Karl hatte keine Ahnung was jetzt kommen würde,
"Karl, ich habe vor etwa einem Jahr festgestellt, das Hans Mayerhofer, der mich übrigens immer gut behandelt und sehr geliebt hat. nicht mein Vater sein kann. Als du nun gestern kamst, um uns beizustehen, ist uns - Hannes und mir - aufgefallen, wie respektvoll, ja liebevoll du mit unserer Mutter umgehst. Deshalb sind wir zu dem Schluss gekommen, dass du mein Vater bist..."
"Ja, Natalie! Das bin ich! Ich wusste es aber bis gestern selbst nicht, ehrlich! Aber jetzt weiß ich es und weißt du was? Ich bin stolz darauf! Ich hoffe, dass du irgendwann damit klar kommst... Ich hab es gestern erfahren und ich freu mich darüber... und vielleicht tust du das irgendwann auch... Bitte versteh mich nicht falsch! Ich weiß, dass Hans dich über alles geliebt hat und dir ein guter Vater war, aber ich konnte das nicht sein, weil ich nichts davon wusste! Ich kann nur hoffen, dass du dir vielleicht irgendwann Zeit nimmst, dir ein zutreffendes Bild von mir zu machen... Ich für mein Teil bin sehr stolz auf dich, auch wenn ich bisher nicht dazu beitragen konnte, dass du so wirst, wie du Gottlob geworden bist... was für deinen "Vater" spricht... Du weißt was ich meine..."
"Ja, das weiß ich, Karl und genau das schätze ich an dir... Ich wünsche mir von dir, dass du meiner Mutter all die Liebe gibst, die ihr bisher vorenthalten blieb... Schaffst du das ?
"Oh Ja, Natalie! Das schaffe ich!"
Natalie stand auf und stellte sich direkt vor ihn.
"Komm her!"
Er stand ebenfalls auf und Natalie umarmte ihn.
"Du wirst damit leben müssen, dass ich nie Papa zu dir sagen werde... Vielleicht mal Vater... aber ich glaube du bist einer, den man gernhaben kann.
Karl hielt Natalie nun fest und kämpfte mit den Tränen.
"Du hast ein Recht darauf, um deinen Papa zu trauern! Das sollst du auch! Aber du hast mich gerade sehr glücklich gemacht, mein Kind!"
Hannes stand in der Tür.
"Ach! Du hast es ihm schon gesagt? Schade...Da wär ich gern dabei gewesen..."
Er ging auf sie zu. "Servus Karl! Alles klar bei dir?"
"Allerdings, Hannes! Ich freue mich sehr, dass deine Schwester es so gut aufgenommen hat. Und du scheinbar auch. Das ist mir sehr wichtig!"
"Ich weiß Karl! Und das macht dich so besonders... und die Tatsache, dass Mutter dich offenbar noch immer liebt... Aber ihr solltet das noch nicht öffentlich machen, ihr beide."
"Auf keinen Fall!" kam es von Renate und Karl gleichzeitg.
"Na dann ist es ja gut! Wie wäre es nun endlich mit einem Frühstück?"
Renate konnte noch immer nicht glauben, mit welch großer Toleranz die Kinder, besonders Natalie, ihre Liebe zu Karl aufnahmen, ja Karl selbst aufnahmen. Es hatte seinen Grund darin, dass Natalie ihren "Papa" zwar sehr geliebt hatte und immer gut von ihm behandelt worden war, sie sich aber immer schuldig fühlte, weil sie wusste, dass ihre Mutter und Hannes immer leer ausgingen, was Anerkennung oder Zuneigung, geschweige denn Liebe betraf. Diese von ihr empfundene Schuld hatte sie in Depressionen getrieben. Als sie nun gemerkt hatte, dass ihre Mutter endlich wieder Respekt und Liebe erfuhr, sah sie ihre Chance gekommen, sich von ihrer "Schuld" zu befreien und ihrer Mutter diese Liebe zu gönnen. Sie hatte lange mit ihrem Bruder darüber diskutiert und die beiden hatten die Größe, ihrer Mutter den Weg zu ihrem Glück zu ebnen...
Josef war inzwischen in seinen Volvo gestiegen und fuhr nach Hause. Seltsam... er hätte schwören können, dass das typische Klimpern seiner Schlüssel in der Hosentasche zu vernehmen gewesen war, als er in seiner Leidenschaft den Jogger abgestreift und auf den Schminktischhocker geworfen hatte...