„Diamond!“, jauchzte Gemma voller Freude und sprang ihren Bruder strahlend in die Arme, der sie lachend auffing und an sich drückte. „Wolltest du nicht erst in zwei Wochen hier sein?“
„Und mir dann genau diese zwei Wochen deiner Schwangerschaft entgehen zu lassen?“
„Noch sieht man überhaupt nichts“, erwiderte sie schmunzelnd und lehnte ihre Wange an seine Schulter, als er sie wieder auf ihren Füßen absetzte. „Ich hab dich vermisst, großer Bruder.“
Zane lehnte mit der rechten Schulter in an der Wand des Flurs und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er die beiden beobachtete. Genau wie Gemma hatte der Lawrence Spross blondes Haar, welches er oberhalb etwas länger als üblich trug und lässig mit Haarschaum nach oben stylte. Ein Bartschatten war zu sehen und seine blauen Augen funkelten seine Schwester vergnügt an, als sie ihn noch einmal fest an sich drückte und dann zur Seite trat, damit er Zane begrüßen konnte, der sich nun von der Wand abstieß und auf ihn zuging.
„Amondo“, schlug er bei Diamond ein und grinste verschmitzt, als der Ältere die Augen verdrehte, ehe auch er grinste. „Ich freue mich, dass du hier bist.“
„Zaney. Du hast endlich meine kleine süße Gemmy klargemacht. Hat ja auch nur ein paar Jahre gedauert“, frotzelte der Blonde und wehrte die Faust lachend ab, die ihn an der Schulter treffen wollte. „Ich dachte schon, du würdest ihr deine Gefühle nie gestehen.“
„Wusste eigentlich irgendjemand nicht von meinen Gefühlen für sie?“, sagte Zane resigniert und seufzte leise auf. „Anscheinend haben es einfach alle bemerkt.“
„Ich glaube, unsere Eltern haben es nicht gemerkt. Wobei ich mir bei Belinda nicht ganz sicher bin“, erwiderte Diamond amüsiert und ging an Zane und Gemma vorbei, um das Wohnzimmer zu betreten. „Noble Hütte, Mister Williams. Gefällt mir.“
Belustigt grinsend folgte der Schwarzhaarige ihm und deutete einladend auf die Couch.
„Setz dich doch. Ich hole uns einen Eistee Zitrone. Der alten Zeiten wegen.“
Mit diesen Worten ging Zane in die Küche und Gemma setzte sich neben ihren Bruder, um ihre Beine in den Schneidersitz zu ziehen, während sie sich ihm zugewandt hatte. Er legte einen Arm auf die Rückenlehne und sah sie mit einem brüderlichen Lächeln an.
„Bist du glücklich?“
„Über alle Maßen. Mich hätte es nicht besser treffen können. Zane ist mein persönlicher Jackpot.“
„Ich hatte gehofft, dass ihr irgendwann zusammenfinden werdet.“
„Weshalb? Immerhin dachten wir jahrelang, dass wir miteinander verwandt wären“, entgegnete Gemma irritiert und sah ihren Bruder verwundert an.
„Hm. Ich habe schon immer irgendwie gespürt, dass wir nicht zu hundert Prozent blutsverwandt sind“, gab Diamond zögernd zu und lächelte dann sanft. „Was nicht heißt, dass ich dich als Halbschwester weniger liebe, Gem. Denk das nicht.“
Sie stützte ihren Kopf in ihren Handflächen und seufzte dann leise auf.
„Im Prinzip ist es auch egal. Ich bin glücklich, dass ich Zane habe und trotzdem noch eine Familie. Auch wenn unsere Mutter sich vollkommen daneben benommen hat. Sich zu trennen ist einerlei, aber solch Nachrichten so zu überbringen und dann auch noch… mir tut Dad leid“, sagte sie und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen, ehe sie ihren Bruder wieder ansah. „Er hat nicht verdient, dass er betrogen und dann so abgespeist wird.“
„Er hat es relativ gut aufgenommen und liebt dich noch immer wie sein eigen Fleisch und Blut. Und er hat mir verraten, dass er auf jeden Fall zu deiner Hochzeit herkommen wird. Komme was wolle.“
Zane betrat mit drei Eistee das Wohnzimmer und reichte den beiden jeweils eine Dose, bevor er sich im Schneidersitz auf den Teppich unweit von der Couch setzte. Er öffnete die Dose und nahm einen Schluck, betrachtete dann Diamond mit einem nachdenklichen Blick.
„Und wie sieht es bei dir in Sachen Liebe aus?“, wollte der Jüngere nun mit einem Grinsen wissen.
„Ich genieße mein Leben als Junggeselle“, schmunzelte Diamond und öffnete nun ebenfalls seine Dose Eistee, um etwas zu trinken, ehe er weitersprach. „Die meisten Frauen sind nur hinter meinem Geld her. Die Clubs bringen gut Geld ein. Und darauf habe ich absolut keine Lust.“
„Dir muss also eine Deutsche über den Weg laufen, weil man dich hier noch nicht kennt?“, riet Zane erheitert und trank noch einen weiteren Schluck. „Zumindest solltest du hier noch ein unbeschriebenes Blatt sein.“
„Vielleicht muss es eine Deutsche sein, ja. Aber vielleicht wird es auch eine Amerikanerin. Oder die Frau meiner Träume hat eine gänzlich andere Staatsangehörigkeit.“
Schulterzuckend sah Diamond zu Gemma, die ihn gedankenversunken ansah und mit der Getränkedose in ihrer linken Hand spielte. Ihr Bruder hatte bis dato nur eine einzige Freundin gehabt, die er verlassen hatte, weil er sie mit seinem damals besten Freund im gemeinsamen Bett erwischt hatte. Das war nun bereits mehrere Jahre her und nagte vermutlich noch immer an ihm, auch wenn er es niemals zugeben würde. Er nahm ihr die Dose aus der Hand und öffnete sie ihr mit einem belustigten Schmunzeln, um sie ihr wieder zu reichen.
„Danke“, sagte sie abwesend und trank daraus.
„Wo bist du mit deinen Gedanken, Schwesterherz?“
„Bei dir. Hattest du nach Leandra eigentlich nochmal eine Beziehung? Also etwas ernstes?“
Diamond presste kurz die Lippen aufeinander und verzog seinen Mund unwillig.
„Nein. Ich habe bisher noch nicht die richtige Frau gefunden und will meine Zeit und Lebensenergie nicht an jemand x-beliebigen verschwenden…“, beantwortete er ausweichend die Frage und seufzte dann leise. „Es ist für mich nicht so einfach mich zu verlieben.“
„Ich weiß. Wenn du liebst, dann mit ganzem Herzen. Keine halben Sachen. Aber es dauert, bis du dich einer Frau öffnest und die meisten verlieren das Interesse, weil es ein langwieriger Prozess ist“, erwiderte Gemma mit einem traurigen Lächeln. „Was im Umkehrschluss bedeutet, dass sie es nicht wert waren und nicht die Richtige für dich.“
„Exakt.“
„Deine Einstellung ist vom Grundprinzip her nicht verkehrt. Immerhin springst du nicht durch sämtliche Betten und brichst nacheinander die Herzen von unschuldigen Frauen“, gab Zane seine Meinung kund und sah seinen Cousin an. „Das ehrt dich.“
„Mag sein. Aber es ist schwer. Natürlich würde ich bei einem eindeutigen Angebot nicht unbedingt nein sagen, wenn mir die Frau zusagt. Aber ich versuche es zu vermeiden.“
„Kann sicher sehr frustrierend sein, hm?“, fragte Zane mitfühlend und Diamond nickte leicht.
„Definitiv. Aber ich bin mir sicher, dass ich der Frau des Lebens bald über den Weg laufen werde. Was liegt bei euch heute noch an?“
„Ich arbeite heute Abend an der Bar. Vielleicht möchtest du dich mit Gem einfach dazusetzen und ihr unterhaltet euch ein wenig. Heute ist nicht ganz so viel los. Oder ihr bleibt hier und macht es euch bei einem Film oder einer Serie gemütlich. Knabberzeug und Getränke sind ausreichend vorhanden.“
Sie sah ihn an und schmunzelte, weil er in erster Linie an sie dachte. Ihr sollte es gut gehen. Ob in seiner oder Diamonds Nähe war ihm eigentlich egal. Hauptsache Gemma fühlte sich wohl. Doch die Entscheidung wollte sie ihrem Bruder lassen, denn er war hier zu Gast.
„Ich würde Ethan gern hallo sagen und mir Tiara mal aus der Nähe ansehen. Bisher kenne ich sie nur von kurzen Videoanrufen und aus Erzählungen von deinem Bruder“, sagte Diamond entschlossen und grinste Gemma dann an. „Dann kann ich also bald zwei Babys verwöhnen.“
„Sieht wohl so aus. Wenn alles glatt läuft, dann kommen die beiden in einem Abstand von zirka vier Wochen auf die Welt“, lachte Gemma leise. „Tia wird sich freuen, dass sie dich endlich kennenlernen darf. Sie fand unsere Namen von Anfang an toll.“
Ihr Bruder zog die Augenbrauen verblüfft in die Höhe und grinste dann amüsiert.
„Also ich weiß nicht, was an unseren Namen so toll sein soll. Welcher Mann möchte schon Diamond heißen? Warum hat es nicht Jayden oder Camden sein können? Irgendwas normales eben. Aber nein… Edelsteine.“
„Du kennst doch Dad. Und so schlimm finde ich deinen Namen überhaupt nicht. Stell dir vor, du würdest Norbert heißen oder Burgfried“, frotzelte Gemma sichtlich belustigt und Zane lachte leise auf, ehe er seine Dose leerte und auf den Couchtisch stellte.
„Sie hat recht, es gibt deutlich schlimmere Namen.“
„Ihr habt recht und ich meine Ruhe“, brummte Diamond und trank seinen Eistee ebenfalls aus. „Ich bin gespannt, wie sich eure Lounge gemacht hat. Immerhin war ich schon ewig nicht mehr dort.“
„Lasst uns gleich hingehen. Dann hast du ausreichend Zeit, dich zu unterhalten. Ethan wird nachher mit mir hinter der Bar stehen. Und du hast unsere beiden Mädels in deiner Obhut“, schlug Zane vor, stand auf und sammelte die drei leeren Dosen ein, um sie in die Küche zu bringen und in den Sack zu werfen, der für Pfand gedacht war. „Wo wohnst du gerade, Diamond?“
„Ich habe mir in der Nähe ein Haus gemietet und überlege es direkt zu kaufen. Zwei Straßen weiter“, erwiderte der Angesprochene und legte seinen Arm sanft um Gemmas Schultern. „Und du vertraust mir also deine Gem an, ja?“
„Natürlich. Und unser ungeborenes Baby.“
Zanes Blick streifte ihren noch immer flachen Bauch und er fragte sich, ob man tatsächlich erst ab der sechzehnten Schwangerschaftswoche sah dass Gem schwanger war. Man könnte sagen er war ungeduldig. Mit einem leichten Schmunzeln ging er in den Flur und zog sich seine Schuhe an, während Gemma es ihm gleichtat. Diamond hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht sich seine auszuziehen, was typisch für ihn war und Zane somit nicht verwunderte.
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„Ethan?“, rief Zane, als er die Tür zum Loft öffnete und den Flur betrat, um sich anzukündigen.
„Wohnzimmer“, kam es von seinem älteren Bruder zurück und Zane grinste.
„Ich hoffe ihr habt was an und fummelt nicht gerade. Wir haben einen Überraschungsgast mit.“
Neugierig sah Tiara um die Ecke und fing an zu lachen.
„Wenn ich mich nicht täusche, dann bist du Gems Bruder“, sprach sie den Blonden auch sofort an, als sie auf die drei Neuankömmlinge zutrat und Diamond zuerst die Hand reichte, ehe sie die anderen beiden umarmte. „Wir kennen uns ja schon vom skypen. Ich freue mich, dass ich dich endlich kennenlerne.“
„Ganz meinerseits. Und ich kann endlich meinen Lieblingscousin ärgern“, feixte er, nachdem auch Ethan zu ihnen getreten war und ihn in eine Umarmung zog.
„Schwankst du auch immer zwischen Zane und mir?“, wollte Ethan amüsiert wissen und grinste fragend, ehe er einen Arm um Tiaras Taille legte und sie sanft an seine Seite zog.
„Nein, eigentlich nicht. Der Part gehörte immer Gemma. Wobei ihr heimlicher Favorit ganz sicher schon immer Zane gewesen ist. Also ist das Ganze gerecht aufgeteilt.“
Gemma wurde rot und Zane hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, ehe er sie an seiner Hand mit zur Couch zog, damit sie sich setzen konnten. Diamond setzte sich neben seine Schwester und klopfte einladend neben sich auf das Polster.
„Lass mich mit deiner Verlobten kuscheln und setz du dich zu seinem Bruder, Ethan.“
„Das hättest du wohl gern, hm?“, zog Ethan eine Augenbraue in die Höhe und sah seinen Cousin aus schmalen Augen an. „Such dir eine eigene Frau.“
„Entspann dich, ich werde dir Tiara nicht ausspannen. Und ich möchte nur mit ihr reden. Aber wenn du unbedingt willst, dann komm du in meinen Arm, Süßer. Tiara kann sich zu Zane setzen“, wackelte Diamond provokant mit den Augenbrauen und das Grinsen vertiefte sich.
Ethan erwiderte das Grinsen, setzte sich demonstrativ neben Diamond und sah ihn herausfordernd an. Mit gespieltem Ernst legte Diamond seinen Arm um Ethans Schultern und zog ihn eng an sich, während die Mundwinkel beider Männer verdächtig zuckten, da sie ein Lachen unterdrückten. Tiara nahm kichernd neben Gemma platz und schüttelte den Kopf.
„Na, Schöner? Ganz allein hier?“, fragte Ethan mit vor unterdrücktem Lachen bebender Stimme.
„Ja, ich bin schon seit einigen Jahren Single und allein hier. Hast du heute Abend bereits was vor, hm? Oder darf ich dich auf einen Drink einladen?“, erwiderte Diamond krampfhaft ernst und konnte ein unterdrücktes Lachen nun nicht mehr zurückhalten, da die drei Beobachter bereits prusteten und nicht mehr ernst bleiben konnten.
„Ich bin leider im Dienst. Aber ich gebe dir gern einen Drink aus“, sagte Ethan nachdem er sich wieder gefangen hatte und rückte ein kleines Stück von seinem Cousin ab, der den Arm sinken ließ. „Im Ernst; ich freue mich, dass du in Deutschland bist.“
„Und ich mich erst. Ace und ich werden den alten Club modernisieren und komplett neu durchstarten. Sollte alles so laufen, wie ich es mir vorstelle, sind wir in spätestens einem halben Jahr in aller Munde.“
„Da habt ihr euch was vorgenommen“, hakte Tiara ein und sah Diamond bewundernd an. „Aus dem Effeff einfach einen Club kaufen, kernsanieren und neu eröffnen. In der kurzen Zeitspanne. Meinen Respekt habt ihr auf jeden Fall.“
„Was macht der große Castillo denn gerade?“, wollte Ethan interessiert wissen.
„Aktuell ist er bei seiner Schwester in Spanien. Sie hat vor einigen Wochen ihr zweites Kind bekommen und er greift ihr ein wenig unter die Arme, weil ihr Mann derzeit beruflich ein wenig eingespannt ist. In zwei Wochen kommt er nach, weil James, ihr Mann, dann seine Selbstständigkeit beginnt, die er von zu Hause aus führen kann“, beantwortet Diamond die Frage und ein Bein über das andere. „Schwer beschäftigt, unser Ace.“
„Und auch noch eingefleischter Junggeselle?“, erkundigte Gemma sich neugierig.
„Momentan hat er eine Freundin, aber so wie es aussieht, wird das nicht mehr lang von Dauer sein. Sie ist ziemlich viel mit ihren Freundinnen unterwegs und lebt in L.A. Dort ist das Nachtleben angesagt und es wird kein Wochenende ausgelassen. Selbst, wenn Ace sich mal dort aufhält. Ich sehe in dieser Beziehung keinen Sinn. Es ist eine Farce.“
„Du gehst ganz schön hart ins Gericht“, sagte Zane. „Aber wenn sie wirklich keine Zeit miteinander verbringen, dann macht auch in meinen Augen eine Beziehung keinerlei Sinn. Kann man sich so denn überhaupt wie in einer solchen fühlen?“
„Vom Gefühl her würde ich verneinen“, entgegnete Diamond.
„Nein, kann man nicht“, kam es nun leiser und ernst von Ethan, welcher den Kopf kurz schüttelte und dann lächelte. „Eigene Erfahrung.“
„Hoffentlich nicht aktuell?“, wollte sein Cousin besorgt wissen und warf Tiara einen fragenden Blick zu. „Wobei es nicht so wirklich als sprächest du von der Gegenwart. Dann meinst du wohl Elisa?“
„Richtig. Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen“, winkte der Lounge Inhaber ab und blickte zu seinem Bruder Zane. „Jannis macht heute die Schichtleitung, dann kannst du dich ein wenig im Hintergrund halten. Die beiden neuen Mitarbeiter sind auch mit dabei. Er arbeitet sie mit Sandra gemeinsam ein.“
„Ich könnte sie auch einarbeiten“, bot Zane sich an und zuckte eine Schulter.
„Unser Freund liebäugelt mit einem der beiden. Genau seine Kragenweite und umgekehrt anscheinend auch“, schmunzelte Ethan und lehnte sich zurück. „Groß, dunkelhaarig, muskulös und grüne Augen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen dass er uns nicht haben kann und einen Ersatz sucht.“
„Durchaus möglich“, entgegnete Zane belustigt und rieb sich mit der flachen Hand über den Brustkorb. „Dann soll er die beiden einarbeiten. Umso mehr Zeit habe ich für unsere Mädels und Diamond. Nicht das die drei sich langweilen.“
„Trinkst du dann wenigstens etwas mit mir? Die beiden Schönheiten fallen ja aus uns bekannten Gründen leider raus“, erkundigte Diamond sich hoffnungsvoll und sah ihn an.
Gemma stupste ihren Zeigefinger gegen Zanes Brust und grinste ihn verschmitzt an.
„Einen Drink für uns Frauen.“
„Einverstanden. Aber nur den einen. Immerhin bin ich dennoch im Dienst und muss bei klarem Verstand bleiben.“
„Den hast du schon lang verloren, Bruderherz.“
„Du mich auch, Ethan“, zeigte Zane ihm den Mittelfinger und lachte erheitert, als er einen Finger zurück bekam. „Läuft bei uns.“
„Irgendwann werden Männer nur noch älter“, raunte Tiara ihrer blonden Freundin amüsiert zu und Diamond fing herzhaft an zu lachen.
„Deine Zukünftige gefällt mir, Ethan. Eine bessere Frau hättest du nicht finden können.“
„Meine Rede“, erwiderte Ethan und drückte sich von der Couch hoch. „Ich gehe der Crew bei der Vorbereitung helfen. Kommst du mit, Zane?“
„Sicher. Bis später, Sunshine“, erwiderte dieser und küsste Gemma, ehe er aufstand.
Bevor sie runtergingen, stahl der ältere der Brüder sich noch einen Kuss von Tiara, welche grinsend hinter ihm hersah und von Gemma angestoßen wurde.
„Du bist noch genau so verliebt wie am ersten Tag, habe ich recht?“
„Hast du. Und ich glaube das wird sich auch niemals ändern“, lächelte Tiara versonnen.
„Eigentlich müsste ich jetzt ein Würgegeräusch machen, aber da kein anderer Mann im Raum ist, verkneife ich es mir“, grinste Diamond und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Ich kann nur hoffen, dass ich irgendwann auch jemanden wie euch zwei finde. Ihr seht durchgehend so aus, als würdet ihr eine wundervolle Handtasche hinter Schaufensterglas betrachten, die aber viel zu teuer ist.“
„Was für ein Vergleich“, platzte Gemma lachend heraus und Tiara stimmte mit ein.
„Ist euch eine Tüte heiße Fritten lieber?“, hakte Diamond belustigt nach und beide Frauen schüttelten unisolo ihre Köpfe. „Seht ihr.“
„Wenn ich jemanden finde, der zu dir passt, bist du der erste der davon erfährt“, versprach Gemma grinsend und kletterte auf seinen Schoß. „Ich bin so froh, dass ich dich hier bei mir habe. Wir haben uns viel zu lang nicht gesehen.“
Er schloss seine Arme um sie und lächelte sie brüderlich an.
„Du hast mir auch gefehlt, Kleine. Und ich bin wahnsinnig froh, dass du deinen Ex in den Wind geschossen hast. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich ihn nicht leiden kann und das weißt du. Er hat dir nicht gut getan. Mit Zane bin ich mehr als nur einverstanden.“
„Wie gern hätte ich Geschwister gehabt“, kam es lächelnd von Tiara.
„Tiara, du gehörst bereits zur Familie. Und du hast in Zane einen Bruder gewonnen. Mich kannst du gern auch als solchen vorstellen. Damit habe ich kein Problem“, zwinkerte Diamond ihr lächelnd zu und sie schmunzelte gerührt, während ihr die Tränen in die Augen schossen.
„Oh Gott, meine Hormone drehen wieder durch“, hauchte sie verlegen und wischte sich mit den Fingern unter den Augen entlang. „Entschuldigt bitte. Geht schon wieder.“
„Scheinbar bist du nahe am Wasser gebaut. Aber das sollen viele Frauen sein. Gem scheint da immun gegen zu sein“, sagt er mitfühlend und stupst dann mit dem Finger gegen die Nase seiner Schwester. „Hm?“
„Vielleicht kommt das später noch“, zuckt sie ihre Schultern und seufzt leise. „Dieses lange Warten macht mich wahnsinnig. Noch so lang bis April.“
„Warten war noch nie deine Stärke. Schon als Kind nicht.“
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Jannis dabei zu beobachten wie er um den neuen Schönling herumwuselte brachte die beiden Brüder zum Grinsen. Mit vor der Brust verschränkten Armen standen sie mit dem Hintern an der Theke gelehnt nebeneinander und steckten amüsiert die Köpfe zusammen.
„Guck ihn dir an“, raunte Zane. „Ich glaube ihn hat es diesmal so richtig erwischt.“
„Meinst du? Wobei… du hast recht. Er strahlt wie ein Atomreaktor bei Nacht.“
„Sag ich doch. Wenn die beiden kein Paar werden, dann weiß ich auch nicht.“
„Liebe am Arbeitsplatz. Ich weiß nicht“, meinte Ethan nachdenklich und sah zu, wie Jannis einen Cocktail mixte und Ravier zeigte, wie er es machen sollte.
„Tiara arbeitet auch hier. Und guck dir Gem und mich an.“
„Das ist doch was ganz anderes, Zane.“
„Weil?“
„Wir sind die Inhaber und würden uns im Notfall einfach aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Mal davon ab dass unsere Mädels gerade schwanger sind und bald in absehbarer Zeit in Mutterschutz und Elternzeit gehen.“
„Wer sagt denn, dass wir beide nicht auch Elternzeit nehmen?“, zog Zane seinen Bruder mit einem Grinsen auf. „Vielleicht nehme ich mir auch ein paar Monate frei und kümmere mich um mein Kind.“
„Vielleicht? Ganz bestimmt wirst du das tun. Und du glaubst ja wohl nicht ernsthaft, dass ich mir die ersten Wochen und Monate entgehen lasse? Wobei wir noch Glück haben und überwiegend abends hier in der Lounge sind. Da schlafen unsere Babys schon.“
„Ihr habt wirklich ein interessantes Thema“, klinkte Sandra sich schmunzelnd ein und stemmte die Hände in ihre Hüften. „Normalerweise kümmert werdende Väter sowas wie Elternzeit nicht unbedingt.“
„Wir sind halt Ausnahmen“, zwinkerte Zane ihr neckisch zu und sie lachte leise auf.
„Ich merke es. Finde ich aber gut. Das zeigt, dass ihr euch für euren Nachwuchs interessiert und langfristig für die Zukunft plant. Gem und Tia können sich wirklich glücklich schätzen.“
„Findest du?“, hakte Ethan nach und rieb sich den Nacken unsicher. „Manchmal komme ich mir eher vor, als wäre ich eine Glucke. Was ich ganz und gar nicht sein möchte.“
„Wenn Tiara nichts in dieser Richtung andeutet, dann machst du alles richtig“, gab sie ihm lächelnd den Tipp. „Und ich habe bisher noch keine Beschwerden gehört.“
„Das beruhigt mich wirklich“, seufzte Ethan erleichtert auf und grinste.
„Ich wusste gar nicht, dass dich das so beschäftigt“, sagte Zane verwundert und sah seinen Bruder erstaunt an. „Warum hast du nichts gesagt?“
„Ich weiß nicht. Irgendwie… momentan bin ich nervös. Die Hochzeit rückt immer näher und ich will alles richtig machen. Es soll Tiara gefallen.“
„Wird es. Sie plant doch mit.“
„Ja, schon, aber ich…“, versuchte Ethan sich zu erklären und machte eine unbestimmte Handbewegung in der Luft, die seine Sprachlosigkeit ausdrücken sollte. „Es ist seltsam.“
„Nein. Tiara ist die Liebe deines Lebens und du hast Angst, sie durch irgendwas zu verlieren“, stieß Zane seinem Bruder sanft den Ellenbogen in die Seite. „Aber die Frau wirst du ebenso wenig los, wie ich meine Gem. Trust me.“
Beide sahen zu Jannis rüber, bei dem nun auch Sandra seit einiger Zeit stand und mit ihm sprach. Ravier beobachtete anscheinend verstohlen den Barkeeper, während er Sandra keinerlei Blick schenkte. So wie es aussah, bestätigte sich Zanes Vermutung und Ethan schüttelte erstaunt den Kopf. Sein kleiner Bruder hatte wirklich eine feine Beobachtungsgabe.
„Kommt ihr ohne uns klar?“, erkundigte sich Gemma und Zane wandte ihr sein Gesicht zu.
„Niemals. Ich bin aufgeschmissen ohne dich, Baby“, sagte er ernst und hob einladend einen Arm, damit sie sich an seine Seite schmiegen konnte. „Jetzt komme ich klar. Ganz eindeutig.“
Lächelnd legte Gemma eine Hand auf seine Brust und sah zu ihm auf.
„Du bist süß“, flüsterte sie ihm zu und zwinkerte, ehe sie lauter sprach: „So männlich.“
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er drückte ihr zärtlich einen Kuss auf die Lippen, ehe er zu Ethan und Tiara sah. Tiara stand an ihn geschmiegt und mit geschlossenen Augen da, fest von seinem Bruder umarmt, welcher noch immer mit dem Hintern an der Theke lehnte und sein Kinn auf ihrem Scheitel platziert hatte.
„Ich habe dein Mädchen aus Versehen zum Weinen gebracht“, gestand Diamond zerknirscht und Ethan runzelte verwundert die Stirn. „Da sie keine Geschwister hat, habe ich ihr angeboten, dass sie mich gern als ihren Bruder vorstellen darf.“
Tiara drehte ihr Gesicht in Ethans Shirt und seufzte leise.
„Heute bin ich sensibel in allen Bereichen“, nuschelte sie, sodass nur er sie verstehen konnte.
„In allen?“, raunte er leise zurück und sie kicherte unterdrückt.
„Hmm.“
„Ihr seid alle so widerlich süß“, verzog Diamond sein Gesicht und seufzte dann Gott ergeben, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und den Blick wandern ließ. „Die Lounge hat sich echt gemacht.“
„Ein wenig umgebaut wurde. Wir haben seit einiger Zeit erst die kleine Tanzfläche dort hinten. Tiara kam auf diese Idee“, sagte Ethan und schmunzelte, während er zärtlich über ihren Rücken streichelte. „Zane hat auch schon einige heiße Moves auf das Parkett gelegt.“
„Was anderes hätte mich auch stark verwundert“, feixte Diamond mit einem halben Grinsen und trat hinter die Bar, um sich an der Coke zu bedienen. „Ich bin mal so frei.“
„Fühl dich wie zu Hause“, lachte Zane leise und drückte seine Lippen dann an Gemmas Schläfe, um ihren Duft in seine Lungen zu inhalieren. „So wie ich mich, wenn Gem in meiner Nähe ist.“
Diamond stöhnte gespielt gequält auf und griff sich theatralisch an die Brust, während er beim Einschenken seines Softgetränks innehielt.
„Und es geht weiter. Ich werde entweder an Diabetes erkranken oder Karies bekommen. So ein Süßholzgeraspel.“
„Ich erinnere dich daran, wenn du mit deiner Traumfrau im Arm irgendwo herumstehst“, grinste Zane verschmitzt.
„Das wirst du nicht erleben. Überhaupt nicht meine Art... so in der Öffentlichkeit“, wiegelte der Blonde ab und stellte die Flasche wieder in den Kühlschrank.
Ethan und Zane wechselten einen wissenden Blick und schwiegen grinsend.