Hans Mayrhofer war stinksauer! Er hatte von der Pike auf am Bau gearbeitet. Er hatte sogar mit Josef Brantner im selben Betrieb gearbeitet. Allerdings hatte er sich damals schon mit etwa zehn Jahre jüngeren Besserwisser täglich geärgert und als dieses Arschloch dann auch noch den >zweiten Bildungsweg< einschlug um zu studieren, war völlig klar, dass es mit ihm nur Ärger geben würde. Leute wie Josef Brantner jun. sind nur zu gebrauchen, wenn sie selbstständig erwerbstätig als Baumeister oder Architekt arbeiten. Als Sachverständiger, der die Arbeit anständiger, ehrlicher Baufirmen zu beurteilen hatte, war solch ein Mensch eine fleischgewordene Katastrophe. Und Hans Mayrhofer hielt sich sehr wohl für einen anständigen Unternehmer. Klar, in diesem Geschäft musste man schon mal ein Wenig tricksen, um ein Angebot stellen zu können, das auch Chancen barg. Dazu gehörte schon mal die nähere Bekanntschaft mit gewissen >Hof- oder Kommerzial-Räten< wie das im guten alten Österreich nun mal so ist. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Das kann einmal ein Segelturn an der Adriaküste oder ein anderes mal eine Jagd in Ungarn sein. Alle Firmen müssen heute Schleuderpreise vertreten. Sonst stehen halt rumänische oder bulgarische Laster vor der angestrebten Baustelle.
"Fahr nicht fort, kauf im Ort!" klingt natürlich super! Wer aber etwas bauen will, und sei es nur eine Garage, der schaut sich seine Möglichkeiten vorher genau an. Die paar Leute, die sich das ein Wenig mehr kosten lassen, tun das vielleicht deshalb, weil das eigene Kind Lehrling im Betrieb ist.
Das die in in der Gemeinde aufgewachsenen Jugendlichen keine Lehrstelle finden, das beklagen die Gemeindebürger schnell! Dass sie selbst aber ausländische >Diskont-Firmen< beauftragen, wenn sie etwas zu vergeben haben, davon will keiner etwas wissen!
Genau das aber, und nur das, bringt die ehrlichen kleinen Unternehmer an den Rand der Existenz! Wie soll ein Betrieb, der bei jedem Angebot dass er mit seinem Gewissen grade noch vereinbaren kann, das ihm die Möglichkeit gibt, seine Gesellen und Lehrlinge zu bezahlen und auch noch ein klein Wenig Gewinn zu machen, deutlich über dem Angebot der seit dem Beitritt der EU möglichen Konkurrenz liegt, überleben? Wie?
Das hatte nicht nur Hans erkannt! Alle beklagten diesen Umstand und jeder meinte zu wissen, dass der Fehler in der Politik zu suchen war...
Und aus diesem Grund, wurde - und zwar nicht nur in der Firma von Hans - Nein, ganz allgemein im Bauwesen, einfach auf minderwertige Ware gesetzt, während teure hochwertige Ware verrechnet wurde. Was sehr lange gut gegangen war. Bis... ja, bis Josef Brantner die Bühne der Baustellen rund um den Mondsee und später sogar im ganzen Mondseeland zu seinen Jagdgründen erklärt hatte...
Nur ein paar ganz besonders Schlaue waren auf die Idee gekommen, dass es Zeit war, diesem Emporkömmling Einhalt zu gebieten! Anfangs hatte man in diesen Kreisen geglaubt, ein Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Vater dieses Mannes würde Abhilfe schaffen... Mitnichten! Und nach mehreren Versuchen, eine Wende herbeizuführen, war man schließlich an Hans herangetreten, der einige Zeit in Wien auf Großbaustellen verbracht hatte, bevor er den elterlichen Betrieb übernommen hatte. Zugegeben, er hatte viele Kontakte und er hatte eine andere Sicht auf Gegner, als man sie in einer kleinen Landgemeinde hat... Aber was man von ihm wollte, war auch für ihn völlig neu!
Ein paar ganz Hartgesottene baten ihn tatsächlich, seine Kontakte dafür zu verwenden, Josef Brantner für immer verschwinden zu lassen. Und zwar auf eine Art, die auf keinen Fall einen Rückschluss auf seine berufliche Tätigkeit, sprich einen Rückschluss auf die In den Skandalbau involvierten Firmen zuließ.
Und jetzt? Jetzt kamen diese Dillettanten mit blöden Fragen? Hans war mit allen Wassern gewaschen! Deshalb war man ja auch zu ihm gekommen! Aber: Er hatte dieses Gespräch damals tatsächlich aufgezeichnet...