Wenn viele Rassen mehr oder weniger Barfuß oder Barleib durch die Gänge glitten, blieben Probleme nicht aus. Einige Tage nach dem Vorfall mit dem König, kam der nächste. Eine wie ein Ballon aussehende eigentlich humanoide Spezies beschwerte sich über mangelnde Hygiene in unserer Badeanstalt und warum wir keine Maßnahmen dagegen ergreifen würden. Ich begab mich zum Doc.
"Weißt du etwas von Problemen im Schwimmbad?"
"Ja und Nein und derzeit würde ich den Bau eines zweiten empfehlen."
"Häh? Warum das?"
"Das hat was mit unserem König und seinen Weibchen zutun. Derzeit ist bei ihm Paarungzeit."
"Aha. Und was hat das mit dem Schwimmbad zutun?"
"Das Paarungssekret wird ausgestoßen, wenn das Männchen ausreichend gewässert wird. Danach sondern sie es rund um die Wasserstellen auf geeigneten Steinen ab. Scheinbar sind alle Fliesen des Schwimmbades geeignet."
"Sie sondern Sperma ab?"
"Oh nein, so einfach ist das nicht. Es ist eine Form von Zwischenwesen. Am ähnlichsten würde ich es als einen Pilz bezeichnen. Es kann auch von anderen weitergetragen werden und verbreitet werden. So kann diese Rasse auch Weibchen befruchten, die nicht in ihrem Harem leben. Was aber für die Frauen von König Lei das erfüllende Glück ist für andere ein äußerst lästiger Bewuchs."
Der Doc ging an ein Regal und holte eine kleine Flasche hervor.
"Das ist Fußspray. Das habe ich für deine Kids angerührt. Besonders in unseren Haaren ist das echt eine ekelige Sache. Die Alternative ist die Maniküre durch eine Gruschar."
"Die das wie ein Liebesspiel behandelt? Das wird nicht zwischen denen und meinen Kindern passieren, klar?"
Ich nahm die Flasche an. Ich war schon fast draußen, da musste ich nochmal zurück.
"Ich brauche da auch noch was für die OoooLOjo. Die haben das Zeug auch unter ihren Füßen."
"Dann musst du sie zu mir schicken. So einfach verteile ich keine Mittel, bei denen ich nicht weiß, wie sie auf die Wesen wirken."
Ich nickte, das klang vernünftig.
Ich war auf dem Weg zu meinen Kindern, da wurde das Shuttle von Juliet angekündigt, die unbedingt wollte, dass ich in die Shuttlerampe komme. Und da die Nachricht nicht über Funk sondern durch die Macht selber kam, war etwas schlimmes auf ihrem Flug passiert.
Eigentlich waren unsere Shuttles aus so hartem Material, dass ihnen nichts so schnell gefährlich werden konnte. Auf der anderen Seite war ihre Außenhülle aber im Vergleich zu der Haut der Pi-Hydra war sie jedoch eine Eierschale. Jetzt zeigten sich in dem Schiff massive Risse. Irgendetwas hatte mit Macht versucht, sich einen Weg durch die Hülle zu fressen. Der Dreck in den Spalten zeigte auch, dass das Schiff danach zumindest einmal in einem Sumpf gelegen hatte. Eigentlich war es hinüber. Trotzdem wusste ich, dass Max es wohl wieder zurecht gebogen bekommen würde.
Juliet fiel regelrecht aus dem Schiff. Red sah nicht besser aus, sie hatte offene Wunden am Arm, die nicht behandelt waren. Am schlimmsten sah jedoch Henriette aus. Einer ihrer Flügel war nur noch zur Hälfte da. Der Anblick war für mich gelinde gesagt ein Schock. Ich hatte sie doch auf eine leichte Mission geschickt. Also was war nur passiert?
"Wir konnten keinen retten, Papa. Die Wächter, sie haben einen ganzen Planeten vernichtet, weil sie das Kind haben wollten, es war so schrecklich. Sie ist jetzt die letzte."
"Wer?"
Juliet hob vorsichtig ihr Shirt und zeigte dort etwas, das wie eine kleine Wollkugel aussah und sich an Juliets Bauch gekrallt hatte. Juliet lächelte.
"Sie wird Trinnell heißen und sie wird eine neue Mutter. Wir werden sie aufnehmen und lehren."
Dann brach sie erneut zusammen. Ich hob sie hoch und trug sie Richtung Doc. Bei diesem befanden sich gerade eines der Ballonwesen in Behandlung. Als dieses aber nun Juliet und das kleine Wesen sah, begann es sofort schrill herumzuschreien.
"Ein Quill, sie haben ein Quill an Bord."
Es griff zu einem Skalpell und wollte damit auf Juliet los.
"Bleiben sie weg von mir", schrie Juliet zurück und drehte sich schützend um. Ich konnte gerade so verhindern, dass die Klinge in den Rücken meiner Tochter fuhr. Ich atmete tief durch.
"Was ist ein Quill?", wollte ich von dem Ballonwesen wissen.
"Ein Ungeziefer, eine Plage. Wo sie Auftauchen fressen sie alles ab. Wir haben bei der Republik durchgesetzt, dass sie samt ihrem Strunk ausgerottet wird. Und jetzt haben sie so eines an Bord. Sie müssen es töten sofort, sonst sind all dieses Leben um sonst gestorben."
"Was genau hat die Republik gemacht, um der Quillplage Herr zu werden?"
"Die befallenen Planeten ausgeräuchert natürlich", sagte das Wesen ohne mit der Miene zu zucken. Es hatte sowas wohl auch garnicht.
"Mit Quaten- und Singularitätsbomben?", wollte ich wissen.
"Das hat da auch schon bei der Katzenplage gut geholfen."
"Katzenplage..."
"Ja, sowas minderwertiges wie das dort", der Ballon zeigte auf meine Tochter. "Das die überhaupt sprechen können, ist ein echtes wunder. Gut dressiert."
Wir hatten wohl unseren ersten Gegner an Bord. Die anderen, die wir bisher gesammelt hatten war meist neutral oder gegen die Republik eingestellt. Diese Wesen hier hatten die Republik und ihr Gewaltorgan, die Wächter sogar noch zu Taten angestiftet. Derzeit wollte ich den Typen am liebsten aus meinem Schiff werfen. Doc stand auch nur da, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich nahm an, dass sie ihn auf Grund seiner Rasse noch nicht mal als unseren Bordarzt wahrgenommen hatten.
"Ist das das Mittel", fragte ich singend und er nickte.
"So, ich darf ihnen dieses Mittel für ihre Leute geben. Ich würde ihnen empfehlen, ihr Quartier bis zum Ende der Reise nicht zu verlassen. Wir wollen doch nicht, dass nachher in ihrem Gepäck ein Quill auftaucht und damit auch ihr Planet geräuchert wird."
Der Ballon nahm mir das Mittel ab und rannte aus der Station.
"Ich werde drei Kreuze schlagen, wenn wir die alle beim Rat abgegeben haben", sagte der Doc. "Dann will ich mich mal um erfreulichere und demütigere Patienten kümmern." Er ging zu Juliet herüber. "Du lieber Himmel, was ist euch den um die Ohren geflogen?"
"Ein Planet", lächelte Juliet angestrengt.
Erst jetzt sah ich, dass unter dem Quill Blut aus Juliets Bauch lief. Auch der Doc sah das und wollte das Wesen anheben. Juliet wollte das erst verhindern, doch dann verlor sie das Bewusstsein. Die Wunde, die wir dann sahen, war schrecklich. Etwas hatte ihr fast die ganze Bauchdecke weggerissen. Die Minions versuchten verzweifelt, sie zusammen zu halten, aber die Lücke war fast schon zu groß. Der Quill zappelte, weil er wieder auf die Wunde wollte. Er war eigentlich ein kompletter Fellball. An keiner Stelle konnte man so etwas wie eine Kontur erkennen. Kein Gesicht, kein Mund, keine Beine, nichts, was das Wesen kennzeichnen könnte.
"Gib es ihr wieder", sagte ich aus einem Gefühl heraus und der Doc folgte. Er schritt dann zu den anderen beiden, die begannen zu erzählen, wie sie auf der Welt gelandet waren, über der eine verlassene Station geschwebt war. Auf der Welt hatten überall diese kleinen Wesen gelebt. Sie hatten dort zusammengekuschelt oder vereinzelt in den Bäumen gelegen. Sie waren etwas herum gelaufen, bis sie zu einer Art Sumpf kamen. Dort lebten sehr Große der Wesen. Laut der Aussage von Red so groß wie Gnuna Mutter. Diese hätten im Geist zu ihnen gesprochen und sie gewarnt. Sie hätten im Äther die Gefahr gesehen, die über ihnen schwebte, und die sie und ihre Kinder töten würde. Sie hätte alles versucht, sie durch rasche Vermehrung in eine Zukunft zu retten, aber nun sei die Zeit abgelaufen.
Und dann hatte sie alles überschlagen. So Wächtertypen wären aufgetaucht und hätten sich mit Laserblustern durch die kleinen Wesen geschossen. Sie hatten so ein komisches Gerät in der Hand gehabt, dass sie Zielsicher zu den drei Mädchen geführt hatte. In ihrer Nähe hätten sie sofort auf Juliet geschossen, weil sie eine Katze sei. Auch auf die anderen wollte sie schießen, weil zu alt, sagten sie. Das große Wesen hätte dann daraufhin mit ihrer Macht die Wächter angegriffen und sich als Wesen der Macht offenbart. So hätten sie mehr schlecht als recht fliehen können. Als letzten Akt, den das große Machtwesen getan hatte, war das kleine Wesen zu gebären und es auf die Verletzung von Juliet zu legen. So hätte die überhaupt erst wieder laufen können und so wären sie dann mit ach und krach beim Schiff angekommen. Kaum drinnen, war die Station implodiert und hätte alles zu sich gerissen. Sie hätten einen Notsprung gemacht, so wie es Zero gezeigt hatte. Sie waren aber schon so nahe an der Singularität, dass es den Rumpf der Shuttles verbogen hätte.
Es war für mich eine fast unglaubliche Geschichte. Zum Ende sagte Red noch, dass Rooo das Shuttle nicht blankfressen sollte. In den Rissen des Schiffes gäbe es wohl noch genug der Vegetation des Planeten, um dem kleinen Wesen eine neue Heimat zu erschaffen. Ich erfüllte diesen Wunsch.