Josef ärgerte sich, dass ihm die Sirene dazwischengekommen war. Er war drauf und dran gewesen, Sonja etwas tiefer auf den Zahn zu fühlen. Sie aber hatte geschickt pariert und der gute Ansatz, der Lösung des Problems näher zu kommen, war durch die Ablenkung verloren gegangen.
Gut! Es mochte schon sein, dass sich gerade eine so attraktive Person gut schützen musste und zu diesem Zweck auch eine Nahkampfausbildung in Anspruch nahm. Aber in dieser bedrohlichen Situation hatte sie ihn nicht nur beeindruckt, sie hatte auch seine schwelenden Zweifel genährt. Hatte sie tatsächlich einen Schwächeanfall gehabt, neulich? Oder aber war sie gar nicht dieses zerbrechliche, zarte und womöglich zart besaitete Geschöpf, dass so sehr seine Nähe, seine Fürsorge gebraucht hatte...? Wer war Sonja Tremer wirklich?
Sonja wusste, dass sie gerade nochmal davongekommen war. Aber sie wusste auch, dass sich Josefs Zweifel erhärteten. Tief in ihrem Innern focht sie einen Kampf aus, den wohl keiner je ermessen wird können. Sie wollte ihn so gerne retten! Ja sie wollte gern ein neues Leben mit ihm beginnen! Aber wie? Die Wahrheit konnte sie ihm wohl schlecht erzählen...
Karl fragte sich indessen, wie groß die Gefahr, durch Peters Gewissensbisse aufzufliegen wohl tatsächlich war. Er musste unbedingt mit Hans darüber reden. Sollte der ihn doch zur Vernunft bringen! Das ganze Unternehmen schien aus dem Ruder zu laufen. Sie hatten geglaubt, die Lösung gefunden zu haben, doch wenn das die Lösung sein sollte... dann wären sie mit dem Problem wohl besser bedient gewesen.
Sonja und Josef näherten sich dem Gipfel und genossen eine fantastische Aussicht auf den vor ihnen liegenden Mondsee. Es war herrliche Sicht und Sonja war hier noch nie gewesen.
"Es ist fantastisch, Sepp! Es war eine gute Idee, heute auf den Berg zu gehen! Das sollten wir öfter machen, findest du nicht?"
Josef wandte sich ihr zu und noch bevor er antworten konnte legte sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er hatte keine Wahl. Er erwiderte ihren Kuss und versuchte, seine Zweifel zu verdrängen! Es war aber auch zu schön, von dieser Frau hofiert zu werden... Eigentlich verlief alles so, wie er es sich wünschen hätte können, aber das Leben hatte ihn gelehrt, sich nicht zu früh zu freuen...
" Ich hab dich lieb, Sepp." hauchte sie, in der Erwartung oder aber in der Hoffnung, Ähnliches von ihm zu hören... Sie wusste, dass er sogar sehr in sie verliebt war! Aber er brachte es offenbar nicht fertig, es auszusprechen.
Stattdessen küsste er sie nun ein weiteres Mal, aber sie wusste, dass er sich damit wohl nur um eine Antwort gedrückt hatte...