Jetzt war es amtlich. Juliet und ich hatten ein Kopfgeld auf uns. Der Angriff auf Tusch hatte uns einen Preis von einer Millionen Kredits eingebracht. Lebten wir dadurch in Angst? Weit gefehlt. Wir hatten über eintausendsechundert Alarmanlagen an Bord. Die jedes Schiff auch schon aus fünf Lichtjahren Entfernung Orten konnten. Teilweisen waren sie so gut, dass sie sogar den Typ vorhersagen konnten. In den Aussenplaneten des Nebulasektors waren wir sowieso sicher, weil sie dort ganz genau wussten, was sie an uns hatten.
Es gab auch schon andere Planeten, die unserer Alianz beitreten wollten. In den meisten Fällen langen sie soweit vom Zentrum entfernt, dass der Rat sie wohl wegen Unrentablität aussen vorgelassen hatte. Mit dem Antrieb der Pi-Hydra waren die jetzt leicht zu erreichen und das diese in die neue HT-Klasse verbaut wurden, machte es noch praktischer. Antriebe, die mit jedem Schrott gefüttert werden konnten und zudem Wartungsarm waren. Was konnte es besseres geben?
Der Unterschied zur Hydra-Terra war allerdings das Material. Bisher hatten wir in diesem Arm keine Sonne gefunden, die der von Hydra glich. Aus dem Grund gingen uns langsam die Vorräte an Quantenstabilen Carlium aus. Wenn wir aber weiter Frachter mit diesem Antrieb bauen wollten, mussten wir etwas in die Richtung finden.
"Für könnten uns fangen lassen", schlug Bexie vor.
"Fangen lassen? Von wem?"
"Von Wächtern."
"Und Freya in Gefahr bringen? Niemals."
"Freya ist nicht in Gefahr. Sie wollen sie ja unbedingt haben. Aber ich denke, dass sie uns andere lieber mit einem großen Vorschlaghammer aus dem All prügeln wollen. Deswegen werden sie mit einem ihrer größten Kreuzer bei uns auftauchen. Vollgestopft mit Waffen, auch die ganzen Dinger, die sie bei den anderen ächten. Zum Beispiel Quantenblaster."
"Und Sigularitätsbomben. Vielleicht genug für einige Schiffe der Pi-klasse", überlegte Zero laut.
"Wenn die hören könnten, wie ihr deren Waffenarsenal wie Kinder einen Blockbaukasten begehren", grinste Nick. "Ich glaube, die Wächter kämen mit einem Holzfloß."
Alle am Tisch lachten. Aber der Plan stand fest, wir würden einem Wächterkreuzer eine Falle stellen. In den nächsten Tagen streuten wir im inneren Nebulonsektor das Gerücht, dass Juliet und ich uns nach Quanshu begeben wollten. Dieser Planet war berühmt für seine Technologen. Einer von ihnen war der berühmte Argon, von dem wir wussten, dass er den Antrieb der Noah-klasse entwickelt hatte. Das Teil, dass keine Tunnel erzeugte, sondern Blasen. Voll beschleunigt könnte die Pi-Hydra mit einem derartigen Antrieb in Zwölf Stunden die vierhundert Lichtjahre nach Hydra zurücklegen, für die wir derzeit von hier neun Tage unterwegs gewesen wären. Aber der aufwendige Treibstoff sorgte dafür, dass wir davon Abstand nehmen. Geschwindigkeit ist nicht alles.
Auf der anderen Seite stufte die Republik viele der Technologien des Planeten als geheim ein, sodass schon allein unserer Besuch schon Grund genug war, uns abfangen zu wollen.
Also trommelten wir alle Krieger unseres Schiffes zusammen und erörterten einen Schlachtplan. Hier trafen sich nun einträglich ehemalige Feinde an einem Tisch.
Konteradmiral Nelson saß mit auf den Händen abgestürztem Kopf da, als er dem jungen Kämpfer von Schrkarss dabei zuhörte, wie der über Bewaffnung, Größe und Ausstattung von Wächterschiffen fachsimpelte. Auch eine Abedanerin, ein Echsenwesen, dass sich als Reinblütig bezeichnete, sah das Katzenmischwesen mehr voller Skepsis an.
"Alles Blödsinn", unterbrach sie ihn irgendwann.
"Ach sind dir die dummen Aussagen eines Katzoiden nicht gut genug?", bluffte der zurück.
"Ich kenne eure Rasse Probleme zwar nicht", bemerkte Henry mit ruhiger Stimme. "Aber Ich denke auch, dass deine Informationen zu veraltet sein könnten. Diese Typen hatten jetzt hundert Jahre Zeit, ihre Technologie zu verfeinern. Daher denke ich, dass deine Detailbeschreibungen möglicherweise überholt sind."
"Bewehrte Technik ändert man nicht."
"Und trotzdem haben Panzer auf Ketten gerade mal hundert Jahre auf den Schlachtfeldern überdauert. Danach kamen die Drohnen. Nur ein altes Beispiel aus unserer rückständigen Welt. Die Menschen haben sich lange Zeit damit beschäftigt, sich gegenseitig auf die Fresse zu hauen. Auch die Wächter waren nicht untätig. Sie haben in den letzten Jahren gegen mindesten 100 bekannte Welten Krieg geführt. Sowohl ihre Taktik als auch die von ihnen benutzen Schiffe aus der Vergangenheit können daher nur Hinweise sein."
"Warum sollten sie etwas ändern?", wollte Juma pampig wissen.
"Weil sie euch zum Beispiel nicht mehr als Kanonenfutter haben?", fragte Bexie. "Entschuldige Frontelitekämpfer. Aber ehrlich, wer hat euch ersetzt? Was hat das mit der Taktik gemacht?"
Juma sah nachdenklich auf seinen Plan. Die Abedanerin allerdings auch.
"Ich war zu jung", sagte sie jetzt. Als sie die anderen ansahen, schaute sie etwas beschämt auf. Mia trat neben sie und drückte ihr unauffällig das Armgelenk. Sie fasste dadurch Mut. "Ich war zu jung, als das ich viel von der Taktik meines Vaters wirklich verstand. Aber ich habe immer den Geschichten seiner glorreichen Schlachten gelauscht, die er als Krieger für seine Herren ausgefochten hat. Ich war nicht so gut, als die Wächter kamen und unser Dorf niedermachten. Sie wollten nur uns Kinder. Die alten haben sie gnadenlos getötet. Meinen Bruder nahmen sie mit, ich wurde mit fünf anderen nach Jubla verkauft. Dort kam ich dann in diesen Raum und vergaß, wer und was ich war." Sie sah auf. "Ich kann euch sagen, wie Wächter heute kämpfen. Sie kommen immer zu zehnt und verlassen sich auf ihre Macht und ihre Schwerter."
Das mit den zehn kannte ich schon. Und dass sie ihre Schiffe tarnen konnten, wusste ich auch. Aber diese kleinen Schiffe hatten keine großen Bomben an Bord und damit waren sie für uns wertlos.
"Shima hat gesagt, dass sie bei einem Abwurf einer Schwarzen Bombe dabei war. Was also hat das System verbrochen, dass sie so etwas verdient haben."
Wir stellten fest, dass wir zu wenig Informationen für die bevorstehende Schlacht hatten. Wir konnten im Höchstfall ein paar Lichtschwerter erbeuten, aber mehr würde wohl kaum dabei herumkommen.
In dem Moment kam Zero auf die Brücke. Freya war in seinem Arm, sie lächelte uns an, von ihr ging eine Art Vision aus, in der sie uns viele kleine Schiffe zeigte.
"Kind, das hilft uns nicht", kommentierte Juma.
Bexie trat um den Tisch herum und küsste Freya: "kleine, du bist genial." Sie nahm einen der kleinen Zeros, der mit seinem Miniraumschiff neben unserer Jüngsten schwebte und platzierte ihn in der Mitte auf dem Kartentisch. "Jetzt brauchen wir nur noch ein paar angepasste Attrappen und unsere Armada ist perfekt."