Seine Hand lag auf ihrem nackten Rücken, da das Top in der Nacht irgendwann hochgerutscht sein musste, während sie ihr linkes Bein über seine Oberschenkel geschoben hatte und ihr linker Arm seine Taille umschlungen hielt. Die Decke weilte schon längst nicht mehr im Bett, hatte ihren Platz auf dem Boden davor gefunden. Nur langsam wachte Zane auf und spürte Gemmas vom Schlaf warme Haut an seinem Bauch, die zu ihrem gehören musste und wurde sich gewahr, dass sie ihn festhielt, als wollte sie ihn niemals wieder loslassen. Er kam sich vor wie in einem seiner schönsten Träume und wünschte sich nichts sehnlicher als weiterzuträumen.
Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah, dass Gemmas Kopf auf seinem linken Oberarm lag, die Haare fielen ihr wirr ins Gesicht und er hob vorsichtig seine rechte Hand, um sie ihr aus der Stirn zu streichen, sorgsam darauf bedacht sie nicht aus Versehen zu wecken, da er nicht wusste, wann genau sie zu ihm ins Bett gekommen und eingeschlafen war. Dass sie es jedoch getan hatte, zeigte ihm, wie sehr Gemma ihm vertraute und wusste dass sie bei ihm sicher war. Sein Blick fiel auf ihre vollen Lippen, die ein winziges Stück geöffnet waren und betrachtete dann bewundernd ihre rosigen Wangen und die dunklen langen Wimpern, die ruhig auf ihren Wangenknochen lagen. Diese Frau war ein wahrer Augenschmaus, seufzte innerlich auf. Der Mann der sie eroberte war ein echter Glückspilz und konnte diesen Anblick Tag für Tag genießen, wenn er sie nach einer aufregenden Nacht in seinem Arm hielt und vor ihr wach wurde.
Nach einem zweiten Blick richtete seine Aufmerksamkeit sich auf ihre lädierte Unterlippe und er verzog gequält seinen Mund, da er sie nicht beschützt, sondern unnütz vor den Damentoiletten gestanden und auf sie gewartet hatte. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass Louisa und Gia auf Gemma lauerten; er hatte sie nicht einmal reingehen sehen. War er für einen kurzen Augenblick lang so abgelenkt durch seine eigenen abstrusen Gedanken, dass er die beiden Frauen übersehen hatte? Gemma seufzte leise und regte sich leicht in seinem Arm was ihn wieder aus seinen Gedankengängen holte.
„Bist du wach, Gem?“, wollte er leise wissen und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht.
„Nein, ich schlafe noch“, erwiderte sie ernst, jedoch mit auffällig zuckenden Mundwinkeln und er grinste amüsiert, ehe sie ihre Augen langsam öffnete und ihn aus aquamarinblauen Augen verschlafen anschaute.
Sie bemerkte, dass sie ihn eng umschlungen hielt und hoffte, dass sie nicht rot anlaufen würde wie eine Tomate und überlegte, ob sie eine volle Blase vorschieben sollte, damit sie aus dem Bett und seinem Arm flüchten konnte, überlegte es sich jedoch anders und blieb liegen, während sie ihn betrachtete und abwartete, was er sagen oder tun würde. Seine Muskeln unter ihren Fingern fühlten sich unglaublich an und sie schluckte möglichst unauffällig, wurde sich seines absolut leckeren Dufts gewahr, der ihr erneut in die Nase stieg und sich nur noch mehr mit seinem ganz eigenen Körpergeruch vermischt hatte. Ihre Sinne waren mehr als empfänglich für diese Art von Reiz und sie ertappte sich selbst dabei, wie sie auf seine weichen Lippen starrte, bevor sie ihren Blick hob und in seine Augen sah, welche eine Nuance dunkler geworden waren. Sie fragte sich unwillkürlich, ob er sie attraktiv fand und hielt seinem intensiven Blick stand, unfähig sich anders zu verhalten.
Ihre Haut prickelte an den Stellen, an denen sie sich berührten und lösten Fantasien in ihr aus, die mehr als heiß waren, doch sie verscheuchte die Bilder in ihrem Kopf energisch und wollte gerade etwas sagen, als er sich leise räusperte und sich behutsam von ihr löste, damit er sich aufsetzen konnte. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und sah sie kurz an, ehe er sich aus dem Bett schob und mit dem Rücken zu ihr stehen blieb, um ihr einen Blick über die rechte Schulter zuzuwerfen, während sie ihn verwundert anschaute.
„Ich bin kurz duschen. Wollen wir gemeinsam frühstücken und dann zum Magnifest? Ich muss unbedingt das Tagada austesten“, grinste er und sie sah ihn irritiert an, wusste nicht was genau er meinte. „Das ist ein Fahrgeschäft.“
„Wenn du es einen zweiten Tag mit mir aushältst, dann gern.“
„Aushalten? Du bist echt doof, Gem. Ich verbringe sehr gern Zeit mit dir“, erwiderte er und verließ dann das Gästezimmer.
Ich verbringe sehr gern Zeit mit dir… Noch auffälliger konntest du es nicht machen, hm?
Knurrend über seinen eigenen Satz schloss Zane die Badezimmertür hinter sich, zog seine Boxershorts aus und warf sie kopfschüttelnd in den Wäschekorb, trat dann unter die unverschämt große ebenerdige Dusche und ließ eiskaltes Wasser auf seinen erhitzten Körper prasseln, damit die Erregung abkühlte und er wieder normal denken konnte. Gemma hatte ihn aus ihren blauen Augen angeschaut, nachdem sie ihm ungeniert auf die Lippen gestarrt hatte, was ihn kurz aus der Bahn geworfen hatte, ehe er aus dem Bett geflüchtet war, damit ihr nicht auffiel, dass er eine Erektion hatte, die mehr als offensichtlich war. Und dann hatte er sie gefragt, ob sie gemeinsam frühstücken und auf das Magnifest gehen wollten, was ihn nun leise aufstöhnen ließ. Vorher müsste er jedoch einen Abstecher nach Hause machen, denn in Jeans und Hemd wollte er nicht dort herumlaufen. Dafür sollte es heute viel zu warm werden.
Er stellte das Wasser wärmer ein und griff nach dem Duschgel von Ethan, welches Gemma nicht entsorgt hatte, obwohl sie nun hier lebte und er sowieso nicht wieder hier auftauchen würde, was Zane nun zugute kam, denn so musste er sich nicht auch noch mit ihrem Duschgel einschäumen und Gefahr laufen mit einer Dauererektion herumzulaufen.
„Zane?“, klopfte Gemma an die Tür und er war drauf und dran sich zu bekreuzigen, weil sie sich immer dann aus seinen Gedanken heraus manifestierte, wenn er dabei war sich und sein Verlangen abzukühlen. „Möchtest du zu den Aufbackbrötchen auch Croissants und Eier?“
Eier hast du auch – und die werden dir früher oder später platzen, wenn du nichts dagegen tust.
„Wie du möchtest, ich bin bin nur in wenigen Sachen ein echter Gourmet“, antwortete Zane, nachdem er innerlich aufgeknurrt hatte, da die kleine fiese Stimme in seinem Kopf nicht ganz Unrecht hatte. „Bin gleich da.“
Ein Gourmet in Sachen der kleinen und verdammt heißen Gemma Lawrence...
„Okay“, hörte Zane sie durch die geschlossene Tür dumpf antworten und drehte das Wasser wieder auf kalt, was ihn erleichtert aufkeuchen ließ.
Das würde ein verflucht langer Tag werden.
* * *
„Möchtest du mit reinkommen, oder wartest du im Auto?“, fragte Zane an Gemma gewandt und stellte den Motor ab, um die Tür zu öffnen und wartete auf ihre Antwort.
„Ich komme mit. Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig neugierig wie du wohnst“, strahlte sie ihn an und er konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
„Erwarte nicht zu viel, hm?“
Gemeinsam betraten sie die kühle Doppelhaushälfte und er warf seinen Schlüsselbund achtlos auf die Kommode im Flur, ehe er seine Schuhe von den Füßen kickte und sich zu Gemma umsah, die ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete und grinste schelmisch. Sie schüttelte kaum sichtbar den Kopf und seufzte dann leise.
„Was ist?“, wollte er wissen und konnte sich die Antwort bereits selbst geben.
„Du bist noch immer ein Chaot, oder?“
„Es ist besser geworden, aber hier kann ich tun und lassen was ich möchte. Wem es nicht passt, der weiß wo der Maurer das Loch gelassen hat, wie man so schön sagt. Setz dich ins Wohnzimmer, wenn du möchtest. Ich geh mich kurz umziehen“, sagte er nach einem leisen Lachen und deutete in Richtung Wohnzimmertür. „Möchtest du was trinken?“
„Nein, danke. Ich warte, lass dir ruhig Zeit.“
„Du willst dich doch nur umschauen“, zog er sie grinsend auf und sie sah in gespielt unschuldig an.
„Das würde ich niemals heimlich tun“, erwiderte sie lächelnd, zog ihre Ballerinas aus und schob sie mit einem Fuß beiseite, um dann an ihm vorbei ins Wohnzimmer zu gehen und den Blick kurz schweifen zu lassen. „Ein Ölportrait von Johnny Depp als Jack Sparrow? Oh wow.“
„Captain Jack Sparrow“, hallte Zanes Stimme tadelnd durch den Flur und sie lachte auf.
Barfuß lief sie über die kühlen Bodenfliesen und betrachtete neugierig seine Abschlussdiplome, welche er aus New York mitgebracht hatte und spürte Stolz auf seine Leistungen in sich aufsteigen. Zane mochte hier und da ein wenig chaotisch und unstrukturiert sein, legte sich jedoch für Dinge die ihm wichtig waren mit Herzblut ins Zeug. Gemma fuhr mit den Fingerspitzen über einen Pokal, den er als Jugendlicher bei einem Tanzwettbewerb gewonnen hatte und sah sich dann genauer in diesem hellen Raum um.
Der cremefarbene Dreisitzer stand mitten im Raum, ganz anders Gemma ihr Wohnzimmer jemals gestalten würde, gegenüber einer hellgrauen Wand, an dem ein riesiger Fernseher mit Soundsystem hing. Unter dem Fernseher stand ein Glasregal mit einer Spielekonsole, einer Ladestation für zwei Controller und ein Festplattenrecorder. Anscheinend spielte Zane in seiner rar gesäten Freizeit gern entspannt auf dem Sofa an der Konsole, oder sah fern. Ihr Blick schweifte zu dem deckenhohen und breiten Holzregal, welches die komplette Wandseite neben der Wohnzimmertür einnahm und staunte über die Vielzahl an Filmen, Spielen und CDs. Nicht eine kleine Lücke war von hier aus zu erkennen und sie trat fasziniert vor das Regal um zu checken, welche Genres er bevorzugte.
„Ich schaue so ziemlich alles, aber meine Favoriten sind Komödien und Liebesfilme“, teilte Zane ihr grinsend mit, während er sich mit den Unterarmen oberhalb seines Kopfes an der Türzarge abstützte und um die Ecke zu ihr schaute. „Du findest sogar Bollywoodfilme im Regal.“
Ihr Blick traf seinen und er konnte erkennen, dass sie überrascht war.
„Du schaust Bollywoodfilme?“
„Ja, ziemlich ungewöhnlich für einen Mann, hm?“, erwiderte er gelassen und stieß sich leicht vom Türrahmen ab, ehe er zu ihr an das Regal trat.
Sie ließ den Blick unauffällig über ihn wandern und stellte fest, dass ihm die schwarzen Bermuda Shorts und das weiße locker sitzende Muskelshirt extrem gut standen. Momentan war er, genau wie sie, barfuß unterwegs und er deutete auf einen der Filme vor Gemma und sich.
„Das sind nur Filme mit Shahrukh Khan“, stellte sie verwundert fest und legte ihren Kopf schräg.
„Er ist einer der besten Schauspieler in der Branche. Ich liebe seine Körperbeherrschung und habe seine Choreografien auswendig gelernt, als ich mit dem Tanzen angefangen habe.“
Er konnte tanzen wie King Khan? Ihre blauen Augen funkelten und Zane grinste neckisch, bevor er auf eine Reihe anderer Filme zeigte und sie näher an das Regal trat damit sie sehen konnte um welche BluRays es sich dabei handelte.
„Fluch der Karibik. Nicht schlecht, Zane. Johnny Depp ist einfach ein bombastischer Schauspieler und die Rolle des Captain Jack Sparrow ist ihm wie auf den Leib geschneidert“, lobte sie seinen Filmgeschmack und grinste ihn an.
„Man hätte niemand besseren finden können.“
„Ich wusste gar nicht, dass du so vielfältig bist. Irgendwie habe ich immer nur den Hip-Hop hörenden Tänzer vor dem inneren Auge gehabt, der einen Sitzsack anstelle eines Sofas im Wohnzimmer liegen und irgendwelche Poster aus der BRAVO hängen hat“, gab Gemma mit blitzenden Augen zu und er legte den Kopf in den Nacken um loszulachen.
„In meiner letzten Wohnung sah es wohl ähnlich aus, nur hingen keine Poster an der Wand, sondern alte CDs, die ich überhaupt nicht mehr angehört habe, oder die zu zerkratzt waren, da ich sie als Teenie falsch gelagert habe“, verriet Zane ihr augenzwinkernd. „Wollen wir los, oder willst du noch eine Roomtour?“
„Lass uns los, sonst wird es in der Mittagshitze zu warm zum Herumlaufen. Irgendwann schaue ich mir dein restliches Reich an.“
* * *
Bisher war es auf dem Magnifest noch relativ leer, da viele erst am Nachmittag eintrafen und bis zum späten Abend an den Buden und Fahrgeschäften anstanden. Gemma blickte sich fasziniert um und ein Lächeln zierte ihr hübsches Gesicht, während Zane die Hände in den Taschen seiner Bermudas vergraben hatte und seine Begleitung hin und wieder betrachtete. Gern hätte er sie öfter angesehen, befürchtete jedoch in jemanden hineinzulaufen, weil er Gemma einfach durchgehend anstarrte, wenn er diesem Verlangen nachgab.
„Wow – das Tagada ist ein riesiges Rad welches Hüpfbewegungen machen kann?“, starrte sie mit offenem Mund in Richtung der massiv gebauten Fahrattraktion.
„Ja, denn seitlich sind zwei Pressluftzylinder verbaut, die es dem Betreiber erlaubt, unabhängig voneinander, kurze Bewegungen links und rechts auszulösen, damit die Drehplattform sozusagen kleiner und größere Hopser machen kann. Regulär findet man exakt diese Attraktion nur im Ausland und nicht in Deutschland. Aber die Stadt hat es geschafft einen Schausteller aus Österreich anzuheuern, der das Tagada nun hier aufgebaut hat“, erklärte Zane ihr grinsend und Gemma konnte erkennen, dass er sich ein wenig dazu belesen haben musste. „Natürlich können auch beide Zylinder gleichzeitig ausgelöst werden, sodass die komplette Drehplatte einen kleinen Satz macht. Dadurch, dass es sich um Pressluft handelt, sind die Bewegungen nach dem Auslösen der jeweiligen Knöpfe sehr flink und präzise. Der deutsche Hopser ist deutlich träger als das Tagada, weshalb ich mich freue es ausprobieren zu können.“
Mit einem jungenhaften Grinsen sah er sie an und deutete dann mit dem rechten Zeigefinger auf das Fahrgeschäft. Ihr Blick heftete sich an sein Grinsen und sie seufzte innerlich auf, denn wenn sie nicht aufpasste, verliebte sie sich doch noch in diesen stattlichen Mann, der das Kind in sich bewahrt hatte. Doch wie würde er reagieren, wenn sie ihr Herz an ihn verlor und ihm ihre Gefühle gestand? Gemma musste vorsichtig sein und sich vor Augen halten, dass er ihre Gefühle niemals erwidern würde, sollte der worst case eintreten. Selbst wenn sie sich vor Augen hielt, dass sie nicht miteinander verwandt waren, war sie noch immer nicht sein Beuteschema. Blond, blauäugig, klein und zierlich. Bis jetzt hatte er immer größere, dunkelhaarige Frauen an seiner Seite, die in den meisten Fällen auch fast schon schwarze Augen besaßen. Und allesamt waren sie an den richtigen Stellen kurvig. Nicht, dass sie keine Kurven hatte, aber gegen diese Mädels verlor sie haushoch.
„Willst du mit rein? Noch ist nicht viel los und ich gehe davon aus, dass viele Besucher exakt um diese Attraktion einen großen Bogen machen werden.“
„Wie kommst du zu dieser Annahme, Zane?“
„Es gibt einen Grund, warum in Deutschland niemand ein Tagada besitzt, Gem. Kein Versicherer stellt sich zur Verfügung, weil man auf der, zwar gepolsterten aber ungesicherten, Bank heftig aneinanderknallen kann, wenn man nicht aufpasst und sich leicht oder auch schwer verletzen könnte. In den USA zum Beispiel wird man dieses Geschäft nicht mehr los, wenn man es einmal besitzt, da die Schmerzensgeldklagen überhand nehmen würden, sollte ein Besitzer dieses Teil aufbauen und Menschen damit fahren lassen, die sich dann verletzen.“
„Und dann hat die Stadt es hergeholt?“, wunderte sie sich irritiert und zog eine Augenbraue hoch.
„Es gab einen Versicherer, der zugestimmt hat die Zeit hier zu versichern, wenn nicht mehr als maximal sechs, anstelle der zugelassenen vierzig, Personen zeitgleich reingelassen werden“, beantwortete er schmunzelnd ihre Frage und sie grinste verstehend. „Also? Wie sieht es aus, Gem?“
Anstatt eine Antwort zu geben, schnappte sie sich seinen Arm und hakte sich unter, was ihm ein kleines Lachen entlockte. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, ihre zierliche Figur steckte in einem sommerlichen Jumpsuit, welcher dunkelblau-weiß gestreift war und ihre zarte Bräune zur Geltung brachte, gerade weil das Outfit schulterfrei war und durch ein Band im Nacken zusammengehalten wurde. Um die Taille befand sich eine dunkelblaue, eingenähte Kordel, welche ihre schmale Mitte nur noch betonte. Die Hosentaschen hatten Reißverschlüsse, weshalb sie ihr Handy, den Schlüssel und auch ihren Ausweis samt Geld gut verstauen konnte und somit von keiner Tasche behindert wurde. Die dunkelblauen Ballerinas mit zwei weißen Streifen rundeten das Outfit ab und selbst Zane war als Mann mehr als angetan von ihrem Look, der niedlich und heiß zugleich anmutete.
„Jetzt weiß ich auch, warum du keine Sonnenbrille mitgenommen hast, obwohl die Sonne echt blendet“, äußerte sie belustigt und er nickte zustimmend, während er mit ihr am Arm über das Kopfsteinpflaster schlenderte. „Die würdest du nach einer Fahrt im Tagada vermutlich meterweit suchen müssen.“
„So sieht es aus“, bestätigte er Gemmas Vermutung mit einem kleinen Grinsen.
Sie blickte über ihre Schulter zurück und Zane blieb stehen, damit er ebenfalls schauen konnte, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Gemma betrachtete interessiert Attraktion, in der man vor einer riesigen Leinwand gegeneinander zu einem Tanzwettbewerb antreten musste. Ihr Blick traf seinen und er zog abwartend seine Augenbrauen hoch, während ein kleines Grinsen seine Lippen umspielte. Sie wollte ihn also gerade herausfordern? Den Gefallen tat er Gemma mit dem größten Vergnügen. Er ging zu dem Kassenhäuschen und zahlte für den kleinen frechen Kobold mit dem blonden Haar und sich selbst die Teilnahme, ehe er wieder zu ihr zurückkam und sie mit einer Handbewegung aufforderte ihren Platz einzunehmen, bevor er sich selbst in Stellung brachte.
„Wenn Sie bereit sind, starten wir die Musik und Sie folgen einfach den Anweisungen auf der Leinwand. So lang beide Teilnehmer in ihrem Bereich bleiben, erkennen die Kameras dort oben“, instruierte ein blonder Teenager lächelnd und deute nach oben zu den zwei Kameras vor ihnen und zu den anderen beiden hinter ihnen „die Bewegungen und setzen sie ins Spielgeschehen um. Nach Beendigung des Dancebattles gibt es eine systemseitige Siegerehrung des besten Tänzers, beziehungsweise der besten Tänzerin.“
„Klingt einfach“, kommentierte die grinsende Gemma und zog sich kampflustig ihren Zopf fester.
„Meinst du. Du trittst freiwillig gegen einen professionellen Tänzer an, Gemmy.“
„Nenn mich nicht so“, streckte sie ihm frech die Zunge raus und er lachte leise auf. „Du weißt dass ich diesen Namen hasse.“
„Dann zeig mir das eine Gem in dir steckt und keine Gemmy.“
„Ready?“, fragte der blonde Mitarbeiter und sah nacheinander die nickenden Teilnehmer an, ehe er auf einen großen roten Button schlug, der einen akustischen und visuellen Timer startete, welcher von fünf herunterzählte. „Go!“
Die Musik startete und beide erkannten fast zeitgleich das Lied „Mambo No. 5“ von Lou Bega und Gemma gab ein freudiges kleines Quieken von sich, welches Zane zum Grinsen brachte. Sie ließen ihre Hüften kreisen, tanzten was das Zeug hielt zu der Choreografie auf der Leinwand und Zane konnte mit Hilfe von vielen kleinen Seitenblicken deutlich erkennen, dass Gemma dabei die Lippen mitbewegte und eindeutig sehr viel Spaß beim Tanzen hatte. Auch ein Talent konnte er erkennen, wenn er es sah und bei ihr zeichnete sich ein immenses Potential ab, was ihn ins Staunen versetzte, während er sich dennoch nicht von seiner eigenen Performance ablenken ließ und alles gab, was er hatte, um sich zum Sieg zu tanzen und Gemmas Kampfgeist anzuheizen.
Als die letzten Klänge des Songs verebbten, stand Gemma mit gespreizten Beinen auf der für sie abgegrenzten Fläche und hatte den Arm vor sich ausgestreckt, atmete dabei schwer und das Grinsen ließ ihr ganzes Gesicht vor Freude erstrahlen. Zane hingegen hätte sich im Eifer des Gefechts fast sein Muskelshirt vom Leib gerissen, so sehr war er in die Rolle des Tänzers aufgegangen und stand, ebenfalls mit leicht gegrätschten Beinen, innerhalb seiner Markierung und hatte die Finger der rechten Hand im Stoff seines Shirts vergraben. Sein Atem ging nicht ganz so abgehackt wie der von Gemma, aber dennoch musste er sich erst einmal wieder beruhigen und grinste dann euphorisch, da Tanzen ihm alles abverlangte, jedoch zeitgleich die Glückshormone über ihn ausschüttete wie nichts anderes es bisher schaffte.
„Wahnsinn“, ereiferte sich der Mitarbeiter der Attraktion und klatschte begeistert in die Hände, um ihnen einen kleinen Applaus zu spendieren. „Sie sind beides nicht nur Hobbytänzer, oder?“
„Dieser stattliche Mann hier“, antwortete Gemma eine Sekunde schneller als Zane „hat eine tänzerische Ausbildung in New York genossen, während ich einfach nur ein paar Stunden Unterricht im Streetdance hatte, als ich sechzehn war.“
„Ich bin beeindruckt“, gab der junge Mann zurück, dessen Name Timo war, wie Gemma vom Namensschild an dessen Brust ablas. „Und definitiv gespannt, wer besser war.“
Er deutete mit der Hand auf die Leinwand, wo in diesem Moment die Auswertung der Kameras endete und der Gewinner festgelegt wurde. Für Gemma wenig überraschend, hatte Zane das Rennen gemacht, wobei auch sie nicht sehr viel schlechter abschnitt; doch er war der Profitänzer, nicht sie. Lachend fiel sie ihm um den Hals, schlang dabei ihre Beine um seine Hüften und Zane umfasste überrumpelt ihren kleinen, aber perfekt in seinen Händen liegenden Hintern, damit sie nicht abrutschte und sich wehtat.
„Du bist der Beste, Zane“, lachte sie an seinem Hals und ihn überlief eine wohlige Gänsehaut, hielt sie fest an sich gedrückt und genoss diese ungewöhnliche Nähe zu ihr intensiv. „Herzlichen Glückwunsch.“
„Ach was, dass war doch nicht der Rede wert“, wollte er abwehren, doch sie griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Oh?“
„Ein Siegerkuss. Macht man das nicht überall so, wo ein Gewinner gekürt wird?“, strahlte sie ihn an und Zane vergaß für einen kurzen Moment das Atmen, denn sie sah einfach wunderschön aus, wenn sie ihn so anlächelte.
„Kann sein“, war das Einzige was er zu sagen fähig war und brachte ein Grinsen zustande.
Hinter ihnen räusperte sich Timo dezent und grinste dann.
„Sie haben auch etwas gewonnen“, informierte er Zane und dieser zog überrascht die Augenbrauen zusammen. „Freie Preiswahl, da Sie auf dem Magnifest die bisher höchste Punktzahl haben.“
Behutsam ließ Zane Gemma an seinem Körper herabgleiten, bis sie wieder auf ihren Füßen stand und stöhnte innerlich dumpf auf, denn diese Bewegung erregte ihn schon wieder. Wenn das so weiterging, müsste er sich ein kaltes Wasser organisieren und es sich über den Kopf kippen, damit er wieder runterkam. Gemeinsam mit Gemma folgte er der Aufforderung des Mitarbeiters ihm zu folgen und betrachtete die Gewinne, die in einem Regal ausgestellt waren. Nichts davon interessierte ihn, doch er hatte auch überhaupt nicht vor sich selbst etwas auszusuchen und senkte den Blick auf seine sexy Begleiterin, die von der Punktzahl her auf Platz drei aller Teilnehmer gelandet war und dabei noch richtig viel Spaß hatte.
„Gem, du darfst dir etwas aussuchen“, verkündete er weich und sie hob überrascht den Blick zu seinem. „Freie Wahl – denk dran.“
„Ich?“
„Ja, du“, bestätigte er und verschränkte seine Arme lässiger vor seiner Brust als ihm zumute war.
Ihr Kopf ruckte zu der Auswahl an Gewinnen und er lachte leise auf, weil sie sich in diesem Augenblick vermutlich wie Alice im Wunderland fühlte und an ihre Kindheit erinnert wurde. Überlegend kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und verspürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, welches es ihr fast unmöglich machte, sich auf etwas anderes als Zane zu konzentrieren. Ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust und sie war noch immer von sich und ihrer eigenen spontanen Reaktion überrascht, denn geplant war dieses Anspringen samt Siegerkuss nicht. Machte man sowas nicht nur beim Sport? Aber es hieß doch Tanzsport, oder? Stirnrunzelnd betrachtete sie die Auslage und seufzte innerlich.
„Sind auch zwei von den Preisen im niedrigeren Punktesegment machbar?“, wandte sie sich mit fragendem Blick an den Mitarbeiter, der zustimmend nickte und sie grinste erfreut. „Dann nehme ich zwei von den Basecaps dort, bitte.“
Gemma deutete nacheinander auf die beiden schwarzen Caps die sie meinte und Zane warf verblüfft einen Blick auf die Frau, die gerade einen Pärchenlook kreierte. Ob sie sich dessen wohl bewusst war? Timo nahm die beiden gewünschten Caps aus dem Regal und reichte diese der grinsenden Gemma, die sich ihres verkehrt herum auf den Kopf setzte und dann Zane mit einem Fingerzeig zu sich herunterbat, damit sie ihm seines, ebenfalls verkehrt herum, aufsetzen konnte. In großen goldenen Lettern standen nun King und Queen auf ihren Caps und ein Krönchen vollendete das Ganze über den Schriftzügen. Zane musterte Gemma und fragte sich, was in ihrem hübschen Köpfchen wohl vor sich ging. Am liebsten würde er sie danach fragen, doch er verkniff sich diese Frage und streckte ihr auffordernd seine Hand entgegen, weil er weitergehen wollte und verspürte ein angenehmes Prickeln, als ihre Finger sich mit seinen verschlungen.
„Vielen Dank für diesen einmaligen Spaß“, lächelte sie den Mitarbeiter an der ihr ein kurzes Grinsen schenkte und dann die soeben eingetroffenen neuen Kunden begrüßte.
* * *
„Was soll das heißen; ich darf hier nicht rein?“, wollte Louisa spitz wissen und starrte den Kontrolleur mit einem vernichtenden Blick aus dunklen Augen an, während sie ihre Arme unter der Brust verschränkte. „Ich habe dafür gezahlt.“
„Dann lassen Sie sich das Geld erstatten – Sie sind nicht groß genug um hier reinzukommen.“
„Wie bitte?!“
„Mindestens einen Meter siebzig; keinen Zentimeter kleiner. Es tut mir leid.“
„Das ist doch die Höhe! Ich bin einen Meter neunundsechzig und Sie machen ein Aufheben wegen diesem einen fehlenden Zentimeter? Ernsthaft jetzt?“
Wütend funkelte sie den Mann an und würde ihm am liebsten die Hände um den Hals legen und ihn langsam und genüsslich erwürgen, weil er so verdammt verbohrt auf diesen minimalen Größenunterschied pochte, beherrschte sich jedoch mühsam und zischte fluchend auf.
„Wo liegt das Problem, Neo?“, fragte eine tiefe und samtene Stimme hinter ihr und sie warf einen Blick über ihre nackte Schulter. „Vortice.“
„Großartig“, warf sie die Hände genervt in den Himmel und verdrehte kurz ihre Augen, ehe sie Jack ansah und leise schnaufte. „Du hast mir auch noch zu meinem Glück gefehlt.“
Jack verschränkte seine Arme vor der breiten Brust und grinste sie erheitert an. Ihr Blick rutschte kurz über seine attraktive Gestalt, welche heute, in seiner Freizeit, nicht in schwarzen langen Securityklamotten steckte und sie schluckte hart. Ihm stand die beige Leinenhose ausgezeichnet und auch das weiße Leinenhemd mit dem tiefen Ausschnitt trugen noch etwas zu seiner Ausstrahlung bei. An den Füßen trug er weiße slip-on Vans und eine verspiegelte Sonnenbrille saß ihm auf der Nase. Seine hellbraunen Haare sahen aus, als wäre er heute mehrmals mit den Fingern hindurchgewuschelt und Louisa verspürte den Drang das Gleiche bei ihm zu tun und verzog unwillig den Mund, weil ihr dieser Gedanke überhaupt nicht passte.
„Er da“, deutete sie auf Neo, der entschuldigend die Schultern hob „will mich nicht reinlassen, weil ich einen Zentimeter zu klein bin. Einen!“
Ein amüsiertes Grinsen unterdrückend wandte Jack sich an seinen Kumpel Neo, der ihn fragend ansah und deutete an ihm vorbei auf den Eingang.
„Wir müssten dort mal durch, Kollege“, sagte Jack und Neo seufzte leise und ergeben auf, ehe er zur Seite trat. „Vielen Dank.“
„Was hast du vor?“, wollte Louisa misstrauisch wissen und sah ihn forschend an, während er seine Achseln zuckte und sie mit einer Kopfbewegung dazu aufforderte vorzugehen.
„Ladies first. Du wolltest rein, also gehst du rein.“
„Einfach so?“
„Ich begleite dich.“
„Was?“, schnappte sie nach Luft und starrte ihn an. „Nein – warum?“
„Weil du ohne mich dort nicht reingehen wirst. Ganz einfach. Diese Regelung gibt es nicht ohne Grund. Ich bin bei dem Betreiber dieser Attraktion bekannt und er weiß, dass ich auf dich aufpassen werde und dir nichts passiert. Nimm mein Angebot an, oder lass es bleiben.“
„Argh… na schön; wenn du unbedingt willst“, fuhr sie ihn aus schmalen Augen fauchend an und rauschte an ihm und Neo vorbei, was Jack ein leises und amüsiertes Lachen entlockte und Neo stutzen ließ.
„Was ist nur in dich gefahren, Jack – du bist doch sonst nicht so nett“, wunderte Neo sich und sah seinen Gegenüber an, der seine Sonnenbrille abnahm, die Bügel einklappte und sie ihm reichte.
„Passt schon. Und nun entschuldige mich bitte. Ich leiste dir wieder Gesellschaft, sobald ich da raus bin und dieser Wirbelwind ordentlich erschreckt wurde.“
Neo lachte mit einem Grunzlaut und klopfte Jack kurz auf die Schulter, als dieser an ihm vorbei das Geisterschloss betrat und die Tür hinter sich zuklicken ließ.