Gemütlich saßen Gemma, Zane, Tiara und Ethan bei ihrem Lieblingsitaliener und aßen jeder ein Eis als Nachspeise. Wie immer war das Essen einfach nur lecker gewesen und Zane hatte das Gefühl, dass er sich für die nächste halbe Stunde nicht mehr würde rühren können. Trotzdem galt ein Eis als Muss. Grinsend ließ er seinen Löffel durch das Schokoladeneis von Gemma gleiten und schob ihn sich dann in den Mund, während sie ihn gespielt böse anfunkelte und nun ihrerseits etwas von seinem Vanilleeis abzwackte. Amüsiert schüttelte Ethan seinen Kopf und leerte sein Erdbeereis, um sich zurückzulehnen, den linken Arm hinter Tiara auf die Rückenlehne der Sitzbank zu legen und mit ihren seidigen dunklen Locken zu spielen.
„Und was habt ihr heute noch vor?“, erkundigte er sich interessiert und beobachtete seinen Bruder und Gemma wohlwollend.
„Wissen wir noch nicht so genau“, hielt Zane sich vage, denn er wusste nicht, ob Tiara ihm bereits verraten hatte, was sie vermuteten. „Wieso fragst du?“
Ethan grinste und sah dann kurz zu der Frau an seiner Seite.
„Wir haben einen Termin beim Gynäkologen und ich weiß, dass zumindest Gem mitkommen wollte. Wenn wir dort zu viert auftauchen, sähe das vermutlich etwas seltsam aus, aber ihr könntet vor der Praxis warten, oder euch in ein Café setzen?“
„Du bist nicht enttäuscht, dass wir es vorher wussten? Also, dass wir vermuten…?“, wollte Gemma erstaunt wissen und leerte ihren Eisbecher.
„Nein, weshalb sollte ich? Immerhin ist es eine Vermutung die du geäußert hast und die weder Tiara noch ich auf dem Schirm hatten“, zuckte Ethan die Schultern und lächelte zufrieden, als die Dunkelhaarige sich ebenfalls zurücklehnte und ein kleines Stückchen näher zu ihm rutschte. „Ich bin momentan so eingespannt und nehme einen Termin nach dem anderen wahr...“
„Ich könnte dir ein paar Termine abnehmen“, schlug Zane vor und deutete mit dem Löffel auf seinen Bruder. „Mit Wein kenne ich mich nicht so aus, aber bei den anderen Spirituosen und den Speisen kann ich dich vertreten. Immerhin bin ich ebenso Inhaber wie du.“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Ethan seinen jüngeren Bruder überrascht an und nickte leicht. Gemma stieß Zane sachte mit der Schulter an und angelte sich mit ihrem Löffel blitzschnell den Rest Vanilleeis, als er sie fragend ansah. Tiara kicherte amüsiert und schüttelte belustigt ihren Kopf, während Zane Gemma aus schmalen Augen prüfend ansah.
„Hast du mir gerade mit einem fiesen Ablenkungsmanöver mein letztes bisschen Eis gestohlen?“
„Das musst du geträumt haben. Ich weiß nicht wovon du sprichst, mein Schatz.“
Und wieder errötete Zane bis zu den Ohren und Gemma grinste ihn wissend an. Fasziniert beobachtete Ethan das Szenario und verbiss sich einen Kommentar zur Reaktion seines jüngeren Bruders. Er hatte gewusst, dass es irgendwann eine Frau schaffte Zane zu zähmen, doch dass es ausgerechnet Gemma sein würde, hätte er nie gedacht. Doch es war ihm recht. Sehr recht sogar. Sie passte perfekt zu ihm und beide ergänzten sich wunderbar gegenseitig.
„Sunshine, du hast echt Spaß daran, mich erröten zu lassen, hm?“
„Ach nein – das täuscht“, winkte sie grinsend ab und lehnte sich zu ihm, damit sie sich einen schnellen Kuss stibitzen konnte. „Das würde ich nie tun.“
„Nein… da muss ich mich wirklich getäuscht haben“, schmunzelte Zane und seufzte dann leise. „Du hast Glück, dass ich dich so verdammt liebe, sonst wäre die Rache nun mein.“
Tiara konnte die Liebe in ihren Gesichtern sehen und lächelte in sich hinein. Jannis und sie hatten ganze Arbeit geleistet. Und Zane hatte den Sack zugemacht und sich seine Gemma als Freundin an seine Seite geholt.
„Ich habe mir gedacht, dass ich dich hier finde, Gemma“, wurden die vier aus ihren Gedanken gerissen und alle Blicke richteten sich auf Dexter, der auf den Tisch zuschlenderte und die Hände in die Taschen seiner Jeans schob, als er stehenblieb. „Ich würde gern mit dir sprechen. Allein.“
Am liebsten hätte Zane etwas gesagt, doch er wollte Gemma nicht übergehen, auch wenn es ihm schwerfiel. Sie war eine eigenständige Person und konnte ihre Angelegenheiten selbst regeln. Gemma sah ihren Ex mit ablehnendem Blick an und schüttelte kaum merklich den Kopf, weil sie nicht verstehen konnte, warum Dexter nicht begriff, dass sie mit ihm nichts mehr zu besprechen hatte.
„Wenn du etwas zu sagen hast, kannst du das im Beisein aller machen, Dexter“, sagte sie auffordernd und beobachtete, wie der Angesprochene missbilligend den Mund verzog.
„Ich wüsste nicht, was es den Rest anginge“, entgegnete er und runzelte die Stirn.
„Oh? Immerhin sitze ich neben meinem Verlobten und mein zukünftiger Schwager kann auch ruhig wissen was los ist. Und vor meiner besten Freundin Tiara habe ich sowieso keinerlei Geheimnisse.“
Dexters Augen weiteten sich und Zane unterdrückte mühsam ein Grinsen, während er beobachtete, dass Ethan ein Pokerface beibehielt und bei Tiara ein leichtes Zucken der Mundwinkel zu erkennen war.
„Verlobter?“, wiederholte Dexter ungläubig. „Du hast dich mit deinem…“
„Wag es nicht, diesen Satz zu vollenden“, schnitt Zane ihm das Wort mit kalter Stimme ab. „Ich habe dich mehrfach gewarnt und wenn du es nicht unterlässt, dann lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen, Dexter.“
„Ich denke, du wirst verstehen, dass Gemma sich mit dir nicht mehr unterhalten möchte. Du hast dir mit deinem Verhalten ein absolutes Eigentor geschossen und du weißt ganz genau, dass sie mit dir abgeschlossen hat. Dexter, dein Weg hierher war umsonst. Und ich spreche nicht nur von deinem Trip vom Hotel bis hier an diesen Tisch“, mischte Ethan sich nun mit seiner ruhigen und gelassenen Art ein und deutete mit dem Kinn auf Zane. „Mein Bruder hat ihr Herz erobert und wie dass so ist mit uns Williams Männern: wir lassen unsere Frauen nicht mehr gehen. Schau dich in unserer Familie doch ruhig noch einmal um, hm?“
Wütend zog Dexter seine Augenbrauen zusammen und musterte Ethan.
„Das ist doch nicht normal, Ethan. Du billigst diese unselige Verbindung der beiden?“
„Welche unselige Verbindung? Sie führen eine gesunde Beziehung, haben sich verlobt und wollen heiraten. Vielleicht werde ich sogar bald Onkel – wer weiß.“
„Sie sind...“, wollte Dexter wieder aussprechen, was nachweislich nicht stimmte und Zane erhob sich von seinem Platz, um ihn nach draußen zu begleiten und ihm auf die andere Tour klarzumachen, dass er unerwünscht war. „Schon gut, schon gut. Es ist euer Ding. Ich verschwinde wieder nach Hause. Das hier war verschwendete Lebenszeit. Und ich weiß überhaupt nicht, warum ich es überhaupt so oft versucht habe, Gemma. Vermutlich hast du mich nie wirklich geliebt. Macht es gut.“
Mit diesen Worten zog er von dannen und Zane sah ihm mit erhobener Braue hinterher. Was war das denn jetzt für ein plötzlicher Sinneswandel? Sein Blick ging zu Gemma, die betont unschuldig ihre Coke betrachtete und das Glas zwischen ihren Fingern drehte. Als er Ethan und Tiara ins Auge fasste, bemerkte er, dass die beiden die Lippen aufeinander pressten und ihre Augen belustigt funkelten. Irgendwas war passiert, als er nicht aufgepasst hatte, da er mit Dexter beschäftigt war. Nur was war es?
„Sunshine?“, sprach er Gemma an, setzte sich wieder und sah sie erwartungsvoll an.
„Hmm?“
„Was genau ist gerade passiert?“
„Was meinst du?“, fragte sie und sah ihn verwundert an.
„Weshalb ist Dexter gerade abgerauscht und hat kleinbei gegeben?“
Gemma grinste verschlagen, lehnte sich zurück und strich sich mit der Hand und einem nun selig-glücklichen Lächeln über den nicht vorhandenen Bauch. Tiara kicherte amüsiert und Zane stöhnte leise auf.
„Und nach dieser kurzen Geste hat sie vielsagend auf dich geschaut, mein Lieber“, informierte Ethan ihn hörbar belustigt und Zane schüttelte leicht seinen Kopf. „Scheint gewirkt zu haben.“
„So entstehen Gerüchte“, machte er die Anwesenden aufmerksam und stützte seinen rechten Ellenbogen gegen die Tischkante vor sich, um sein Kinn auf seine Faust zu stützen. „Ich verwette meinen Hintern darauf, dass irgendwer an dem Fenster hier vorbeigegangen ist und diese kleine Geste gesehen hat.“
Er betrachtete seine blonde Verlobte aus dem Augenwinkel und gestand sich ein, dass er den Gedanken nicht einmal schlimm fand. An Kinder hatte er bisher noch nie gedacht. Auch nicht in Bezug auf Gemma. Doch sie verhütete und bisher hatten sie auch erst einmal miteinander geschlafen. Also war eine Schwangerschaft unmöglich. Trotzdem verspürte er ein leises Bedauern, welches ihn überraschte. Dabei bestand überhaupt kein Grund zur Eile.
„Ich denke nicht, dass es jemand gesehen hat“, entgegnete Ethan und grinste seinen Bruder an, welcher leise seufzte. „Mach dir keine Gedanken.“
„Um noch einmal auf deine Frage zurückzukommen, Ethan“, lenkte nun Gemma ein und sah ihren Gegenüber an. „Ich warte auf jeden Fall gern in einem Café in der nähe der Praxis, wenn Tiara ihren Termin nachher hat.“
„Du glaubst ja wohl nicht dass ich dich allein warten lasse“, erwiderte Zane und war verwundert über den fliegenden Themenwechsel. „Ich warte mit.“
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, doch irgendwas störte ihn an diesem Anblick. Hatte er etwas falsches gesagt? Seine Gedanken hatten ihn vorhin zu sehr abgelenkt, als dass er auf seine Umgebung geachtet hatte. Mit einem fragenden Blick legte er seine linke Hand auf ihren Oberschenkel und sie biss sich leicht auf ihre Unterlippe. Gemma bedrückte etwas, er konnte es ihr an der Nasenspitze ansehen.
„Alles okay, Sunshine?“
„Ich...“, begann sie, seufzte dann leise und lehnte sich an Zanes Ohr. „Es könnte sein, dass ich vergessen habe meine Pille zu nehmen, weil in den letzten Tagen einfach zu viel passiert ist...“
Er konnte sie kaum verstehen, weil sie so leise sprach und spürte, wie seine Nackenhaare sich aufstellten. Nicht, weil es ihn schockierte, nein, es war exakt das Gegenteil. Wenn er sich vorstellte, dass sie von ihm vielleicht schwanger werden könnte… Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und Gemma sah ihn verwundert an, da sie eine gänzlich andere Reaktion seinerseits erwartet hatte.
„Was auch immer sie dir gerade zugeflüstert hat – es scheint etwas gutes zu sein“, bemerkte Tiara.
„Das Bild in meiner Vorstellung ist auf jeden Fall ein gutes“, ließ Zane sie wissen und beugte sich zu Gemma, um sie sanft zu küssen. „Stört mich überhaupt nicht.“
„Nicht?“, konnte er die Überraschung aus ihrer Stimme heraushören.
„Nope. Nicht die Bohne.“
„Worum gehts?“, konnte Tiara ihre Neugierde nicht mehr zügeln und Zane sah grinsend zu ihr.
„Och, ...“, wollte er gerade zu einer Erklärung ansetzen, wurde jedoch durch das Vibrieren seines Handys unterbrochen. „Oh, sorry, ein Anruf. Nolan, was kann ich für dich tun?“
„Ich wollte euch einladen. Du weißt ja, dass ich eine Blitzbeziehung samt Eheschließung avisiert habe, beziehungsweise avisieren werde“, hörte Zane seinen Freund aus Winchester grinsen. „Und da wir am Wochenende unsere Junggesellenabschiede feiern, würden wir uns freuen, wenn ihr uns beehrt.“
„Du hast es echt eilig, hm?“, feixte Zane und lachte leise.
„Mindestens genau so eilig wie du. Immerhin bist du endlich mit Gemma zusammen.“
„Verlobt“, korrigierte er Nolan und spürte die Blicke von Gemma, Ethan und Tiara auf sich. „Wir sitzen gerade bei unserem Lieblingsitaliener. Wen meinst du mit ‚uns‘?“
„Gemma, Ethan, Tiara und dich. Nächsten Samstag.“
„Ich bin auf jeden Fall dabei. Warte kurz, ich frage sie direkt“, sagte er zu und hielt das Handy ein Stück vom Mund weg. „Nolan lässt fragen, ob wir vier zum Junggesellenabschied kommen, der nächsten Samstag stattfinden wird.“
„Wenn mein Boss mir freigibt, komme ich gern mit“, grinste Gemma frech und Zane verdrehte die Augen grinsend, denn sie wussten beide, dass sie frei bekommen würde.
„Ich habe Termine und kann nicht weg, sorry“, erwiderte Ethan zerknirscht.
„Und ich würde gern schauen, wie es mir geht und was heute bei dem Termin rauskommt“, beantwortete Tiara lächelnd die Frage, was Zane verständnisvoll nicken ließ.
Er hielt das Handy wieder richtig.
„Gemma ist dabei, Ethan ist leider zugeschaufelt mit Terminen und Tiara überlegt es sich“, informierte er knapp und hörte Nolan leise lachen.
„Präzise wie immer. Okay, dann sende ich dir die Eckdaten später zu. Ich muss erst abwarten, was Diego geplant hat. Und auch Madisons Trauzeugin. Ich freue mich euch zu sehen. Die Einladungskarten sende ich euch per E-Mail zu – geht schneller. Hoffentlich können Ethan und Tiara es zur Hochzeit in drei Wochen einrichten.“
„Diego Mendoza wird dein Trauzeuge?“, stichelte Zane grinsend und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Dann kann es interessant werden.“
„Er war zunächst ein bisschen überfordert mit meiner Bitte, hat aber ziemlich schnell eingewilligt“, amüsierte sich Nolan. „Ich muss los, die Pflicht ruft, Zane. Wir lesen oder hören uns.“
„Halt die Ohren steif.“
Gemma lächelte ihn an und er erwiderte es. Irgendwie waren sie jetzt vom eigentlichen Thema abgekommen, doch ihn störte das nicht. Wichtig für ihn war einzig und allein, dass sie wusste, dass er nicht Reißaus nehmen würde, wenn sie in naher Zukunft von ihm schwanger wäre. Der Gedanke gefiel ihm immer besser. Vielleicht sollte er das nicht unbedingt an die große Glocke hängen, sonst hielten ihn die Leute für komplett durchgeknallt. Wobei auch das keine Rolle spielte, denn auf die Meinung der meisten Menschen legte er keinen Wert.
„Wann ist die Hochzeit?“, erkundigte Ethan sich bei seinem Bruder und Zane sah ihn an.
„In drei Wochen. Die Einladungen schickt Nolan uns per E-Mail zu.“
„Er wird sicher eine Feier auf die Beine stellen, die alle vom Hocker reißt“, bemerkte Ethan und sah dann auf seine Armbanduhr. „Wir haben noch ein paar Stunden Zeit. Was stellen wir noch an, Mädels?“
„Wie wäre es, wenn wir schauen, ob wir ein Hochzeitgeschenk für Madison und Nolan finden? Man kann nicht früh genug mit dem Suchen anfangen“, schlug Tiara vor.
„Oder wir gehen ins Kino“, entgegnete Zane und Gemma lachte.
„Du hast bloß keine Lust auf shoppen mit uns, hm?“
„Kann schon sein. Könnt ihr Frauen doch in den nächsten Tagen machen.“
„Ethan?“, wandte Gemma sich fragend an den Älteren.
„Ich muss entscheiden? Uhh...“, machte er und grinste dann seinen Bruder verschwörerisch an, was diesen grinsen und die Frauen ergeben seufzen ließ. „Ich bin für Kino. Shoppen ist jetzt auch nicht unbedingt meins.“
Nachdem sie im Kino gewesen waren und eine Liebeskomödie angeschaut hatten, setzten sie sich gemeinsam in das Café, in welchem Zane und Gemma später warten wollten und genossen zusammen einen Kaffee und ein Stück Kuchen, während Tiara merkbar immer nervöser wurde. Gemma lächelte ihr beruhigend zu.
„Du hast spätestens in dreißig Minuten die Gewissheit, Tia“, legte sie ihre Hand auf die ihrer Freundin. „Und in zehn Minuten kannst du mit Ethan in die Praxis. Da du schon drüber bist und dachtest, es ist dem Stress zuzuschreiben, wird er eine Ultraschalluntersuchung machen und dann habt ihr beide eine handfeste Antwort.“
Tiara nickte und seufzte leise. Warten war noch nie ihre Stärke. Und da sie von Haus aus relativ neugierig war, fiel es ihr gerade jetzt nicht unbedingt leicht, wie Gemma wusste. Doch gerade bei einer eventuellen Schwangerschaft, die Ethan und Tia sich wünschten, war die Anspannung um so höher.
„Ja, ich weiß… aber ich kann es kaum abwarten.“
„Was wird das erst, wenn du tatsächlich schwanger bist? Wie willst du es bis zur Geburt aushalten?“, schmunzelte Zane und nahm noch eine Gabel voll von seinem Erdbeerkuchen. „Dann wirst du vor Ungeduld zerlaufen?“
„So in etwa“, amüsierte sich nun auch Tiara und war dankbar, dass er sie auf andere Gedanken brachte. „Vermutlich werde ich das Schlafzimmer mit Ultraschallbildern tapezieren.“
Zane beobachtete, wie sein Bruder fast schon verträumt seine Liebste betrachtete und war dankbar, dass er selbst genau das in Gemma gefunden hatte. Sein Blick schweifte zu ihr und er konnte nicht fassen, dass sie endlich an seiner Seite war und er das mit ihr tun konnte, was er sich schon fast ein halbes Leben lang gewünscht hatte. Mit ihr sein Leben verbringen, heiraten, Kinder bekommen, gemeinsam weinen und lachen, auch mal wütend sein und sich unterstützen. Mit niemand anderem als ihr hatte er sich das jemals alles vorstellen können. Schon seltsam wie manche Dinge sich entwickelten. In seinem Fall endlich zum Guten.
„Du hast da was“, schmunzelte Gemma und beugte sich zu ihm. „Da.“
„Wo?“, fragte Zane und wischte sich über den rechten Mundwinkel.
„Warte“, amüsierte sie sich und wischte mit dem Daumen über seinen linken Mundwinkel, ehe sie die Sahne von ihrer Haut lutschte. „Jetzt ist es weg.“
Ethan lachte leise, denn eine ähnliche Situation hatte es bei ihm und Tiara ebenfalls gegeben. Nur dass er es gewesen war, der ihr die Sahne von der Nasenspitze gewischt hatte. Zanes Blick hatte sich merklich verdunkelt und Gemmas Hand legte sich auf sein Knie, um es mit den Fingerspitzen hauchzart zu streichen.
Wenn sie so weitermacht, dann liegt sie gleich quer über dem Tisch und du über ihr, Zane…
Er schob seine Hand mit der Handfläche nach oben unter ihre und verschränkte mit einem angestrengten Grinsen seine Finger mit ihren, damit sie keinen Handlungsspielraum mehr hatte. An einem anderen Ort wäre er auf ihr Spielchen eingegangen, doch um seine Selbstbeherrschung war es aktuell nicht gut bestellt. Zu sehr verlangte es ihm nach Nähe. Und das am besten nackt.
„Wir werden zur Praxis aufbrechen“, sagte Ethan und stand gemeinsam mit Tiara auf. „Bis später.“
„Toi, toi, toi“, drückte Gemma ihnen grinsend die Daumen und warf ihrer Freundin dann noch einen Luftkuss zu, den diese amüsiert mit der Hand einfing und auf Höhe ihres Herzens drückte.
„Frauen“, brummte Zane mit einem halben Schmunzeln und spielte mit der Gabel auf seinem Teller.
„Was willst du mir damit sagen, hm?“
„Nichts“, sagte er und sah sie unschuldig an. „Komm her zu mir, Sunshine.“
Er löste seine Finger von ihren, hob seinen Arm und ließ sie sich an ihn schmiegen, ehe er den Arm um ihre Taille legte und ihr einen Kuss auf die Schläfe gab. Sie hatten es sich auf einer der Eckbänke gesetzt, während Ethan und Tiara die beiden Stühle gegenüber für bequemer befanden. Er atmete ihren Duft nach Melone ein und schmunzelte. Bei der ganzen Armada an Duschgelen war fast jeden Tag ein neuer Duft an ihr wahrzunehmen, was ihm gefiel. Bisher mochte er alle Variationen.
„Dich stört es wirklich nicht? Ich meine… kommt das nicht seltsam rüber, nachdem ich vollmundig bestätigt habe, dass wir nicht zusätzlich verhüten müssen?“, wollte sie leise wissen und strich mit ihren Fingern über das Shirt in Höhe seines Brustkorbs.
„Nein, gar nicht. Ich finde den Gedanken an Kinder sogar gut. Irgendwie bin ich vom Kopf her schon viel weiter – mag daran liegen, dass ich dich schon wollte, ehe ich wusste das es so war. Schwer zu beschreiben, aber ich denke du weißt was ich damit sagen will?“, gab er sanft zurück und strich ihr eine Strähne ihres blonden Haars aus dem Gesicht. „Und ich bin glücklich, wenn du es bist. Außerdem, Sunshine, ist es auch dein Körper. Wenn du sagst, dass du bereit bist, dann soll es so sein.“
„Wow und das von dir. Dabei hast du dich immer vehement gegen eine feste Beziehung und die Institution Ehe gewehrt.“
Zane konnte ihre Belustigung heraushören und grinste wieder.
„Weil ich es mir nicht mit irgendeiner anderen Frau vorstellen konnte. Du warst unerreichbar – tabu. Dachte ich zumindest viele Jahre lang. Nun hat das Blatt sich gewendet und ich bin mehr als bereit.“, erwiderte er, nun wieder ernst. „In jeglicher Hinsicht.“
„Ich glaube mit dir habe ich den Jackpot gezogen.“
„Hm… dazu kann ich nichts sagen. Ich bin befangen“, lachte er leise und legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und sah ihr tief in die Augen. „Aber würdest du mich fragen, würde ich ganz uneingebildet bejahen.“
Gemmas Mundwinkel zuckten und ihre Augen funkelten belustigt, was ihn dazu brachte, eine Unschuldsmiene an den Tag zu legen und sie dann zärtlich zu küssen.
„Als eingebildet würde ich dich niemals beschreiben. Du bist einiges, aber nicht dass“, ließ sie ihn nach diesem wundervollen Kuss wissen und lächelte.
„Das beruhigt mich ungemein – wirklich.“
Und so verschmust fanden Ethan und Tiara die beiden vor, als sie das Café wieder betraten. Gemma konnte bereits von weitem an ihrem Tiaras Strahlen erkennen, dass sie frohe Kunde hatten. Im Verbergen von Freude war sie nicht sonderlich gut.
„Herzlichen Glückwunsch“, grinste die Blondine deswegen und schob sich hinter Zane aus der Bank, um die beiden zukünftigen Eltern fest zu umarmen. „Ich freue mich so für euch beide.“
Auch Zane nahm seinen Bruder und seine baldige Schwägerin in die Arme und drückte sie.
„Ich werde Onkel“, feixte er dann und sah verschwörerisch zu Gemma. „Das bedeutet, ich darf verwöhnen.“
„Und ganz bestimmt wird dein Neffe oder deine Nichte dann auch zum Tanzen animiert?“
„Na sicher. Wenn es ihm oder ihr keinen Spaß macht, dann ist das schade, aber nicht änderbar. Doch wenn es so wäre…“, nickte Zane und grinste voller Vorfreude. „… dann nutze ich die Chance.“