Er war frisch verheiratet. Zane konnte es noch gar nicht richtig fassen, während er neben seiner Ehefrau im Bett lag und sanft über ihre Schulter strich. Sie schlief noch immer selig und hatte sich an seine nackte Brust geschmiegt. Sehr lang hatten Tiara und Gemma auf der anschließenden Feier in der gemieteten Scheune nicht durchgehalten, was ihn wieder ein Lächeln ins Gesicht trieb. Mit aller Macht hatte Gemma versucht, noch ein wenig länger durchzuhalten, doch die Müdigkeit hatte letztlich gesiegt. Sitzend war sie eingeschlafen; an seine Seite geschmiegt, auf der Hollywoodschaukel. Mit einem faszinierten Blick betrachtete er seinen Ehering und seufzte innerlich zufrieden auf. Ein verheirateter Mann und werdender Vater. Wer hätte das vor einem halben Jahr gedacht? Wohl niemand der ihn kannte.
„Warum bist du schon wach?“, murmelte seine Traumfrau verschlafen und blinzelte ihn irritiert an. „Wie spät ist es?“
Schmunzelnd warf er einen Blick auf den Wecker, welcher auf dem Nachtschrank hinter ihr stand und sah ihr dann wieder in die müden Augen.
„Es ist gleich halb elf“, informierte er sie und strich ihr ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht als sie sich leicht bewegte, ohne den Körperkontakt zu verlieren. „Schlaf ruhig noch etwas.“
„Ich kann doch nicht schlafen, während mein heißer Ehemann neben mir liegt und mich anschaut als wäre ich ein kostbarer Edelstein.“
„Du bist ein kostbarer Edelstein, Sunshine.“
„Was nichts an der Tatsache ändert, dass es bereits fast Mittagszeit ist und unsere Gäste vermutlich schon am Frühstückstisch saßen oder noch sitzen. Und außerdem denke ich, dass Ethan und Tia auch schon auf den Beinen sind“, erwiderte Gemma und rieb sich die Stirn mit einem unterdrückten Gähnen. „Wir hingegen lümmeln noch im Bett herum.“
„Aus sicherer Quelle kann ich dir verraten dass Tia noch immer schläft und nur mein Bruder schon auf den Beinen ist.“
„Ist das so.“
„Überzeug dich selbst davon“, grinste Zane und griff über sich nach seinem Handy, welches auf einem Regalbrett lag. „Bitte sehr, die Dame.“
Mit einem amüsierten Blick nahm sie ihm sein Handy aus der Hand und wechselte in den Nachrichtenverlauf mit Ethan. Tatsächlich hatte er Zane geschrieben dass er nun aufstehen und zum Frühstücken gehen würde, da seine ihm Angetraute noch im Dornröschenschlaf lag. Gemma sah ihren Ehemann an und seufzte leise auf. Ihr Ehemann. Was für ein überwältigender Gedanke. Und noch immer ziemlich unwirklich.
„Bist du glücklich?“, wollte Zane mit einem sanften Blick wissen und sie lächelte ihn an.
„Aber natürlich bin ich das. Schließlich bin ich endlich deine Frau.“
„Misses Williams höchstpersönlich. Und den Namen teilst du nun sogar mit deiner besten Freundin.“
„Kaum zu glauben. Goldener kann der Oktober nicht mehr werden“, kicherte Gemma.
„Wir haben doch schon fast November“, schüttelte er seinen Kopf, den er in der Hand stützte, da er auf seinem Ellenbogen lehnte. „Und in zwei Wochen hast du die erste Hälfte deiner Schwangerschaft gemeistert und wir müssen nicht mehr lange auf unseren Sohn warten.“
Ihr Herz zerfloss bei seinen Worten vor Emotionen. Sie konnte ihm deutlich ansehen, wie sehr er sich auf ihr gemeinsames Kind freute und es vor Vorfreude kaum noch aushielt. Am liebsten würde er die Zeit vorspulen und endlich seinen Sohn in die Arme schließen.
„Ich hoffe dass er deine Haare bekommt“, verriet Gemma ihm mit einem kleinen Lächeln und Zane zog eine Augenbraue fragend in die Höhe. „Schwarze Haare und blaue Augen sind einfach nur zum Dahinschmelzen. Natürlich präferiere ich grüne Augen – aber das muss ich dir nicht extra sagen, oder?“
Ein jungenhaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Nein, denn ich weiß dass du diesen Augen erlegen bist. Aber du hast recht. Bekommt er diese beiden Merkmale, werden ihm die Frauen reihenweise zu Füßen liegen.“
„Oder Crispin wird blond und bekommt grüne Augen.“
„Crispin?“, war Zane verwundert und blinzelte kurz. „Wie kommst du jetzt auf diesen Namen?“
Gemma lächelte verlegen und räusperte sich.
„Ich habe den Namen vor kurzem in einem Buch gelesen und fand er würde vielleicht zu unserem Sohn passen, weswegen ich ihn einfach eben ausgesprochen habe. Um zu testen, wie es klingt und sich auch anfühlt.“
„Hm… Ich weiß nicht... meinst du dass der Name auch zu ihm passt?“
„Ich bin mir unsicher. Wollen wir die Paten fragen?“, schlug Gemma nachdenklich vor.
„Du solltest deinen Bruder fragen. Und wenn wir einen Zweitnamen nehmen, dann können Jannis, Jack und Louisa diesen wählen.“
Gemmas Augen strahlten begeistert und Zane schmunzelte zufrieden. Seine Idee schien ihr ganz eindeutig zu gefallen. Und er war sich absolut sicher, dass Diamond als Onkel eine grandiose Namensidee haben würde. Beim Zweitnamen würden sich drei Personen einigen müssen, ansonsten hatten sie alle ein Problem.
„Deine Idee ist wunderbar“, stimmte sie nun zu und gab ihm einen zarten Kuss, ehe sie sich aus seinen Armen löste und sich aus dem Bett schob. „Und nun werde ich duschen und anziehen, damit wir zu den anderen stoßen können.“
Zane ließ seinen Blick über ihren nackten Körper wandern und benetzte mit der Zungenspitze seine Unterlippe, denn ihr von seinem Baby gerundeter Leib ließ das Blut nur so durch seine Adern rauschen. Niemals hätte er geglaubt, dass Gemma ihn schwanger noch mehr erregen könnte als so schon. Doch da hatte er sich geirrt. Ihr Grinsen verriet ihm, dass sie wusste was ihm gerade durch den Kopf ging und sie löste das Haargummi aus ihren blonden Haaren, um es auf die Kommode neben der Schlafzimmertür zu legen.
„Ich würde ja mitkommen, damit wir Wasser sparen, aber dann würde ich dich ganz schön außer Atem bringen. Außerdem wirst du davon müde. Und das wäre unfair unseren Gästen gegenüber“, sagte er mit rauer Stimme und biss sich leicht auf die Unterlippe, weil er spürte wie er hart wurde.
„Dann sollte ich nun besser duschen gehen und dich nicht weiter in Versuchung führen, Mister Williams“, flötete sie hörbar gut gelaunt und verließ hüftschwingend das Zimmer.
Verflucht war seine Frau sexy. Wenn er nicht aufpasste, würde er sie erneut schwängern sobald ihr Sohn das Licht der Welt erblickt hatte. Er sollte die verbliebene Zeit nutzen und sich an ihrem Körper laben, ehe die Schwangerschaft zu weit fortgeschritten war und er Rücksicht nehmen würde, um ihr oder dem Kind nicht wehzutun. Bis dahin waren es jedoch noch einige Wochen.
Tief durchatmend schälte er sich aus der Bettdecke und trat nackt an die Reisetasche, die geöffnet auf dem Stuhl neben dem Bett stand. Duschen war er bereits gewesen, als Gemma noch tief und fest geschlafen hatte, weshalb er eher fertig sein würde als sie. Flink zog er sich an und fuhr sich mit beiden Händen durch die dunklen Haare, bevor er wieder den Ehering an seinem Finger betrachtete und lächelte. Verheiratet mit Gemma Lawrence. Nein, mit Gemma Williams. Dieser Name klang in seinem Kopf viel besser.
„Ich bin soweit“, informierte seine Frau ihn nun und er drehte sich zu ihr um. „Kann ich so gehen?“
Sein Blick fuhr über ihr Outfit, welches aus einem Oversize Pullover in babyblau und einer schwarzen Umstandshose bestand. In diesem Augenblick schlüpfte sie in ihre Hüttenschuhe, welche sie als Hausschuhe bevorzugte und sah ihn fragend an.
„Auf jeden Fall. Du siehst einfach bezaubernd aus, Misses Williams. Wirklich schade, dass du bereits verheiratet bist. Der Kerl der dich geheiratet hat ist ein echter Glückspilz.“
Gemma lachte leise auf und schmolz bei seinem verliebten Grinsen geradezu dahin.
„Nein… ich bin der Glückspilz, weil ich einen so tollen Ehemann habe“, lächelte sie stolz und nahm in an die Hand, um ihn mit sich zu ziehen. „Und außerdem sieht er in seiner Bluejeans und dem weißen Shirt eindeutig ganz nach Daddy Material aus.“
„Daddy Material?“, lachte Zane amüsiert auf und schob den rechten Arm um ihre Taille, damit er neben ihr hergehen konnte. „Heißt das auf deutsch, dass ich zum Vater geeignet bin und meine Gene passen?“
„Wenn du es so übersetzen möchtest; ja.“
„Da bin ich aber froh dass du das so siehst, Sunshine. Und nun lass uns zu den anderen in den Essbereich gehen, damit wir uns die Bäuche vollschlagen können, hm?“, zwinkerte er ihr verschwörerisch zu und öffnete ihr die Tür zum besagten Bereich.
- - - - - - - - - - - - - -
Zwei Wochen später drehte und wendete Gemma die Karte, welche heute in der Post gewesen war. Sie stammte von Dexter. Warum um Himmels Willen schickte er ihnen seine Glückwünsche? Sie presste die Lippen aufeinander und runzelte die Stirn, während sie die knappen Zeilen nochmals überflog. Nein, es blieb dabei – er gratulierte den frisch vermählten herzlichst und entschuldigte sich für sein unmögliches Verhalten in der Vergangenheit. Was war in ihn gefahren? Hatte er etwa einen lichten Moment und bereute seine Handlungen und Sprüche?
„Von wem ist die Karte?“, erkundigte Diamond sich beiläufig und nahm sich noch ein paar gesalzene Erdnüsse aus der Schale, die auf dem Couchtisch stand.
„Du wirst nie drauf kommen“, erwiderte sie und wedelte sich mit der Karte Luft zu, während sie ihn ansah und die Augenbrauen herausfordernd in die Höhe zog.
„Von Jane und Jim?“
„Falsch.“
„Von einer alten Freundin aus deinen Tagen in Seattle?“, versuchte er es erneut und grinste halb.
„Wieder daneben. Einen Versuch hast du noch, Bruderherz.“
„Hmm…“, überlegte er und kratzte sich mit einem Finger am Kinn. „Von unseren liebsten Schwestern?“
„Leider durchgefallen“, schmunzelte Gemma und setzte sich neben Diamond aufs Sofa. „Sieh selbst.“
Er nahm ihr die Karte aus der Hand und klappte sie auf, um den Text zu lesen.
„Nicht sein Ernst.“
„Anscheinend doch. Entweder hatte er die Erleuchtung schlechthin oder er plant schon wieder irgendetwas. Ich hoffe ehrlich gesagt auf die erste Variante.“
„Das hoffe ich auch. Es wäre nur in seinem Interesse, wenn er euch endlich in Ruhe lassen würde. Ansonsten werde ich ihn mir zur Brust nehmen“, brummte Diamond nicht erbaut über die Nachricht des Mannes, der seine Schwester einfach so für eine andere Tussi sitzen gelassen hatte.
„Mit dir war noch nie gut Kirschen essen“, bemerkte sie amüsiert.
„Nicht, wenn es um meine Familie oder meine Freunde geht. Ganz besonders dann nicht, wenn es sich bei den Familienmitgliedern dabei um meine Schwestern handelt. Da könnte ich gelinde gesagt aus der Haut fahren.“
„Schleichst du deshalb wie eine Glucke um mich herum, hm?“
„Ich? Schleichen? Wie eine Glucke?“, sah er sie mit gespieltem Entsetzen und aufgerissenen Augen an. „Du sprichst von Diamond Lawrence, dem knallharten Geschäftsmann. Ich bitte dich, Gem.“
Kichernd boxte sie ihm gegen die Schulter und erntete ein breites und ziemlich jungenhaftes Grinsen von ihrem Bruder, der kurzerhand seinen Arm um ihre Schultern schlang, damit er sie an seine Seite ziehen konnte. Die Karte warf er achtlos auf den Tisch vor sich. Wenn Dexter schlau war, würde er sich nach diesen entschuldigenden Worten nicht mehr bei seiner Schwester und ihrem Zane melden. Ansonsten würde er andere Saiten aufziehen und sich diesen Mistkerl zur Brust nehmen; selbst wenn er dafür bis nach Seattle reisen musste. Dieser Kerl hatte sie nicht mehr alle beisammen, wenn man mal genauer darüber nachdachte.
„Zane würde sich dieser Sache sicherlich auch annehmen“, bemerkte Gemma nun grinsend.
„Aber das muss nicht sein. Immerhin wird er liebender Vater. Und dieser sollte nach Möglichkeit nicht vorbestraft sein. So wie ich Zane kenne, würde er es bei Dexter nicht mehr nur mit mahnenden Worten versuchen, sondern direkt seine Fäuste sprechen lassen. Nach den ganzen Aktionen…“, entgegnete er kopfschüttelnd und hauchte seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn.
„Auch für dich erhoffe ich mir keinerlei Vorstrafen, wenn du irgendwann Kinder haben wirst.“
„Wer weiß, ob ich überhaupt die richtige Frau dafür finden werde. Und irgendjemand muss sich der Sache ja annehmen, sollte Dexter auf dumme Ideen kommen und womöglich nochmals hier auftauchen.“
„Du wirst die richtige Frau schon noch finden, glaub mir.“
Ein leises Schnauben war die Antwort darauf, welche Gemma zum Grinsen brachte. Ihr Bruder konnte verbohrt sein. Auch in seiner Denkweise was Frauen und Beziehungen anbelangte. Er würde schon gern eine Familie gründen, würde es jedoch niemals offen zugeben. Tief in seinem Inneren war er einfach ein totaler Familienmensch. Gemma wusste es, denn sie hatten sich vor Jahren einmal darüber unterhalten. Dennoch sollte sie davon nichts erwähnen, denn er wollte seinen Ruf wahren, welchen er sich mühsam aufgebaut hatte. Von geldgeilen Frauen hielt Diamond sich fern wie der Teufel sich vom Weihwasser.
„An deiner Stelle würde ich die Karte da verbrennen.“
„Weshalb?“
„Meinst du dein Göttergatte wäre erbaut die hier liegen zu sehen?“, hakte er belustigt nach.
„Wahrscheinlich nicht, nein…“
„Über was wäre ich nicht erbaut?“, erklang Zanes Stimme wie auf Knopfdruck im Flur und Gemma seufzte leise auf. „Hey, das habe ich gehört, Sunshine.“
Grinsend betrat Zane das Wohnzimmer und verschränkte in Williams Manier seine Arme vor der Brust, während er sich mit der Schulter in den Türrahmen lehnte und abwechselnd von seiner Frau zu ihrem Bruder und wieder zurück sah.
„Wir haben Post erhalten. Aus den USA“, informierte Gemma ihn und verhakte ihren Blick mit seinem. „Jedoch weder von deiner Familie noch von meiner.“
„Sondern…?“, wollte Zane misstrauisch wissen und folgte Diamonds Blick auf den Couchtisch, auf dem die Karte unschuldig lag.
„Von deinem Erzfeind“, mischte sein zukünftiger Schwager sich nun ein.
Ein leises Knurren entfuhr Zane und er verengte seine Augen im Bruchteil einer Sekunde.
„Und was will er?“
„Er wünscht uns alles Gute zur Hochzeit“, beantwortet Gemma seine Frage.
„Das kann er sich sonst wo hinschieben, dieser Heuchler“, gab Zane seine Meinung kund und stieß sich von der Türzarge ab. „Ich bin kurz duschen.“
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, nahm der die Stufen nach oben. Diamond seufzte leise und sah seine Schwester mahnend an.
„Habe ich es dir nicht prophezeit?“
„Hast du. Aber es ist doch nichts verwerfliches, wenn man seine Glückwünsche ausspricht, oder?“
„Nein. Doch wie gesagt… es ist einiges passiert und Dexter hat dich ziemlich verletzt, Gem. Und wenn er dich verletzt hat, hat er auch automatisch Zane mit verletzt. Dir würde es auch wehtun, wenn man ihm wehtut, richtig?“
„Natürlich. Ich möchte dass es ihm gut geht. Und würde ihn jemand verletzen – egal wie – ich würde mitleiden“, erwiderte Gemma leise und schloss für einen Moment die Augen. „Du hast recht… ich sollte die Karte entsorgen und nicht wieder darüber sprechen.“
„Jetzt ist es zu spät. Wegwerfen solltest du sie dennoch. Sicher ist sicher. Nachher kommt Zane noch auf die glorreiche Idee und reist zu Dexter in die USA. Noch hat er dessen neue Adresse nicht. Im Zusammenhang mit der heute eingetroffenen Karte könnte sich das allerdings schlagartig ändern. Also weg damit, solang Zane duscht und sich umzieht.“
Mit einem vorwurfsvollen Blick erhob sie sich von der Couch und nahm die Karte vom Tisch, um sie im Gehen kleinzureißen und schlussendlich in der Küche im Papiermüll zu entsorgen. Leise seufzend sah sie aus dem Fenster und beobachtete ein Kind, wie es auf dem Gehweg gegenüber entlanglief und lachte. Würde ihr Sohn in einigen Jahren das Gleiche tun? Wenn er das Temperament von Zane erbte, dann mit Sicherheit. Sie war meistens besonnener und nicht so flippig unterwegs, wobei er sie oftmals mit sich riss. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie strich sich unbewusst mit der linken Hand über die mittlerweile deutliche Wölbung ihres Bauchs.
„Wie geht es meinen beiden Lieblingsmenschen heute?“, raunte Zane in ihr Ohr, während er seine Arme behutsam von hinten um sie legte.
Innerlich seufzte sie erleichtert auf und lehnte sich gegen seinen warmen Körper. Er schien also nicht böse zu sein, weil sie die Karte nicht sofort entsorgt hatte.
„Uns geht es gut wenn du da bist“, erwiderte Gemma leise und schloss ihre Augen.
Zane legte seine Hände auf ihren Babybauch und genoss das Gefühl unter seinen Handflächen. Er konnte es kaum erwarten bis sie endlich ganz offiziell zu dritt waren und er seinen Sohn im Arm halten konnte. Alles hatte sich zum Guten entwickelt und er könnte glücklicher nicht sein.
„Kaum zu glauben, dass du schon in der zwanzigsten Woche schwanger bist“, sagte er gedankenverloren und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Die Tage und Wochen vergehen wie im Flug und doch kommt es mir wie eine halbe Ewigkeit vor.“
„Ich weiß was du meinst“, lächelte Gemma und öffnete ihre Augen wieder. „Hast du dir schon überlegt, ob wir hier ein Kinderzimmer gestalten oder ob wir in Ethans Bungalow ziehen wollen?“
Vor einigen Tagen hatten sie sich abends über die unterschiedlichen Möglichkeiten unterhalten und Zane war unschlüssig gewesen, wie sie verfahren sollten. Der Weg vom Bungalow bis in die Braunschweiger Innenstadt war zwar für einen Erwachsenen nicht weit, doch für ein Kind späterhin nicht unerheblich. Andererseits gab es dort ein riesiges Grundstück und ihr Sohn konnte im Ort herumlaufen, wenn er alt genug war. In der Großstadt würde Gem es nur ungern zulassen, da allerhand Gefahren auf ein Kind lauern konnten.
„Ich habe mir überlegt, dass wir uns nach einem gemeinsamen Haus umschauen. Die Doppelhaushälfte eignet sich nicht unbedingt für eine kleine Familie, die ich an sich gern vergrößern würde. Und der Bungalow… er ist toll, aber zu weit weg für ein Kind.“
„Du möchtest ein Haus kaufen?“, fragte sie überrascht und drehte sich langsam in seinen Armen zu ihm um, damit sie ihn anschauen konnte. „Bist du dir sicher?“
Er schenkte ihr ein breites Grinsen.
„Hast du mich jemals etwas sagen hören was ich nicht exakt so gemeint habe?“
„Bisher nicht.“
„Siehst du, Sunshine. Mit dir möchte ich den Rest meines Lebens verbringen und dir und unserem Bauchzwerg soll es an nichts fehlen. Entweder kaufen wir uns ein Eigenheim, sofern uns eines zusagt… oder aber wir bauen. Was hält uns auf?“, erwiderte Zane zwinkernd und sie spürte wie ihr Herz vor Liebe zu ihm flatterte.
„Einen liebevolleren Mann und Vater kann ich mir gar nicht vorstellen.“
„Oh, Ethan ist nicht anders“, gab er zu bedenken und sie grinste ihn amüsiert an.
„Ihr seid auch Brüder. Alles andere würde mich sehr verwundern.“
„Ihr seid wirklich ekelhaft süß zusammen, wisst ihr das eigentlich?“, erklang Diamonds Stimme aus dem Flur und Zane blickte grinsend über seine Schulter.
„Du sagst es uns seit Wochen.“
„Ehrlich? Ist mir gar nicht aufgefallen“, grinste Diamond zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Selbst Ace ist das bereits aufgefallen.“
Gemma zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Er hat doch vor Wochen abgesagt und sich nicht einmal blicken lassen, obwohl er sich mittlerweile bereits eingerichtet hat und in Braunschweig lebt. Findest du das nicht ein wenig eigentümlich?“
„Ace ist halt vielbeschäftigt. Er kümmert sich derzeit um alles im Club allein und weigert sich von mir Hilfe anzunehmen. Seitdem er getrennt ist, stürzt er sich regelrecht in die Arbeit. Du kennst ihn doch“, entgegnete ihr Bruder achselzuckend. „Wenn er sich gefangen hat wird er herkommen und dann wirst du den Tag verfluchen, weil er dich verhätschelt.“
„Weil er damals für mich geschwärmt hat?“, grinste sie amüsiert und Zane sah sie überrascht an.
„Ace war in dich verliebt?“
„Verliebt nicht direkt. Er fand Gem süß und hat ihr Blumen geschenkt. Er war damals fünfzehn glaube ich. Nichts ernstes“, beantwortete Diamond die Frage von Zane, ehe Gemma zum Sprechen ansetzen konnte. „Mit sechzehn traf er dann Emilia, mit der er einige Jahre zusammen war.“
„Verstehe. Da kann ich mich ja glücklich schätzen, dass es nichts ernstes war. Sonst wärst du mit ihm vermutlich noch heute glücklich“, erheiterte Zane sich schmunzelnd und Gemma schüttelte leicht ihren Kopf.
„Nein. Er war noch nie mein Typ und außerdem der beste Freund meines großen Bruders.“
„Und das hält eine kleine Schwester davon ab sich in den besten Freund zu verlieben?“, fragte nun Diamond seinerseits belustigt.
„Irgendwie schon, ja. Ich hatte keine Lust auf Ärger und habe mir verboten in diese Richtung auch nur ansatzweise zu denken. Außerdem war ich damals sowieso mit Ethan und Zane unterwegs“, bestätige sie lächelnd und zwinkerte Zane neckisch zu.
„Während ich dich also angehimmelt habe, hast du die Aufmerksamkeit von Ace genossen und ich habe all die Jahre heimlich gelitten.“
Theatralisch legte Zane eine Hand auf seine Brust und seufzte leise.
„Dafür kannst du mich jetzt ganz offiziell anhimmeln und alles mit mir machen was du möchtest.“
„Alles, hm?“, grinste Zane anzüglich und wackelte verführerisch mit den Augenbrauen, während Diamond sich vernehmlich räusperte.
„Mein Stichwort. Ich werde Jack einen Besuch abstatten und nach Status Quo fragen. Immerhin eiern er und Louisa nun bereits seit Monaten umeinander herum. Wenn sie so weitermachen kommen sie in diesem Jahr nicht mehr zusammen“, ließ Diamond die beiden Turteltauben schmunzelnd wissen und tippte sich grüßend mit zwei Fingern gegen die Schläfe. „Wir sehen uns am Wochenende zum Filmabend bei mir?“
„Grüß ihn von uns“, erwiderte Gemma schmunzelnd und winkte ihm zu. „Samstagabend um achtzehn Uhr. Wir werden es nicht vergessen, Bruderherz.“
„Bis dann, Amondo“, benutzte Zane belustigt den Spitznamen aus alten Zeiten für Diamond und grinste ihm herausfordernd an.
„Zaney, treib es nicht auf die Spitze“, lachte Diamond leise und grinste dann ebenso herausfordernd zurück. „Ansonsten bringe ich eurem kleinen Romeo nur Blödsinn bei, damit er euch auf Zack hält.“
„Romeo?“, hakte Zane hellhörig nach, da ihm der Name auf Anhieb gefiel.
„Würde ich den Namen aussuchen dürfen, würde ich diesen wählen“, sagte Diamond leichthin und zuckte kurz die Achseln. „Würde passen, denn eure Geschichte erinnert mich ein klein wenig an Romeo und Julia. Nur nicht so dramatisch.“
„Romeo Williams“, murmelte Gemma probehalber und strahlte ihren Bruder dann an. „Ich finde das passt perfekt. Oder, Schatz?“
Ihr Blick traf den von Zane und er schenkte ihr ein Grinsen.
„Ich bin dafür.“
Verdattert sah Diamond von einem zum anderen und schluckte ergriffen, denn er begriff, dass sein Namensvorschlag angenommen wurde. Und dabei wurde er nicht einmal nach einem Vorschlag gefragt und hatte den Namen einfach genannt, der ihm seit Wochen bereits durch den Kopf geisterte. Seitdem er wusste, dass er einen Neffen bekommen würde, trug er diesen Namen mit sich herum. Seine Schwester und sein Schwager hatten ihm also einen Wunsch erfüllt, von dem er nicht einmal wusste dass er ihn hatte.
„Aber Jannis, Jack und Louisa dürfen sich einen Zweitnamen aussuchen“, sagte Gemma lächelnd und streichelte sanft über ihren Bauch.
„Ihr habt mich zum glücklichsten Onkel gemacht, wisst ihr das eigentlich?“
Verblüfft musterte Gemma ihren großen Bruder, der sichtlich emotional war und trat dann auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Seine Arme legten sich vorsichtig um sie und sie hörte wie er leise aufseufzte, was sie zum Schmunzeln brachte.
„Ich wusste nicht dass es dir so wichtig ist, doch das haben wir gern gemacht, Bruderherz“, erwiderte sie. „Und nun mach dich auf den Weg zu Jack. Du kannst ihm gern ausrichten, dass er sich mit Jannis und Louisa gemeinsam Gedanken machen kann, welcher Name noch in die engere Auswahl kommt.“
„Wird gemacht, Chefin“, grinste Diamond Gemma an, als er sich von ihr löste und ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht hatte. „Passt auf euch auf.“