Was war nur los mit diesem Mädel. Sepp konnte förmlich spüren, das Sonja irgendwie mit sich kämpfte. Seine Liebeserklärung hatte sie einerseits ganz offensichtlich glücklich gemacht! Aber sie focht offenbar Irgendetwas aus in den Tiefen ihres Herzens.
"Bist du etwa verheiratet, Sonja?" Er konnte sich die Frage nicht verbeißen...
"Aber nein, Sepp! Natürlich nicht! Ich freu mich nur so darüber, dass du mir endlich gesagt hast, dass du mich auch liebst!"
"Dann ist es ja gut, Kleines! Komm, lass uns gehen! Wir haben noch den ganzen Weg vor uns..."
Die beiden würden nicht lange brauchen, um auf den Schafberg zu kommen. Auf dem Weg überholten sie immer wieder weniger trainierte und auch entgegenkommende Wanderer. Wie üblich grüßte man sich freundlich und wechselte das eine oder andere Mal auch ein paar Worte.
Auf der Eisenau Alpe legten sie eine Pause ein und tranken ein paar Schluck. An so schönen und leider auch heißen Tagen wie heute, hatten die Hütten auf der Eisenau Hochbetrieb und Sepp hatte die Idee auf dem Rückweg hier zu Abend zu essen und eventuell zu übernachten und erst morgen früh den Heimweg anzutreten. Er hatte morgen erst um 14:30 einen Gerichtstermin und konnte es sich erlauben, den Vormittag frei zu halten. Auch Sonja schien kein Problem damit zu haben, meinte aber mit einem Zwinkern, dass sie die Nacht lieber mit ihm alleine verbringen würde. Da die letzten beiden Nächte unglaublich schön gewesen waren, verwarf er den Gedanken an das Nachtlager in einer Hütte sofort und stimmte ihr vorbehaltlos zu...
Doch es gab da noch jemanden, der sich Gedanken um Josef Brantner machte. Peter Muhr, der Elektroinstallateur, der sowohl finanzielle, wie auch mittlerweile daraus resultierende familiäre Probleme hatte und den nun auch noch das Gewissen plagte. Der Anruf von Karl hatte absolut nichts beruhigendes gehabt und er wollte unbedingt verhindern, was er da offenbar in einem Anfall geistiger Umnachtung angezettelt hatte. Ausgerechnet er hatte diese unglaubliche Idee gehabt und war damit zu Karl und Hans spaziert. Anfangs hatte ihn Karl für verrückt erklärt, aber zusammen mit Hans war er dann doch dafür zu gewinnen gewesen. Allerdings war Karl auch der, der den Mumm gehabt hatte, Sepp jetzt eindringlich zu warnen, selbst um den Preis, sich dabei verdächtig zu machen. Peter kam sich nun ganz klein und schäbig vor! Ein Versager auf der ganzen Linie! Seine Ehe stand vor dem Aus, Seine Verbindlichkeiten waren nicht mehr zu bewältigen und er hatte große Schuld auf sich geladen! Er würde Josef Brantner nun auch noch einmal warnen! Persönlich, nicht anonym! Karl hatte schon Recht gehabt! Ein Josef Brantner ließ sich nicht von einem imaginären Feind einschüchtern! Er musste den Tatsachen ins Auge sehen können! Erkennen können, in welcher großen Gefahr er sich befand. Und wenn Peter Muhr ihm dazu reinen Wein einschenken musste, dann würde er das tun. So wie es war, hatte Peter sowieso kein menschenwürdiges Dasein mehr, also wollte er sich wenigstens von dieser, für ihn nicht mehr tragbaren Last befreien. Er griff zu seinem Smartphone um im Internet Josefs Nummer zu suchen. Schließlich atmete er noch einmal durch und wählte Josef Brantners Nummer...