Wir hatten unser erstes Schiff aufgebracht, dass laut der Datenanalyse vor nichtmal zehn Jahren auf der Erde Richtung GJ1061 geschickt worden war. Es hätte dort mit der zweiten Welle von Kolonisten ankommen sollen. 10.000 Menschen hatten alles aufgegeben, um in der Fremde ein großes Abenteuer zu erleben. Ganze Familien sollte es an Bord geben, sicher in Stase, doch von ihnen fehlte jede Spur. Nein das war nicht richtig. Es gab Spuren. Ihre persönlichen Sachen waren an Bord. Kleidung, Bilder, hier ein Teddybär, da ein alter Schrank, der wohl ein Familienerbstück war. Es wirkte wie eine Zeitkapsel.
Ein Loch in der Hülle zeigte, dass die Menschen nicht freiwillig das Schiff verlassen hatten. Der ganze Bereich der Stasekammern fehlte.
"Es wirkt wie ein Geisterschiff", bemerkte Bexie. "Wenn ich das so sehe, haben wir wirklich Glück gehabt, dass wir oder unsere Vorfahren auch dem Zielplaneten angekommen sind. Aber wo hat man sie hingebracht?"
"Ich denke, auf Sydika oder auf Sagitarius werden wir Antworten finden. Aber ich bin jetzt schon nicht begeistert. Schleuse das Schiff wieder aus."
"Wir nehmen es nicht mit?"
"Mein Bruder kann es einsammeln. Der weiss bestimmt, was er mit dem Blindgänger anfangen kann."
Bexie nickte.
Kurz nachdem das Schiff draußen war, saß ich nachdenklich über der Karte der kleinen. Eines der Schiffe leuchtete seit neustem hellrot hervor. Ariane stand darüber. Sie hatten es bereits gefunden. Auf dem direkten Weg dorthin lagen laut Karte noch zwei Wildläufer, also Planeten ohne System, ein Nebel und etwa ein Dutzend mögliche andere Kandidaten mit noch Wesen an Bord. Ich fragte mich, was wir mit den Geretteten mitten im All machen sollten? Wir waren für diese ein Kulturschock. Unsere Andersartigkeit, wie würde sie auf einem Menschen wirken, der bis zu unserer Ankunft ernsthaft glaubte, dass es nur Menschen gäbe. Allerdings waren wir nicht die einzigen, bei denen das so kommen könnte.
Von insgesamt vier Spezies fehlten Raumschiffe. Das Volk der Aereaner, von denen Chimea ein Abkömmling war, ohne noch viel Ähnlichkeit aufzuweisen, hatte in den letzten 400 Jahren 28 Schiffe an die Sklavenhändler verloren. Auch sie kannten die Stasetechnologie schon. Dann waren da noch drei Schiffe der Mech, bei denen ich jedoch nicht glaubte, dort noch lebende Wesen vorzufinden.
Die Banshee vermissten ein Schiff, dass den Bereich hinter ihrer Wolke erforschen sollte. 40 Forscher waren darauf vor 140 Jahren mit einem Ionentriebwerk losgeflogen.
Und dann war da noch ein Generationenschiff, dessen Bevölkerung wir nicht kannten. Es stammte von einem der zu Asche verbrannten Planeten aus dem Sektor, wo auch die Macroplaten lebten, das Volk von Gin. Dort seien laut der Datenanalyse der Kinder eine Millionen Leben drauf. Es war nun seit etwa Tausend Jahren auf dem Flug zwischen den Armen. Ich fragte mich, wie sie es geschafft hatten, diese Wesen umzulenken.
Ich sah einen Schatten durch die Kommandobrücke huschen und erschreckte mich furchtbar.
"Chimea, hör auf dich zu tarnen. Hier ist niemand für dich eine Bedrohung."
"Entschuldige, Herr."
"Und noch etwas. Du bist jetzt hier bei uns an Bord. Ich gebäre bald deines und meines Neffen Kind. Deshalb, auch wenn du nur DNA-Spender bist, bist du damit eine Parker. Und deshalb ist es nicht recht, dass du Herr zu mir sagst. Ich bin Julius. Okay?"
"Deine Frau mag mich nicht, sie will mich als Parker nicht. Auch Zero ignoriert mich. Er interessiert sich nur für sein Kind und seinen Antrieb."
"Gib ihm eine Chance. Gib uns eine. Alice wollte dich die ganze Zeit kennenlernen. Aber du bist immer ausgewichen."
Ich stand auf und griff mir ihre Hand.
"So du kleiner Geist, wird Zeit, dass du den Familienanschluss bekommst."