Natalie war mit den Semmelknödeln und dem Salat erschienen, Renate brachte die "Bratldachtn", jenes Bratbehältnis, in dem sich der Braten samt Kartoffeln, Zwiebelhälften und einzelnen Krautkopfstücken, dem sogenannten Stöcklkraut befand, dazu der herrliche Bratensaft, der einmal erkaltet, noch einen köstlichen Brotaufstrich abgab! Der Duft eines frischen Schweinebratens ließ ihnen auch im Freien das Wasser im Mund zusammenlaufen. Natalie ging nochmal ins Haus und holte das Geschirr. Danach ging sie schnurgerade auf Karl zu, der aufgestanden war, um sie zu begrüßen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Du bist immer so höflich und begegnest jedem mit dem gleichen Respekt! Das gefällt mir!"
Karl war völlig verdattert, was ihnen allen gefiel.
"Hast du ein Problem damit, wenn ich dir ein Bussi geb?" fragte Natalie betont unschuldig.
"Ganz im Gegenteil, mein Mädel! Ich kann mein Glück kaum fassen! Du machst mir eine große Freude damit, Natti! Ich bin ganz überwältigt..."
Renate lächelte.
"Ich dachte, ich sei deine Natti?!"
"Ich fürchte, du musst einsehen, dass ich jetzt zwei Nattis habe! Aber keine Angst, ihr nehmt euch nichts weg! Ich hab euch beide lieb. Wenn auch nicht ganz auf die gleiche Weise. Und auch mit Hannes versteh ich mich prächtig!"
Hannes holte zwei weitere Bierflaschen und die Mädels teilten das Essen aus. Karl genoss diese Familienidylle, ein traumhaftes Gefühl, welches ihm bisher versagt geblieben war...
Da Karl mit seiner neuen Familie beieinander saß, konnte er das Gespräch nicht annehmen, das sein Handy im Auto meldete. Es wäre aber nicht unwichtig gewesen, denn Peter war drauf und dran, Josef Brantner umfassend von ihrem Komplott zu informieren und wollte ihm dies gerade mitteilen...
Nachdem auch Karl für Peter nicht erreichbar war, hatte dieser beschlossen, Josef auf die Box zu sprechen. Er hatte sich Mut angetrunken und ließ es neuerlich läuten. Nachdem sich die Sprachbox gemeldet hatte, versuchte er, sich möglichst verständlich zu artikulieren...
"Es läutet aber schon wieder mein Prinz... Ja, schon gut! Ich weiß, wir sind grad alpin unterwegs... Aber wenn wir oben sind, dann gehst du bitte ran, ok?"
"Tu´ ich nicht! Heute hab ich nur Zeit für dich, meine Angebetete!"
"Aber ich möcht es doch gerne! Bitte, Sepp! Heb´ ab! OK?"
"Falls es oben nochmal läutet, heb ich dir zuliebe ab, aber wenn er aufgegeben hat, ruf ich nicht zurück! Zufrieden?"
"Ja, gut! Aber wirklich, Sepp!"
Peter nahm sich zusammen: Nach Ansage der Sprachbox meldete er sich.
"Sepp, da is der Peter. Der Muhr Peter, der Elektriker. Sepp, du muaßt die Warnungen ernst nehma! Des is koa Schmeh! Was dir der Karl g´sagt hat, des stimmt! I woaß des genau, weil i dabei woar bei die Verschwörer! Ja...es tuat mir load Sepp, ehrlich, aber für mi hängt olles davon ab, ob die Baustelle fertig wird! I hab mi hoch verschuldet und dann hab i die blöde Idee ghabt. Da Mayerhofer Hans hat den Kontakt hergstellt und da Faber Karl war a dabei! Den hab i überred´t, damit mir des Geld zsammbringan für die Mantodea! Es tuat mir load, Sepp, ehrlich! Aber es is wirklich wahr und i bin schuld! I hab die zwoa da einizog´n! Für mi is sowieso Schluss! I kann nimmer weiter. I bin zahlungsunfähig und mei Frau is mir mit samt die Kinder dahin!" Du kannst mi ruhig anzoagn, wennst z´ruckkommst aber bitte hau jetzt amoi zwoa Monat ab! Bitte! Dann is eh olles uma! Bitte schau, dass´d aus der Schusslinie kummst! Die Mantodea da, die kennt koa Gnade! Die mocht di kalt! Die scheißt da net um! Und die lasst sich a net z´ruckpfeifen! Net um´s Verreck´n! I wüh net dei Leb´n auf´m G´wissn hab´n! Bitte Sepp! Des is die Wahrheit! Die reine Wahrheit! Hau ab!" ...Klick!