Wir waren jetzt schon bei der sechsten Stunde des gegenseitigen geistigen Kampfes und meine Seite bröckelte immer mehr. Max hatte sich kurz nach Jinal und Juma verabschiedet mit dem Kommentar, dass mit seiner Rohrzange zu diskutieren mehr bringen würde, dem Juliet und Zero zustimmten und mit gingen. Kurz danach erklärte Gnuna, dass sie nur mal kurz nach den Kinder sehen wolle und kam dann nicht wieder. Liän kam kurz dazu und fragte Gin und Sogrey etwas, was zur Folge hatte, dass die drei sich mit erleichterten Gesicht auch verzogen. Cham war am Schlafen, was man bei ihm an einem gleichmäßigen Puls einer seiner Hauptknoten sah. Ich hatte über drei Monate gebraucht, dass zu erkennen.
Rooo hatte sich irgendwann verabschiedet, mit dem Kommentar, er müsse noch Leitungen putzen. Auch Ru schlief, was ich an Mar Kso erkannte, der drei dünne Fäden an Tekaus Traumstein hängen hatte, um so auch ja alles mitzubekommen. Neugierige Pflanze.
Die Minions waren alle abgeflogen, als Henriette vorbei kam und sagte, dass Ariane Großmutters Himmel und Erde in der Greenversion gekocht hatte. Das Blut der Wurst stammte dabei von einer Feige, die Ariane vom Forschungsplaneten mitgebracht hatte. Sie hatte einige Kölner Spezialitäten komplett neu erfunden und bereicherte gerade unsere Küche. Klar dass die verfressenen Kleinen sofort ihre Töpfe belagerten.
Dass auf uns kleine Wesen lebten, die die ganze Zeit dagewesen waren und nun kollektiv abflogen und auch noch mit einer Stimme sprachen - mit neun Stimmen im Falle der noch vorhandenen Verhandlungspartner - schien die Tochter des Rates am meisten zu verwirren.
"Das Leben ist Vielfalt", erklärte ich. "Man könnte Symbiose als eine Form der biologischen Sklaverei auslegen, aber mein WIR und ich können uns lange und ausgiebig über die richtige Zubereitung von Labskaus unterhalten, ohne das uns langweilig wird."
"Oder die Notwendigkeit einer erneuten Schwangerschaft", bemerkte Nibula.
Ich sah neugierig zu Mia und Nibula herüber.
"Die bemerken jedes Mal meine Periode und sagen, dass ließe sich doch einfacher in den Griff bekommen, wenn Mia den Knopf rausnehmen würde."
"Sehe ich anders", bemerkte Mia und streckte ihre Zunge raus, wo der Knopf dann in blau leuchtete.
"Sie haben ihre Kinder kastriert?", fragte eine der Wächter, die mit Rumija gekommen war.
"Er hat gar nichts gemacht", stellte Mia fest und zog ihren Knopf aus ihrem Geschlechtskanal. "Ich habe den selber entwickelt. Viele der katzoiden Frauen auf Red tragen den jetzt. So können wir so oft mit unseren Lieben intim werden, wie wir wollen, ohne sofort die Familie zu erweitern. Ich nenne das praktisch." Sie steckte den Stift wieder rein und küsste dann Nibula.
"Das war jetzt nur aber ein Snake", maulte die.
"Möchtest du eine ganze Mahlzeit?", neckte Mia ihre Frau und leckte ihr Ohr.
"Los, verschwindet schon", forderte ich die beiden auf. "Ich möchte nicht das ganze Menü sehen."
"Bis später, Papa. Vielleicht." Noch ein Seitenblick auf die Delegation und die Beiden waren weg.
"Sie erlauben zwischenrassigen Sex?", wollte ein anderer der Wächter wissen.
"Wer mit wem und wie oft sie wollen. Aber noch hält es sich in Grenzen."
"Denkst du", grinste Red. "Wer hier mit wem an Bord sexuelle Erfahrungen geteilt hat, damit könnte man ganze Ratgeber füllen. Wenn ich das aufschreibe, würden die mir auf Red das Buch aus den Händen reißen. Mikaju und ihre Kochshow könnte einpacken."
"Und du hast alle befragt?"
"Reine Journalistische Neugier, ich hätte ja sonst hier kaum was zutun. Verhandlungen über fast zehn Stunden mit dem Ergebnis, dass sie uns seltsam finden und eigentlich nur Versklaven wollen? Die Enttäuschung, solche Vorfahren zu haben, wird zuhause keiner toll finden."
"Sie ist ...", wollte Rumija wissen.
"Unsere Frau für die Nachrichten und das Meinungsbild zuhause. Die Nachricht vom Ursprungsplanet der Katzenartigen wird niemanden gefallen."
"Sie waren schon von der Sphäre geschockt. So viele unbestattete Tote, die nicht in heimischer Erde ruhen dürfen. Die keine Möglichkeit haben, zu den Stimmen der Ahnen zu kommen. Das ihre Familien keinen Ort hatten, um zu trauen und sich ihrer zu Gedenken. Die letzte Nachricht von zu Hause war, dass sie ein Schiff ausstatten würden, um die Toten zu bergen. Die Toten beider Seiten."
"Sie sind nur nicht alle tot, stimmt's", sagte ich nun in Richtung der Verhandler. "Dort liegt eine schlafende Armee, die wartet, geweckt zu werden. So wie das Ratsmitglied euch vor über fünfzig Jahren geweckt und damit die Büchse der Pandora geöffnet hat. Die Büchse von Krieg und Unheil. Ihr seid der eigentliche Grund, warum es den Katzoidenartigen in diesem Sektor ans Fell ging."
"Degenerierte", sagte ein anderer Soldat.
"Ach so seht ihr uns?", rief Alice und sprang auf. "Julius, ich hab genug. Du findest mich bei den anderen in der Küche."
Und weg war sie.
"Wen ihr so mit jedem umgegangen seid, dann wundert es mich echt, dass noch keiner mit einem großen Dosenöffner eure Schutzschild geknackt hat."
"Unser Schild ist sicher."
"Euer Schild ist ein Witz", bemerkte Tekau. "Unsere Kinder haben den geknackt, in einer Schulstunde. Die haben in der gleichen Stunde auch noch eine Kaskade berechnet, mit der das ganze Feld zusammengebrochen wäre. Nur der Respekt vor den Toten hat das Verhindert."
"Nicht möglich."
"Und weil sie schonmal dran waren und Rätsel so einen großen Spaß machen, haben sie noch einen Weg ausgetüftelt, wie man euren Kasten da draußen so zerlegen und neu arrangieren kann, dass es eine passables Bergungsschiffflotte werden könnte. Mit unseren Mitteln würde es derzeit 45 Stunden dauern."
"Unmöglich. Es hat zehn Jahre gebraucht, das Schiff zu bauen."
"Komplett veraltet", kommentierte Red. "Dieses Schiff hier wurde in nur vier Monaten entworfen und gebaut. Das Vorgängermodell, hat als Prototyp neun Monate gebraucht, als Serie schafft es unsere Werft als neue Handelschiffsklasse jetzt in nur drei Wochen. Das passiert, wenn man die besten Köpfe und die besten Materialien für 24 Stunden in einen Raum einsperrt und sagt: ihr habt alle Freiheiten. Okay. Wir packen noch einen Moderator dazu. 10 Jahre? Deswegen ist das Schiff voller unnützer Abteilungen, wo keiner mehr weiß, was da eigentlich drin ist. Aber ihr seid nicht das einzige Volk, die so einen Mist baut."
"45 Stunden? Niemals."
"Ist das jetzt eine Wette? Eine Herausforderung?", wollte ich wissen. "Seit ihr euch eurem Klotz überdrüssig?"
"Ihr werdet es nicht schaffen. Also ist das hier sowieso nur eine Farce. Angeberei."
"Wir werden seh'n. Tekau? Würdest Du bitte die Kinder holen, die sich das ausgedacht haben?"
Tekau nickte und ließ sich aus dem Kelch heben. Unter den erstaunten Blicken der Gäste schlängelte sie sich Richtung Galerie und schwebte dort in Richtung der Klassen davon.
"Sie ist Ampibisch", nahm ich die Frage vorweg, die den Gästen auf der Zunge lag. "Intelligenz ist nicht auf zwei Beine beschränkt. Oder überhaupt Gliedmaßen."
Als Tekau mit den Kinder vor uns stand, waren es James, Schugabi und Leonie, die strahlend ihr Konzept präsentierten. Am Ende sollten dort 28 Schiffe unterschiedlicher Bauart stehen, von denen zwei verdächtig nach der Lexx in überdimensioniert aussahen. Ich fragte sie, wofür diese gut seien und sie erklärte, um Antriebe ohne Zeros zu fangen. Die würden wir schließlich nicht hergeben. Sie seien schließlich Parkers.
"Schugabi, bist du auch ein Parker?", fragte ich und James trat neben sie.
"Ja, sie ist eine."
Ich lächelte und entließ die drei.
"Ein Vorschlag von Kindern", lästerte Rumija. "Das kann nicht ihr Ernst sein. Aber sie haben es so gewollt. Wir nehmen die Wette an."