorfreudig die Hände. „Wenn er ein Tänzer wird, dann habe ich bereits einen passenden Namen gewählt. Sollte er eine andere Richtung einschlagen, wovon ich ehrlich gesagt nicht ausgehe, dann muss ich mir was neues einfallen lassen.“
„Verrätst du uns deine Wahl?“, hakte Jack interessiert nach und sah Jannis fragend an.
Louisa nahm dankend das Glas mit dem Orangensaft von Ace entgegen, der sich hinter die Bar geklemmt hatte und für den heutigen Abend den Kellner mimte. Sie hatten sich zu dritt beratschlagt und sich dafür entschieden, dass Jannis das Zepter der Namenswahl in die Hand bekam.
„Nope. Ihr müsst euch alle noch gedulden, Leute. Es tut mir unendlich leid, aber dieser Name bleibt unter Verschluss, denn meine Lippen sind versiegelt“, schüttelte Jannis nun mit einem Grinsen langsam den Kopf.
Ein enttäuschtes Stimmgemurmel ertönte und er hob entschuldigend die Schultern.
„Spielverderber“, sagte Diamond und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Theke.
„Na und? Du bist ja nur neugierig und willst den Namen wissen.“
„Und wenn es so wäre.“
„Ist es.“
„Von mir aus“ entgegnete Diamond lahm und winkte mit der rechten Hand ab. „Den Namen Romeo wirst du sowieso nicht toppen.“
„Denkst auch nur du.“
„Ihr seid wie Feuer und Wasser ihr zwei“, schaltete Belinda sich mahnend ein.
„Wir lieben uns, Belinda. Und das ist unsere Art uns das jeden Tag aufs neue zu zeigen“, klärte Jannis sie grinsend auf und stützte seinen Ellenbogen auf Diamonds Schulter ab.
„Ich trage ja gerne Fleisch. Aber kein faules“ informierte dieser ihn und machte einen ausladenden Schritt nach vorn, sodass Jannis das Gleichgewicht verlor und sich fast auf die Nase legte. „Du kannst alleine stehen, dafür brauchst du meine Hilfe nicht.“
Schnaufend wandte Jannis sich ab und gesellte sich zu Zane und Ethan, die gerade mit einem Bier anstießen. Er bekam ebenfalls eine Flasche in die Hand gedrückt und prostete den beiden Brüdern lächelnd zu.
„Ihr seid eindeutig der nettere Teil der Familie. Der Vogel dahinten ist arrogant und selbstverliebt“, meinte Jannis düster und Zane lachte erheitert auf.
„Diamond ist cool. Aber man muss wissen wie man ihn zu nehmen hat.“
„Zu nehmen? Gut sieht er ja definitiv aus“, grinste Jannis mit wackelnden Augenbrauen.
„Das hab ich gehört, Kumpel“, ertönte es aus Diamonds Richtung und Jannis seufzte ergeben auf.
„Der hat seine Ohren auch überall…“
„Allerdings. Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig“, amüsierte Ethan sich.
Zanes Handy piepste und er zog es hervor, um einen Blick auf das Display zu werfen und dann zu grinsen. Nolan hatte sich gemeldet und bestätigt dass er und Madison zu Silvester herkamen und sie über Neujahr bleiben würden.
Das freut mich, Nolan. Kommt Tyson auch? Er wollte seine Cousine besuchen, oder? Die soll doch hier in Braunschweig wohnen wenn ich mich nicht irre. Grüß deine Frau von uns. :)
Mit dem Daumen tippte er auf senden und legte das Handy vor sich auf den Tresen.
„Nolan und Madison besuchen uns über Silvester und Neujahr, Sunshine“, rief er Gemma zu, die ihren Kopf zu ihm drehte und freudig lächelte.
„Wirklich?“
„Jep. Er hat sich grade per Textnachricht gemeldet. Vielleicht bringt er Tyson mit, mal schauen.“
Eine Antwort leuchtete auf seinem Handy auf und er senkte den Blick darauf.
Richtig, er wird auch mit dabei sein. Allerdings weiß ich nicht ob er mit uns ins neue Jahr reinfeiert oder mit seiner Cousine. Einen wundervollen Gruß zurück von Madison. ;)
Zane rieb sich das Kinn mit der freien Hand und ließ seinen Blick kurz zu Gemma wandern. Sie sah ihn verwundert an und kam zu ihm.
„Warum schaust du so nachdenklich?“ wollte sie besorgt wissen und strich ihm mit den Fingern sanft über die Wange. „Was ist los?“
„Hast du etwas dagegen wenn Tyson seine Cousine zu Silvester mitbringt? Wir kennen sie nicht, aber Nolan meint dass er wohl vielleicht mit ihr feiern möchte.“
„Und du meinst sie würde mitkommen?“
„Eine Einladung auszusprechen schadet nichts. Wenn sie absagt dann ist das eben so.“
„Du hast recht. Ich habe nichts dagegen“, entgegnete Gemma lächelnd.
„Ich auch nicht. Und Tiara ist sowieso eine kontaktfreudige Person und wird sich freuen wenn sie Tysons Cousine kennenlernen kann“, warf Ethan schmunzelnd ein und trank sein Bier aus.
Ich werde nachher Tyson eine Nachricht schicken, dass er seine Cousine gern mitbringen darf, wenn er denn möchte und sie damit einverstanden ist. Wir haben alle nichts dagegen und ich denke euch geht es auch so? Frohe Weihnachten an alle die ich kenne und mit denen du morgen noch kommunizierst. :D Gem, Ethan und ich freuen uns auch euch.
„Die Nachricht wäre raus. Bin gespannt was Nolan dazu sagen wird. Tyson schreibe ich nachher. Bin gespannt ob er sich uns mit ihr anschließt“, informierte Zane seine Frau, seinen Bruder und Jannis schmunzelnd.
„Ich bin gespannt wann es bei Nolan und Madison Nachwuchs geben wird. Die beiden haben zwar einen Schnellstart in Sachen Beziehung und Hochzeit hingelegt, aber beim Thema Kinder lassen sie sich augenscheinlich ein bisschen mehr Zeit“ lächelte Gemma und nahm ein Glas Orangensaft entgegen. „Danke Ace.“
„Für dich doch immer wieder gern, Gem“ erwiderte er das Lächeln und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tresen ab, damit er sich mit ihnen unterhalten konnte. „Ist Tysons Cousine hübsch?“
„Hm. Ich weißt nicht. Bisher habe ich nur ein Foto von ihr gesehen. Die Aufnahme schien ziemlich alt gewesen zu sein“, entgegnete Zane stirnrunzelnd und beobachtete, wie Jannis sich zu Howard Jack und Louisa gesellte.
„Schade, dann muss ich mich wohl überraschen lassen.“
„Hast du mit Yuna bereits gesprochen?“ fragte Gemma verwundert nach und sah ihn mit dem Kopf schütteln. „Schieb es nicht auf die lange Bank, Ace. Solltest du eine Frau kennenlernen und es funkt, hast du die Erklärungsnot ihr und Yuna gegenüber. Das wäre kein guter Start.“
Er seufzte leise und fuhr sich mit der rechten Hand durch seine dunklen Haare. Sie hatte nicht Unrecht mit dem was sie sagte. Doch es klang einfacher als es sich anfühlte.
„Ich weiß. Und ich werde mit ihr sprechen. Nur weiß ich noch nicht wie ich das anfangen soll.“
„Karten offen auf den Tisch“, sagte Ethan nun mit einem aufmunternden Blick auf Ace.
„Du hast leicht reden“, erwiderte dieser und verzog unwillig den Mund.
„Schwer sind solche Gespräche immer, doch du wirst nicht drumherum kommen wenn du in deinem Leben jemals glücklich werden willst und spürst, dass du es mit Yuna nicht werden wirst. Würdest du über ein solches Gespräch ernsthaft nachdenken, wenn du dir deiner Gefühle ihr gegenüber sicher wärst?“
„Nein. Nein, würde ich nicht“, gestand Ace leise und richtete sich innerlich stöhnend auf.
„Dann zieh es durch, auch wenn es am Telefon nicht das Gelbe vom Ei ist. Ansonsten musst du in den nächsten Flieger und zu ihr, um es persönlich zu regeln“ riet Zane ihm und stützte sein Kinn auf seiner Faust. „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“
„Mein Sohn nutzt die Weisheiten, die ich ihm gegeben habe“ hörte Zane Belinda sagen und grinste ertappt. „Ich scheine alles richtig gemacht zu haben.“
Sie legte den Arm um ihren Jüngsten und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn amüsiert die Augen verdrehen ließ und Gemma zum Kichern brachte. Bisher hatte sie noch keinen Mann kennengelernt, der sich nicht in seiner Männlichkeit verletzt fühlte, wenn seine Mutter ihm einen Kuss auf die Wange gab und andere Leute Zeuge dessen wurden. Er nahm es an und ließ sie gewähren, was auch Belinda zu freuen schien.
„Und was ist mit mir? Immer gibst du Zane einen Kuss“, beschwerte Ethan sich gespielt empört und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ach mein Schatz, nicht doch“ schmunzelte sie vergnügt und trat an ihn heran. „Beug dich ein Stückchen zu mir herunter, dann bekommst auch du einen Schmatzer.“
Mit einem zufriedenen Grinsen kam Ethan der Bitte seiner Mutter nach und beugte sich zu ihr hinab, damit sie ihm ihre Lippen auf die Wange drücken konnte.
„Gott, ihr seid so süß. Alle beide“, schwärmte Tiara und gesellte sich zu der illustren Runde.
„Süß?“, beschwerte Zane sich mit einem Blick, der Gemma zum Grinsen brachte.
„Ouch, Süße, jetzt hast du ihn in seiner Ehe gekränkt. Männer sind nicht süß.“
„Ach papperlapapp“ winkte die Brünette ab und schmunzelte verschwörerisch. „Wenn Ethan in meinen Armen zusammengerollt schläft, ist das definitiv verdammt süß.“
Ethan sah sie mit aufgerissenen Augen an und schüttelte mit abwehrend gehobenen Händen den Kopf. Zane zog seine Augenbrauen mit einem interessierten Grinsen zusammen und richtete sich ein wenig auf, vollkommen fasziniert davon, dass seine Schwägerin aus dem Nähkästchen plauderte. Sein Bruder konnte anscheinend nicht fassen, dass sie gerade erzählt hatte wie er sich im Bett in ihren Armen einigelte und wie süß er dabei auch noch aussah.
„Interessant“, sagte Zane, noch immer grinsend.
„Finde ich auch“, stützte Ace sich mit den Händen auf dem Tresen ab und sah Ethan belustigt an.
„Ich sehe nicht süß aus, wenn ich schlafe“ verschränkte Ethan nun wieder seine Arme vor der Brust und verengte die Augen. „Kein Stück.“
„Sagst du. Vielleicht hat Tia sogar ein Beweisfoto“, lachte Zane leise auf.
„Oder ein Video“, fügte Ace hinzu und musterte Tiara neugierig.
„Ich habe tatsächlich beides“ verriet diese schmunzelnd. „Allerdings werde ich euch weder das eine noch das andere zeigen.“
Leise stöhnend wandte Ethan sich an Ace und deutete auf den Whisky.
„Machst du mir einen?“
„Du trinkst keinen Alkohol, schon vergessen? Selbst dein Bier ist alkoholfrei“, wies Ace ihn auf das Offensichtliche hin, denn die leere Flasche stand noch immer vor seinem Freund.
„Ich habe meine Meinung gerade geändert.“
„Das glaubst du doch wohl selber nicht“ ertönte nun die Stimme von Jannis, der sich mit Jack und Louisa unterhalten hatte, hinter Ethan. „Eher bricht eine Nonne ihr Zölibat.“
„Wir starten gleich mit dem Schrottwichteln und danach tauschen wir die Geschenke aus, hm?“ lenkte Belinda lächelnd das Thema in eine andere Richtung und sah ihren ältesten Sohn erleichtert aufatmen. „Die Geschenke habe ich um den Weihnachtsbaum herum gelegt.“
„Ob die Gäste sich wohl wundern werden, weil ein Baum in der Lounge steht?“, fragte Gemma in die Runde und blickte zu dem liebevoll geschmückten Tannenbaum.
„Mit Sicherheit. Schließlich handelt es sich dabei um eine Premiere“, sagte Zane und streckte sich.
„Ich kann es kaum erwarten, bis unsere Enkelkinder ihre ersten Geschenke zu Weihnachten auspacken können“ ließ Howard seine Söhne samt Ehefrauen mit stolz geschwellter Brust wissen und streckte die Arme in der Luft aus. „Hier oder in New York. Hauptsache ich bin dabei.“
„Und vielleicht haben Ace und Diamond dann auch schon ihre Traumfrauen an ihrer Seite“, konnte Zane es sich nicht verkneifen zu sagen und erntete einen bösen Blick von beiden Männern.
„Auch wenn es nicht den Anschein macht, mein Lieber, aber ich höre dir trotzdem immer mit einem Ohr zu“, machte Gemmas Bruder ihn aufmerksam und schlenderte auf ihn zu.
„Das macht es um so witziger“, entgegnete der Jüngere grinsend und stand von seinem Hocker auf.
„Unmöglich dieser Kerl“, brummte Diamond und sah ihm hinterher, als er zum Weihnachtsbaum ging und sich in die Hocke begab, um die Geschenke zu betrachten.
„Neugierig wie eh und je“, amüsierte sich Belinda und ließ sich von Howard in die Arme ziehen.
„Du kennst doch unseren Zane“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen.
„Ich bin so froh, dass er nun glücklich ist und alles hat was er sich bisher gewünscht hat. Bis vor einiger Zeit habe ich schon gedacht, er würde sich aufgeben und hinnehmen.“
„Hinnehmen dass Gem ihn nicht erhört?“
Ein kaum sichtbares Nicken seitens Belinda war die einzige Reaktion, ehe das Lächeln sich wieder auf ihren Lippen ausbreitete, welches Howard so liebte.