Peter und Karl hatten tatsächlich kalte Füße bekommen. Beide konnten nachts nicht mehr schlafen. Peter war klar geworden, wie weit sie tatsächlich gegangen waren! Wie konnte er sich nur soweit verrennen, Josef den Tod zu wünschen, nein schlimmer: Seinen Tod in Auftrag zu geben! Natürlich hatten Karl und Hans dieselbe Schuld auf sich geladen, aber er war intelligent genug, zu begreifen, das es stimmte, was Hans ihnen vorgeworfen hatte. Scheinheilige, gierige Gauner waren sie geworden. Sie hatten ihre Seele verkauft.
Er konnte Hans nicht mal einen Vorwurf machen. Es war sein gutes Recht gewesen, sich abzusichern. Am liebsten hätte Peter reinen Tisch gemacht und die Wahrheit gesagt, um Josefs Leben noch zu retten, doch dann würde ans Licht kommen, dass Hans nur den Kontakt hergestellt hatte...
Ähnliche Gedanken plagten Karl. Drei Firmeninhaber hatten sich zusammengetan um einen Gegner "beseitigen zu lassen". Hatte er sich gestern Nacht noch mit dem Gedanken beruhigt, dummer Weise als Mitläufer in diese Sache geraten zu sein, so hatten Hans' deutliche Worte heute für Aufklärung gesorgt: Tatsächlich hatte er sie vor diesem Schritt gewarnt.
"Überlegt euch das gut!" hatte er gesagt. "Wenn Mantodea tatsächlich einen Auftrag von uns annehmen sollte, gibt es kein zurück! Sie ist teuer aber zuverlässig! Hat sie einen Auftrag angenommen, zieht sie ihn durch. Sie kennt keine Misserfolge. Wenn sie die Anzahlung einfordert, gilt der Deal und es gibt keine Möglichkeit mehr auszusteigen! Allein der Versuch, würde vermutlich jedem von uns das Leben kosten! Denkt also noch eine Nacht darüber nach, ob ich meine sogenannten Kontakte aus meiner Wiener-Zeit in Anspruch nehmen soll. Wir sehen uns morgen. Wenn ihr euch dafür entscheidet, lass ich in gewissen Kreisen nach ihr fragen. Sie wird mir eine Möglichkeit zukommen lassen, ihr den Auftrag zu erteilen, aber ihr müsst euch sicher sein! Ist der Auftrag erst erteilt haben wir keinen Einfluss mehr auf diese Geschichte! Jeder Versuch dazu wäre mit Sicherheit tödlich!"
Sonja hatte Josef mittlerweile kulinarisch verwöhnt und reizte die vor Erotik knisternde Spannung voll aus. Sie hatten nach dem Kuss vorzüglich gespeist und saßen sich nun bei Kerzenschein mit einem Glas Champagner in der Hand gegenüber. Sie ließ den Blickkontakt nicht abreißen während sie nippte, stellte das Glas wieder hin spitzte die Lippen ein Wenig, so als wolle sie ihm einen Kuss zuwerfen, ließ es aber dann in gespielter Nervosität bei einem Lächeln. Es war ein Spiel! Ein wunderbares, schönes, erregendes Spiel, ihn in einen Zustand höchster Begierde zu bringen. Ein Verlangen, das sie selbst ebenso stark verspürte und dem sie nach diesem romantischen Abendessen mit dem grösstem Vergnügen nachgeben würde! Sie verbat sich, auch nur einen Tag weiter zu denken! Diese Nacht würde ihr gehören! Er würde diese Nacht ihr gehören...