Epilog – POV Zane
Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich meine geliebte Gemma endlich an meiner Seite weiß. Sie ist meine Ehefrau und wird die Mutter meines ersten Kindes. Und wenn es nach mir geht, auch aller weiteren folgenden Kinder. Grinsend betrachte ich sie, wie sie mit Tiara in den Fotoalben von Ethan und mir blättert. Natürlich gibt es auch Bilder von und mit Gem.
Wenn ich die vergangenen Monate Revue passieren lasse, wird mir klar, wie sehr ich mir gewünscht habe, diese eine Frau für mich zu gewinnen und mit ihr glücklich zu werden. Das Resultat kann sich sehen lassen. Ein eigenes Haus, Nachwuchs in Sicht, eine mehr als nur glückliche Ehe, neue Freunde und ein entspanntes Privatleben. Vorher hatte ich nicht wirklich eines, da ich mehr in hinter der Bar gestanden habe, als dass ich zuhause gewesen bin. Manchmal braucht man einen Stupser in die richtige Richtung. Auch mein Bruder konzentriert sich voll und ganz auf seine kleine Familie. In wenigen Tagen wird er der stolze Vater einer mit Sicherheit wunderschönen Tochter sein, die – vorerst – die Familie komplettiert. Definitiv wird die Kleine kein Einzelkind bleiben.
„Guck dir diesen süßen kleinen Hintern an, Gem“, sagt Tiara und deutet grinsend auf eines der Fotos im Album, welches vor den beiden Frauen auf dem Tisch liegt.
Neugierig trete ich hinter die beiden und senke meinen Blick auf das entsprechende Foto, welches meine nackte Kehrseite zeigt, während ich im aufblasbaren Kinderpool stehe und Ethan mit einer Wasserpistole Gemma abschießt. Das nenne ich einen gelungenen Schnappschuss.
„Ganz ordentlich, oder?“, sage ich und grinse ebenfalls.
„Überhaupt nicht eingebildet, hm?“, zieht Ethan mich brüderlich auf und legt seinen Arm um meinen Nacken, um mich an sich zu drücken und zu lachen.
„Niemals. Ich kenne lediglich meine Qualitäten“, erwidere ich schnaufend und lache ebenfalls.
„Eure Gene sind gut verteilt. Das gute Aussehen eures Vaters und die sanftmütige und romantische Ader eurer Mutter“, wirft Tia lächelnd ein und streicht sich sachte über den Bauch, der in meinen Augen noch immer aussieht, als würde er jederzeit platzen.
„Findest du?“, möchte ich geschmeichelt wissen und Ethan lässt mich schmunzelnd los.
„Sie kann nichts anderes sagen, immerhin spricht sie von ihrem Ehemann und ihrem Schwager. Alles andere wäre komplett sinnlos“, meint er amüsiert und streicht sich mit den Fingern einmal durch sein schwarzes Haar.
„Wenn du mich fragst, ist Tia einfach nur ehrlich zu euch. Das ihr verdammt gut ausseht, ist kein Staatsgeheimnis. Und ihr behandelt uns wie eure Königinnen. Also passt beides wie die Faust aufs Auge“ schaltet sich Gem ein und ich zwinkere ihr neckisch zu, was sie wiederum zum Grinsen bringt. „Für nichts in der Welt würde ich meinen geliebten Ehemann gegen einen anderen x-beliebigen Mann tauschen wollen. Auch nicht meinen Schwager.“
Ethan lacht leise auf und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Grade noch die Kurve bekommen, liebste Gem.“
„Du kennst mich doch.“
„Lang genug. Und endlich gehörst du an die Seite meines Bruders. Ihr habt es euch beide redlich verdient, endlich glücklich zu sein. Und dann noch gemeinsam. Eine Zeitlang hatte ich die Hoffnung bald aufgegeben, euch als verliebtes Paar zu erleben.“
„Wirklich?“, fragt Gemma überrascht nach und sieht dann von ihm zu mir.
„Schau mich nicht so an, Sunshine“ hebe ich abwehrend die Hände vor meinen Brustkorb. „Ich habe die Hoffnung nie ganz aufgegeben, aber das habe ich dir bereits erzählt. Zwischendurch habe ich mich nur auf andere Dinge konzentriert, um nicht vollends den Verstand zu verlieren.“
„Wie in einem Märchen“ wendet Diamond ein, der gerade den Loft betritt und zu uns an den Esstisch an der Fensterfront kommt. „Micky und Minnie – ebenso Donald und Daisy.“
„Gott, du bist wieder so eine Witzpille“, stöhne ich belustigt auf und boxe ihm leicht gegen den Oberarm.
„Kennst du mich anders, Donald?“
„Ich bin Donald?“, bin ich baff und Tiara lacht glockenhell auf, während Gemma kichert.
„Leider kenne ich die Geschichten nur vom Hörensagen, aber du sollst ein HB-Männchen gewesen sein, als der gute Dexter hier aufgeschlagen ist. Von wegen er solle die Finger von Gem lassen. Also passt der Enterich schon ganz gut zu dir.“
„Enterich?“, prustet Tia nun und ich schüttle gottergeben den Kopf.
„Micky, also Ethan, ist da der besonnenere von euch beiden“, meint Diamond und ich hebe beide Augenbrauen in die Höhe, ehe ich genüsslich meine Arme vor meiner Brust verschränke und ein halbes Grinsen zeige.
„Ach?“, mache ich interessiert und alle Blicke richten sich auf mich.
„Ach was?“, hakt nun Gems Bruder neugierig nach.
„Dann kennst du anscheinend die Geschichte mit dem ehemaligen Angestellten der Lounge nicht, hm? Sagt dir Paul noch was?“
„Natürlich. Diesen Idioten konnte ich noch nie leiden. Der arbeitet nicht mehr hier – stimmt. Was ist mit ihm passiert?“
„Ethan ist passiert. Er hat ihm eine ordentliche Flachhand unter das Kinn verpasst. Soll umgefallen sein wie ein alter morscher Baum im Sturm. Diese Flachpfeife hat es gewagt, Tia zu nahe zu treten und hat sich die Abreibung wahrlich verdient. Die Kündigung habe ich persönlich zugestellt“, setze ich ihn ins Bild und er sieht meinen Bruder erstaunt an.
„Du hast dich für deine Frau ernsthaft geprügelt?“
„Geprügelt? Der Kerl ging in der ersten Runde direkt K.O., durch den Starthieb. Daran war nichts eine Prügelei, wenn du mich fragst“, entgegnet Ethan belustigt und Tia seufzt leise.
„Ich hätte mich ganz sicher auch wehren können.“
„Das mag sein, Süße, aber ich war zur Stelle und hatte sowieso noch ein ernstes Wort mit ihm zu sprechen. Wenn er jedoch Hand an meine Frau legt, dann hat er mit Zitronen gehandelt“, gibt Ethan ernst zurück und hockt sich vor den Stuhl, auf dem sie sitzt, um nach ihren Händen zu greifen.
„Wie romantisch, Ethan. Ich hätte nicht gedacht, dass du dir jemals die Hände an so einem schmutzig machen würdest“ grinst Diamond. „Normalerweise regelst du deine Angelegenheiten mit Worten und nicht mit Fäusten.“
„Ich würde jederzeit meine Fäuste sprechen lassen, wenn es Gem oder unser Kind betrifft. Wobei ich für Tia und meine Nichte durchaus eine Ausnahme machen würde“, gebe ich meinen Senf dazu und fange den amüsierten Blick von meinem Bruder auf.
„Hoffen wir einfach, dass es niemals dazu kommen muss“, sagt Gem mit einem Lächeln in meine Richtung, welches ich verliebt erwidere.
Die Schwangerschaft lässt sie geradezu strahlen und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen, wenn unser Baby in ihren Armen liegt. Wem Romeo wohl ähnlich sehen wird? Ihr oder doch mir? Immerhin dominieren dunkle Haarfarben. Blaue Augen wird er wohl mit Sicherheit haben, denn Grün ist eine recht seltene Farbe. Jannis ist der Meinung, dass unser Sohn blond ist und blaue Augen hat. Ein kleiner Sunnyboy, der später der Mädchenschwarm an der Schule wird. Hoffentlich kein Aufreißer, denn das würde mich wirklich mürbe machen. Die Herzen der Mädchen brechen, nur weil man weiß, dass man dazu in der Lage ist…
„Warum ziehst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, Zane?“
Mein Blick schweift zu Diamond und ich seufze auf.
„Ich bin gedanklich gerade bei unserem pubertären Sohn, der reihenweise die Mädchenherzen bricht, weil Jannis ihm eintrichtert, er wäre der Schulschwarm“ rücke ich mit der Sprache raus und höre Ethan belustigt auflachen, was einen warnenden Blick meinerseits in seine Richtung zur Folge hat. „Wobei ich Hoffnung habe, dass Diamond als Vorbild fungiert und Romeo sich an ihm orientiert.“
„Aber Diamond war damals ein Schulschwarm“, weist mich meine Frau auf die Tatsache hin, die ich bisher verdrängt habe.
„Ich weiß. Doch mittlerweile ist er älter und reifer“ feixe ich in seine Richtung und er verdreht grinsend die Augen, ehe er sich einen Apfel aus dem Obstkorb nimmt und hineinbeißt. „Er kennt die Schattenseiten und kann aufklären.“
„Jetzt fühle ich mich wie Batman, der Robin auf den Pfad der Gerechtigkeit und Tugend bringen muss“, grunzt mein Schwager und ich lache leise auf.
„Du hast eine Mission. Eine ziemlich wichtige sogar“, erwidere ich ernst und nicke dabei.
„In Ordnung. Ich werde mich für dein Seelenheil einsetzen, liebster Schwager.“
„Mein Dank wird dir auf Ewig nachschleichen.“
Mit einem guten Gefühl sehe ich nacheinander meine Familie an. Gemma, Ethan, Tiara und Diamond. Ich war schon immer ein sehr familiärer Mensch und wünsche mir, dass wir immer ein solch gutes Verhältnis zueinander pflegen werden. Zusammenhalt und Liebe sind die essenziellen Dinge im Leben, die jeder Mensch haben sollte. Ohne dieses Füreinander würde ich schier durchdrehen vor Einsamkeit. Deswegen kann ich verstehen, weshalb Tia so glücklich war, als meine Eltern sie so herzlich in unsere Familie aufgenommen hat, noch bevor Ethan und sie überhaupt miteinander verheiratet waren.
„Morgen kommen Mom und Dad her. Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr in wenigen Tagen bereits eure Tochter in die Arme schließen werdet?“, wende ich mich an meinen Bruder und seine Frau und beide lächeln selig.
„Allerdings. Und ich kann es kaum abwarten, ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihren Namen das erste Mal auszusprechen, wenn sie das Licht der Welt erblickt hat“, antwortet Ethan und ich kann sehen, dass er jetzt schon vor Stolz fast platzt.
„Vermutlich werde ich Kiara in den ersten Minuten halten und danach für Stunden nicht mehr“, amüsiert Tiara sich und ich schmunzele.
„Das könnte durchaus passieren. Wobei du dich nach der Geburt erholen kannst, wenn dein Göttergatte sich um euren Nachwuchs kümmert“, lächelt Gemma und ich stimme ihr zu.
„Oder Onkel Diamond kümmert sich um die kleine Süße Malou und Mama und Papa erholen sich ein Stündchen gemeinsam“, kommt Diamond wieder ins Spiel und wackelt grinsend mit den Augenbrauen.
„Dir gefällt der zweite Vorname besser, hm?“, trete ich zu ihm und nehme mir selbst einen Apfel aus dem Korb.
„Der hat schon was. Baby Malou… klingt wie Musik in meinen Ohren“, erwidert er und tippt sich mit dem Finger zweimal gegen das Kinn, als überlege er.
Hoffentlich wird Diamond genauso glücklich wie wir vier. Und vielleicht ist Kaimana ja die Frau fürs Leben. Zumindest besteht ihrerseits mehr als nur bloßes Interesse. Wie es jedoch bei Mr. Lawrence aussieht, kann ich nicht genau beurteilen, denn er hält sich sehr bedeckt, was das angeht. Selbst seiner eigenen Schwester gegenüber öffnet er sich nicht.
„Saphira und Jade kommen mit euren Eltern mit“ eröffnet Diamond nun und sieht erst Ethan und dann mich an. „Sie sind neugierig, wie es in Deutschland ist und wollen endlich was von der großen Welt sehen.
„Warum nennst Rubina jetzt plötzlich Jade?“, ist Gem verwundert und zieht die Augenbrauen zusammen.
„Weil die junge Dame der Meinung ist, es klinge eleganter“, zuckt ihr Bruder die Schultern.
„Dieses Mädchen macht mich fertig“, seufzt meine Frau und ich schmunzele.
„Hast du jemals erlebt, dass die beiden einfach sind?“
„Nein, eigentlich nicht. Aber ich dachte, wenn sie älter werden, würde sich das von selbst erledigen. Doch wie ich sehe, hat sich nichts geändert. Trotzdem freue ich mich, dass sie uns hier besuchen kommen“, lächelt Gem und ihre Augen strahlen mit ihren Lippen um die Wette.
„Du wirst erstaunt sein, wie sehr sie sich verändert haben. Rein optisch. Die Fotos die du bekommst, werden der Realität nicht gerecht“ sagt Diamond und wirft das Kerngehäuse des Apfels in den Mülleimer. „In ihrem Urlaub haben sie geflirtet, was das Zeug hält und zwei glückliche Idioten haben Gefallen an ihnen gefunden. Du wirst nicht glauben, wen sie an Land gezogen haben. Aber die Informationen musst du dir schon selbst von den beiden holen, sonst sind sie wieder sauer auf mich, weil ich ihnen ihre Storys genommen habe.“
Lachend schüttelte Gem ihren Kopf und strich sich dann eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Ich kann mir vorstellen, dass sie für Verwirrung sorgen. Immerhin sehen sie nahezu identisch aus, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss. Eineiige Zwillinge können ziemlich anstrengend und nervenaufreibend sein. Gerade für die Männerwelt“, sagt sie und steht langsam auf, um sich auf das Sofa zu setzen, auf dem Tiara nun schon eine ganze Weile neben Ethan sitzt.
„Die Stühle werden unbequem, wenn man so aussieht wie wir“, beantwortet Tia die ungestellte Frage von Diamond, der nur abwartend von einer zur anderen sah.
„Ich vergesse irgendwie immer, dass ihr noch schwanger seid.“
„Du solltest dringend zu einem Augenarzt und das checken lassen“ pruste ich los und ernte böse Blicke von den Frauen, was mich abrupt zum Verstummen bringt. „So war das nicht gemeint. Ich meine…“
„Wow, Zaney. Du schaffst es doch immer wieder“ klopft Diamond mir auf die Schulter und grinst amüsiert. „Eigentlich war das als Kompliment für die Mädels gedacht, doch du musst ja wieder versuchen mich zu foppen. Einfach mal die Klappe halten und sich seinen Teil denken.“
Seufzend blicke ich ihn an und ziehe eine Augenbraue in die Höhe.
Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie Gemma und Tiara ihre Fäuste gegeneinanderstoßen und unterdrücke mit zuckenden Mundwinkeln ein breites Grinsen. Ich bin ihnen auf den Leim gegangen und lasse ihnen ihren Triumph.
„Ich gelobe Besserung“, sage ich feierlich und hebe eine Hand, um meinen Schwur zu bekräftigen.
„Dann können wir ja nun essen, denn das Gratin ist fertig“, verkündet Diamond und öffnet den Backofen, um den köstlichen Duft freizulassen.
Ja, an solche Abende kann ich mich durchaus gewöhnen. Bald mit unseren Kindern, die unser Leben bereichern werden. Und ich freue mich darauf, in die Rolle des liebenden und beschützenden Daddys zu schlüpfen, der immer für seinen Sohn da ist. Mit einem liebevollen Blick auf Gemma hoffe ich, dass sie mir bald auch eine Tochter schenken wird, mit der ich in ihrer pinken Teeküche auf einem kleinen Stühlchen aus Puppentassen trinken kann, bevor sie mir Zöpfe macht und mit mir durch das Haus tanzt.
ENDE