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KAPITEL 9
Anders als geplant
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Nach der Arbeit mache ich nur einen kurzen Abstecher nach Hause. Ich kann es kaum erwarten, diese Woche hinter mir zu lassen. Schnell hüpfe ich unter die Dusche und ziehe eines meiner Lieblingskleider an. Mit Hilfe des Spiegels im Schlafzimmer ziehe ich meine Lippen nach und trage im Anschluss noch roten Lippenstift auf. Ich verwende ein wenig Mascara, um meinen Augen mehr Ausdruck zu verleihen. Matt liebt diesen Look an mir. Heute möchte ich ihm besonders gut gefallen. Ich überprüfe mein Aussehen in dem großen Spiegel und drehe mich davor. Das Kleid sitzt perfekt. An den Brüsten ist es ein wenig enger, um meine Vorzüge zu betonen, es fällt um die Hüften jedoch locker und verspielt. Ich habe ein blau-weißes Kleid gewählt, da es die Farben der Colts sind. Matt soll sehen, dass ich ihn unterstütze, selbst wenn es nur durch eine Kleinigkeit ist, wie die Farben seines Teams zu tragen.
Bevor ich gehe, werfe ich noch einige Sachen in meine Tasche. Darunter auch ein Höschen, denn ich habe beschlossen, auf der Hinfahrt zum Trainingslager keines zu tragen. Ich möchte Matt auf eine verrückte Weise überraschen. Diesen Tipp habe ich in einem Magazin gelesen, als ich gestern beim Zahnarzt war. Das Höschen wegzulassen soll helfen, sich freier zu fühlen. In dem Artikel stand außerdem, dass Männer es als äußerst anziehend empfinden, wenn eine Frau keine Unterwäsche trägt. Ein kleines, sexy Geheimnis zu haben, soll einem eine verführerische Aura verleihen. Bis jetzt fühle ich sie zwar noch nicht, doch ich bin schon gespannt, was Matt dazu sagen wird. Dass ich aufgeregt bin, kann ich jedoch nicht abstreiten. Ich habe noch nie ohne Unterwäsche das Haus verlassen.
Ich steige in mein Auto und betätige den Garagenöffner. Bevor ich losfahre, schreibe ich Matt noch eine Nachricht.
‚Hey, ich bin jetzt unterwegs. Ich kann es kaum erwarten, in deine Arme zu springen. Steht unser Treffpunkt noch?‘
Die Fahrt zum Trainingscamp dauert nicht besonders lange. Die kalte Luft der Klimaanlage bläst mir entgegen, während ich mein Smartphone in die Halterung stecke. Ich fahre los und lasse meinen Tag Revue passieren. Obwohl der heutige Tag der kürzeste der Woche war, hat er sich wie der längste Tag seit langem angefühlt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Zukunft in diesem Büro habe, doch bevor ich mich endgültig entscheide, möchte ich dieses Wochenende dazu nutzen, noch einmal über alles nachzudenken. Ich muss abwägen, ob es das alles wert ist und was ich mir von meinem Leben wünsche. Je nach Tagesverfassung tendiere ich zu dem einen oder dem anderen. Einerseits fühle ich Enttäuschung, weil ich weiß, dass ich versagt habe, obwohl ich mich angestrengt habe. Anderseits ist es nur ein kleiner Rückschlag, aus dem ich lernen und wachsen kann. Ich kann beweisen, dass ich es noch besser kann. Ich weiß ganz genau, dass ich gute Ideen habe und dass ich eine Bereicherung für die Agentur sein kann, wenn man mir nur die Chance gibt. Und dann wäre da noch Matt. Ich liebe ihn und ich will bei ihm sein. Es wäre so schön, mit ihm zu verreisen und die Welt zu sehen. Wir könnten zusammen nach Europa reisen. Vielleicht nach Paris?
Ich schüttle den Kopf. Nein. Nicht schon wieder. Nicht wieder dieses ewige hin und her in meinem Kopf. Selbst wenn ich das Schicksal entscheiden lasse, finde ich noch mehr ‚Wenns‘ und ‚Abers‘ mit denen ich mich ausreden und die Entscheidung aufschieben kann. Aber vielleicht ist das ja auch meine Entscheidung? Nichts tun und alles lassen, wie es ist.
Ich bin es leid, über mein Leben und meine Möglichkeiten nachzudenken.
Manchmal hasse ich mich dafür, dass ich nicht klipp und klar sagen kann, was ich möchte.
Was will ich denn eigentlich?!
Diese Frage stelle ich mir auch bei einem Drive-In. Ich bestelle Burger und Pommes Frites. Nach einer Woche intensiven Trainings hat Matt sich einen großen, saftigen Burger verdient. Mit regelmäßigen Belohnungen bleibt er bestimmt motiviert.
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Ich parke auf dem großzügigen Parkplatz und greife nach meinem Smartphone. Da ich ganz vergessen hatte, den Ton anzustellen, habe ich Matts Antworten verpasst.
‚Dann springe ich unter die Dusche und schrubbe mich ganz besonders gründlich für dich.‘
‚Doublechecked. Parkplatz D lassen sie dich rein, weil du mein kleiner VIB bist. Das heißt übrigens very important Baby.‘
Ich schmunzle über Matts Nachricht, schüttle aber dabei den Kopf. Von nun an bin ich also ein VIB, gut zu wissen.
‚Ich bin jetzt auf dem Parkplatz. Kommst du raus oder muss ich dich suchen?‘
Ich drücke auf ‚senden‘ und genau in dem Moment klopft jemand gegen die Fensterscheibe an der Fahrerseite. Vor Schreck gebe ich ein leises Quietschen von mir. Ich erschrecke mich sogar so sehr, dass mir mein Smartphone aus der Hand fällt.
„Ich wollte dich nicht erschrecken“, erklingt Matts dumpfe Stimme neben mir. Ich betätige einen Knopf, sodass er die verschlossene Tür öffnen kann. „Hey, Baby.“
Nachdem ich einmal durchgeatmet habe, lächle ich wieder. „Hey.“ Es ist ein kleines Kunststück mich blind vorzutasten, doch dann fische ich mein Smartphone zwischen den Pedalen hervor.
„Oh nein, du hast sogar dein Smartphone fallen lassen. Tut mir leid.“ Dass Matt amüsiert ist, kann ich deutlich hören. Ich blicke auf mein Display. In dem Textfeld stehen einige, wirre Buchstaben, die ich gleich lösche und das Display im Anschluss sperre.
„Ja, das war nicht der Auftritt, den ich wollte. Ich wollte die verführerische, sexy Freundin sein, die in Zeitlupe über den Parkplatz geht und dabei ihre Sonnenbrille abnimmt.“ Um das zu demonstrieren nehme ich meine Sonnenbrille ab und schüttle leicht den Kopf, was meinen Freund zum Lachen bringt.
„In meinem Kopf sieht das ziemlich gut aus.“
„In meinem auch.“ Ich zeige Matt die Tüte vom Fahrersitz. „Hier, Burger für meinen hungrigen Bär.“
„Du weißt, wie man einen Mann beeindruckt.“
Ich schnappe mir meine Tasche und während Matt um den Wagen geht, um neben mir einzusteigen, lasse ich ein Kondom in meinem BH verschwinden. Die Ecken der Verpackung pieken zwar ein wenig auf meiner Haut, doch Schutz ist sehr wichtig.
Matt setzt sich neben mich und lehnt sich sofort in meine Richtung. Wir küssen uns innig. Ich bin sofort versucht, mein sexy Geheimnis platzen zu lassen und auf der Stelle auf seinen Schoß zu klettern, doch in meinem Bentley ist nicht genug Platz um wirklich guten Sex zu haben, außerdem möchte ich die Sitze nicht ruinieren. Ich spüre deutlich, wie sehr ich mich zurückhalten muss, um Matt nicht anzuspringen.
Zusammen fahren wir in das Hotel, in dem Matt sein Zimmer gebucht hat. Es ist nur einen Katzensprung vom Camp entfernt. Der Weg über den Parkplatz des Hotels ist mir doch ein wenig unangenehmer, als ich es vermutet hatte. Familien mit Kindern zu sehen, verleiht dem sexy Geheimnis doch eine sehr unsinnliche Note. Ein eigentlich angenehmer Windhauch bringt mich dazu, beide Hände sofort an den Stoff meines kurzen Kleides zu legen. Wer auch immer den dämlichen Artikel verfasst hat, läuft gerade Gefahr sehr unfreundliche Fanpost von mir zu bekommen. Ich fühle mich gerade nicht besonders frei und schon gar nicht sexy!
Glücklicherweise finden wir uns schnell in Matts Zimmer ein. Er stellt die Tüte auf einem Tisch ab. Das Hotelzimmer ist nicht besonders groß, aber dafür schön eingerichtet. Es gibt ein schlichtes, aber modernes Doppelbett, ein kleines Badezimmer und einen Wandschrank für Kleidung. Eine halbe Küchenzeile mit einem kleinen Kühlschrank und einer Kapsel-Kaffeemaschine rundet das kleine Zimmer ab. Der Fernseher an der Wand ist wohl der größte Luxus in dem Raum. Ich erinnere mich, dass das Hotel einige Freizeitangebote hat. Es ist sicher nicht unüblich, dass die Spieler hier zusammen Drinks an der Bar einnehmen. Ein besonderer Pluspunkt für mich ist natürlich der Pool oder zumindest der Gedanke daran, dass es einen gibt, nutzen möchte ich im Moment nur das bequem aussehende Bett.
Ich stelle meine Tasche auf den Tisch neben die Tüte und bin noch dabei, mich umzusehen, da legt Matt seine Arme um meine Taille. „Du hast mir gefehlt.“ Matts Lippen finden ihren Weg zu meinem Hals. Ich spüre deutlich, was er von mir möchte. Die Trainingshose ist nicht gut darin, sein Vorhaben zu verstecken. Ich löse mich aus seinem Griff und drehe mich in seine Richtung. Mit einem Lächeln sehe ich zu ihm auf und lege meine Hand an den Ausschnitt meines Kleides. Fast schon beiläufig enttarnen meine Finger das vorbereitete Kondom. Matts Grinsen wird breiter. Er greift nach meiner Hüfte und hebt mich an. Ich werde sanft ins Bett geworfen. Matt kommt sofort hinterher und zieht sein Shirt aus, das er achtlos zu Boden wirft.
Ich beschließe, mein kleines Geheimnis zu lüften. „Ich habe eine Überraschung für dich.“
„Eine Überraschung?“ Mit meinen Fingern streiche ich über mein Bein. Ich schiebe mein verrutschtes Kleid immer höher und höher, bis ich schließlich bei meinem Hüftknochen halte. Interessiert verfolgt Matt meinen Bewegungen. Er scheint nicht ganz zu verstehen, doch nach wenigen Sekunden leuchtet es ihm doch ein. „Du trägst kein Höschen. Das ist heiß.“ Matt grinst breit. Mein Freund macht sich wohl keine weiteren Gedanken, denn er zieht sich fast schon hektisch seine restlichen Klamotten aus. Mit einem verlangenden Brummen fällt er wieder über mich her und küsst meinen Hals. Er schiebt seine Hand zwischen meine Beine und berührt mich erst vorsichtig, doch dann dringt er mit Zeige- und Mittelfinger in mich ein. Verlangend vergrabe ich meine Hand in seinen Haaren.
„Das hat mir so sehr gefehlt“, gebe ich leise von mir.
Ich genieße seinen warmen Körper so nah an meinem. Matt küsst meinen Hals, mein Schlüsselbein und schließlich eine meiner Brüste. Ich stöhne und drücke mich Matt entgegen, doch er nimmt seine Hand von mir. Erst bin ich enttäuscht, dass er meine körperliche Reaktion missversteht, doch dann packt er mich an den Schenkeln, um mich in Position zu ziehen. Mit seinem Penis massiert er meine Klitoris. Vor Genuss schließe ich die Augen. Es tut so gut, ihn wieder richtig zu spüren. Bevor mein Verlangen nach Sex meine Vernunft überstimmen kann, ziehe ich das Kondom aus meinem BH und öffne es, dabei sehe ich Matt wieder an. Er beugt sich über mich, nimmt mir das Kondom ab und verwickelt mich in einen tiefen Kuss. Matt bewegt sich geschmeidig gegen mich. Die Gefühle, die er in mir auslöst kann ich nicht weiter für mich behalten.
„Ich will dich. Jetzt.“
Ein fieses, kleines Grinsen umspielt seine Lippen, als er sich wieder meinem Hals widmet. Matt streichelt meinen Schenkel. Seine Berührungen sind fest und bestimmt, fast als müsste er sichergehen, dass ich auch wirklich in seinem Bett liege. Ich lasse meine Finger zwischen meine Beine gleiten und fasse mich selbst an, um mich noch mehr in Stimmung zu bringen. Matt richtet sich auf und mustert meinen Körper. Ich schließe die Augen ein weiteres Mal. Ich spüre, dass er das Kondom trägt, als er mit seinem Penis über meine Finger streicht. Schnell findet er seinen Weg und dringt in mich ein. Ich hatte fast vergessen, wie hart er werden kann, wenn er ein paar Tage abstinent war. Es fühlt sich verdammt gut an, als er beginnt, zuzustoßen. Matt ist sanft zu mir. Ich drücke mich ihm entgegen, während ich mich weiterhin anfasse. Ich kann Matt leise stöhnen hören. Er hält mich mit beiden Händen an der Hüfte fest, während er zustößt. Das Bett unter uns quietscht ein wenig, doch ich versuche, das Geräusch zu verdrängen und zu vergessen. Mein Freund wird ein wenig schneller, dann kommt er auch schon zu seinem Höhepunkt. Er brummt genüsslich und bewegt mich nur noch sehr sanft gegen sich. Ich schreie innerlich nach mehr, doch Matt will bereits wieder Abstand nehmen. Mit meinen Schenkeln halte ich ihn fest. Sein Blick ist fragend, als ich ihm direkt in die Augen starre.
„Wage es nicht, jetzt ins Badezimmer zu verschwinden. Du schuldest mir einen verdammten Orgasmus. Ich bin ohne Höschen hierhergefahren und ich habe es verdient, anständig gefickt zu werden!“
Matt ist von meinen Worten erschrocken. Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das gerade gesagt habe. Da er nicht weiß, wie er mit dieser Sache umgehen soll, hält er Inne. Ich setze mich auf, greife nach Matts Arm und ziehe ihn zu mir, überlege es mir aber schnell anders und drücke ihn in die Matratze. Er ist so überrumpelt, dass er mich einfach machen lässt. Es ist ein wenig umständlich, doch dann klettere ich auf ihn und sorge dafür, dass ich bekomme, was ich wollte. Matts Penis verliert leider schon an Härte, als ich mich auf ihn setze und beginne, ihn zu reiten. Ich stütze mich an seiner Brust ab, während ich mein Becken auf und ab bewege und mich dabei immer wieder gegen ihn drücke. Matts Gesicht verrät, dass es für ihn nicht besonders angenehm ist, doch darauf nehme ich kurz vor meinem Höhepunkt keine Rücksicht mehr. Es braucht nur weitere, wenige Sekunden, dann erreiche ich endlich das Glücksgefühl, nachdem ich mich schon so lange sehne. Schwer atmend, aber befriedigt bleibe ich auf Matt sitzen. Die Glücksgefühle, die mir dieser Orgasmus gebracht hat, bringen mich zum Lächeln. Ihn in mir zu spüren, tut gut. Matt streichelt über meinen Schenkel.
„Da hat sich wohl ganz schön was angestaut.“
„Ja“, antworte ich atemlos.
„Darf ich jetzt ins Bad?“
„Nach mir, ja.“
Ich nehme Abstand. Matts Penis gleitet aus mir. Ich bin vorsichtig, als ich von ihm steige. Er reicht mir die Hand, sodass ich vom Bett aufstehen kann. Ich halte mich nur kurz fest, denn sobald ich auf dem Boden stehe, streiche ich mein Kleid glatt. Im Vorbeigehen nehme ich meine Tasche und schließe die Badezimmertür hinter mir. Da ich jetzt einen Moment für mich brauche, drehe ich den Schlüssel im Schloss. Im Spiegel sehe ich wie fertig ich aussehe. Eher schlecht als recht drücke ich mein zerzaustes Haar platt und benutze im Anschluss die Toilette. Da ich die nervenzerreißende Situation am Parkplatz nicht noch einmal durchmachen möchte, fische ich meinen Slip aus meiner Tasche und ziehe ihn an. Mit Unterwäsche fühle ich mich doch deutlich wohler als ohne. Ich nehme mir noch viel Zeit, mir die Hände zu waschen. Matt jetzt gegenüberzutreten könnte peinlich werden. Ich kann nicht glauben, was ich vorhin gesagt habe. Eigentlich wollte ich das Thema nach dem Camp ansprechen. Ich wollte darüber reden, wenn Matt weniger gestresst ist. Ich wollte keinesfalls mit der Tür ins Haus fallen und schon gar nicht, während wir gerade Sex haben.
Etwas beschämt verlasse ich das Badezimmer. Matt geht an mir vorbei, bleibt kurz stehen, um meine Schläfe zu küssen und betritt dann schließlich selbst das Badezimmer. Während ich auf ihn warte, setze ich mich an den kleinen Tisch. Das Essen ist bestimmt noch warm.
Matt setzt sich zu mir und öffnet gleich die Tüte. Er reicht mir einen der Burger und eine Tüte Fritten, dann bedient er sich selbst.
„Bist du jetzt wütend auf mich?“, frage ich ihn.
„Es klang eher so, als wärst du wütend auf mich“, entgegnet er mir. Ohne aufzusehen, öffnet er das Papier und beißt schon in seinen Burger.
„Wütend nicht, nur vielleicht sexuell frustriert.“
„Wir haben doch ständig Sex.“
„Ja, das schon, aber es ist kein guter Sex. Meistens sind wir viel zu schnell fertig, ohne dass ich meinen Spaß daran hatte.“
Kauend sieht Matt mich an, dann beißt er ein weiteres Mal in seinen Burger. Etwas enttäuscht greife ich nach meinen Fritten und esse eine davon. Sie sind zwar ein wenig weich und nicht mehr besonders knusprig, aber so mag ich sie eigentlich am liebsten. „Und wieso hast du nie etwas gesagt? Das muss ganz schön scheiße gewesen sein, wenn du mich fast schon anschreist, während mein Schwanz noch in dir steckt.“
Ich meide Matts Blick und greife mir dann den Veggie-Burger. „Keine Ahnung.“
„Wenn du mir nicht sagst, dass du nicht gekommen bist, merk ich das ja nicht. Wenn du es vortäuschst übrigens auch nicht. Wir hätten darüber echt reden können. Dass du mir das so ins Gesicht drückst und mich dann reitest, dass ich Angst habe, dass du mir gleich den Schwanz brichst, musste echt nicht sein.“
Ich lasse meinen Burger sinken und sehe Matt genervt an. „Ja, ich weiß, es war nicht der beste Zeitpunkt, aber es ist einfach so rausgeplatzt. Ich wollte heiß und sexy sein und war auch das erste Mal seit langem mal wieder richtig in Stimmung und dann bin ich trotzdem nicht schnell genug und komme wieder nicht auf meine Kosten.“ Ich packe meinen Burger wieder ein. Der Appetit ist mir vergangen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Matt.“
„Was anderes als dass ich scheiße im Bett bin und das Durchhaltevermögen eines geilen Teenagers habe, wäre schon mal ein Anfang.“
„Das habe ich mit keinem einzigen Wort erwähnt“, antworte ich ihm.
„So kam es aber an. Ich habe dich vermisst und da geht das eben manchmal schneller. Tut mir leid, dass ich es dir nicht richtig besorgen kann.“
„Du bist unfair.“
„Nein, du bist unfair“, antwortet er verstimmt. „Wenn du ein Problem hast, sprich es doch gleich an, anstatt mir das Gefühl zu geben, dass alles okay ist. Woher soll ich wissen, dass du keinen Spaß hast, wenn du es mir nicht sagst?“
„Ich sage es dir jetzt und du reitest darauf herum, dass ich nichts gesagt habe.“
„Ich habe mich entschuldigt.“
Erwartungsvoll sehe ich ihn an. „Und das war alles? Versuchen wir nicht, das Problem zu lösen?“
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“
„Dann willst du nicht darüber sprechen?“ Matt zuckt mit den Schultern und beißt wieder in seinen Burger. Ich nicke. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“ Verletzt greife ich nach meiner Tasche und werfe meinen Burger hinein.
„Ist das dein Ernst?“
„Ja. Wenn du nicht darüber reden willst, dann will ich gehen. Schweigen kann ich alleine genauso gut, nur dass ich dabei auch am Pool liegen könnte.“
„Gut, dann hau eben ab.“
Ich presse meine Lippen zusammen, um nicht zu weinen. Matt soll nicht sehen, wie sehr mich meine eigene Entscheidung und auch dieses verdammte destruktive Gespräch verletzt. Dass wir das Problem nicht an einem Tag lösen, weiß ich selbst, aber gar nicht erst darüber zu reden, hilft überhaupt nicht. Ich steige in meine Schuhe und öffne die Tür. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, gehe ich, ohne mich zu verabschieden.
Enttäuscht verlasse ich das Gebäude. Ich gehe über den heißen Parkplatz. Die Nachmittagssonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Durch meine offenen Schuhe kann ich die aufsteigende Hitze des Asphalts deutlich spüren. Eine Abkühlung kann gar nicht früh genug kommen.
Ich öffne die Fahrertür, dann lasse ich mich auf meinen Sitz sinken. Die Hitze des aufgewärmten Leders ist durch mein Sitzkissen glücklicherweise so stark gedämpft, dass ich sie kaum wahrnehme. Die stickige Luft ist leider weniger barmherzig. Ich lege meine Hand an meinen Mund und beginne zu schluchzen. So habe ich mir mein Wochenende ganz und gar nicht vorgestellt.
Wieso konnte ich nicht einfach still sein?
Wäre es denn wirklich so schlimm gewesen, mich auch heute wieder selbst um mein Problem zu kümmern oder es zu ignorieren?
Schnell reiße ich mich wieder zusammen und ziehe die Tür neben mir zu. Im Rückspiegel kontrolliere ich mein Aussehen. Ganz vorsichtig und mit zittrigen Fingern wische ich den leicht verschmierten Mascara weg. Ich verstecke meine Augen hinter meiner Sonnenbrille und lehne mich zurück, schrecke jedoch gleich wieder hoch.
„Au, scheiße, verdammt!“
Mein nächstes Auto wird keine verdammten Ledersitze haben!
Ich nehme mir noch einen Moment, um mich wieder zusammenzureißen, dann starte ich den Wagen und fahre los. Es war dumm von mir, das Gespräch so zu führen, wie ich es gemacht habe. Ich bin wütend und bereue jedes einzelne Wort. Dass ich Matt so sehr angefahren habe und ihm das Gefühl gegeben habe, dass er nicht gut genug ist, bereue ich am meisten. Ich wollte ihm nicht wehtun. Dass ich jetzt nach Hause fahre, macht die Sache wahrscheinlich nicht besser. Um meine Gedanken zu übertönen, schalte ich das Radio ein. Vielleicht ist es aber auch gut, wenn wir noch ein paar Tage getrennt sind, bevor wir uns wiedersehen.
Zuhause parke ich gleich in der Garage. Ich sehe zu, dass ich meine Kleidung so schnell wie möglich loswerde. Raus aus den unbequemen Schuhen, dem kurzen Kleid und dem einengenden BH. Ich schlüpfe in ein weites Shirt und einer kurzen Shorts, dann schnappe ich mir meinen ausgekühlten Burger und eine große Packung Eis aus dem Kühlfach.
Frustriert über meine eigene Dummheit esse ich meinen Burger vor dem Fernseher. Ich lege meine Füße auf den Couchtisch, nutze meine Brüste als Teller und mache einen großen Bissen. Wenn die Situation wieder abgekühlt ist, muss ich mich bei Matt entschuldigen. Kein Mann will von seiner Freundin hören, dass er nicht mannsgenug ist. Schon gar nicht, wenn man gerade Sex hat. Keine Ahnung, wie ich das wiedergutmachen soll. Ich sehe zu dem angelaufenen Eisbecher, der auf dem Couchtisch auf mich wartet. Den Freitag mit Chocolatechip-Eiscreme zu verbringen ist bestimmt nicht die schlimmste Art, in das Wochenende zu starten, aber auch nicht unbedingt die beste…