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KAPITEL 10
Verdammter Montag
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Die Stimmung zwischen Matt und mir ist frostig. Wir haben das ganze Wochenende nicht telefoniert. Die abendlichen Nachrichten waren sehr kurz und auch Fotos wurden keine ausgetauscht. Ich fürchte, dass ich meine Beziehung kaputt gemacht habe. Es ist meine Schuld, dass es so schlecht läuft. Wieso konnte ich nicht in Ruhe mit ihm sprechen? Natürlich ist er wütend auf mich, wenn ich ihm mein Problem ins Gesicht schreie, anstatt ein konstruktives Gespräch zu führen. Ich wäre auch wütend, wenn man so mit mir umspringt.
In der Küche sitze ich vor einem traurigen Frühstück. Ich bin fast ausschließlich auf mein Smartphone konzentriert. Dass ich bei der Zubereitung nicht ganz bei der Sache war, ist deutlich an meinem Spiegelei zu schmecken. Es ist versalzen und ungenießbar. Widerlich. Ich rümpfe die Nase und schiebe den Teller zur Seite, dann greife ich nach meinem Toast und beiße hinein. An Toast mit Frischkäse kann man glücklicherweise nichts falsch machen. Meine Augen sind auf mein Display gerichtet. Matt hat meine letzte Nachricht gelesen, mir jedoch nicht geantwortet.
Die Fahrt ins Büro ist nicht weniger frustrierend als mein misslungenes Frühstück. Ich habe keine Lust auf Musik. Jeder Song wird weitergedrückt. Die Welt wirkt grau und dunkel und das liegt nicht alleine an meiner Sonnenbrille. Heute ist ein richtiger Montag. Normalerweise bin ich ein fröhlicher Mensch, doch heute kann ich mich gut mit allen Menschen, die Montage hassen, identifizieren.
Mein Arbeitstag beginnt wie viele andere. Ich stelle eine Schachtel mit Cupcakes in den Pausenraum, nehme mir meinen Kaffee und einen der Cupcakes mit zu meinem Tisch und starte meinen Computer. Sarah kommt auf mich zu. Sie bleibt an meinem Tisch stehen, sagt jedoch nichts.
„Kann ich dir helfen?“, frage ich ein wenig verstimmter, als ich es wollte, worauf ich sofort den Kopf sinken lasse. „Entschuldige. Beschissenes Wochenende.“
„Das sieht man“, antwortet sie mir. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“
„Nein, eher nicht“, antworte ich ihr. Mit flinken Fingern logge ich mich ins System ein. „Vielleicht ist es morgen wieder besser.“
„Ich habe etwas gehört, das dich vielleicht trösten könnte.“ Ich sehe zu Sarah auf. „Vielleicht tröstet es dich aber auch nicht und du bist nur noch schlechter gelaunt als jetzt.“
Skeptisch sehe ich Sarah an. Was für eine Nachricht kann das denn sein? „Erzähl es mir“, bitte ich sie und greife nach meinem Cupcake. Ich lehne mich in meinen bequemen Bürostuhl zurück, dabei zupfe ich an dem Papier, in dem der Cupcake eingepackt ist. „Meine Laune kann unmöglich noch mieser werden.“ Nachdem ich das ausgesprochen habe, lächle ich ein wenig. Ich bin selbst darüber verwundert.
„Ich weiß, warum Jake den Zuschlag bekommen hat. Er ist der Sohn der neuen Freundin des Chefs“, erklärt Sarah mir leise.
Ich lasse meinen Cupcake sinken. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Doch, tut mir leid. Hab’s doppelt gecheckt und Fotos auf Social Media gefunden.“
Ich schlucke hart. Die Lust auf meinen Cupcake ist mir vergangen. „Danke, Sarah.“
„Tut mir leid, dass es nicht fair abgelaufen ist. Aber du hast wirklich gute Arbeit geleistet und du kannst stolz auf dich sein.“
„Ja, danke. Das ist leider nur ein sehr schwacher Trost.“
Sarah schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, das ich eher unmotiviert erwidere, dann verlässt sie meinen Tisch und widmet sich ihrer Arbeit. Ich hingegen ziehe mein Smartphone aus meiner Tasche und überprüfe, ob Matt mir zurückgeschrieben hat. Im Moment würde ich ihn am liebsten anrufen und mich bei ihm ausheulen. Noch besser wäre es, wenn er mich in seine Arme nehmen und mich fest an sich drücken und beschützen würde, als wäre ich ein Football. Das Gefühl, dass ich wohl immer im Nachteil sein werde, solange Jake hier arbeitet, lässt sich nicht mehr abschütteln. Es dringt immer tiefer in meinen Kopf. Schon bei der Entscheidung habe ich mich ungerecht behandelt gefühlt, aber jetzt die Gewissheit zu haben, dass es eine unfaire Entscheidung war, lässt mich noch mehr zweifeln. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, weiterhin meine Zeit mit diesem Arbeitsplatz zu verschwenden. Zeit, die ich lieber mit Matt verbringen könnte. Zeit, in der ich reisen und viele Städte besuchen könnte.
Vielleicht überstürze ich die Entscheidung, doch das ist mir egal. Ich bin wütend und zwar auf alles. Anstatt mich meiner Arbeit zu widmen, tippe ich eine Kündigung, die ich nach einer kurzen Korrektur sofort ausdrucke und damit zu meinem Teamleiter gehe. Erst zögerlich, doch dann deutlich energischer, klopfe ich an seine Bürotür.
„Ja?“ Ich öffne und trete ein. „Oh, Ilaria. Guten Morgen. Was kann ich für dich tun?“, fragt er mich.
„Darf ich mich setzen?“
„Selbstverständlich. Bitte.“ Er deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
„Danke.“ Ich lasse mich in den bequemen Stuhl sinken und atme tief durch, ehe ich ihm meine Kündigung überreiche. Er nimmt sie entgegen und liest sie, dann sieht er mich erstaunt an. „Ich weiß, es kommt plötzlich.“
„Liegt es an der Präsentation? Du warst wirklich sehr, sehr gut.“
„Nein“, antworte ich mit einer halben Lüge. „Matt braucht meine Unterstützung. Ich will ihn zu seinen Spielen begleiten. Wir haben lange darüber geredet und ich denke, dass es so am besten wäre. Ich mache meinen Job gerne, aber ich will auch für Matt da sein. Leider gibt es da keine gut funktionierenden Kompromisse, deswegen diese Entscheidung.“
Mein Teamleiter seufzt, dann sieht er auf seinen Bildschirm. „Das ist wirklich schade. Alle arbeiten so gerne mit dir zusammen. Immer wenn ich mich umhöre, höre ich nur Positives.“
Ich zucke etwas ratlos mit den Schultern. „Tut mir leid.“
„Dann die üblichen zwei Wochen, hm?“ Er tippt auf seiner Tastatur. Ihm ist anzusehen, dass es ihm leidtut, dass ich das Team verlasse.
„Ja, zwei Wochen.“
„Schickst du mir deine Kündigung noch einmal per Mail?“
„Schon erledigt“, antworte ich ihm.
Er lässt einen Seufzer los. „Warum gehen immer die Guten?“ Die Frage stellt er sich eher selbst, anstatt sie an mich zu richten.
Ich stehe auf. „Dann gehe ich mal wieder an die Arbeit.“
Mein Teamleiter nickt. „Alles klar. Ich leite deine Kündigung weiter.“
„Vielen Dank.“ Ich gehe zur Tür und lege meine Hand an die Klinke.
„Oh, ähm, Ilaria, darf ich dich vielleicht noch um etwas bitten?“
„Natürlich. Worum geht es?“ Ich drehe mich zu meinem Teamleiter um.
„Mein Sohn ist ein ziemlich großer Colts Fan. Könntest du vielleicht…“
Ich kichere. „Ein signierter Football?“
„Oder ein Trikot“, antwortet er ein wenig verlegen. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, dich nicht zu fragen, weil ich dir nicht zu nahetreten wollte und du das bestimmt ständig hörst, aber mein Kleiner hat bald Geburtstag. Das würde ihn bestimmt freuen.“
„Ich sehe, was ich machen kann“, antworte ich mit einem Lächeln.
„Danke. Tausend Dank.“
„Gerne.“
Ich verlasse das Büro, schließe die Tür hinter mir und atme tief durch. Die Gewissheit, dass ich das gerade wirklich getan habe, stürzt auf mich herab. Habe ich gerade tatsächlich meinen Job aufgegeben?
· • ❀ • ·
Mit meinen Füßen im Wasser sitze ich am Pool. Ich beiße genüsslich in meine Pizza. Die Poolbeleuchtung bringt die sanften Wellen im Wasser zum Leuchten und projiziert sie an die Wände unseres Hauses. Obwohl der Abend friedlich ist, bin ich immer noch ziemlich durch den Wind. Matt hat mir immer noch nicht zurückgeschrieben und ich weiß nicht, ob er das überhaupt noch machen wird. Ich habe ihn verletzt und das kann ich nicht so leicht wiedergutmachen. Meine Gedanken drehen sich ständig im Kreis. Wieso habe ich nicht mit ihm geredet? Wieso musste ich so lange warten, bis es aus mir herausplatzt? Wieso ist das alles schon wieder so schiefgelaufen? Wieso mache ich immer alles falsch? Wieso treffe ich immer die dümmsten Entscheidungen?
Mit meiner sauberen Hand drücke ich einen der Knöpfe und lasse das Display meines Smartphones aufleuchten. Immer noch keine Antwort. Mit meinem Zeigefinger tippe ich eine Nachricht an meinen Freund. Ich hoffe zumindest, dass er noch mein Freund ist.
‚Ich hoffe, dass du mich noch magst. Damit will ich dich jetzt nicht zu einer Antwort verführen, aber ich habe meinen Job gekündigt.‘
Ich sende die Nachricht und beiße wieder in meine Pizza. Hinter mir höre ich ein Geräusch, also blicke ich zu der Terrassentür. Vor Überraschung verschlucke ich mich beinahe. Ich huste.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken“, entschuldigt Matt sich.
Ich schaffe es, meine Pizza runterzuschlucken, dann atme ich tief durch. „Matt, was machst du hier?“, frage ich überrascht. „Nicht, dass ich will, dass du wieder gehst! Damit habe ich nur gar nicht gerechnet! Ich bin so froh, dass du hier bist.“
„Nach dem Training bin ich ein freier Mann“, antwortet er. Er tritt auf mich zu und setzt sich dann zu mir auf den Boden. „Ich wollte mit dir reden. Persönlich.“
Ich ziehe meine Beine aus dem Wasser und wende mich Matt zu. „Du machst doch nicht mit mir Schluss, oder?“
„Pff“, gibt er von sich. „Niemals, du bist mein Mädchen.“ Er deutet zu meiner Pizza. „Darf ich?“
„Oh, du bist also gekommen, um mein Abendessen zu stehlen“, antworte ich amüsiert.
Mit einem Grinsen greift er zu. „Nein. Ich war ziemlich angepisst.“ Er beißt in das Pizzastück.
„Ja, es tut mir leid.“
„Mir tuts leid, dass ich so lange nicht geantwortet hab. Das war echt kindisch von mir.“
„Hast du schon deine Nachrichten gecheckt?“
„Nicht, seid ich weggefahren bin“, antwortet er und nimmt schon sein Smartphone aus seiner Hosentasche.
„Die Nachricht wird dir gefallen.“
„Oh, ist es vielleicht ein sexy Selfie?“, fragt er mich. Kichernd gebe ich ihm einen sanften Schubs.
„Nein, kein Selfie.“
„Du hast gekündigt. Wegen mir?“ Matts Blick ist überrascht. „Das ist großartig. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Es war nicht nur wegen dir. Jake ist wohl der Sohn der neuen Freundin des Bosses. Wenn ich nicht die Beste bin, dann kann ich damit leben, aber ich will wenigstens eine faire Chance haben, die Beste zu sein. Und solange die beiden sich das Bett teilen, werde ich wohl immer einen Nachteil haben. Es wird nie fair ablaufen.“
„Oh Mann, Baby, das tut mir leid.“ Matt beugt sich zu mir und küsst meine Schläfe. „Aber jetzt hast du das hinter dir und alles wird besser. Du konzentrierst dich wieder auf die Dinge, die du liebst.“
„Auf dich zum Beispiel?“
Matt lächelt mich an. Er beugt sich ein weiteres Mal in meine Richtung und ich strecke mich ihm gleichzeitig entgegen. Wir küssen uns sanft, dann nimmt er wieder Abstand. „Ich muss aber mit dir reden.“ Er verdrückt den Rest des Pizzastücks. Ich warte, bis er gekaut und hinuntergeschluckt hat. „Eigentlich hätten wir gleich am Freitag reden sollen, aber du hast mich überfallen. Ich war wirklich verdammt angepisst und wusste nicht, wie ich damit umgehen soll. Das war einfach scheiße für mich. Weißt du, ich werde im Training den ganzen Tag gepusht. Die Fans sagen dir, wie toll du bist, dass sie dich lieben und du machst Selfies mit ihnen.“ Matt zuckt mit den Schultern, dann senkt er seine Stimme und spricht weiter: „Und dann sagt deine Freundin dir, dass du sie beim Sex nicht befriedigen kannst. Das ist so eine scheiß Nachricht, vor allem wenn du gerade Sex hast.“
Ich lege meine Hände an meinen Kopf. „Ich weiß, ich weiß und es tut mir so leid. Es tut mir wirklich verdammt leid, Matt. Ich wollte warten bis das Camp vorbei ist, damit wir in Ruhe reden können. Ich wollte nicht, dass du dich stresst und dann hab' ich Idiotin doch alles kaputtgemacht.“
Er nimmt meine Hände hinunter und ich sehe wieder zu ihm. „Wieso hast du nicht gleich was gesagt? Du bist deswegen doch schon länger angepisst. Du bist sonst nicht so aggressiv und wütend. Sag mir doch, was deine Probleme sind. Nicht Wochen oder Monate später. Sag es mir sofort.“
„Ja, das war meine Schuld.“
„Hör auf mit diesem Schuld-Ding. Ilaria, bitte. Mach dich nicht fertig. Ich liebe dich. Du bist meine Traumfrau und ich will, dass es zwischen uns funktioniert.“ Matt streicht durch mein Haar. Wir sehen uns an, doch ich senke meinen Blick schnell wieder. „Vielleicht kannst du dich jetzt ohne den Stress der Arbeit besser entspannen.“
„Ja, das wäre möglich. Es hat vor den Prüfungen angefangen. Kann gut sein, dass ich gestresst bin und dass es deswegen nicht so gut funktioniert.“
„Wir schaffen das zusammen, okay?“ Matt legt seine Hand an mein Kinn und lenkt meinen Blick in seine Richtung. „Lächle wieder. Du siehst so hübsch aus, wenn du lächelst.“
„Sag das nicht. Frauen müssen nicht immer lächeln, um hübsch auszusehen.“
„Tut mir leid. So meinte ich das nicht“, entschuldigt er sich.
„Ich weiß.“
Ein Kuss auf meine Lippen hinterlässt ein sanftes, aber ehrliches Lächeln in meinem Gesicht. Matt zieht mich in seine Arme. Jetzt fühle ich mich tatsächlich wie ein kleiner, gut geschützter Football.
„Ich liebe dich, Matt. Und ich bin so froh, dass du heute da bist. Der Tag auf der Arbeit war so bescheuert. Ich will da morgen gar nicht mehr hingehen.“
„Es ist ja nicht mehr so lange“, antwortet Matt mir. „Zwei Wochen, aber nicht einmal ganz zwei Wochen. Zehn Tage, eigentlich neun, weil du den heutigen Tag überstanden hast. Die vergehen blitzschnell.“
Ich kichere und schmiege meinen Kopf an Matts Schulter. „Mich hat schon lange niemand mehr mit den Mathefähigkeiten der ersten Klasse beeindruckt.“
Matt lacht los, dabei drückt er mich noch ein wenig fester an sich. „Tja, ich bin immer wieder für eine Überraschung gut.“
„Ja, das bist du.“ Matt verwickelt mich in einen Kuss, den ich liebend gerne erwidere. Es ist eine große Erleichterung, dass wir ruhig über unser Problem sprechen konnten, auch wenn wir noch keine Lösung dafür haben. Ich bin aber sicher, dass wir bald eine finden. Wenn wir zusammen daran arbeiten, dann werden wir beide wieder Spaß im Bett haben.
Matt löst sich von meinen Lippen. „Sag mal, hast du noch vor, die Pizza zu essen? Wenn nicht, dann nehme ich sie.“
„Tz, das hättest du wohl gerne.“ Ich will nach einem weiteren Stück greifen, doch Matt ist ein wenig schneller. „Du stiehlst mein Abendessen, du bist so fies!“ Lachend hält Matt mir die Pizza vor mein Gesicht und ich beiße hinein. „Frechheit“, beschwere ich mich kauend. Breit grinsend sieht er mich an, dann nimmt er selbst einen Bissen. Ich lehne mich wieder an ihn. „Bleibst du über Nacht oder musst du wieder weg?“
„Naja, die Fahrt ist nicht lang.“
„Dann bleibst du?“
„Ja“, antwortet Matt mir. „Außer du willst mich nicht.“
„Und ob ich dich will. Ich will dich so sehr, dass ich einem dummen Frauenmagazin geglaubt habe. Ohne Höschen herumzulaufen, was habe ich mir dabei nur gedacht?“ Beschämt lege ich mir eine Hand ins Gesicht.
Matt lacht, doch es ist ein gutmütiges Lachen. Ich bin sicher, dass er sich nicht über mich lustig macht. „Also es war schon irgendwie heiß, aber in Zukunft darfst du Unterwäsche tragen.“
„Das ist ja sehr freundlich und großzügig von dir.“
„Frauenmagazine“, meint Matt amüsiert und schüttelt den Kopf. „Was für ein Quatsch. Wer denkt sich denn diese dämlichen Artikel aus?“
„Beim Lesen kam mir das gar nicht so dämlich vor. Das wirkte sehr logisch. Es hieß, dass ich mich frei fühle und dass mein sexy Geheimnis mir eine verführerische Aura verleiht.“ Nun lacht Matt noch lauter. Also jetzt bin ich sicher, dass er sich über mich lustig macht. Wie konnte ich nur so naiv sein und so einen dummen Rat befolgen? „Ja, lach mich nur aus. Ich war echt dämlich.“
„Entschuldige, das ist nur so typisch du.“ Er schüttelt den Kopf. „Oh, Baby, das ist so süß. Bitte gib den Magazinen nicht so viel Macht über dich. Ich mein, ja, kann man mal probieren, aber das war doch echt eine absurde Idee.“
„Ja, aber es hat dir doch gefallen“, verteidige ich mich und meine Idee, dem Rat zu folgen.
„Klar, weil meine sexy Freundin mich in meinem Hotel besucht hat. Wenn du ein hübsches Höschen getragen hättest, hätte mich das auch nicht gestört. Im Gegenteil. Es ist doch immer schön, wenn man seine Freundin wie ein Geschenk auspacken kann.“
„Dann mache ich mir beim nächsten Mal eine Schleife um die Brüste.“
„Oh, das würde ich lieben. Die kann ich dann mit den Zähnen öffnen und dich vernaschen“, antwortet Matt grinsend, was mich zum Kichern bringt. „Aber dann doch lieber nur für uns im Schlafzimmer, hm?“
„Ja, ja, ich hab’s ja verstanden. Keine Magazin-Experimente mehr.“ Ich bekomme einen Kuss auf die Schläfe.
„Hat es wenigstens funktioniert? Hast du dich frei gefühlt?“, hakt Matt nach. Ich höre eindeutig die Belustigung in seiner Stimme. Im Nachhinein kann ich allerdings selbst darüber lachen. Es war wirklich keine sehr schlaue Entscheidung.
Ich schnaube. „Nein, ganz und gar nicht! Ich habe mich gefühlt, als müsste ich bei jedem Schritt aufpassen, dass Fremde keinen intimen Einblick bekommen. Es war schrecklich. Ganz, ganz fürchterlich. Und peinlich. Gut, dass ich ein Höschen in der Tasche hatte und mit Höschen nach Hause gehen konnte.“ Matt füttert mich wieder mit einem Stück Pizza. Zu meinem Bedauern ist es das letzte Stück. Ich hätte mir doch noch Pasta bestellen sollen.
„Wir finden andere Experimente, die wir dann nur zu zweit durchführen.“
„Das klingt gut.“ Ich beiße noch einmal in meine Pizza. „Matt?“
„Hm?“
„Danke, dass du nicht mehr wütend auf mich bist. Ich war total unsensibel und eine Bitch.“
„Und ich war ein Vierjähriger, der das ganze Wochenende geschmollt hat, anstatt das Problem anzugehen. Wir machen alle Fehler, aber wir stehen dazu und biegen das dann wieder irgendwie hin.“
„Ja, wir biegen das wieder hin“, stimme ich ihm zu. Matt gibt mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
· • ❀ • ·
Matt und ich duschen zusammen. Glücklicherweise ist die Dusche groß genug, um nicht nur Matts breiten, kräftigen Körper zu beherbergen, es ist auch noch genug Platz für mich, ohne, dass ich mich eingeengt fühle. Ich stemme meine Hände gegen die kalten Fliesen. „Ist das gut so?“, erklingt Matts Stimme hinter mir. „Ich will dir nicht wehtun.“
Ich gebe einen genießerischen Laut von mir. „Du kannst ruhig noch kräftiger. Gott, ist das gut.“ Mit geschlossenen Augen genieße ich Matts Berührungen. „Im Liegen ist es aber doch ein bisschen angenehmer.“
Matt lacht, lässt sich allerdings nicht stören. Seine kräftigen Bewegungen bleiben gleichmäßig. „Da widerspreche ich nicht.“
„Hey! Das ist mein Hintern!“, beschwere ich mich, was Matt ein Stückchen zurückweichen lässt. Ich drehe mich zu ihm um.
„Mit Rücken und Schultern bin ich aber schon fertig“, meint er, wobei er mich unschuldig angrinst. „Ich dachte, dass dein Hintern auch ein bisschen Entspannung gebrauchen kann.“
„Ach, weil du mich so lange ohne Antwort hast sitzen lassen?“, ziehe ich ihn auf, was Matt wieder zum Lachen bringt.
„Ja, nehmen wir deine Version, meine hatte mit grabschen zu tun, da komme ich nicht so gut rüber.“
„Du spinnst doch“, entgegne ich Matt. „Lass mich mal zum Wasser.“
Wir tauschen Plätze. Ich habe nicht lange die Gelegenheit, mir den Schaum vom Körper zu waschen, schon nimmt Matt mich von hinten in den Arm. Er küsst meine Schläfe und streicht gleichzeitig über meinen Bauch. Es fühlt sich schön an, ihm so nah zu sein. Man merkt erst, wie sehr man etwas vermisst, wenn man eine Weile darauf verzichten muss.
Matt und ich finden uns im Schlafzimmer ein. Ich merke erst, dass ich meine abendliche Beautyroutine vergessen habe, als ich schon in seinen Armen liege. Wenn ich dafür einen Pickel bekomme, ist es mir den Preis allerdings wert. Wir küssen uns. Matts Berührungen sind zärtlich. Es ist eine willkommene Abwechslung, dass er sich viel Zeit lässt, anstatt über mich herzufallen. Ich lege mein Bein um seine Hüfte und vertiefe unseren Kuss. Matt streicht mein Bein entlang und lässt seine Hand schließlich auf meinem unteren Rücken ruhen. Nicht gehetzt oder bedrängt zu werden, hilft mir sehr dabei, mich zu entspannen. Ich fühle mich wohl und ich möchte mehr. Matt scheint es nicht anders zu gehen. Er drückt mich in die Matratze. Wir sehen uns für einen kurzen Moment an, dann küsst er sanft meine Lippen und öffnet dann die Nachttischschublade.
Ich atme tief durch und schließe meine Augen. Matt streichelt über meine Beine. Er küsst sanft meine Haut. Die Aufregung steigt immer weiter in mir hoch. Ich beschließe, meine Gedanken zu verdrängen, meinen Kopf auszuschalten und mich nur auf meine Gefühle zu konzentrieren. Heute Nacht wird es bestimmt besser als die letzten Male.