Josef stand vor der Wohnungstür und hatte das Gefühl, aus einem Traum zu erwachen. Was zum Teufel war denn da jetzt abgelaufen? Diese Sonja machte ihn heiß, zweifellos. Schon lange hatte er kein so starkes Verlangen mehr nach einem Abenteuer gehabt. Sie war, was er Anfangs gar nicht erkannt hatte, die erotisch anziehendste Person, die ihm je begegnet war und auch wenn das ungebührlich klingen mag: Er hätte sie am liebsten sofort vernascht...
Josef war nie ein Kostverächter gewesen, aber er war es gewohnt, zu erobern! Nicht etwa erobert zu werden! Die war ja von der ganz schnellen Sorte! Aber das war ihm völlig egal. Sie hatte ihm signalisiert, dass es wohl nicht bei einem gemeinsamen Abendessen bleiben würde und er würde sich keines Falles wehren, wenn Sonja ihn vernaschen würde, nur... so sehr ihm ihre forsche Art entgegenkam, ihm ein erotisches Abenteuer praktisch in Aussicht zu stellen, es... disqualifizierte sie für die Möglichkeit einer ernst zu nehmenden Beziehung. Josef war von Anfang an scharf auf sie gewesen und er war es noch, aber die anfänglich große Chance auf eine echte Liebesbeziehung war verspielt, denn... diese Frau war ihm zu offen... er würde ihr nie vertrauen können, immer Angst haben, dass sie sich nimmt wen Sie will. Und er fürchtete, dass nicht immer nur er der Glückliche sein würde...
Er tänzelte die Treppe hinunter und ging zum Wagen. Als er einstieg, sah er zu den Fenstern ihrer Wohnung hinauf, doch so sehr er sich auch gewünscht hatte, nochmal in ihr Gesicht zu sehn... sie war nicht auszumachen.
Mantodea hatte schnell die Tür ins Schloss gezogen und lehnte sich nun dagegen. Sie wusste, dass sie ihn eingefangen hatte, und normal hätte sie sich darüber gefreut, wie geschickt sie alles eingefädelt hatte. Doch die letzten Sekunden und der Kuss waren nicht geplant gewesen... Das war ihr einfach passiert! Sie hatte sich tatsächlich so wohl gefühlt in seiner Gegenwart und hatte sich dazu hinreißen lassen! Sie lief ins Bad und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Dann sah sie in den Spiegel.
"Bist du komplett irre? Spinnst du? Die große Mantodea verliebt sich in ihr Opfer?"
Es hatte zwar von Anfang an zu ihrem Plan gehört mit Josef eine intime Beziehung anzufangen, aber nicht auf diese Weise. Ihr Verlangen nach diesem Mann hätte Schauspiel sein sollen. Es wäre auch kein Problem gewesen, wenn der Sex mit ihm Spaß machen würde, aber... wirklich Verlangen nach ihm zu spüren, nicht nach Sex allein! Nach ihm!
"Wie kannst du nur, du dumme Pute? Du bist Profi, also reiß dich zusammen und benimm dich auch so!" Rief sie sich zur Ordnung. Sie ging zum Wohnzimmerfenster und sah Josef zu, wie er mit seinem Volvo auf die Hautstraße abbog. "Schade, Josef..." murmelte sie "hätten uns andere Umstände zusammengeführt, wärst du vielleicht mein Märchenprinz geworden..."