Während Josef und Sonja in Richtung Schober aus dem Blickfeld der verwunderten Gäste verschwanden, rappelte Mayerhofer sich vorsichtig unter Geächze und Gestöhne auf.
"Wos schauts denn so deppat, es Affen? Ihr seid's ja schene Freund'. Net oana helfert mir auf!"
"Ah host des a scho gmerkt, du Blitzgneisser?" kam es von seinem Tischnachbarn zurück, "Und was sagt dir des? Zu unserm Tisch brauchst di nimmer setzen, Hans! Auf soiche Dodln kinna ma gern verzichten! Mit dir kann ma si a grad blamiern! Für was hast den die Katz angstänkert? Die hat dir überhaupt nix tan! Nur dass si mitn Sepp geht, macht sie net schlechter wia jede Andere a!"
Da Sepp is a Verräter, a dreckiger! Ob die Puppm des woas oder net, des is mir Wurscht! A Baumoaster, der gegn sei eigene Zunft is! A Nestbeschmutzer! Der hat mir scho vü Geld kost!"
"Hätt'st a anständige Arbeit abgeliefert und net lauter minderwertigs Zeug zu Höchstpreise verrechnet, hätt er dir nie ans Leder kinna! So schauts aus! Und jetzt schleich di du Trottel! Du daboamst koan!"
Hans war für solche Argumente nicht empfänglich. Mit einer wegwerfenden Handbewegung zog er von dannen...
Der Großteil der Gäste hatte die kurzweilige Darbietung genossen. Schließlich sieht man nicht alle Tage, wie eine so hübsche, zarte Person einen groben, renitenten Kerl wie ihn, in so demütigender Form einfach abstellt. Neben der Blamage schmerzten ihn auch die Plessuren, die er bei Sonjas Blitzattacke abgekriegt hatte. Ohnmächtiger Zorn auf seinen Lieblingsfeind war die Folge. "Gut, dass sich Mantodea seiner annehmen wird!" dachte er auf dem Weg zu seinem Wagen...
Wortlos gingen Sepp und Sonja bergan. Sie wurde das Gefühl nicht los, gerade einen ihrer Auftraggeber niedergeschlagen zu haben. Diese waren selbstverständlich anonym geblieben. In diesem Gewerbe zählte nur das Geld. Aber bei der Recherche zur Zielperson, zeigte sich natürlich sehr deutlich, wer wohl zur Gruppe der Mordbuben gehören würde. Mantodea forschte ihre Auftraggeber immer aus, schon für den Fall, dass es Probleme mit der Restzahlung geben sollte...
Es war paradox. Sie hatte den Auftrag angenommen, den Sachverständigen Josef Brantner in völlig unverdächtiger Weise zu töten. Und gerade eben hatte sie einen ihrer Auftraggeber niedergeschlagen, weil sie dessen Zielperson vor ihm schützen wollte...
"Du bist in Gefahr, Sepp. Der Mann war nicht einfach nur sauer auf dich! Er hasst dich! Er will deinen Tod! Ich habs in seinen Augen gesehen! Das macht mir Angst..."
Josef, der total perplex, bis jetzt kein Wort herausgebracht hatte, blieb stehen und wandte sich ihr zu.
"DU machst MIR Angst, Sonja! Wie du den Hans abserviert hast und wie du seinen Blick deutest... WER bist du Sonja? Und, vor Allem, WAS bist du?