Josef schlug die Augen auf. Er brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, wo er war und...
Wow! So etwas hatte er noch nie erlebt! Diese Frau hatte ihn an seine Grenzen geführt! Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so eine körperliche Einheit, so eine enorme, miteinander empfundene Lust, so eine perfekte Übereinstimmung zweier Körper verspürt...
Sowas hatte er nicht einmal ansatzweise für möglich gehalten! Aber während er diese unglaublich schöne Erfahrung einfach nur genoss und im Geiste wieder und wieder Revue passieren ließ, fragte sich Mantodea, was hier gerade abgegangen war...
So ein Blackout nach einer Liebesnacht war ihr fremd! Was zum Teufel war denn hier passiert? Sie war völlig weggetreten! Dieser Mann hatte das Potential, auch sie aus dem Konzept zu bringen!
Sie hatte das erste Mal, seit sie diesen Weg eingeschlagen hatte, Zweifel an dem, was sie tat, was sie zu ihrer Berufung erkoren hatte...
"Scheiße! Das kann doch nicht wahr sein!" Das war der Mann, den sie sich vorstellen konnte! Mit dem sie die Früchte ihrer bisherigen Tätigkeit genießen würde können... Aber wie sollte das funktionieren? Dieser Mann sollte in spätestens zwei Wochen tot sein... Und es war an ihr, dafür zu sorgen, dass er unverdächtig das Zeitliche segnen würde....
Es ging gegen halb vier Uhr morgens, sie lag mit dem Rücken an seiner Brust, von seinen Armen umschlossen und hielt seine Rechte. Sie spürte, dass er aufgewacht war, ließ ihn aber nicht merken, dass auch sie nicht mehr schlief. Wie konnte sie ihm je wieder in die Augen sehen? Ein unsäglicher Druck legte sich auf ihre Brust.
Es war paradox! Sie genoss seine Wärme, spürte eine nie gekannte Geborgenheit. Ein Gefühl, dass ihr völlig fremd war! Doch wie ein stählernes Band legte sich dieser Druck um sie und bereitete ihr fast körperlichen Schmerz. Noch nie hatte sie so empfunden. War das die Strafe für ihr mörderisches Tun? Für das Leben, das sie lebte...? Als zöge sich dieses imaginäre Band langsam zusammen, synchron mit den nur mühevoll verjagten Gedanken an den Auftrag, der sie zu Josef geführt hatte. Eine Träne fiel aus ihrem Augenwinkel auf seinen Oberarm...
"Sonja! Weinst du? Hab ich dir weh getan? Was ist denn mit dir?"
Erschrocken hatte Josef sich aufgerichtet und sah nun, gestützt auf seinen linken Ellenbogen, auf sie herab. Sonja drehte sich nun zu ihm um und verbarg, geschüttelt von leisem Schluchzen, ihr Gesicht an seiner Schulter.
"Nein Josef, hast du nicht... Bitte bleib... Geh nicht! Bitte! Ich will am Morgen in deinen Armen aufwachen... Ich wünsche es mir so sehr!"
"Aber was hast du denn, Sonja?"
"Frag mich nicht! Bitte! Ich kann es dir nicht sagen..." presste sie, ohne aufzusehen unter Tränen hervor. Ihr Körper bebte und sie schmiegte sich eng an ihn.
"Halt mich... Bitte halt mich ganz fest, Josef...!