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KAPITEL 24
Happy Halloween
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„Hey!“, werden wir enthusiastisch von Amber begrüßt. Sie spricht laut genug, um die Musik zu übertönen, die aus dem Haus dröhnt. In ihrer Hand hält sie einen blutroten Cocktail, passend zu ihrem sexy Vampirkostüm. Meine Freundin nimmt erst mich und dann Matt freudig in den Arm. „Ihr seht richtig heiß aus.“ Mit einem breiten Grinsen sieht sie Matt an. „Ein junger Hef, echt ne sexy Idee.“
„Danke. Passend zu meinem liebsten Bunny“, antwortet er und legt einen Arm um mich.
Amber fasst an ihren Brustkorb. „Ich liebe euch beide. Ihr seid so wunderschön. Kommt rein, kommt rein, sonst friert ihr euch noch eure süßen Hintern ab.“ Mit einladender Handgeste bittet sie uns ins Haus, dann schließt sie die Tür hinter uns. Kaum haben wir unsere Jacken abgelegt, werden wir schon von einem Kellner mit Alkohol versorgt.
Matt lehnt zwar ab, ich greife jedoch gerne zu dem blutroten Cocktail. Heute Abend werde ich mich richtig amüsieren und dazu gehört natürlich die kulinarische Vielfalt, die uns auf Ambers Halloweenparty geboten wird. „Uh, der sieht ja lecker aus.“
„Das Blut meiner Feinde“, scherzt meine Freundin, ehe sie einen Schluck trinkt. Interessiert mustere ich das elegante Glas in meiner Hand. Auf dem schwarzen Strohhalm sind einige Kirschen aufgespießt. Ich kann nicht anders, als den Strohhalm aus meinem Glas herauszuziehen und die süßen, von Alkohol triefenden Kirschen sofort zu vernaschen. Mein Strohhalm landet wieder in meinem Getränk. Kauend sehe ich zu Amber. „Brooke ist auch ein Bunny, ihr solltet unbedingt einen Dreier machen“, erklärt Amber und sieht sich dabei um, wahrscheinlich um Brookes Bunnyohren zu entdecken.
„Du meinst wohl ein Selfie zu dritt, richtig?“, fragt Matt nach, worauf Amber breit grinst. Sie trinkt noch einmal von ihrem Glas, dann antwortet sie frech: „Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.“ Sie zwinkert.
Matt lacht. „Vielleicht solltest du zwischendurch mal ein Glas Wasser trinken.“
„Sei nicht immer so ein Spießer“, entgegnet Amber ihm. „Ein Drink schadet dir nicht, Footballstar.“
„Wisst ihr was? Gegen das Selfie habe ich nichts einzuwenden“, antworte ich amüsiert und nehme Matt an der Hand. „Na komm, Hef, wir suchen dir noch ein Bunny.“
„Okay.“
„Viel Spaß, ihr beiden!“
Unter den Partygästen entdecke ich recht schnell weitere Bunnyohren. „Brooke!“, begrüße ich sie und lasse Matts Hand los.
„Oh mein Gott, Ilaria, du siehst so süß aus“, freut sie sich. Ich drehe mich einmal im Kreis, um den hautengen Bodysuit zu präsentieren und wackle dann mit meinem Hintern, um das flauschige Schwänzchen gut in Szene zu setzen. „Komm her, Süße. Wir machen ein Selfie.“
Ich schmiege mich an Brookes Seite und sie hebt ihre Hand, um ein Selfie von uns beiden zu machen. Nach einigen Fotos nimmt sie ihre Hand wieder hinunter und wir sehen uns die Bilder an. „Welches?“
Mit meinem Finger wische ich über ihr Display. „Das hier.“
„Ganz meine Meinung.“ Während sie das Foto hochlädt, trinke ich von meinem Cocktail. „Nicht weglaufen, Matt.“
Wir bitten einen der Partygäste, ein Foto von uns dreien zu machen. Auch dieses Bild lädt Brooke gleich hoch, außerdem schickt sie mir die Selfies, die wir gemacht haben. Schluck für Schluck trinke ich mein Glas leer. Bereits jetzt spüre ich den Alkohol in meinem Blut. Meine Wangen fühlen sich ein wenig betäubt an.
Brooke und Matt unterhalten sich über das letzte Spiel, also nutze ich die Gelegenheit, mir einen weiteren Drink zu besorgen. Von einem der Kellner bekomme ich ein neues Getränk, dann spaziere ich damit durch die Partygäste. Einige der Gäste erkenne ich wieder. Freunde von Amber und Brooke und auch einige von Matts besten Freunden sind anwesend. Ich winke Hailey zu, die sich gerade mit Ambers Mann unterhält. Sie erwidert mein Winken. Sie macht sich gut als sexy Krankenschwester.
„Hey, sexy Bunny“, höre ich Ambers Stimme an meinem Ohr. Ich drehe mich zu ihr, da legt sie mir den Arm um die Schultern. „Selfie?“
„Gerne“, antworte ich ihr und schon lächle ich in die Kamera. Nach einigen Bildern lässt sie ihr Smartphone sinken und versteckt es an ihrer Brust.
„Kurze Frage. Wie aufgeschlossen seid ihr für die Afterparty?“
Ich nehme ein wenig Abstand von Amber. „Ist es eine Sexparty?“
„Ja“, antwortet sie unverblümt. „Nur die heißesten und potentesten Kerle und viele, viele schöne Frauen, eine heißer als die andere.“
„Amber, ich kann nicht.“
„Aber Süße, du hast dich doch über dein Sexleben beschwert. Du sagst doch, dass es nicht läuft. Und ich hätte da einen Kerl, der wäre wie perfekt für dich. Salvatore liebt harten Sex, aber er ist dabei nicht eklig, sondern respektvoll und er lässt dich erst gehen, wenn du vollkommen zufrieden bist.“ Ich nehme zwei große Schlucke von meinem Cocktail. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ernsthaft darüber nachdenke, an der Party teilzunehmen. Es fehlt mir, beim Sex auf meine Kosten zu kommen und es fehlt mir, mich wieder richtig sexy und begehrt zu fühlen. Resignierend schüttle ich den Kopf. „Tut mir leid, Amber. Das klingt verlockend, aber ich kann nicht. Ich kann Matt nicht betrügen, das geht nicht.“
„Aber nein, Süße, das ist doch kein Betrug.“ Sie streichelt meinen Oberarm. „Da geht es doch nicht um Liebe, sondern darum, ein körperliches Bedürfnis zu stillen und glaub mir, das brauchst du. Sehr sogar. Das ist als hättest du Hunger und du besorgst dir einen Hotdog. Verstehst du?“
Ambers Metapher ist sehr anschaulich. „Wenn Matt es nicht weiß, dann betrüge ich ihn.“
„Aber er weiß das doch. Ich schließe den großen Kerl natürlich nicht aus.“ Amber tanzt zur Musik. „Komm schon. Ich frag ihn für dich und sage, dass du einverstanden wärst, wenn er es auch ist.“
„Amber, nein, bitte. Ich wäre schon neugierig, aber wie sieht das denn aus, wenn ich mich vor Sex mit ihm drücke, aber auf eine deiner Partys gehen will.“ Seufzend sehe ich auf mein Glas und trinke es dann leer. Wenn ich heute nur genug trinke, bin ich so fertig, dass Matt mich nach Hause tragen muss. Dann muss ich mir um das alles keine Sorgen machen. „Es geht nicht.“
„Ich verstehe.“ Amber sieht mich mitleidig an. „Aber irgendwann musst du das in den Griff bekommen, Ilaria. Das tut dir nicht gut. Sex ist wichtig. Wir brauchen das, um zufrieden zu sein und dass du nicht zufrieden bist, sieht sogar ein Blinder mit Krückstock.“
„Ja, wenn das nur so einfach wäre.“ Ich sehe auf mein leeres Glas und nasche dann die süßen Kirschen von meinem Strohhalm.
„Soll ich mit ihm reden?“
Ich schüttle den Kopf. „Oh nein, bloß nicht“, bitte ich sie. „Er würde das nicht gut auffassen. Matt kann damit schwer umgehen, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Ja, die Männlichkeit, ich weiß, ich weiß. Keine Ahnung, wieso die Kerle da so ein Problem haben.“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich überleg' mir was, ja? Aber in der Zwischenzeit trinkst du noch ein wenig.“ Sie nimmt ein Glas von einem Tablett eines Kellners und reicht es mir, dabei nimmt sie mir mein leeres Glas ab. „Amüsier' dich.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen nimmt sie Abstand von mir. Ich bleibe mit meinem blutroten Cocktail zurück. Seufzend blicke ich durch die gut gelaunte Menge. Ich führe den Strohhalm zu meinen Lippen und trinke einen Schluck. All die anderen Partygäste sind gut gelaunt und wirken zufrieden, während ich wahrscheinlich wieder so aussehe, als würde ich lieber zu Hause im Bett liegen. Das muss ich unbedingt ändern.
· • ❀ • ·
Mit genügend Alkohol in meinem System werde ich tatsächlich lockerer. Ich tanze mit Matt und meinen Freundinnen. Ich posiere für Selfies und Gruppenfotos und unterhalte mich mit so vielen Menschen wie möglich, um mein Bedürfnis nach neuen sozialen Kontakten zu stillen. Auch das Essen des heutigen Abends bleibt natürlich nicht unbeachtet. Wenn ich trinke werde ich immer besonders hungrig.
Matt begleitet mich nach draußen, damit ich ein wenig Luft schnappen kann. Mein angetrunkener Kopf kann das gerade sehr gut gebrauchen. Ich schlinge mich um Matts Arm und lehne mich gegen ihn. Da es draußen erschreckend still ist, will ich diese Stille sofort füllen, also fange ich an zu erzählen: „Es tut total gut mal draußen zu sein. Also draußen in der Welt. Und auch hier draußen.“ Matt lacht. „Ja, du weißt doch, was ich meine. Bin ja immer nur zu Hause und sitze rum, wie so ein Hund, aber heute ist richtig toll.“
„Freut mich, dass du heute so viel Spaß hast.“
„Ja, mich auch.“ Ich löse mich von Matt und sehe zu ihm nach oben. „Weißt du, wir könnten heute noch viel mehr Spaß haben.“ Grinsend mache ich einen Schritt, sodass ich nun nicht mehr neben ihm, sondern vor ihm stehe. „Willst du Spaß haben?“ Ich mustere Matt sehr auffällig, damit er ganz genau weiß, was ich sagen möchte.
„Ich hab' Spaß, Baby.“
„Ja, aber noch mehr Spaß, Matt.“ Ich streiche über seine Brust. „Amber gibt eine sexy Afterparty und sie hat uns eingeladen.“ Da Matt noch nicht begeistert aussieht, versuche ich, meine Reize einzusetzen, um ihn aufzulockern und vielleicht sogar zu überreden. Mit meinen Oberarmen drücke ich dezent meine Brüste zusammen, damit sie voller und praller werden. „Ich glaube, dass uns das richtig tollen Schwung bringen wird. Du und ich haben tollen Sex. Du suchst dir ein hübsches Mädchen aus und ich einen heißen Kerl und wenn wir zufrieden sind, dann gehen wir nach Hause.“
„Ich hoffe echt, dass da der Alkohol aus dir spricht und du das nicht wirklich ernstmeinst.“
„Wieso?“, frage ich verwirrt nach.
„Naja, weil ich dachte, dass dir Treue genauso wichtig ist wie mir. Wenn du ernsthaft darauf bestehst mit einem anderen Typen zu schlafen, dann mach ich mir da schon Gedanken.“
Verdutzt sehe ich zu Matt auf, dann schüttle ich den Kopf. „Weiß nicht.“ Ich sehe zu Boden. „Ich würde das ja auch nur machen, wenn du auch willst. Betrügen will ich dich nicht. Das könnte ich auch gar nicht.“ Ich wedle etwas mit meiner Hand herum, während ich die Worte suche, die in meinem Kopf zerstreut herumliegen. „Wäre ja nur für die Party und es ist ja auch nur Sex. Amber macht das ja auch.“
„Ja, aber Amber und Alex sind aber auch Swinger und wir nicht.“
„Aber man kann das ja probieren. Es läuft ja nicht so gut mit uns. Vielleicht hilft das ja. Alles andere geht ja nicht.“
Matt seufzt. „Das liegt aber nicht an mir, sondern daran, dass du ständig Kopfschmerzen hast. Ich wäre bereit gewesen, was Neues auszuprobieren, aber ich falle nicht über dich her, wenn du Migräne hast. Bin doch kein Monster.“
Ich verziehe die Lippen, dann schubse ich Matt, was aber dazu führt, dass ich mich eher von ihm abstoße. „Ups.“ Mit unsicheren Schritten versuche ich, meinen Halt wiederzufinden, da hält Matt mich plötzlich am Arm fest. „Danke. Wär' fast gefallen.“ Obwohl es nicht lustig ist, lache ich darüber, dass ich beinahe gefallen wäre. Gut, irgendwie ist es schon amüsant.
„Ich glaube, dass du für heute genug getrunken hast.“ Matt sorgt dafür, dass ich wieder halbwegs geradestehe, dann zieht er mich sanft an sich und umarmt mich. „Ist dir noch gar nicht kalt?“
„Nein. Kälte ist eine Illusion.“
„Ach, Kälte ist also eine Illusion?“
„Genau, du hast es verstanden.“ Ich lege beide Hände an Matts roten Bademantel und halte mich daran fest. „Weißt du, Matt. Wir könnten uns aber auch anders vergnügen.“
„Was machst du da?“, fragt er amüsiert, als ich ihn in meine Richtung ziehe und rückwärts gehe. „Pass auf, sonst fällst du noch.“ Matt lässt sich von mir ziehen. „Was hast du denn vor, du Verrückte?“
„Nein, nein, das passiert nicht.“ Auch wenn meine Schritte in meinen High Heels etwas unsicher sind, finde ich meinen Weg an die Mauer, an die ich mich nun lehne. Ich versuche mich daran, den Knoten von Matts Gürtel zu öffnen, da fängt er an zu lachen.
„Okay, was wird das denn jetzt?“
„Ich will dich verführen, das ist doch offensichtlich.“
„Hier draußen in der Kälte? Direkt vor dem großen Glasfenster, damit alle zusehen können?“
„Ja, wieso nicht? Die meisten machen das sowieso immer. Und wenn’s ihnen nicht gefällt, müssen sie eben wegschauen. Ist nicht so schlimm.“ Angestrengt arbeite ich an dem Knopf. „Autsch. Mein Nagel.“ Ich schüttle meine Hand und puste dann auf meinen Finger. Mit zusammengekniffenen Augen begutachte ich meinen Finger, doch da er in Ordnung aussieht, widme ich mich schnell wieder Matts Verkleidung. Als ich den Knoten endlich aufbekomme, sehe ich grinsend zu Matt nach oben. Ich strecke mich in seine Richtung und stehle mir einen Kuss von ihm. Erst ist Matt recht teilnahmslos, doch dann fasst er an meine Wange und streichelt mich. „Ich liebe dich, das weißt du doch, oder?“, frage ich ihn, worauf er nickt.
„Und ich liebe dich.“ Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und verwickle Matt in einen Kuss. Zum Glück kann er mir nicht länger widerstehen und erwidert den stürmischen Kuss leidenschaftlich. Etwas ungeschickt versuche ich, mein Bein um Matts Hüfte zu schlingen. Er hält mein Bein fest, sodass ich nicht das Gleichgewicht verliere, dabei löst er allerdings den Kuss. „Nein, das machen wir jetzt nicht, Ilaria. Stell dein Bein schön wieder auf den Boden.“
„Aber ich will dich, Matt. Jetzt sofort.“
„Nein, du bist zu betrunken und ich will nicht, dass du dich nachher schlecht fühlst.“ Er löst meinen Schenkel von seiner Hüfte. Mit seinem anderen Arm hält er mich fest, sodass ich nicht doch noch zu Boden stürze. „Feierabend. Wir gehen nach Hause.“
„Aber ich will noch nicht gehen“, schmolle ich und stampfe mit einem Fuß auf den Boden. „Sei doch nicht so ein Spaßverderber. Ich komme sonst nie raus und jetzt willst du, dass ich nach Hause gehe. Das ist so unfair.“
„Du kannst kaum noch geradestehen und willst mir hier in der Kälte um den Hals fallen. Natürlich darfst du entscheiden, was du tust, aber heute bist du nicht mehr in der Lage klar zu denken, also gehen wir nach Hause.“ Ich verschränke die Arme und sehe stur zur Seite. „Komm, sei kein Kleinkind. Wir fahren nach Hause und ich mach uns noch ein paar Snacks. Du hast bestimmt noch Hunger. Und wenn du noch nicht müde bist, sehen wir uns noch einen Film an.“
„Ich bin kein Kleinkind und ich will hierbleiben“, antworte ich trotzig. Matt reicht mir die Hand und sagt nichts weiter. Ich sehe zu ihm auf. Sein Blick wirkt neutral. Er macht nicht den Eindruck, als würde er mich zu irgendetwas zwingen, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass er es doch tut. Als ein kalter Windhauch an dem Haus vorbeizieht, bemerke ich, dass mir in meinem knappen Kostümchen vielleicht doch ein wenig kalt wird. „Mir ist kalt.“
„Na dann komm, lass uns reingehen.“ Obwohl ich es eigentlich nicht möchte, greife ich nach Matts Hand. „Schon viel besser.“ Mein Freund nimmt mich in den Arm und reibt meinen Rücken. „Du bist ganz schön hartnäckig, wenn du trinkst.“
„Bin ich wohl. Aber ich bin kein Kleinkind.“
„Nein“, antwortet Matt mir. In seiner Stimme kann ich deutlich erkennen, dass er sich über mich lustig macht. „Es ist ganz natürlich, dass du eine Schmolllippe ziehst und auf den Boden aufstampfst.“ Nun lacht er, dabei hört er aber nicht auf, mir den Rücken zu reiben. „Sah aber trotzdem süß aus. Das muss man dir lassen. Liegt vielleicht an den Bunnyohren.“
Ich lehne meine Stirn gegen Matts Brust. Meine Augen sind geschlossen. Ich spüre deutlich, wie die Welt sich dreht. Sie dreht sich viel schneller, als ich es gewohnt bin. „Mir ist ein bisschen übel.“
„Musst du dich übergeben?“, fragt Matt, doch es ist bereits zu spät. Mein Körper kann den vielen Alkohol nicht länger bei sich behalten. Hustend übergebe ich mich. „Ach, Scheiße! Ilaria!“ Matt drückt mich von sich. Ich kann mich noch an der Wand abstützen, da übergebe ich mich mit einem weiteren Schwall. „Das musste jetzt unbedingt sein, hm?“ Ich sehe auf und wische mir über den Mund. Matt sieht mich wütend an. Ich habe mich nicht nur auf sein Kostüm, sondern auch auf seine neuen Schuhe übergeben. Sein Blick schüchtert mich so sehr ein, dass ich nicht anders kann. Ich fange an zu schluchzen und kurz darauf fließen schon die ersten Tränen.
„Das-Das wollte ich doch nicht.“
· • ❀ • ·
Nach einer ungewöhnlich langen Fahrt, bei der wir eine Pause einlegen mussten, damit ich mich ein weiteres Mal übergeben kann, finde ich mich irgendwann im Badezimmer des Erdgeschoßes ein. Matt hilft mir, den Zippverschluss meiner Verkleidung zu öffnen. Ich ziehe die Bunnyohren von meinem Kopf und reibe mir anschließend das Auge. Meine falschen Wimpern lassen meine Augenlider so schwer erscheinen, dass ich sie kaum offenhalten kann. Ich ziehe sie ein wenig grobmotorisch von meinen Augenlidern und lasse sie auf dem Rand des Waschbeckens liegen. Das schöne Makeup, dass mich zu einem Playboybunny gemacht hat, wirkt mittlerweile eher so, als würde ich in der Geisterbahn arbeiten.
„Willst du gleich hierbleiben?“, fragt Matt mich. Er hat sein Kostüm, samt Schuhe direkt in die Mülltonne geworfen, noch bevor wir das Haus betreten haben. Dass seine Laune nicht die beste ist, kann ich deutlich sehen, hören und spüren. Ich fühle mich furchtbar.
Etwas zögerlich antworte ich: „Ich will duschen.“
„Schaffst du das alleine?“
„Ja.“ Im Spiegel kann ich sehen, dass ich so furchtbar aussehe, wie ich mich fühle. Je länger ich mich ansehe, desto schlimmer wird es. Mein Haar ist zerzaust, mein Makeup verwischt und meine geröteten Augen runden den Look perfekt ab.
„Bist du sicher? Ich kann auch hier warten, bis du fertig bist.“
„Nein, schon gut.“ Ich wische über meine Augen. Meine Sicht ist ziemlich verschwommen. „Ich schaff das schon. Ich bin schon fast wieder ganz nüchtern, denk ich.“
„Okay. Brauchst du irgendetwas?“
„Meinen Bademantel.“ Matt streichelt meinen Rücken. „Und mein Abschminkzeugs und Wattepads.“
„Wo finde ich das?“
„Im Spiegel ganz links die große Flasche.“
„Gut, bin gleich wieder bei dir.“
„Danke.“
Während Matt meine Sachen holt, schäle ich mich aus dem schwarzen Bodysuit, doch zuerst löse ich die Strümpfe von den Strapshaltern. Ich sehe an mir herunter, um zu prüfen, ob ich sie vielleicht kaputt gemacht habe, doch sie sehen in Ordnung aus. Dadurch, dass ich beim Tanzen geschwitzt habe, fühlt es sich so an, als wäre der Stoff meines Kostüms an meiner Haut festgewachsen. Es braucht ein wenig Kraft, um den Bodysuit über meine Hüfte schieben zu können. Die eingearbeiteten Stäbe haben leichte Abdrücke an meiner Haut hinterlassen. Ich wackle ein wenig mit der Hüfte und schiebe die Verkleidung zu meinen Beinen hinunter. Als sie zu Boden fällt, steige ich heraus. Es fühlt sich gut an, das einengende Kleidungsstück loszuwerden, auch wenn ich zugeben muss, dass mir meine Brüste darin sehr gut gefallen haben.
Matt öffnet die Tür zum Badezimmer. Er stellt ein Glas mit Wasser und mein Mizellenwasser ans Waschbecken, daneben legt er die Wattepads. Meinen Bademantel hängt er an einen der Haken.
„Alles okay?“, fragt er mich, als er mich mustert.
„Mir ist ziemlich übel und mein Hals kratzt“, antworte ich ehrlich.
„Du hast ja auch ganz schön viel gekotzt. Ich wusste gar nicht, dass in dir so viel Platz ist.“
„Haha, sehr witzig.“ Da ich keine Lust mehr habe, halbnackt im Badezimmer herumzustehen, ziehe ich meinen Slip und auch meine Strümpfe aus. Mit meinem Fuß schiebe ich alles auf einen Haufen und fasse dann in die Dusche, um das Wasser anzustellen. „Willst du noch was?“
„Wow, bist du jetzt echt pissig auf mich? Du hast mich angekotzt, nicht umgekehrt, schon vergessen?“
„Nein, aber du starrst mich so an. Das ist unangenehm.“ Ich verteile etwas Mizellenwasser auf einem Wattepad und kümmere mich darum, das Makeup von meinem Gesicht zu bekommen.
„Schon gut, bin schon weg.“
Matt verlässt das Badezimmer und ich werfe die benutzten Wattepads in den Mülleimer. Als ich halbwegs zufrieden mit meinem Gesicht bin, steige ich unter die Dusche. Ich bemerke schnell, dass ich in dieser Dusche gar kein Shampoo habe, doch nach Matt zu rufen oder nach oben zu laufen, um mein Shampoo zu holen, kommt mir anstrengend vor.
Während das Wasser auf mich prasselt, lasse ich den Abend Revue passieren. Ich hätte nicht so viel trinken dürfen. Mein Alkoholkonsum ist in letzter Zeit deutlich gestiegen und ich schäme mich dafür, dass ich immer öfter aus Langeweile zur Flasche greife. Ich spüre immer wieder, dass es mir nicht guttut und heute hat mein Körper mir mehr als deutlich gezeigt, dass Alkohol nichts für mich ist. Ich schäume mich gut ein und wasche mich gründlich, um den Schmutz und die Scham loszuwerden. Irgendwann sind meine Beine so müde, dass ich einfach nur dasitze und das warme Wasser rieseln lasse. Mit beiden Händen streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. Obwohl ich mich gerne in eine kuschelige Decke wickeln möchte, will ich auch genauso gerne sitzen bleiben, um die Wärme des Wassers zu genießen.
Ich sehe auf, als Matt die Dusche öffnet. „Brauchst du das hier vielleicht?“ Er hält mein Shampoo in der Hand.“ Ich nicke, also reicht er es mir. „Soll ich dir helfen? Du sitzt da wie ein Häufchen Elend. Das ist total traurig.“ Ich nehme mein Shampoo an mich und sehe es an, als wäre es ein ganz besonderer Schatz.
„Kannst du mir ein paar Toastscheiben toasten?“
„Was?“ Matt geht in die Knie und sieht mich an.
„Kannst du mir ein paar Toastscheiben in den Toaster werfen?“, wiederhole ich mich, worauf Matt nun nickt.
„Klar. Ich kann auch ein paar der Hash Browns aus dem Tiefkühler in den Airfryer werfen, wenn du willst.“
„Das klingt gut.“
„Okay.“ Er steht wieder auf und schließt die Duschkabine. Ich sehe Matt nach. Die Scheiben beschlagen sehr schnell, doch ich kann trotzdem erkennen, dass er die Tür hinter sich schließt.
Nachdem ich mir nun doch die Haare waschen konnte, kämpfe ich mich aus der Dusche und schlüpfe in meinen Bademantel. Mit einem Handtuch drücke ich das Wasser aus meinen Haaren und binde sie im Anschluss mit einem Gummiband zu einem unordentlichen Dutt.
Im Wohnzimmer erwartet mich Matt. Der Fernseher läuft bereits und die Couch ist ausgezogen, sodass wir die Nacht hier unten verbringen können. Neben der Couch entdecke ich einen Eimer, der ist wohl auch für mich gedacht.
„Dein Snack ist auch gleich fertig.“
„Danke.“ Ich ziehe die Kapuze über meinen Kopf und schleiche mich fast schon an Matt an. Ein wenig beschämt umarme ich ihn und kuschle mich gegen seinen Rücken. „Tut mir leid, wie ich mich heute benommen habe. Und wegen deinen Schuhen.“
„War eklig, aber was solls“, antwortet er. „Jeder trinkt mal zu viel, sowas passiert eben.“
„Du hast mich doch trotzdem noch gern, oder?“
„Klar, dich behalte ich. Für den Rest meines Lebens.“ Matt löst mich von sich, nur um mich dann selbst zu umarmen. Er streichelt meinen Hinterkopf. Obwohl sich der flauschige Stoff des Bademantels zwischen uns befindet, fühlt es sich angenehm an, von ihm liebkost zu werden. Ich atme tief durch. Nach meinem Snack muss ich unbedingt schlafen. Ich bin total fertig und mehr als bereit, die nächsten zwölf Stunden zu schlafen.