"Ich verstehe immer noch nicht ganz, warum ich jetzt auch hier sitze", schüttelte Zero den Kopf. Er saß neben mir auf dem Stein und sah auf die glühenden Lavafelder hinaus. "Ich habe besseres zutun."

"Dein Antrieb kommt auch ein paar Tage ohne dich aus."

Ich spürte, dass es nicht der Antrieb war, der ihm Sorge bereitete.

"Was ist das eigentlich mit deinen Tricks, von denen Mia gesprochen hat? Hast du Kraftfeldmanipulatoren gebaut?"

"Pff", machte Zero.

"Unsichtbare Miniyana?"

"Hätte ich dir dann geholfen, eine Latrine zu graben?"

"Was ist es dann?"

"Du versprichst, dass du nicht lachst?"

"Versprochen."

"Hand drauf."

Auch so ein Parker Sache. Manchmal war es unmöglich, über die Ideen der anderen nicht zu lachen. Dann kam es zu der Aussage, die sich mein Bruder ausgedacht hatte.

"Also werde ich lachen", stellte ich fest. "Dein Papa und einige deiner Geschwister haben gelacht. Ich werde mich bemühen, es nicht zutun. Das kann ich dir versprechen."

Er sah mich erst nur an und dann wieder auf die Lava. Längere Zeit blieb es ruhig zwischen uns. Dann flüsterte er: "Ich kann Telekinese. Und ich kann Menschen ohne Traumstein dazu bringen, Dinge für mich zutun. Sie denken dann, es sei ihre Idee. Ich konnte das schon als Kind."

"Und dein Mann hat dem widerstanden?"

"Ja und ihr, die ihr den Traumstein benutzt, ihr seit auch immun. Ihr könnt sogar eure Gedanken verschliessen. Das ist angenehm, weil ihr dann nicht so laut seid."

"Du hast es deinem Vater gesagt", stellte ich fest.

Zero nickte traurig.

"Und er hat gelacht."

Wieder ein nicken.

"Harry Potter oder Jedi?"

"Star Wars, mein Dad kam mit Starwars. Alle am Tisch haben gelacht. Noch mehr, als er mir eine Darth Vader Uniform basteln wollte und immer wieder "Die Macht ist stark in dir, junger Skywalker." Von sich gab. Ich habe es ab da für mich behalten."

"Typische kindliche Begeisterung meines Bruders. Vor sieben Jahren hätte ich auch noch gelacht."

"Warum tust du es jetzt nicht?"

"Ich weiß nicht, ob du dabei warst, als Chimea mich befruchtet hat. Aber ich habe gesehen, wie ihre Zellen zusammen mit deinen Spermien neues Leben geformt und dann durch meinen Bauchnabel in mich gedrungen ist. Von noch ein paar anderen Dingen wie WIR-bewusstsein, Lumias Gedankensprache und Mogons Gedankenheilung mal ganz abgesehen. Ich sehe seit der Vereinigung mit deiner Tochter auch mehr und es wird jeden Tag detailerter. Ich sehe in diese Welt die Energieströme, so wie Chimea sie sieht, als wenn ihr Kind mich lehrt, es zu sehen. Euer Kind. Die Macht ist jetzt schon in ihr. Deine Macht, ihre Macht. Warum sollte ich mich darüber lustig machen?"

"Und was ist damit, dass ich einen Mann geliebt habe? Das habe ich auch verheimlicht."

"Das wäre doch nicht mehr so ein großer Schock."

"Mein Papa ist ein Gendertraditionalist", bemerkte Zero. "Er freut sich über jede richtige Beziehung zwischen seinen Kindern. Nibula aber erwähnt er Zuhause kaum noch."

"Das liegt wohl eher daran, dass sie als sein Liebling ihn bei ihrer Liebe zu Mia nicht vertraut hat. Er liebt euch alle. Er mag vielleicht nicht mehr vor der Familie über sie reden, aber er ruft zweimal die Woche an und erkundigt sich über sie und seine Enkel."

"Mich ruft er nicht an."

"Weil du schon länger nicht mit ihm redest. Er fragt stattdessen deine Schwester."

Er schwieg dazu. Wieder sahen wir in die Gluten. Nach einiger Zeit stupst ich ihn an. Er sah zu mir herüber.

"Dann zeig doch mal, was du kannst."

Er sah mich an und suchte in meinen Augen nach der Spur von möglichem Spott. Vielleicht war es auch der Versuch, meine Gedanken zu lesen. Dann drehte er sich zur Lava und streckte seine Hände aus. Mitten im geschmolzenen Gestein bildete sich eine auskühlende Säule. Immer mehr Lava stieg auf und ich konnte die Schweissperlen auf seiner Stirn sehen. Am Ende stand dort das Bildnis eines Katzoiden, der eine Hand ausstreckte. Ich sah sein entspanntes Gesicht, als er sich diese Gestalt betrachtete.

"Er ist ein schöner Mann."

"Er war ein schöner Mann", sagte Zero. "Ich akzeptiere, dass ich ihn verloren habe." Er fasste vorsichtig zu meinem Bauch. "Und dankbar für euer Geschenk."