Der Staatsbesuch war im vollen Gang, da erhielten wir eine dringende Meldung von Red. Das Schiff, dass wir bemerkt hatten, war auf dem Raumhafen von Neukölln gelandet, so Typen in schwarzen Mänteln waren ausgestiegen und hatte ein Ultimatum ausgesprochen: Die Auslieferung aller Parkers sonst würde es Krieg geben.
Als ich das weiter sagte, verstummten alle in meiner Nähe.
"Wir liefern niemanden aus", bestimmte Ra Mar Kso. "Vor allem nicht an die Typen. Die bringen nur Leid. Ihr bringt Hoffnung. Die können in ihrer Kloake baden, die bekommen euch nicht."
Das mit der Kloake ist das sprachliche Äquivalent von auf den Kopf stellen. Ich musste trotz der schlimmen Nachricht grinsen. Dann ließ ich mir weiter berichten.
Scheinbar waren die Fremden bereit, sofort ein Blutbad unter der Zivilbevölkerung anzurichten und hatte Waffen gezogen, die an Starwars erinnerten: Lichtschwerter. Sie hatten Zero aufgefordert sich mit einem solchen zu verteidigen. Und dann war diese Pia gekommen und hatte sich an seine Seite gestellt. Gemeinsam wären sie gegen die Typen angetreten, auch wenn dieses Mädchen fast alleine gegen alle gekämpft hatte.
Am Ende seien alle gestorben und der Vogel von Pia und diesem Reptiloiden hätte sogar das Schiff zerstört. Pia sei jetzt abgeflogen und Zero sei kurz davor, ihr nach zu springen. Nur seine Miniyana hielten ihn davon ab. Am Bankett herrschte betroffenes Schweigen.
Alice fand zuerst wieder Worte: "Wir haben uns zu viel Zeit gelassen."
"Das, was wir getan haben, war auch wichtig. Für uns, für die Mechs, für Gins Volk. Es mag jetzt so aussehen, aber wir haben noch nicht verloren. Wir hatten nur eine weitere Schlacht in einem Krieg, der uns aufgezwungen wurde. Und wir hatten wieder Glück, weil diese junge Frau da war, die uns verteidigt hat. Wir sollten sie dafür Ehren."
"Fliegen wir nach Red?"
"Nicht sofort."
Ich sah zu Freya, die abgeschirmt in ihrer Wiege schlief. Ich fragte mich, warum diese Typen von der Republik nur die Parkers wollten. Okay, wir hatten wohl aus ihrer Sicht einiges in Gang gesetzt, was ihnen nicht passen konnte. Aber es waren andere, die in der Föderation das Sagen hatten. Wir waren nur Pioniere, Diplomaten, Lehrer. Macht hatten wir keine Wirkliche. Wir sagten nicht, du musst etwas machen. Wir machten Vorschläge, fragten, ob jemand Lust hätte und taten Dinge einfach.
Die meiste Zeit taten wir Dinge für andere.
Ich sah zur Mutter hinüber. Sie sass nun bei ihrer Mutter, und ihre Seiten waren seit über zwei Stunden unzertrennlich. Gin diskutierte mit einer Schwester von Tekau über Wasser und wie man es am besten in großen Mengen transportieren könnte. Die auf Blue hatten mit Hilfe der Lexx schon fast wieder die Hälfte des altes Niveau erreicht. Es gab schon Diskussionen, dass man sich nicht mehr so viel Wasser holen wollte, weil das Land auch seinen Reiz hat. Bei den Macroplaten sah das jedoch anders aus. Ihr Wasserplanet war noch mit Zu viel Wasser bedeckt, als dass sie ihn durch den Raum bewegen konnten.
Ich fragte mich, ob es das war, was dieser Rat unterbinden wollte, weswegen er die Auslieferung aller Parker wünschte. Wir brachten die Wesen zusammen, halfen ihnen, sich selbst zu helfen. Zeigten ihnen einen Weg.
Es war später Abend, als wir aufbrachen, vollgefressen mit den Köstlichkeiten von Blue. Die Mutter der Mütter und ihr Volk würden eine Zeit auf Blue zurück bleiben. Ein anderes Schiff würde sie nach Red zurückbringen. Als wir landeten, spürte ich eine negative Stimmung in der Kolonie, die selbst an Freya nicht abprallen konnte. Sie weinte deswegen. Eli empfing uns mit einer sehr ernsten Miene.
"Julius. Bei den Kolonisten ist die heile ruhige Welt geplatzt. Vor allem die Menschen von den am weitesten ausgebauten Kolonien und dem wenigsten Kontakt mit den Sklavenhalter fordern nun offen, dass sich die Parkers dem Rat ausliefern. Besser wir als sie, denken sie.
Die meisten anderen Wesen, die direkt von den Parkers gerettet wurden, halten zu uns. Allen voran die Schüler meiner Schule und die Studenten der Parkerakademie. Dort macht sich aber nun eine militante Bewegung breit, die nach einem Gegenschlag rufen. Du musst zu ihnen sprechen."
"Ich?", was sollte ich den Kolonisten sagen? Ich war doch nur ein einfacher Astronaut.
"Frag sie nochmal, ob du ihre Stimme vor dem Rat sein sollst", schlug Lumina vor. "Frag sie, ob du für diese Kolonie, dessen Keimzelle sie gerade auf einen künstlichen Hügel setzen, noch immer die eine Stimme sein sollst. Ob die hinter dir stehen, einem einfachen Mann, der bisher mehr Leben gerettet hat, als in seinem Namen getötet wurden. Also ich stelle mich hinter dich und ich weiß, dass es die anderen auch tun. Aber lass ihnen die Wahl."
Und so geschah es. Ich stellte mich zur Wahl. Ich würde sofort abtreten und auf eine Farm in der roten Ebene ziehen und dort das tun, weshalb ich vor acht Jahren nach meinem Gefühl von der Erde aufgebrochen war. Ich würde das Land bestellen und auf die mir nachfolgenden Kolonisten warten. Nur dass ich nicht mehr alleine war. Ich hatte jetzt Familie und diese Familie Parker Luis hielt immer zusammen.
Am Ende wurde ich mit überwältigender Mehrheit in meinem Amt bestätigt.