Die meiste der Diplomaten, die wir und die anderen auf den Planeten eingesammelten, die nicht selber fliegen konnten, waren Pflegeleicht. Einer allerdings war es nicht: König Lei. Er gehörte dem Volk an, zu dem auch Tusch gehörte, diese fetten Schneckenwesen mit dem Tigerfell auf dem Rücken. Er bestand darauf, dass wir ihm eine ganze Ebene Freiräumen sollten, was wir in Anbetracht der Tatsache, das wir ihm einen 1000 Meter Durchmessenden Ring nicht geben würden, der unsere Blase in der Nähe der Brücke durchschnitten hätte.
Wir einigten uns auf ein Zimmer für ihn und alle umgebenden für seine Diener und Personenschützer und das auf der Gegenseite zu unserer Blase im Habitat Ring. Zu ihm wurde dann noch der Zugang zur Schule und auf der anderen Seite vom Schwimmbad versiegelt, so dass man seinen Bereich nur noch über einen Antigraflift und vom Bereich der Sandburgen erreichen konnte. Die sollten natürlich auch geplättet werden. Es könnte sich ja wer darin verstecken und ihm auflauern. Ich sagte ihm, dass könnte er gerne mit den Besitzern dieses Burgteiles ausdiskutieren. Ihre Führerin sei auch eine Diplomatin, da könnte er sich schonmal mit verhandeln statt bestimmen anfreunden. Schugabi und James grinsten, als ich das beim Familienfrühstück verkündete.
Man könnte nun fragen, warum wir so jemand mitnahmen. Auch wenn es nun anders klingen mag, er war kein Sklavenhalter im eigentlichen Sinne. Seine Diener wurden entlohnt, es gab Systeme, die sich um sie kümmerten, wenn Ihnen was passierte und das Volk, dem er vorstand, liebte ihn sogar. Oder sowas ähnliches. Sie waren fast alle wie er und würden bei uns als skrupellose sich kaum an Regeln haltende Geschäftsleute angesehen werden, die an dem eigenen Provit Interesse hatten und nicht mehr. Ob bei ihnen die im All schwebende Republikstation je richtig ihren Dienst getan hatte, oder diese Typen nur so getan hatten, war da echt so eine Sache.
Nichts desto trotz waren sie Besitzer von zehn Ratplätzen und daher eine wichtige Macht in diesem Sektor. Trotzdem, wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre König Lei zu Hause geblieben. Wieder stand einer seiner schlanken rothäutigen Wachschnecken mit ihren Ritualwaffen vor mir und versperrte mir einen Weg auf meinem eigenen Schiff. Der hätte mich in ein Lager mit Irdischen getrockneten Lorbeeren geführt, den ich für einen Braten gebraucht hätte. Wenn ich ihn nicht über diesen Weg erreichen würde, würde aus einem vierhundert Meter Fußweg ein zwei Kilometer Marsch werden und ich müsste in der Küche Angst um meinen unbeaufsichtigten Braten haben.
"Junger Mann, dies ist mein Schiff. Auf diesem Schiff gehe ich wann und wo hin ich will, ist das klar?"
"Junge Frau, Sir. Und trotzdem kann ich sie nicht durchlassen. Mein König vertritt sich die Beine."
"Er hat doch keine."
"Ich habe mich ihrer Ausdrucksweise angepasst, Sir", sagte die junge Schnecke bestimmt.
"Okay, junge Frau. Wenn sie sich an unseren Ausdruck anpassen können, dann können sie das auch an unsere Regeln. Wir haben ihrem König erlaubt, sich während der Reise zum Rat in seiner Bubble geschützt aufzuhalten. Diese Bubble wurde bewusst so bestimmt, da sie nicht die Wichtigen Funktionen dieses Schiffes beeinträchtigen. Das ist nichts bewegliches, was mit dem König mitwandert, wenn der Lust dazu hat, seine Kissenburg zu verlassen. Wo will er denn hin?"
"Zur zweiten Verhandlung des Temporären Abriss der Festungen im unteren Zentralring."
"Ah. Und wie läuft es?"
"Ich bin nicht befugt, ihnen über den Zwischenstand Auskunft zu erteilen."
"Okay. Da sie das mit der Befugnis auch haben, muss ich sie, junge Dame, darüber in Kenntnis setzen, dass sie nicht befugt sind, laut der Abmachung mit ihrem König für jegliches Personal des Schiffes den Zugang zu allen Bereichen zu verwehren."
"Sie sprachen dabei aber von möglichen Wartungsarbeiten. In diesem Bereich ist nichts beschädigt."
"Das war ein Beispiel. Keine eingetragene und verbriefte Vertragsklausel. Ich werde jedenfalls nun durch diesen Gang gehen. Sie werden mich begleiten, damit wäre der Sicherheit ihres Königs genüge getan. Der da kann auch auf beide Türen aufpassen."
Sie sah zur anderen roten Schnecke und nickte dann: "Ja, sie kann."
Wir gingen eine Zeit durch den Gang, da entwickelten sich bei mir doch Fragen. Eine betraf die Geschlechter der Tusch, wie ich sie nannte. Ich hatte bemerkt, dass die schweren Exemplare alle eher Grün waren und die schlanken Schnellen eher rot. Ich fragte nach meiner Vermutung, dass die Farbe das Geschlecht markierte. Sie bestätigte meine Überlegung. Als ich bei den Kisten mit den Kräutern war, stellte ich weitere Fragen:
"Ich bin einem anderen ihres Volkes begegnet, der sich Tusch nannte. Der hatte eine Art Harem aus fremden Frauen unter sich. Auch der König hat, so wie ich es bisher so sehe, nur weibliche mitgenommen. Sind Männer bei ihnen im Volk in der Minderheit?"
Die junge Schnecke bejahte das.
"Die Männer bekämpfen sich vor ihrer Reife bis auf Blut. Dabei kommt es auch dazu, dass sie sich gegenseitig aufnehmen und so an Reife und Erfahrungen gewinnen. Ein mächtiger attraktiver Gruschar hat viele Krieger unterworfen und hat daher ein Recht auf dessen Frauen, wenn sie denn wollen. Nicht jede steht auf so viel Masse. Frauen, die auf Zöglinge stehen, so wie ich, werden Wächter. Weil wir wissen, wie wir unseren schwachen Männern erfolgreich zur Seite stehen."
Ich spürte ihren Stolz auf sich und dachte natürlich etwas abgestoßen an die Konsequenzen in Bezug auf den König. Dann kam mir ein fataler Gedanke in Bezug auf die Verhandlung mit Schugabi und James.
"Bei Verhandlungen werden aber keine Verhandlungsgegner gefressen, oder?"
"Kann vorkommen."
"So ein Mist", rief ich und begann mit der Kiste unter dem Arm zu rennen, dass die junge Frau kaum nachkam.
Am Verhandlungsort herrschte Chaos. Die Sandburg war zerstört. Mitten drin stand die fünf Meter große Schnecke, die sich König schimpfte, ihre Hände an Schugabis Körper. Die wiederum hatte zwei Arme in seinem Maul und zwei pressten von außen gegen das, was theoretisch ein Hals sein konnte. Da ich James nicht sah, wusste ich, wen Schugabi da festhielt.
"Spucken sie sofort meinen Enkel wieder aus", ließ ich meine Stimme über die Szene donnern. "Das hier ist mein Schiff. Hier herrschen meine Regeln. Da können sie in ihrem Quatier so viel von abweichen, wie sie wollen. Hier ist das Reich von mir und meinen Kindern. Und wenn sie die nicht augenblicklich und unverletzt auf diesen Boden setzen, ich schwöre
Ihnen, eure Majestät, ich schneide sie in Scheiben und verfüttere sie an eine ihrer Wachen und nehme die dann als Königin zum Rat mit."
Mit einer vorsichtigen Bewegung kam die Zunge des Wesens wieder hervor und setzte James in den Sand. Er war über und über mit Schleim bedeckt, denn Schugabi mit bitter bösen Blicken dem König gegenüber von ihrem Freund abputzte.
"Es ist sowieso bereits entschieden", grinste der König jetzt. "Die Burg darf bleiben, Beziehungsweise aufgebaut werden, wie sie war. Wen die kleine Miss nicht schon einen anderen Dienst hätte, würde ich versuchen, sie von ihnen abzuwerben."
"Ich glaube nicht, dass Schugabi ihr Volk mit einem Dienst in ihrer Wache tauscht, eure Majestät. Ich denke aber auch, dass sie sich in Zukunft abgewöhnen müssen, ihre Gegner zu fressen. Andere Rassen könnten nicht so diplomatisch reagieren wie wir."
Er nickte und damit war dieser Fall erledigt. Eine andere Sache hatte sich dagegen erübrigt. Der Braten in der Küche war verschwunden und so war auch der Lorbeer nicht mehr von Nöten.