Es war ein monströser Frachter, in dessen Bugwelle wir schwebten. Vom Bautyp wie die Käferraumer von Schrkarss, obwohl wir keine Hangaröffnungen sahen. Trotzdem klebten dort Beiboote an den Zangenförmigen Wänden. Die unser Schiff umfingen. Genau vor uns waren die Panzerscheiben einer Art Brücke, von wo uns ein Relaner anstarrte. Okay, er sah eine Kugel an, unter dessen Haut an dieser Stelle eine Kameralinse angebracht war.
"Hat der sich die letzten zehn Minuten bewegt?", fragte ich und Tekau schüttelte den Kopf.
"Der ist nur hin und her geschwankt, das macht Kannzu auch, wenn er normal steht."
"Vielleicht brauchen die Hilfe."
"Oder der dort brauch eine Anweisung", bemerkte unser Relaner. "Hier im Zentralbereich sind die meisten Sklaven programmiert, wenn sie auf heikle Missionen gehen. Für neue Situationen funken die dann zur Basis, da wird dann die Entscheidung getroffen und danach reagieren die dann. Bei uns wurden diese Wesen als Zombies bezeichnet, weil sie auch mal gerne sich gegenseitig ankauten, wenn ihre Meister vergaßen, dass sie auch essen mussten. Auch ein Grund, warum für derartige Aufgaben versklavte Relaner beliebt sind. Es dauert etwas, biss man sich bei uns bis zum Hirn durchgefressen hat."
"Also wartet der gerade auf eine Entscheidung, was er mit einem Spiegel vor seinem Fenster anfangen soll, der plötzlich aufgetaucht ist?"
"Genau das denke ich."
Zero betrat mit Freya die Brücke. Unsere Kleine war gerade sehr quängelich und es war sehr schwer, ihre Macht im Zaum zu halten. Ich trat auf sie zu, weil sie mit Tränen in den Augen die ganze Zeit umhersah. Ich legte ihr den Traumstein in die kleinen Hände und sagte: "zeig es mir!"
Sofort bekam ich das Innere eines Saales gezeigt, der wie ein Opduktionsaal aussah. Überall darum gab es Türen, es waren hunderte. Auf dem Tisch lag ein Drachoid. Ein teilnahmslos dreinschauender Relaner war gerade dabei, dem Drachen die Flügel abzutrennen. Der schrie seinen Schmerz dabei durch den Raum, was andere in den Zellen mit Beunruhigung erfüllte und sogar in Panik versetzte. Das ganze Schiff war davon erfüllt. Gerade sah ich, wie der Relaner die Schädelplatte des Drachen öffnete, da brach ich die Verbindung ab.
"Bring Freya zum Kern. Lass die Miniyana ihr Muster um sie weben. Sie soll das nicht mehr sehen müssen", ich drehte mich zu den anderen um. "Wir werden dieses Schiff entern."
"Wir werden zu Piraten?", wollte Tekau wissen.
"Wenn sie uns so nennen wollen, dann ist es so. Ich werde sie dieses Leid, was ich gerade gesehen habe, nicht fortführen lassen. Wahrscheinlich werden sie es noch nichtmal wahrnehmen. Und wenn, warten sie wohl noch immer auf Anweisungen."
Kurz bevor wir mit unserem Rammschiff abflogen, kam Zero wieder mit der Kiste zu uns.
"Das sind die Lichtschwerter der Wächter. Sie sind für jeden benutzbar, unabhängig, ob sie die Macht beherrschen oder nicht. Aber sie sind besser als jeder Plasmascheider und kommen auch in zehn Minuten durch zwanzig Zentimeter dicke Carliumlegierungen. Unsere Uniformen halten einzelne Treffer ab, aber halten nicht länger als zwölf Sekunden stand."
"Warum erzählst du das?", wollte ich wissen.
"Ihr werdet die Waffen dort drüben benutzen. Es wird dann so aussehen, als ob Wächter das Schiff überfallen haben. Viel Glück, ich geh zurück zu Freya."
Ich nickte. Und sah auf die Waffen. Ich sah zu Henriette, die grimmig zurückblickte. Ihre Flügel waren zusammengefaltet, so dass sie wie eine Walker mit Zwei Railguns aussah. Rooo und Ru Mar Kso standen da und brauchten eigentlich nur ihre Fäuste. Lumina und die anderen, die nicht klein und nicht direkt am Angriff beteiligt sein würden, standen im Raumanzügen da. Der Ort, wo wir gleich in den Frachter rammen würden, war von dem Tor unserer Shuttlerampe gerade mal fünf Meter weg. Während der ganzen Operation würde es daher offen stehen müssen. Wir würden die Drachoiden in Container pressen und diese Richtung des offenen Tores absprengen müssen. Die anderen hatte sie zu fangen. Ich nickte und alle nickten grimmig zurück.
Eine Minute später waren wir an Bord des Schiffes. Wir eilten durch die Gänge, die uns zum Ort des Grauens führte. Es war schrecklich. Sie hatten nicht nur junge Drachoiden an Bord, in manchen Kammern befanden sich auch Eier. Ich spürte sofort, dass es dort viel zu Kühl war, ob sie überleben würden, war daher fraglich. Aber über allem lag die Angst, die Panik und der Schmerz derer, die diese Relaner in ihrer unbestimmten kalten Weise, verstümmelt hatten.
"Treibt sie zusammen, aber tötet sie nicht", rief ich.
Henriette hatte gerade einen beim Hals und hatte dir Krallen schon in ihm. "Warum? Sie dir an, was sie tun."
"Sie sind nur Werkzeuge."
Rooo zertrümmerte mit einer Bewegung alle medizinischen Werkzeuge. "Hab mit dem zerstören von Werkzeugen kein Problem", grummelte er.
Ich zündete das Lichtschwert, was bei mir weiss war. Mit diesem schmolz ich das Kontrollpult ein, dass alle Zellen auf einen Schlag entriegelt.
"Ich will, dass sie berichten können, was sie gesehen haben."
Ich drückte Henriette zwei der Schwerter in die Hand.
"Wir beide gehen nun zur Brücke. Wir werden dort den großen Drachen befreien. Kannst du das?"
Henriette sah zu den anderen und dann wieder zu mir: "Okay, Papa."
Wir überließen den anderen das Verfrachten der Drachoiden in die Container. Das letzte, was ich sah, war wie Rooo fünf Eier in sich saugte, um sie Warm zu halten.
Auf dem Weg zu Brücke, den ich durch Freyas Vision kannte, brachen wir noch willkürlich einige Türen auf und zerstörten dort verbaute Technik. Wenn das Schiff aus der Raumblase fiel, würde es für jeden außer einem Schrottverwerter wertlos sein.
Hinter der Brücke lag die Kammer des Piloten. Sie war ziemlich weit oben im Schiff angebracht, um die Kapsel leicht aus den Schiffen zu entfernen, wenn der Pilot starb. Ich fragte mich, ob die Kapsel so nicht einfach entriegelt und komplett mitgenommen werden könnte.
Ich rief nach Zeros WIR. Sie sollten mit ihren Raumschiffen zu uns kommen. Es dauerte keine zwanzig Minuten und wir wussten, was wir wollten. Dieses Wissen würde uns auch in zukünftigen Kämpfen einen Vorteil verschaffen.
Henriette stand in der Zwischenzeit auf der Brücke und betrachtete die Konsolen. Die Relaner starrten sie nur an, bewegten sich jedoch nicht. Ich schubste die Typen in die Richtung eines Raums, der wie ein Besprechungsraum aussah. Das letzte, was sie sahen, war, wie Henriette den Navigationcomputer mit ihren Lichtschwertern einschmolz. Sofort wurde überall rotes Licht angezeigt.
Über Funk meldete Tekau, dass die Blase begann zu kollabieren. Ich drängte sie zur Kapsel des Piloten und verschloss die Türen. Zur Sicherheit schweissten die Zeros sie auch noch zu. Kurz danach waren wir Schwerelos und wurden dann nach Vorne beschleunigt. Der große Drache, ohne die Energie des Schiffes plötzlich blind und nicht mehr durch die Kontrollmanschette gedämpft, geriet in Panik und drohte uns in der engen Kapsel zu zerquetschen, bis Henriette ein tiefes dunkles Grollen ausstieß.
"Was war das?"
"Willst du nicht wissen", bemerkte Henriette.
"Ich habe gerade Zeit. Ich kann nicht weg."
"Haikadu", bemerkte Henriette.
"Was ist mit dem anderen jungen Drachen?"
"Er hat sich Hoffnungen gemacht. Deswegen hat er mich von hinten gepackt und hat mich versucht, mit diesem Balsruf zu befrieden."
Ich machte eine Pause und verstand dann, was sie genau gesagt hatte.
"Er wollte dich zum Sex zwingen? Wenn ich den in die Finger bekomme..."
"...wirst du nichts machen. Mama hat mir erklärt, dass wir beide noch zu jung dafür sind und zweitens es in freier Wildbahn noch heftiger zugeht. Drachoiden bekämpfen sich, bis einer nah genug ist und den perfekten Balsruf zur Beruhigung ausstoßen kann."
Ich sah zu dem ruhig über uns schwebenden Drachenkopf.
"Du hast auf Anhieb den perfekten Ton für ihn getroffen?"
"Ich habe den perfekten Ton für Sie getroffen. Der Mann beruhigt grundsätzlich die Frau. Wenn dies ein männlicher Drache gewesen wäre, hätten wir ihn wohl mit den Schwertern solange bearbeiten müssen, bis er sich nicht mehr bewegt hätte."
"Und woher wusstest du es?"
"Manchmal frage ich mich, warum du so wenig von unserer Entwicklung mitbekommst? Es ist diese Macht, ich konnte sehen, was es für ein Drache war, ich kann sogar sehen, wie gross die Resonaskammer ist. Die überings auch für unsere Flugfähigkeit zuständig ist. Und aus dem Grund musst du dir jetzt auch noch keine Sorgen machen, durch mich Opa zu werden. Erst wenn ich erwachsen bin, kann mich dieser Ruf beruhigen."
"Und was ist mit Haikadu passiert?"
"Ich habe ihm ziemlich kräftig eine gescheuert."
Ich musste lachen und bekam deshalb kaum mit, dass es erneut geruckelt hatte. Kurze Zeit später sah ich, dass wir mit einem Haufen Containern zurück in der Pi-Hydra waren.